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Branche kompakt | Kanada | Bauwirtschaft

Nachhaltigkeit wird in Kanadas Baugewerbe immer wichtiger

Die kanadische Bauwirtschaft stagnierte 2023 nahezu. Nun wächst sie wieder - dank Investitionen in Energie, Verkehr, soziale Infrastruktur und Wohnungsbau.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Ausblick der Bauwirtschaft in Kanada

Bewertung:

 

  • Wachstumsprognosen für Kanadas Bauwirtschaft in den nächsten drei bis fünf Jahren reichen von 2 bis 6 Prozent im Schnitt pro Jahr.
  • Energiewende und Klimawandel werden die Bauindustrie in dem nordamerikanischen Land stark beeinflussen.
  • Durch den Mangel an Fachkräften bei Handwerks- und verwandten Berufen sowie bei Hilfskräften könnten sich einige Projekte verzögern, vor allem im Wohnungsbau.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2024

  • Markttrends

    Dank Energiewende, Klimawandel und Wohnungsnot wird Kanadas Bausektor in den nächsten Jahren an Fahrt gewinnen. Sowohl die öffentliche Hand als auch der Privatsektor investieren.

    Kanadas Bauwirtschaft wird nach nur 0,6 Prozent Wachstum im Jahr 2023 zukünftig wieder stärker zulegen. Grund hierfür sind die zunehmenden Investitionen der Regierung in die Infrastruktur des Landes. Das Beratungsunternehmen MarketLine prognostiziert von 2023 bis 2028 pro Jahr im Durchschnitt einen Zuwachs um 6,2 Prozent. GlobalData ist etwas vorsichtiger und sagt von 2025 bis 2028 ein mittleres jährliches Plus von 2,3 Prozent voraus.

    Zahlreiche Batteriefabriken entstehen

    Ein Haupttreiber ist die Energiewende.  So plant Kanada den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bis 2035. Im Zuge seiner umfangreichen Vorkommen an kritischen Mineralien will das nordamerikanische Land eine komplette Batteriewertschöpfungskette errichten. Viele Autokonzerne, darunter die Volkswagen-Tochter PowerCo, ziehen dort Batteriefabriken hoch. Zuletzt kündigte Honda im April 2024 an, 11 Milliarden US-Dollar (US$) in vier neue Produktionsstätten für E-Autos in Kanada zu investieren.

    Allerdings halten niedrige Preise für Batterierohstoffe die meisten Unternehmen von Investitionen in die vorgelagerte Mineralienförderung ab. Im November 2023 hat die Bundesregierung den Critical Minerals Infrastructure Fund ins Leben gerufen, mit dem saubere Energien, Elektrifizierungsinitiativen und Verkehrsprojekte zur Anbindung an wichtige Mineralvorkommen in abgelegenen Gebieten über einen Zeitraum von sieben Jahren mit 1,1 Milliarden US$ unterstützt werden.

    -2,0 %

    betrug der Rückgang der Bauinvestitionen 2023 in Kanada.

    Die neuen Batteriewerke in Ontario und Québec brauchen sehr viel Energie. Wasserkraft wird im kanadischen Strommix zwar weiterhin die größte Rolle spielen, das stärkste Wachstumspotenzial bei den Erneuerbaren liegt aber bei Wind und Solar. Regionalversorger in British Columbia und Québec haben für den Ausbau ihrer Stromnetze Anfang 2024 Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe angekündigt. Allein auf Vancouver Island will BC Hydro in den nächsten zehn Jahren Investitionsprojekte im Wert von mehr als 3 Milliarden US$ umsetzen, um das Stromnetz zu modernisieren und Haushalte und Unternehmen mit sauberem Strom zu versorgen.

