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Branche kompakt | Italien | Energiewirtschaft

Italien setzt auf erneuerbare Energien

Italien ist noch abhängig von Importen fossiler Brennstoffe. Es laufen jedoch hohe Investitionen in regenerative Quellen. Diese fördern auch die Technologieentwicklung.

Von Torsten Pauly | Mailand

Ausblick der Energiewirtschaft in Italien

Bewertung:

 

  • Der politische Wille ist, die Nutzung erneuerbarer Energie von 2022 bis 2030 mehr als zu verdoppeln und die Leitungsnetze stark auszubauen.
  • Es laufen viele Projekte im zwei- bis vierstelligen Megawattbereich.
  • Italienische Hersteller entwickeln neue Technologien.
  • Problematisch sind oftmals lange Genehmigungsdauern.

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2024

  • Politische Ziele

    Beim mittelfristigen Zubau setzt Italien in erster Linie auf Kapazitäten für Solar- und Windstrom.

    Im Jahr 2023 haben erneuerbare Quellen 36,8 Prozent der Stromnachfrage gedeckt (2022: 31 Prozent). Doch der Anteil fossiler Brennstoffe war 2023 mit 46,5 Prozent weiterhin hoch. Zudem hat Italien 16,7 Prozent seines Strombedarfs 2023 importieren müssen. Daher ist die Abhängigkeit von globalen Öl- und Gaspreisen hoch. Italienische Haushalte mussten im 1. Halbjahr 2023 etwa 40,7 Prozent mehr für Strom als im Schnitt der Europäischen Union (EU) bezahlen. Für Unternehmen war Elektrizität um 12 Prozent teurer.

    Ehrgeizige Ausbaupläne bis 2030

    Auch um die Importabhängigkeit zu verringern will die Regierung 2030 laut Nationalem Energie- und Klimaplan 65 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Insgesamt sollen dann 40 Prozent des Energiebedarfs regenerativ gedeckt werden. Dazu sollen 2030 unter anderem 80 Gigawatt an Fotovoltaik- (Ende 2022: 24 Gigawatt), 28 Gigawatt an Wind- (Ende 2022: 12 Gigawatt) und 5 Gigawatt an Anlagen für grünen Wasserstoff bestehen.

    Aus der Kohleverstromung will Italien bis 2025 aussteigen. Allerdings sollen danach noch Wärmekraftwerke mit Kohle im Umfang von 11 Gigawatt bestehen bleiben. Im Jahr 2030 sollen auch Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 48 Gigawatt arbeiten.

    Für Übertragungs- und Verteilungsnetze gibt es umfangreiche Ausbaupläne. Diese sind realistisch, da die Mittel bereits feststehen und viele Ausrüster in Italien vorhanden sind. Ob alle Erzeugungsanlagen entstehen werden, ist wegen Kapazitätsengpässen in der Planung und Lieferung fraglich. Italienische Projekte konkurrieren bei den Anbietern mit Anfragen aus anderen Ländern, die ebenfalls starke Investitionspläne hegen.

     

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Markttrends

    Italiens Energiesektor eröffnet deutschen Ausrüstern in den nächsten Jahren sehr gute Lieferchancen. Dies gilt vor allem für Solar- und Windenergie, Wasserstoff und Leitungsnetze.

    Die italienische Energiewirtschaft hat 2021 etwa 8,7 Milliarden Euro investiert, davon 7,8 Milliarden Euro in Anlagen und Maschinen. Der Sektor wird diese Summe noch steigern müssen, wenn er die Ziele für die erneuerbare Energienutzung bis 2030 erreichen will.

    73 Gigawatt

    Leistung will Italien mit erneuerbaren Energieanlagen von 2022 bis 2030 aufbauen. 

    Große Offshore-Windparks in Süditalien geplant

    Italien hat 2022 etwa 20.350 Terawattstunden Strom aus Windkraft erzeugt und lag damit in der EU hinter Deutschland, Spanien, Frankreich und Schweden und den Niederlanden an sechster Stelle, so das Analyseinstitut EurObserv’ER. Eine Leistung von 198 Kilowatt pro tausend Einwohner entsprach in der EU nur Rang 18. Es laufen jedoch Planungen für große Offshore-Windparks. Lassen sich diese zügig realisieren, so wird Italien seine im Nationalen Klima- und Energieplan für 2030 gesteckten Ziele übertreffen können.

