Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | De-Risking

Handelsabhängigkeiten anderer Länder im Vergleich

Kritische Abhängigkeiten von China rücken nicht nur hierzulande in den Fokus. Wie groß sind die Verflechtungen Japans, Südkoreas, Taiwans und der USA im Handel mit China?  

Von Christiane Süßel | Bonn

Der Exportweltmeister China ist für rund 120 Länder der Erde der größte Handelspartner. Doch zunehmend schauen Länder auf die engen Beziehungen kritisch, insbesondere einseitige Abhängigkeiten gilt es, zu reduzieren. So formuliert es auch die Bundesregierung in ihrer Chinastrategie. Ebenso wie Deutschland, das seine kritischen Abhängigkeiten von China in den Blick nimmt, so überprüfen auch andere Länder wie die USA ihre Exponiertheit - vor dem Hintergrund des Taiwan-Konflikts auch gegenüber Taiwan. Zudem haben Chinas ostasiatischen Nachbarn Japan, Taiwan und Südkorea schon früher als Deutschland begonnen, ihre Handelsverflechtungen von China lösen zu wollen. Ist ihnen dies gelungen?

Chinas Rolle bei Importen und Exporten sinkt

Obwohl Chinas Nachbarn Japan, Südkorea und Taiwan einen besonders hohen Importanteil aus China beziehen, haben sie ihn in den letzten Jahren deutlich reduziert. Besonders stark fällt der Rückgang allerdings in den USA aus: Die Vereinigten Staaten reduzierten den Anteil der Waren, den sie aus China beziehen, von knapp 20 Prozent im Jahr 2013 auf 14 Prozent im Jahr 2023. Zum Vergleich: Deutschland ist mit einem Importanteil von 12 Prozent im Jahr 2023 weniger auf China ausgerichtet, dafür ist der Anteil von 8 Prozent im Jahr 2013 deutlich gestiegen. 

Auch ein hoher Anteil der Exporte geht in den betrachteten Ländern nach China. Doch bei allen ging er entweder nach unten oder ist - wie im Falle Deutschlands - gleich geblieben. Hierfür dürfte zum einen Chinas schwächer gewordenes Wirtschaftswachstum, vor allem aber eine verstärkte Lokalisierung im Markt verantwortlich sein.

Japan ist eng mit China verflochten

Für Japan ist der große Nachbar China der größte Handelspartner, auch wenn die USA aktuell aufholen. Neben der Elektronik waren im Jahr 2022 die Lieferanteile aus China nach Japan bei Elektrotechnik und Maschinen dominant und auch bei Mess- und Regeltechnik noch vergleichsweise hoch. Im Gegenzug lagen Japans Exporte nach China bei den sechs betrachteten Warengruppen zwischen einem Fünftel und einem Viertel der jeweiligen japanischen Gesamtausfuhren. Taiwan spielt lediglich bei den Aus- und Einfuhren von Elektronik für Japan eine nennenswerte Rolle. 

Politische Streitigkeiten zwischen Tokyo und Beijing führten in 2010er Jahren immer wieder zum Stocken von Handelsflüssen. Japan hat reagiert und im Jahr 2013 eine erste Nationale Sicherheitsstrategie formuliert. Ziel ist es, Lieferketten widerstandsfähiger aufzustellen sowie sensible Technologien Japans zu schützen. In der Tat ist zwischen 2012 und 2022 der Importanteil bei Elektronik aus China um 6,5 Prozentpunkte gesunken. Die Verlagerung ging jedoch zugunsten von Elektronikimporten aus Taiwan, die parallel um gut 11 Prozentpunkte zulegten. Generell richtet Japan derzeit seinen Blick verstärkt nach Südostasien wie auch nach Indien. 

Südkoreas Export stark auf China fokussiert

Korea ist nicht nur bei seinen Importen, sondern auch bei den Exporten stark von China abhängig. Größter Importbrocken ist dabei die Elektrotechnik mit einem Anteil von rund 52 Prozent. Taiwan spielt nur bei Elektroniklieferungen eine Rolle. Dafür führt Korea überdurchschnittlich viel Elektronik, Mess- und Regeltechnik sowie chemische Erzeugnisse nach China aus. 

Korea hat in den letzten zehn Jahren seine Exportabhängigkeit von China insgesamt verringert. Zwar legten die Importanteile aus China weiter zu, wuchsen aber - mit Ausnahme bei Kfz - im einstelligen Prozentpunktebereich. Nur bei Chemieimporten kletterte die China-Abhängigkeit deutlich. In der Elektronik nahm der Fokus zwischen 2012 und 2022 sowohl bei den Ein- als auch Ausfuhren zu.

USA senken Importe aus China

Mit Blick auf die Handelsströme aus China hat die US-Administration 2021 eine umfangreiche Studie zu Lieferketten und Resilienz erstellt und danach Maßnahmen eingeleitet. Infolge der Sonderzölle und Investitionsförderung sanken die Einfuhren aus China, seit 2023 ist das Reich der Mitte nicht mehr größter Lieferant für die USA

Die Analyse der Handelszahlen zeigt, dass die USA weitaus weniger von China und Taiwan abhängig sind als Japan und Südkorea. Vor allem bei den Elektronikimporten ist der Unterschied deutlich, die USA haben den Anteil senken können. Trotzdem bleibt China hier dominant. Hoch sind auch die chinesischen und taiwanischen Lieferungen von Elektrotechnik mit einem Anteil von zusammen 30 Prozent, wobei auch hier der Anteil zurückgeht. Umgekehrt durchbrechen nur die Produkte der Mess- und Regeltechnik bei den US-Exporten nach China die Messlatte von 10 Prozent.  

Abhängigkeit bei Elektronik und Halbleitern besonders hoch

Ganz offensichtlich zeigt sich Chinas Dominanz bei allen betrachteten Ländern in der Elektronikindustrie. Sowohl Im- als auch Exporte Chinas sind sehr hoch, denn das Land kommt auf 52 Prozent der Weltproduktion 2022 (so Zahlen des Elektronikverbandes ZVEI). Deutlich wird das bei den ostasiatischen Nachbarn, die ebenfalls wichtige Schritte in der Wertschöpfung abdecken: Fast die Hälfte aller Elektronikwaren führte Japan aus China (ohne Hongkong) ein. Weitere 21 Prozent kamen aus Taiwan ins Land. Mit zusammen rund 70 Prozent besteht für Japan hier ein veritables Klumpenrisiko. 

Ähnliches gilt für Südkorea, das gut 60 Prozent seiner Elektronikimporte aus den beiden Ländern erhält. Bei Deutschland und den USA sind die Werte mit jeweils rund 51 Prozent und 46 Prozent zwar hoch, aber doch moderater. 

Taiwan und China kamen 2020 zusammen auf einen Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion von über 40 Prozent. Um die hohe Abhängigkeit von dieser essenziellen Technologie zu senken, haben zahlreiche Länder Strategien formuliert, um sich von Chipimporten unabhängiger zu machen. Neben dem weltweit größten taiwanischen Auftragsfertiger TSMC investieren auch andere Hersteller weltweit in neue Chipwerke, darunter auch in der EU. 

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.