    Der Osten bietet viel Potenzial für Windstrom und grünen Wasserstoff

    Ebenso wie Deutschland will Kanada bis 2050 klimaneutral sein. Um diesem Ziel näher zu kommen, muss nicht nur der Verkehr elektrifiziert werden, sondern gleich ganze Industrien und obendrein der Gebäudesektor. Neben der Elektrifizierung spielt aber auch Wasserstoff für Kanadas Klimaschutzziele eine Kernrolle. Besonders im Osten Kanadas besteht ein großes Potenzial für nachhaltige Energie in Verbindung mit grünem Wasserstoff. Der benötigte Strom soll vor allem aus Windkraft kommen. Mehrere Unternehmen treiben dort bereits Projekte voran. Mit weiteren Vorhaben ist zu rechnen, zumal Technologiehersteller bei der Produktion von sauberem Wasserstoff bis zu 40 Prozent ihrer Projektkosten steuerlich geltend machen können. 

    Auch Unternehmen, die in andere Umwelttechnologien investieren, erhalten Steuergutschriften in Höhe von bis zu 30 Prozent. Beide Steueranreize sind im Juni 2024 in Kraft getreten. Die Zahl der Infrastrukturprojekte für saubere Energie dürfte sich dadurch in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Kanadas Regierung veröffentlicht im Internet Informationen über diese und weitere Steuergutschriften für Investitionen in eine saubere Wirtschaft.

    Hohe Investitionen in die Verkehrs- und soziale Infrastruktur

    Nicht nur in den Energiebereich, auch in die Verkehrs- und soziale Infrastruktur fließen hohe Summen. Die Provinz Québec plant in den kommenden zehn Jahren Rekordinvestitionen in Höhe von 63 Milliarden US$ in die öffentliche Infrastruktur. Ein großer Teil davon ist für das Gesundheits- und Sozialwesen vorgesehen, darunter die Sanierung und den Neubau von Krankenhäusern. Ein weiterer Schwerpunkt, auch in vielen anderen Provinzen, liegt auf dem Bau von Straßen und Schulen.

    Marktvolumen der Bauwirtschaft in Kanada in Milliarden US-Dollar, Veränderung in Prozent

    Kennziffer

    2022 1) 

    2023 1) 

    Veränderung 2023/2022  2)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    188,1

    177,7

    -2,0

     Wohnungsbau

    136,6

    123,4

    -6,3

     Nichtwohnungsbau 

    51,5

    54,3

    9,5

       Wirtschaftsbau

    28,5

    28,7

    4,5

       Industriebau 

    9,3

    11,4

    27,7

    Wert der Infrastrukturinvestitionen insgesamt, davon

    83,5

    87,7

    9,0

      öffentlich

    59,6

    63,2

    10,0

      privat

    23,9

    24,5

    6,6

    1 Umrechnung anhand der jeweiligen Durchschnittskurse (2022: 1 US$=1,301 kan$; 2023: 1 US$=1,350 kan$); 2 Veränderungsrate auf Basis des kan$.Quelle: Statistics Canada 2024

    Wohnungsbau wieder im Aufwind

    Außerdem soll viel Geld in den Wohnungsbau fließen. Allerdings haben hohe Baupreise und Hypothekenzinsen sowie ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Vorjahr 2023 zu einem Rückgang der Investitionen in Einfamilienhäuser geführt. Erst im Sommer hat die Bank of Canada ihren Leitzins in zwei Schritten auf zuletzt 4,5 Prozent gesenkt (Stand Ende Juli 2024).

    In dem Jahr wurden 12 Prozent weniger Baugenehmigungen für Wohngebäude erteilt als 2022. Dabei ist die Beschleunigung des Wohnungsbaus ein zentrales Anliegen für die kanadische Regierung. Denn erschwinglicher Wohnraum ist dort immer noch Mangelware. Die schnell wachsende Zahl der Einwanderer übersteigt die Anzahl verfügbarer Wohnungen bei weitem, was Preise und Mieten in die Höhe getrieben hat. Ziel der Regierung ist, bis 2031 fast 3,9 Millionen Wohnungen zu bauen.

    Extremwetterereignisse beeinflussen die Bauindustrie zusehends

    Der Klimawandel wird zu einem immer ernsteren Problem. Mitte Juli hat ein heftiger Sturm in Toronto zu erheblichen Überschwemmungen und Stromausfällen geführt. Wohnungsbauminister Sean Fraser sagte, dass wichtige Infrastrukturen wie die für den öffentlichen Verkehr so gebaut sein müssen, dass sie Unwettern standhalten.