     

    Projekte der erneuerbaren Energien in ItalienLeistung in Megawatt, Investitionsvolumen in Millionen Euro

    Projektbezeichnung 

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    7 Offshore-Windparks Hexicon     7.100Hexicon   Genehmigung für 6 Offshoreparks bereits erteilt k.A.
    Offshore-Windpark HyMed              3.200Aquaterra Energy, Seawind Ocean Technology Genehmigungsprozess k.A. 
    Offshore-Windpark MedWind           2.800RenexiaGenehmigungsprozess  30.000
    Offshore-Windpark Messapia            1.314 Messapia Floating Wind Srl Genehmigungsprozess  k.A.
    Offshore-Windpark Krimisa         1.116  Eni Plenitude, Simply Blue GroupGenehmigungsprozessk.A.
    Offshore-Windpark Mazara del Vallo       1.110    Mazar Wind SrlGenehmigung erteilt k.A.
    Offshore-Windpark Molise             1.050Maverick SrlGenehmigung erteilt2.100
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Fotovoltaikparks entstehen zu Lande und zu Wasser

    Fotovoltaikanlagen haben 2022 in Italien 28.100 Terawattstunden Strom erzeugt. Damit lag das Land laut EurObserv’ER in der EU nach Deutschland und Spanien auf Rang drei. Ende 2022 betrug die installierte Kapazität 425 Kilowatt je tausend Einwohner. Damit lag Italien EU-weit an achter Stelle.

    Das Energieministerium listet auf seiner Projekthomepage im März 2024 etwa 1.300 Vorhaben, deren Kapazität sich meist im zwei- und dreistelligen Megawattbereich befindet. Es engagieren sich auch ausländische Investoren. Unter anderem plant die deutsch-österreichische CCE Holding GmbH Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 173 Megawatt in Latium. Die Canadian Solar Inc. projektiert Fotovoltaikparks im Umfang von bis zu 350 Megawatt. In den Abruzzen realisiert die norwegische Fred Olsen Renewables eine schwimmende PV-Anlage mit 20 Megawatt Leistung.

    Großanlagen für grünen Wasserstoff nehmen 2026 Betrieb auf

    Die Offshore-Windparks HyMed und Molise wollen Strom teilweise auch zur Wasserstoffproduktion nutzen. Ein großes fotovoltaikbetriebenes Elektrolyseprojekt ist das Puglia Green Hydrogen Valley, das in Brindisi, Tarent und Cerignola jährlich drei Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen wird. Investoren sind Edison und Saipem. In Belpasso auf Sizilien entwickelt die Eneron-Gruppe eine Elektrolyseanlage, die jährlich 850.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren kann.

    Eine Jahreskapazität von 400.000 Tonnen hat das Vorhaben Helios. Dieses realisieren die Unternehmen Engie und SGI in Forsione in Latium. Ebenfalls 400.000 Tonnen grünen Wasserstoff soll das Projekt IdrogeMO in Modena in der Emilia Romagna erzeugen. Die Investoren sind Hera und Snam.

    Drei Elektrolyseanlagen, die aus Abfall Biomethanol und daraus Wasserstoff erzeugen, entwickelt der italienische Anlagenbauer Maire Tecnimont. Partner sind Eni im sizilianischen Gela, Iren in Genua und Suez im toskanischen Empoli. Marie Tecnimont gehört zum NextChem-Konzern, der sich auf nachhaltige Energie- und Chemieproduktion spezialisiert.

    Italiens nationale Wasserstoffstrategie sieht vor, dass es 2030 nachhaltige Elektrolyseanlagen von 5 Gigawatt gibt. Das Investitionsvolumen hierfür beträgt 10 Milliarden Euro. Branchenkenner bezweifeln jedoch, dass sich dieses Ziel in vollem Umfang erreichen lässt.

    Projekte zur Kohlendioxidabscheidung laufen

    Unter der Adria vor Ravenna entwickeln die Investoren Eni und Snam eines der größten europäischen Vorhaben zur Speicherung von abgeschiedenem Kohlendioxid. Die Lagerstätten bieten Raum für 500 Millionen Tonnen des Treibhausgases. Ab 2026 sollen 4 Millionen Tonnen und ab 2030 etwa 16 Millionen Tonnen pro Jahr unter die Erde verbracht werden. Das Kohlendioxid wird per Pipeline aus norditalienischen Industrieregionen und per Schiff aus Übersee kommen.

