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Photovoltaik-Ausbau in Israel kommt voran
Israel präsentiert einen Plan für photovoltaische Kapazitäten von 20 Gigawatt. Die Umsetzung obliegt dem Privatsektor. Das Programm schafft Investitions- und Zulieferchancen.
13.12.2024
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Israel will Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt bauen. Die Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien werden auch angesichts der anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen weiter verfolgt. Das nun vorgelegte Programm dürfte neben Investitionsmöglichkeiten auch Chancen für Zulieferer von Technologien und Dienstleistungen bieten. Seine Umsetzung hängt allerdings von der weiteren Entwicklung im Land und in der Region ab. Die Ankündigung des Energieministeriums bestätigt den Willen, die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu steigern. Bislang produziert Israel den größten Teil des benötigten Stroms aus Erdgas. Der Anteil der erneuerbaren Energien lag 2022 bei etwa 10 Prozent.
Privatsektor setzt die Projekte um
Einige Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium. Abweichungen von den gegenwärtigen Plänen sind daher wahrscheinlich. Gleichwohl zeigt das Programm, dass Israel den Ausbau der Photovoltaik ernsthaft vorantreiben will. Wie die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien generell ist auch die Photovoltaik in Israel privat aufgestellt. Im November bekräftigte das Energieministerium gegenüber Germany Trade and Invest, dies werde auch für das neue Programm gelten.
Die meisten Anlagen werden bodengebunden sein. Photovoltaische Bodenanlagen sind im einstrahlungsreichen Israel gegenüber fossilen Energieträgern konkurrenzfähig, eine Förderung durch staatliche Einspeisetarife ist nicht nötig. Das erhöht ihre Realisierungswahrscheinlichkeit.
Daneben ist auch der Bau einer Photovoltaikanlage an den Innenwänden eines Wasserreservoirs vorgesehen. Das Reservoir liegt in dem an den Gazastreifen grenzenden Landkreis Eshkol. Mittelfristig dürften aufgrund der Landknappheit Doppelnutzungsflächen stärker in den Fokus rücken. Aktuell ist die Stromerzeugung hier jedoch noch deutlich teurer als bei bodengebundenen Anlagen. Der Preis liegt über dem für Strom aus fossilen Quellen.
Investitionsschwerpunkt liegt im Süden Israels
Bis auf zwei Ausnahmen ist der Bau der Anlagen des vorgestellten Programms im einstrahlungsintensiven Landessüden vorgesehen. Insgesamt führt das Energieministerium 13 Projekte auf, die im Rahmen des Programms entstehen sollen.
Bei vier Projekten stehen die gewerblichen Investoren bereits fest. Das israelische Energieunternehmen OPC Energy soll eine 245-Megawatt-Anlage in der Nähe der Industriezone Next Hovav in der Negev-Wüste errichten. Die israelische Tochterfirma der französischen Energiegruppe EdF soll eine Anlage von 200 Megawatt bauen.
Der Baukonzern Shikun & Binui plant eine Anlage von 140 Megawatt, die israelische Energix Group eine 75 Megawatt-Anlage. Für diese vier Projekte soll die Planung Ende 2025 abgeschlossen sein. Die Durchführer der übrigen Vorhaben stehen bisher nicht fest. Sie sollen per Ausschreibung ermittelt werden.
Eines der ausgewiesenen Projekte ist in den Golanhöhen geplant, die international nicht als Teil des israelischen Staatsgebiets anerkannt sind, sondern Syrien zugerechnet werden.
Standort | Kapazität | Federführung | Abschluss des Planungsverfahrens |
---|---|---|---|
Hillel-Wasserreservoir in der Nähe der Grenze zu Gaza | 100 | Ministry of Energy and Infrastructure | erstes Quartal 2025 |
Am Toten Meer | 80 | Ministry of Energy and Infrastructure | drittes Quartal 2025 |
Golanhöhen *) | rund 380 | Ministry of Energy and Infrastructure | zweites Quartal 2026 |
Timna-Region im Süden der Negev-Wüste (mehrere Standorte) | rund 250 | Ministry of Energy and Infrastructure | erstes Quartal 2025 |
In der Nähe der Grenze zu Gaza | rund 1.400 | Ministry of Energy and Infrastructure | drei Jahre nach Genehmigung durch die Armee |
Zentrale Negev-Wüste, östlich der Stadt Beer Sheva | rund 500 | Ministry of Energy and Infrastructure, Israel Land Authority, Authority for Ddevelopment and Settlement of the Bedouin in the Negev | |
Verschiedene Standorte an der Nord- und der Südgrenze Israels | 5.000 | Ministry of Energy and Infrastructure | drei bis vier Jahre nach Beginn der Projektplanung |
Naot-Hovav-Region in der Negev-Wüste | 200 | Israel Land Authority, Energie de France (EdF) | viertees Quartal 2025 |
Naot-Hovav-Region in der Negev-Wüste | 245 | Israel Land Authority, OPC Energy (Privatunternehmen) | viertes Quartal 2025 |
Naot-Hovav-Region in der Negev-Wüste | 75 | Israel Land Authority, Energix (Privatunternehmen) | viertes Quartal 2025 |
Naot-Hovav-Region in der Negev-Wüste | 140 | Israel Land Authority, Shikun & Binui (Privatunternehmen) | viertes Quartal 2025 |
In der Nähe der Stadt Yeruham in der Negev-Wüste | 11.000 | Israel Land Authority und Kommunalbehörden | 2028 |
k.A. | 70 | Israel Land Authority und Kommunalbehörden | 2025 |
Insgesamt | Rund 19.440 |
Wichtiger Schritt zur Erreichung der Ziele für erneuerbare Energien
Das größte vom Energieministerium anvisierte Projekt sieht die Errichtung von 11.000 Megawatt vor. Hierzu gibt es noch wenig konkrete Informationen. Es ist anzunehmen, dass es sich um eine Vielzahl einzelner Anlagen handeln wird. Die Errichtung einer einzigen Photovoltaik-Anlage dieser Größenordnung ist wenig wahrscheinlich. Die Planung soll 2028 abgeschlossen werden. Das Energieministerium bekräftigte auf Anfrage, dass dies zumindest für Kapazitäten von 5.000 Megawatt gelte, die teils im Süden des Landes, aber auch im Norden entstehen sollen.
Bei acht Projekten soll die Planung bereits 2025 abgeschlossen sein. Damit könnten diese Anlagen binnen weniger Jahre ans Netz gehen. Das Energieministerium verspricht sich von dem neuen Programm einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Vorgaben für erneuerbare Energien für das aktuelle Jahrzehnt.
Ziel der Regierung ist es, bis 2030 insgesamt 30 Prozent der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien zu erreichen. Photovoltaik spielt dabei die entscheidende Rolle. Den Planungen zufolge sollen rund 90 Prozent der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten auf Photovoltaik entfallen.
Die Wirkung des vorgestellten Programms reicht allerdings über 2030 hinaus. Beim Großteil der vorgesehenen Kapazitäten wird die Planungsphase frühestens gegen Ende des Jahrzehnts abgeschlossen sein. Damit dürfte der Investitionsschub in neue Photovoltaik-Kapazitäten längerfristig anhalten.
Bei Reisen nach Israel empfiehlt es sich, die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu beachten.