    Darüber hinaus dürften Bemühungen zur Wiederherstellung von Ökosystemen und Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Küsten in den nächsten Jahren großen Einfluss auf die Bauindustrie haben. Das Gleiche gilt für technologische Innovationen wie Building Information Modeling (BIM; durchgängige Digitalisierung aller planungs- und realisierungsrelevanten Bauwerksinformationen als virtuelles Bauwerksmodell), Drohnen, künstliche Intelligenz und nachhaltige Bauverfahren, die sich in der Branche immer mehr durchsetzen.

    Ausgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in KanadaInvestitionssumme in Milliarden US-Dollar
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme

    ProjektstandAnmerkungen
    Niagara Health / South Niagara Hospital Project 

    2,6

    frühe Bauphase Neues Krankenhaus in Ontario mit 469 Betten; Fertigstellung 2028
    Fraser Health Authority / Surrey hospital and B.C. Cancer Centre

    2,1

    frühe BauphaseNeues Krankenhaus in British Columbia mit 168 Betten; Fertigstellung 2029
    Metro Vancouver / Northwest Langley Wastewater Treatment Plant

    1,7 

    Bauphase Erweiterung der Wasseraufbereitungsanlage zur Versorgung von über 280.000 Menschen; Fertigstellung 2030
    Ministère des Transports et de la Mobilité durable / Île-aux-Tourtes bridge

    1,7

    Bauphase Wiederaufbau einer wichtigen Brücke in Montreal; Fertigstellung 2030
    Trillium Health Partners / Peter Gilgan Mississauga Hospital

    1,5

    frühe Bauphase, Beschaffungsphase Neues Krankenhaus mit 950 Betten in Ontario; geplante Fertigstellung noch unbekannt
    Government of Canada / Portage III complex

    1,2

    Bauphase Renovierung eines Bürokomplexes der Regierung; Fertigstellung 2027/2028
    Infrastructure Ontario - Ministry of Transportation  / QEW Garden City Skyway

    k.A. 

    BeschaffungsphaseBau einer Zwillingsbrücke; Entwicklungsphase soll 2025 beginnen
    k.A. - keine Angabe; Wechselkurs (Juni 2024): 1 kan$ = 1.371 US$Quelle: Magazin ReNew Canada, Infrastructure Ontario, Recherche von GTAI 2024

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Energieverbrauchsanforderungen und Baustandards werden immer strenger. Der Energiebedarf von Bundesgebäuden soll künftig vollständig mit sauberen Energiequellen gedeckt werden.

    Kanada treibt Nachhaltigkeit im Bauwesen aktiv voran. Ein Beispiel hierfür ist das Vancouver Convention Centre: Mit seinem begrünten Dach, einem Meerwasser-Heiz- und Kühlsystem und einer Abwasseraufbereitungsanlage ist es das erste doppelt LEED-Platin-zertifizierte Kongresszentrum der Welt (LEED – Leadership in Energy and Environmental Design; international anerkanntes Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen).

    In Toronto werden energieeffiziente Fenster aus Deutschland eingesetzt

    Dabei ist auch deutsche Technologie gefragt. So kam für die Glasrauten des CIBC Square in Toronto das Warme-Kante-System von H.B. Fuller/Kömmerling zum Einsatz, das sich besonders bei gebogenen Glaselementen eignet. Die Kömmerling Chemische Fabrik ist seit 2017 Teil des US-amerikanischen Klebstoffkonzerns H. B. Fuller.

    Nach Angaben des Canada Green Building Council (CAGBC) wurden von 2003 bis 2022 landesweit etwa 5.145 Projekte LEED-zertifiziert. Mehr als 360 davon wurden mit Platin ausgezeichnet, der höchsten LEED-Bewertung; weitere knapp 60 Projekte haben die CAGBC-Standards für kohlenstofffreie Gebäude erreicht.