    Ein weiteres Projekt ist der Energy Dome auf Sardinien. Dieser wird Kohlendioxid verflüssigen und in Tanks speichern, um es bei hohen Strompreisen als Gas mit Turbinen zur Elektrizitätserzeugung einzusetzen. Die neu patentierte Technologie realisieren die Unternehmen Ansaldo Energia und Energy Dome S.p.A., eine für das Projekt gegründete Gesellschaft.

    Hohe Investitionen in Leitungsnetze erwartet

    Einen starken Ausbau erfährt die Stromübertragung. Der Besitzer der landesweiten Leitungen Terna investiert von 2023 bis 2032 insgesamt 21 Milliarden Euro. Im Fokus steht dabei das Hypergrid-Projekt, das fünf Nord-Süd-Trassen über 2.900 Kilometer sowie Umspannwerke vorsieht. Hierfür stehen 11 Milliarden Euro bereit. Süditalien hat besonders günstige Bedingungen für Fotovoltaik- und Windanlagen. Der Strombedarf ist jedoch in Norditalien wegen der Industrie und Bevölkerungsdichte höher.

    Bis 2026 entsteht auch ein 118 Kilometer langes Unterwasserkabel vom sizilianischen Ragusa nach Malta. Dieses Projekt hat den Namen IC2 Interconnector. Zudem wird es eine Unterseeleitung vom sizilianischen Partanna nach Tunesien geben. Dieses Vorhaben kostet 850 Millionen Euro.

    Investitioen laufen auch in die Stromverteilung. Unter anderem modernisiert und erweitert der Versorger A2A sein Netz in den lombardischen Agglomerationen Mailand, Brescia und Cremona bis 2027 für 342 Millionen Euro. Das Projekt kofinanziert die Europäische Investitionsbank (EIB).

    Der Betreiber des landesweiten Netzes für Gaspipelines Snam wendet von 2023 bis 2027 insgesamt 11,5 Milliarden Euro für seine Infrastruktur auf. Studien laufen für eine Wasserstofftrasse vom sizilianischen Mazzara del Valo bis nach Würmlach an der österreichischen Grenze. Diese wird größtenteils eine bestehende Gaspipeline aus Tunesien umwidmen und auch Deutschland mit nordafrikanischem Wasserstoff versorgen. Sie ist daher Teil des Aktionsplans der deutschen und italienischen Regierung. Darüber hinaus laufen Planungen für Wasserstoffleitungen vom italienischen Festland nach Sardinien und Korsika.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Branchenstruktur

    In Italien bestehen alle Arten erneuerbarer Energiegewinnung mit Ausnahme von Offshore-Windparks. Auch Planer und Hersteller dafür sind vorhanden.

    Italienische Anlagenbauer sind in vielen Sparten der Energietechnik international wettbewerbsfähig. Im Jahr 2023 hat Italien mit Turbinen (SITC-Positionen 712, 714.8, 718) einen weltweiten Exportüberschuss von 4,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. Bei Pumpen und Kompressoren (SITC 742, 743) betrug der positive Handelsbilanzsaldo im selben Zeitraum 5,9 Milliarden Euro.

    In Italien existieren eine Reihe von Clustern für Energietechnologien, deren Fokus überwiegend auf regenerativen Quellen liegt. Diese befinden sich in Rom, Bologna, der Basilikata und den apulischen Standorten Bari und Brindisi. Für Startups im Bereich Dekarbonisierung unterhält der Energiekonzern Eni den Akzelerator Joule in Kooperation mit der Universität Sant’Anna in Pisa.

    Produktion von Fotovoltaikmodulen nimmt zu

    Europas größte Fabrik für Solarzellen nimmt im Laufe von 2024 im sizilianischen Catania ihre Arbeit auf. Das Projekt 3Sun realisiert Enel Green Power. In Catania existiert ein Elektronikcluster und der Standort ist günstig, um auch nordafrikanische Märkte zu beliefern.

    Die Fotovoltaikbranche ist ausdifferenziert. Der Fachverband Italia Solare zählt über 850 Mitglieder, die ganz überwiegend aus dem Inland, aber auch aus Deutschland, anderen EU-Ländern und Asien stammen. Spezielle Arbeitsgruppen gibt es unter anderem zu Agrarfotovoltaik, Speicherungen und grünem Wasserstoff.

