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Wirtschaftsumfeld | Italien | Außenhandel

Italien bietet viele Lieferchancen

Die Nachfrage nach deutschen Exportgütern wie Autos, Energieanlagen und Chemieprodukten soll in Italien 2024 weiter zunehmen. Eine wichtige Branche schwächelt jedoch.

Von Torsten Pauly | Mailand

Italien baut laut Nationalem Energie- und Klimaplan von 2022 bis 2030 etwa 73 Gigawatt an Kapazitäten für erneuerbare Energien zu. Dies eröffnet ausländischen Ausrüstern hervorragende Auftragschancen. Auch in der Wasserwirtschaft und in der Abfallbehandlung laufen viele Projekte, die oft Fördergelder aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union erhalten.

Auch für Bahntechnik bestehen auf Jahre hinaus viele Liefermöglichkeiten. Italien investiert über 60 Milliarden Euro in den Ausbau des Schienennetzes. Hierfür stehen ebenfalls EU-Fördergelder bereit. Zudem wächst der italienische Fahrzeugmarkt. In den ersten vier Monaten 2024 sind die Zulassungen neuer Nfz um 9,1 Prozent und neuer Pkw um 6,1 Prozent gestiegen, jeweils gegenüber demselben Vorjahreszeitraum. Besonders beliebt sind Hybridantriebe.

Die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen soll 2024 auf hohem Niveau moderat zunehmen. Der Branchenverband Federchimica erwartet für 2024 einen Produktionsanstieg um 0,5 Prozent. Deutschland hat 2023 Chemiewaren im Wert von 18,3 Milliarden Euro nach Italien geliefert.

Geringere Absatzchancen für Maschinenbauer

Schlechtere Lieferaussichten bestehen dagegen auf dem italienischen Maschinenmarkt. Sowohl der Maschinenbauverband Federmacchine als auch der Verband der Robotik- und Automatisierungshersteller Ucimu prognostizieren für 2024 eine geringere Inlandsnachfrage aufgrund gestiegener Finanzierungskosten.

Italien ist Deutschlands sechstgrößter Handelspartner

Deutschland erzielt im Warenverkehr mit Italien einen strukturellen Exportüberschuss, der sich 2023 auf 15 Milliarden Euro summiert hat. Das Plus fußt insbesondere auf chemischen Erzeugnissen, Straßenfahrzeugen und Elektrotechnik. 

Auch Italien erwirtschaftet im Außenhandel mit Deutschland in einigen Segmenten Exportüberschüsse. Hierzu zählen vor allem Eisen und Stahl, Bekleidung, Getränke sowie Nahrungsmittel und lebende Tiere.

Aus italienischer Sicht ist Deutschland der wichtigste Handelspartner. Deutschland war 2023 mit einem Importanteil von 15,2 Prozent wichtigster Lieferant vor der Volksrepublik China (8 Prozent) und Frankreich (7,9 Prozent). Auch als Absatzmarkt lag Deutschland mit einem Exportanteil von 11,9 Prozent an erster Stelle vor den USA (10,7 Prozent) und Frankreich (10,1 Prozent).

Italien erwirtschaftet weltweit hohe Ausfuhrüberschüsse

Der IWF erwartet, dass der italienische Warenexport 2024 real um 0,5 Prozent wächst. Mit seinem bedeutenden Industriesektor ist Italien eine annähernd so offene Volkswirtschaft wie Deutschland. Im Jahr 2023 hat die italienische weltweite Warenausfuhr 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausgemacht (Deutschland: 38,6 Prozent).

Italien erzielt in der Regel einen weltweiten Exportüberschuss, der sich 2023 auf 34,4 Milliarden Euro summiert hat. Eine Ausnahme bildet das Jahr 2022 wegen der stark gestiegenen Weltmarktpreise für Energieträger. Italien ist auf den Import fossiler Brennstoffe angewiesen.

Die Produktionsstärke des verarbeitenden Gewerbes verdeutlicht auch der Umstand, dass 2023 etwa 67 Prozent des Exportwertes in Italien selbst erzeugt wurde. Allein 23 Prozent waren High-Tech- und Luxuswaren. Etwa 33 Prozent machten reexportierte Vorprodukte aus. Dies berichtet der italienische Verband der Industrie-, Handels- und Handwerkskammern Unioncamere.

Hohe Ausfuhrüberschüsse hat Italien 2023 mit Maschinen, Getränken, Möbeln und Bekleidung erwirtschaftet. Hohe Importdefizite gab es im weltweiten Handel mit Brennstoffen, Straßenfahrzeugen sowie Nahrungsmitteln und lebenden Tieren.

Potenzial für Exportwachstum in Asien

Gute Wachstumschancen für italienische Exporteure liegen außer in der EU und den USA auch im Nahen und Fernen Osten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des auf Exportkredite spezialisierten Finanzinstituts Sace. Die Studie berücksichtigt neben der Wirtschaftskraft auch die politische Stabilität und Kreditrisiken. An erster Stelle liegen dabei die USA, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Spanien, Indien, Saudi-Arabien, Katar, der Volksrepublik China, Deutschland, Polen und Südkorea.

Im Jahr 2023 war der italienische Außenhandel zurückgegangen. Eine schwache Konjunktur in wichtigen Abnehmermärkten wie Deutschland und Frankreich hat den Export stagnieren lassen. Der Importwert ist nicht nur durch reale Kaufkraftverluste aufgrund der Inflation, sondern auch wegen der wieder gesunkenen Weltmarktpreise für Energieträger zurückgegangen.

Italienischer Außenhandel ist diversifiziertFührende SITC-Positionen in Milliarden Euro; Veränderungsraten in Prozent
Segement (SITC-Position)

Import 2023

Import (Veränderung 2023/2022)

Export 2023

Export (Veränderung 2023/2022)

Insgesamt, darunter

591,8

-10,4

626,2

0,0

  Nahrungsmittel/lebende Tiere (0)

49,1

7,5

44,3

8,2

  Getränke (11)

2,7

9,1

11,8

2,1

  Brennstoffe/technische Öle (3)

86,6

-38,4

26,0

-20,9

  Chemische Erzeugnisse (5)

95,2

-7,6

95,7

-2,6

  Eisen/Stahl (67)

22,9

-21,2

23,2

-17,0

  Maschinen (71-74)

47,1

0,7

110,2

7,8

Straßenfahrzeuge (78)

54,6

29,2

47,1

14,6

  Möbel (82)

3,1

-4,4

12,1

-4,0

  Bekleidung (84)

19,3

-1,5

28,0

1,8

Quelle: Eurostat 2024

Auch die italienische Leistungsbilanz weist bis auf das Jahr 2022 in der Regel einen positiven Saldo auf. In der Dienstleistungsbilanz stehen hohen Überschüssen im Tourismus ein ausgeprägtes Minus im Transportgewerbe gegenüber.

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