    Mittelschicht erhält mehr Unterstützung für Nachrüstungen

    Die Anforderungen an die Energieeffizienz wurden in den letzten Jahren verschärft, sowohl im Rahmen nationaler Bauvorschriften als auch auf Provinz- und Kommunalebene. Im Juli 2024 hat die kanadische Regierung die "Canada Green Buildings Strategy" verabschiedet. Als Teil davon bietet das "Canada Greener Homes Affordability Program" Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen Unterstützungsleistungen für Nachrüstungen wie Wärmepumpen und Wärmedämmung in Höhe von 3.600 US$. Das ist bis zu vier Mal mehr als das, was bisher möglich war. Die Förderung können sowohl Hausbesitzer als auch Mieter beanspruchen.

    Außerdem hat sich die Regierung in Ottawa dazu verpflichtet, einen Rechtsrahmen einzuführen, um die Installation teurer und umweltschädlicher Ölheizungen in Neubauten ab 2028 auslaufen zu lassen. Überdies hat der Vorschlag einer landesweiten Kohlenstoffsteuer dazu geführt, dass das Interesse der Kanadier an energieeffizienten und nachhaltigen Gebäuden wächst.

    Städte verfolgen strenge Ziele zur Klimaneutralität

    Toronto hat mit dem Toronto Green Standard (TGS) ein mehrstufiges System von Leistungsindikatoren eingeführt, um eine nachhaltige Bauplanung zu fördern. In der Pazifikprovinz British Columbia schreibt der BC Building Code für die meisten neuen Gebäude seit Mai 2023 eine um 20 Prozent höhere Energieeffizienz vor. Darüber hinaus soll der Betrieb neuer Gebäude in der westkanadischen Provinz bis 2032 keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. In Toronto und Vancouver soll das bereits bis 2030 geschehen.

    Die Regierung in Ottawa will außerdem künftig den Energiebedarf von Bundesgebäuden vollständig mit sauberen Energiequellen decken. So soll auf fossile Brennstoffe für Raumheizung und Warmwasserbereitung verzichtet werden, wann immer möglich. Neugebäude sollen nach Netto-Null-Standard errichtet werden. Angekündigt wurde zudem ein Umstieg auf kohlenstoffarme Materialien und Konstruktionen bei Beschaffungen des Bundes im Baugewerbe und bei Investitionen in die öffentliche Infrastruktur.

    Ontario will größere Häuser aus Massivholz zulassen

    Immer häufiger werden nachhaltigere Baumaterialien eingesetzt, wie zum Beispiel Massivholz, das Kohlenstoff bindet und damit aus der Atmosphäre fernhält. Im April kündigte die Regierung von Ontario an, dass sie ihre Bauvorschriften ändern würde, um künftig größere Gebäude aus Massivholz mit bis zu 18 Stockwerken - statt wie bisher 12 - zuzulassen. British Columbia hat diesen Schritt bereits unternommen.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Branchenstruktur

    Die Baubranche gehört in Kanada zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren. Die Bauzeiten könnten sich durch den Arbeitskräftemangel verlängern, vor allem im Wohnungsbau.

    Mit mehr als 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist Kanadas Bauwirtschaft hinter dem Immobiliensektor, der Gesundheitsversorgung/sozialen Hilfeleistungen und dem verarbeitenden Gewerbe die viertgrößte Branche des Landes, in etwa gleichauf mit dem Finanz-/Versicherungswesen. Die Branche steuerte 2023 knapp 119 Milliarden US$ an Wirtschaftsleistung bei. Kanadas Statistikamt gibt die Anzahl der dort im Baugewerbe Beschäftigten mit rund 1,2 Millionen an.

    Hoch- und Tiefbau sind weitgehend in kanadischer Hand

    Fast 99 Prozent der etwa 153.000 Unternehmen des Bausektors (NAICS 23; North American Industry Classification System) haben weniger als 100 Mitarbeitende. In dieser Position werden Betriebe erfasst, die hauptsächlich im Bau, in der Reparatur und Renovierung von Gebäuden und Ingenieurbauwerken sowie in der Erschließung von Grundstücken tätig sind. Große Baukonzerne mit mehr als 500 Angestellten gibt es 104, die meisten davon in Ontario (35), Alberta (28) und Québec (19). Der stärkste Wettbewerb besteht für Bauunternehmen in Ontario, Québec und British Columbia, wo knapp drei Viertel aller kanadischen Baufirmen angesiedelt sind.