    Cluster für Offshore-Windparks werden entstehen

    In Italien sind noch keine Meereswindparks in Betrieb. Für deren zukünftige Einrichtung und Wartung zeichnen sich laut Branchenkennern vier Zentren ab. Diese sind Oristano auf Sardinien, Augusta auf Sizilien, Brindisi in Apulien und Civitavecchia, das in Latium zwischen Rom und der Toskana liegt.

    Der dänische Windanlagenhersteller Vestas hat 2023 angekündigt, seine Fertigungsstätte im apulischen Tarent stark ausbauen zu wollen. Insgesamt konzentriert sich die Technologieentwicklung in Italien auf Komponenten und Serviceleistungen wie IT-Steuerungen. Ende 2023 hat sich der Verband AssoAero für Hersteller in der Sparte Offshore-Windkraft gebildet. Ziel ist es, international führende Technologien zu entwickeln.

    EU-Gelder fördern Wasserstofftechnologien

    In Italien besteht viel Know-how für die Entwicklung von Wasserstoffanlagen, wie das Beispiel Maire Tecnimont zeigt. Dieser zum NextChem-Konzern gehörende Anlagenbauer entwickelt ein Verfahren zur Erzeugung aus Abfall. Italienische Hersteller können dabei auch auf umfangreiche EU-Förderungen zurückgreifen.

    Zum einen profitieren Unternehmen vom Hy2Use-Programm. Dieses ist ein Important Project of Common European Interest (IPCEI) und fördert Elektrolyseanlagen und Pipelines. Aus Italien beteiligt sind NextChem, das Ingenieursunternehmen Rina CSM sowie zwei Joint-Ventures für Entwicklungen: South Italy Green Hydrogen Valley und SardHy Green Hydrogen.

    Italienische Entwicklungsprojekte in der gesamten Wertschöpfungskette fördert auch das IPCEI-Programm Hy2Tech. Hiervon profitieren der Schiffbauer Fincantieri, der Chemiehersteller De Nora, die italienische Niederlassung von Alstom, die Energiekonzerne Enel und Ansaldo sowie der Nfz-Bauer Iveco, der Wasserstoffbusse und -Lkws auf den Markt bringt. Auch der Busbauer IAA entwickelt mit CaetanoBus aus Portugal Brennstoffzellenmodelle.

    Für die Entwicklung von Wasserstoffzügen stehen 300 Millionen Euro aus der Europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität zur Verfügung. Bei bisherigen Ausschreibungen ist der französische Hersteller Alstom mit Fertigung in Italien zum Zuge gekommen.

    Gezeitenkraftwerke- eine innovative Lösung

    In Italien untersuchen vier Anlagen die Gezeitennutzung. Alle Projekte haben weniger als ein Megawatt Leistung. Langjährige Standorte sind die Adria vor Ravenna, die Gewässer vor Civitavecchia in Latium und die Straße von Messina, die Sizilien und das italienische Festland trennt.

    Das neueste Projekt haben die Polytechnische Universität Turin und die Unternehmen Eni und Wave for Energy 2023 auf der Sizilien vorgelagerten Insel Pantelleria gestartet. Die Unterwasseranlage speist direkt ins Stromnetz der Insel ein und nutzt künstliche Intelligenz, um sich Strömungen anzupassen. Die neue Technologie haben die Entwickler ISWEC (Inertial Sea Wave Energy Converter) getauft.

    Neue Verfahren zur Biomassebehandlung werden erforscht

    In Italien gab es Ende 2022 insgesamt 4.358 Biomassekraftwerke, davon 2.092 mit Kraft-Wärmekopplung. Damit lag Italien in der EU laut EurObserv’ER an neunter Stelle. Beim Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr belegte Italien 2022 Rang drei hinter Frankreich und Deutschland. Anlagenbauer hierfür sind in Italien vorhanden. Die Kapazität aller Bioenergieanlagen soll jedoch laut Regierung zwischen 2021 und 2030 um 1 Gigawatt abnehmen.

    Ein neues Verfahren zur Energiegewinnung aus Klärschlamm entwickelt der Energiekonzern Eni mit dem Wasserkonsortium Viveracqua in Porto Marghera, einem Raffinerie- und Chemiestandort unweit von Venedig. Bei der Produktion wird auch Phosphor aus den Abwasserrückständen gefiltert.