    Auch die Tiefbaubranche besteht überwiegend aus kleineren Firmen: Knapp 95 Prozent der etwa 8.900 Unternehmen in dem Bereich haben weniger als 100 Mitarbeitende. Oft sind sie nur in einer Bausparte aktiv und ihr Aktionsradius ist meist regional begrenzt. Weitere 500 Firmen haben über 100 Beschäftigte, davon knapp ein Zehntel mehr als 500; sie sind meist überregional aktiv.

    Die Top 10 der größten Bauunternehmen im Land sind größtenteils in kanadischer Hand, mit der in Edmonton sitzenden PCL Construction Group (Umsatz 2023: 7,3 Milliarden US$) an der Spitze. Die Firma EllisDon aus Mississauga, Ontario steht mit etwa 5,0 Milliarden US$ Umsatz an zweiter Stelle, gefolgt von der Ledcor Group of Companies mit Hauptsitz in Vancouver, British Columbia (3,7 Milliarden US$).

    Deutsches Unternehmen entwickelt Wind- und Wasserstoffprojekt in Ostkanada

    Auch US-amerikanische Konzerne wie Kiewit unterhalten Niederlassungen in Kanada und sind dort in der Planung und Ausführung oder als Konzessionäre tätig. Aus Deutschland ist Hochtief über seine US-Töchter Turner und Flatiron Construction auf dem kanadischen Markt vertreten. ABO Wind entwickelt auf der Atlantikinsel Neufundland einen Windpark mit 5 Gigawatt Leistung inklusive angeschlossener Wasserstoff- und Ammoniakproduktion. Das Unternehmen aus Wiesbaden will dort auf einer Fläche von 100.000 Hektar 900 Turbinen aufstellen – deutlich mehr als im Jahr 2023 in ganz Deutschland installiert wurden.

    Die Beschäftigung im Baugewerbe wird in den nächsten Jahren in vielen Teilen Kanadas ansteigen. Ob sich der Arbeitskräftemangel beheben lässt, bleibt indes abzuwarten. Die Zahl der offenen Stellen im Baugewerbe hat sich von 2020 bis 2022 mehr als doppelt auf gut 190.000. Die Zahl der freien Stellen bei Handwerks- und verwandten Berufen sowie Hilfskräften ist 2023 kaum zurückgegangen. Wenn der Arbeitskräftemangel nicht behoben wird, kann er zu höheren Arbeitskosten und Verzögerungen bei der Durchführung von Projekten führen. Verzögerungen werden vor allem im Wohnungsbau befürchtet.

    Wichtige Branchenunternehmen in Kanada Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte (nicht exklusiv) 

    Umsatz 2023

    PCL Construction 

    Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, Industriebau

    7.333

    EllisDon Corporation Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, Industriebau

    5.048

    Ledcor Group of Companies Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, leichter Industriebau

    3.704

    Pomerleau Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, Industriebau

    3.671

    Aecon Group Inc. Tiefbau, Industriebau

    3.440

    Graham Construction Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau

    3.059

    Kiewit Canada Group Inc. Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, Industriebau

    2.814

    Vinci Construction Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau

    2.441

    Bird Construction Inc. Wohnungs- und Geschäftsbau, Tiefbau, Industriebau

    2.073

    Flatiron Tiefbau

    1.815

    Wechselkurs (Jahresdurchschnitt 2023): 1 US$ = 1,350 kan$.Quelle: Magazin On-Site 2024

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Rahmenbedingungen

    Das CETA-Abkommen erleichtert EU-Unternehmen den Einstieg in das kanadische Projektgeschäft. Die Zahl öffentlich-privater Partnerschaften hat sich 2023 erhöht.