    Chemieindustrie zieht Kleinreaktoren in Betracht

    Italien betreibt keine Atomkraftwerke. NextChem erforscht und entwickelt jedoch kleine Nuklearreaktoren, die eine klimaneutrale Chemieproduktion ermöglichen können. Dabei soll auch roter Wasserstoff erzeugt werden. NextChem kooperiert dabei mit newcleo, einem 2021 gegründeten britischen Unternehmen.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Italien Umsatz in Milliarden Euro

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2022

    Enel

    Stromerzeugung, Erdgas

    135,6

    Eni        

    Energieerzeugung, Petrochemie, Chemie

    132,5

    Edison

    Energieversorgung

    29,6

    A2A

    Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft

    22,9

    HeraEnergieversorgung, Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft

    20,0

    Saras

    Energieversorgung, Petrochemie

    15,8

    Engie

    Energieversorgung

    13,7

    Esso

    Petrochemie

    12,1

    Kuwait Petroleum Italia

    Petrochemie

    11,9

    ISAB

    Petrochemie

    10,5

    Quelle: Mediobanca 2023


     

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Deutsche Anbieter finden im EU-Land Italien keine Beschränkungen beim Marktzugang vor. Die Vorschriften und Genehmigungsverfahren sind jedoch komplex und oft langwierig.

    Die italienischen Energiemärkte sind liberalisiert. Der Wettbewerb ist ausgeprägt. Der Marktanteil des größten Stromversorgers lag 2022 bei 18 Prozent. Unter 23 vergleichbaren EU-Staaten war dieser Wert in den letzten Jahren laut Eurostat nur in Polen und Litauen niedriger. Bei der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen hatte der Marktführer Enel 2022 einen Produktionsanteil von 21,5 Prozent.

    Die Stromgestehungskosten von Fotovoltaikanlagen waren 2023 in Süditalien um 12,4 Prozent niedriger als im Norden. Bei Windkraft war das Niveau 2022 zu Lande um 16,2 Prozent günstiger als auf See, wobei der Vergleich hypothetisch ist, da es noch keine Offshorewindparks gab.

    In- und ausländische Unternehmen können in Strom- und Wärmeanlagen investieren. Zuständig für die landesweiten Stromübertragungsnetze und für die Einspeisung ist das öffentliche Unternehmen Terna. Dieses ist auch verantwortlich für das dispatching genannte Gleichgewicht aus Stromangebot und -nachfrage.

    Die italienische Strombörse betreibt das öffentliche Unternehmen GME (Gestore Mercati Energetici). Dieser hat hierzu im Internet auf Italienisch Ein umfangreiches Vademecum veröffentlicht. Stromerzeuger können auch direkt mit Unternehmen langfristige Abnahmeverträge schließen.

    Die staatliche Regulierungsbehörde für die Energienetze ist ARERA (Autorità di Regolazione per Energia Reti e Ambiente.). Auktionen für Fotovoltaik- und Windkraftanlagen führt die öffentliche Gesellschaft GSE (Gestore Servizi Energetici) durch und informiert über die Einspeiseregelungen auf seiner Homepage

    Bei der 13. Auktion im Januar 2024 hat GSE 79 Fotovoltaik- und Windkraftlizenzen im Gesamtumfang von einem Gigawatt vergeben. GSE prüft auch, ob das Projekt alle technischen Standards erfüllt, um für Vergaben zugelassen zu werden.

    Mehrere Programme bieten Kaufanreize

    Der italienische Staat unterstützt Haushalte und juristische Personen mit mehreren Förderschemata bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Das meistgenutzte Programm heißt Superbonus. Es ermöglicht Käufern von Fotovoltaikanlagen, Solarkollektoren, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos hohe Steuerabschreibungen. Diese liegen 2024 bei 70 Prozent des Anschaffungswertes. Im Jahr 2025 wird diese Rate auf 65 Prozent sinken. Auch Energieanlageninvestitionen in Verbindung mit Energieeffizienzmaßnahmen sind förderfähig.

    Speziell für Wärmepumpen gibt es zudem das Förderprogramm Conto Terminco. Dieses verwaltet GSE. Es steht natürlichen und juristischen Personen sowie öffentlichen Institutionen offen. Möglich sind Förderungen von bis zu 65 Prozent des Anschaffungswertes.

    Speziell für Anschaffungen im Bestand existiert das Förderprogramm Bonus casa. Es fördert unter anderem Fotovoltaikanlagen. Pro Projekt können 2024 bis zu 96.000 Euro beantragt werden. Diese Summe halbiert sich 2025 auf 48.000 Euro. Das Programm richtet sich in erster Linie an Haushalte und Wohnimmobilien. Völlig ausgenommen von der Förderung sind gewerbliche Gebäude.

    Investitionen in Fotovoltaikanlagen auf gewerblich genutzten Dächern und Bodenflächen tätigt die Gesellschaft Sunprime. Diese will bis 2025 Kapazitäten von 500 Megawatt in 250 Projekten aufbauen. An der Finanzierung von Sunprime beteiligen sich unter anderem die KfW Ipex Bank und die Norddeutsche Landesbank.

    Erhebliche Fördergelder stellt auch die EU-Aufbau- und Resilienzfazilität zur Verfügung. Diese wurde 2021 zur Überwindung der Coronakrise insbesondere durch nachhaltige und digitale Investitionen ins Leben gerufen. Bis 2027 stehen für italienische Energieprojekte 15,2 Milliarden Euro bereit. Unter anderem entfallen 3,6 Milliarden auf Wasserstoffvorhaben, 1,9 Milliarden Euro auf Biomethananlagen, 1,1 Milliarden Euro auf Agrarfotovoltaik, 680 Millionen Euro auf Offshore-Windparks und 1,3 Milliarden Euro auf Elektromobilität, einschließlich der Entwicklung von Batteriespeichern.

    Genehmigungen können sich hinziehen

    Die Regierung hat 2022 vereinfachte Regelungen für die Aufstellung von Fotovoltaikanlagen in Industriegebieten sowie im Abstand von bis zu 300 Metern davon erlassen. Dies gilt auch für Bahntrassen und Autobahnen in einer Distanz von maximal 150 Metern. Für diese Regeln ist auch der Begriff Solarbelt geläufig.

    Dennoch kritisieren Marktkenner, dass sich Genehmigungsverfahren oft in die Länge ziehen. Dies liegt auch an der Vielzahl der technischen Vorschriften und Umweltstandards, die je nach Energieträger zu prüfen sind. Bei der Verfahrensdauer kann es je nach Standort erhebliche Unterschiede geben.

    Schnelle bürokratische Verfahren sind auch deshalb nötig, weil die internationale Nachfrage nach Anlagen für erneuerbare Energien die Produktionskapazitäten der Hersteller in manchen Sparten übersteigt. In dem Fall kommen die zu spät zur Realisierung fertigen Projekte laut Branchenkennern erst mit teilweise erheblicher Verspätung zum Zug, Angesichts des zu erwartenden Booms von erneuerbaren Energien kann es in Italien laut Landeskennern in den kommenden Jahren auch zu einem ausgeprägten Fachkräftemangel kommen.

    Tipps für den Markteinstieg
    • Fundierte Italienischkenntnisse sind unerlässlich
    • Eine detaillierte Einarbeitung in die meist landessprachlichen Vorschriften ist nötig
    • Professionelle Hilfe bei Steuer- und Anmeldefragen einholen
    • Gute Netzwerke vor Ort und in landesweiten Verbänden und Institutionen sind hilfreich

     

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    AHK-ItalienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministero delle imprese e del Made in Italy

    Wirtschaftsministerium

    Ministero dell'ambiente e della sicurezza energetica

    Energieministerium
    Gestore Servizi Energetici
     
    Dienstleistungsbehörde für den Strommarkt und erneuerbare Energien
     
    ANIE RinnovabiliFachverband für Erneuerbare Energien

    ANEV Associazione Nazionale Energia Vento

    Verband der Windenergie
    AERO- Associazione delle Energie Rinnovabili OffshoreVerband für Offshore-Windenergie
    Italia SolareVerband für Fotovoltaik
    Associazione Italiana IdrogenoWasserstoffverband
    Cluster nazionale energiaEnergiecluster in Rom
    Cluster Energia BasilicataEnergiecluster in Basilikata
    Il Distretto Produttivo Pugliese delle Energie Rinnovabili e dell’Efficienza EnergeticaCluster für Erneuerbare Energien in Bari
    Distretto Tecnologico Nazionale sull'EnergiaCluster für Erneuerbare Energien in Brindisi
    Greentech ClusterCluster in Bologna

    EnergyMed

     

    Fachmesse für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Neapel
    12.-14.06.2024
     
    KEY ENERGYInternationale Ausstellung für nachhaltige Energie & Mobilität
    Rimini Fiera, 5.-7.3.2025
     
    Quale EnergiaInternetportal

     

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