    Die private Vergabe erfolgt in Kanada meist nach Verhandlungen. Öffentliche Bauaufträge dagegen werden ausgeschrieben. Auf der Merx-Plattform, der umfassendsten Quelle für öffentliche Ausschreibungen und größere private Bauvorhaben, geben die Zentralregierung und die Provinzen ihre Projekte bekannt.

    Eine wichtige Rolle kann der Umgang mit den Interessengruppen spielen, insbesondere mit den Ureinwohnern. So müssen Teilnehmende bei einigen Ausschreibungen nachweisen, dass sie in der Lage sind, sich mit den indigenen Völkern zu versöhnen. Dafür müssen sie das Projekt so entwickeln, dass für beide Seiten vorteilhafte sozioökonomische Entwicklungsmöglichkeiten entstehen.

    Alle öffentlichen Ausschreibungen bald auf einer einzigen Beschaffungs-Website

    EU-Unternehmen wird mit dem Freihandelsabkommen "Comprehensive Economic and Trade Agreement" (CETA) der Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen auf allen drei Ebenen des öffentlichen Beschaffungswesens der kanadischen Regierung erleichtert: föderal, provinziell und kommunal. Dafür wurde mit CanadaBuys eine neue Ausschreibungsplattform entwickelt, die in Zukunft alle öffentlichen Ausschreibungen veröffentlichen wird. Bis es soweit ist, sind öffentliche Aufträge auf regionaler oder kommunaler Ebene auf den Ausschreibungsplattformen der betreffenden subnationalen Verwaltungseinheiten zu finden. CanadaBuys veröffentlicht eine Übersicht der Ausschreibungsplattformen.

    Die Schwellenwerte, ab denen die Ausschreibungen für Unternehmen der jeweils anderen Vertragspartei geöffnet werden, sind im Rahmen von CETA weitgehend an den Schwellenwerten der EU-Richtlinien für öffentliche Aufträge und des WTO-Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen (Government Procurement Agreement - GPA) orientiert. Der Schwellenwert für Vergaben bundesstaatlicher kanadischer Regierungsstellen bezüglich Bauleistungen liegt 2024 und 2025 bei 8,8 Millionen kanadischen Dollar (etwa 5,9 Millionen Euro).

    PPP-Projekte vor allem im Gesundheits-, Bildungs- und Verkehrswesen

    Die Regierungen tendieren dazu, größere Bauvorhaben in Kooperation mit dem Privatsektor durchzuführen. Nach Angaben der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft BDO gibt es in Kanada mehr als 250 Pu­b­lic-pri­vate-Part­ner­ship-Projekte (PPP), vor allem im Infrastrukturbereich (unter anderem Autobahnen und Brücken, Verkehrssysteme, Wasseraufbereitungsanlagen, Krankenhäuser, Schulen). Auf Provinzebene ist die Anzahl solcher Vorhaben noch begrenzt, doch auch dort nimmt sie langsam zu. British Columbia, Quebec und Ontario unterhalten eigene Agenturen zur Ausschreibung und Durchführung von PPP-Vorhaben.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Kanada

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Statistics Canada 

    Statistikbehörde
    Infrastructure Canada Bundesamt für öffentliche Infrastruktur
    Canada Mortgage and Housing Corporation Wohnungsbauverband 
    BOMA Canada Bauverband (Gewerbe- und Bürobau) 
    Canadian Construction Association Bauverband 
    BuildForce Canada Branchengeführte Organisation mit Arbeitsmarktunterstützung

    Canada Green Building Council 

    Verband für nachhaltiges Bauen 
    Canadian Council for Public-Private Partnerships Ausschuss und Netzwerk für ÖPP

    On-Site Magazine 

    Fachzeitschrift für die Baubranche 
    ReNew Canada Online- und Printmagazin für öffentliche Infrastruktur

    The Buildings Show / Construct Canada 

     

    Jährliche Fachmesse in Toronto
    BUILDEX Jährliche Fachmesse in Vancouver 
    P3 2024: Canada's Infrastructure ConferenceFachkonferenz in Toronto 
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