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Wirtschaftsumfeld | Libyen | Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit mit Libyen

Seine Erdölvorkommen machten Libyen lange unabhängig von Geberinstitutionen. Die instabile politische Lage erschwert internationale Zusammenarbeit.

Von Laura Sundermann | Bonn

Im Vergleich zu Marokko und Tunesien erhält Libyen einen sehr geringen Betrag an Official Development Assistance (ODA). Größter ODA-Geber waren 2022 EU-Institutionen (EU-Kommission und Europäische Investitionsbank) mit etwa 56 Millionen Euro, gefolgt von den USA mit etwa 51 Millionen Euro und Italien mit etwa 37 Millionen Euro. Die Entwicklungsbanken sind in Libyen wenig präsent. Weder Weltbank noch Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagten 2022 Gelder zu. Unter den UN-Organisationen machte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit etwa 4 Millionen Euro die höchsten ODA-Zusagen.

Das Land ist wirtschaftlich wieder auf Wachstumskurs

Libyens große Erdölvorkommen erlaubten es dem Land, jahrzehntelang alle Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte aus diesen Einnahmen zu finanzieren. Das Einkommen aus dem Erdölgeschäft machte das Land lange von ausländischen Krediten unabhängig, führte aber auch dazu, dass kaum in die Diversifizierung der Wirtschaft investiert wurde.

In den letzten Jahren jedoch wurde die finanzielle und humanitäre Lage durch den Bürgerkrieg und die Schließung oder Zerstörung vieler Ölfelder immer angespannter. Die Coronapandemie führte ebenfalls dazu, dass die Rohölproduktion drastisch sank. Dementsprechend stagnierte die Wirtschaft insgesamt. Seit 2023 wächst sie jedoch wieder. Aktuelle Prognosen sagen auch für 2025 ein starkes Wirtschaftswachstum voraus.

Doch ohne eine landesweit akzeptierte und repräsentative Regierung sowie eine solide Zentralbank und Währung wird Libyen nur wenige Entwicklungsprojekte umsetzen. Aus denselben Gründen dürften auch internationale Geber vorerst kaum Gelder zusagen.

Projekte adressieren Migration, Wiederaufbau und nachhaltige Entwicklung

Trotz der allgemeinen Zurückhaltung gibt es aber auch Akteure der Entwicklungszusammenarbeit, die in Libyen aktiv sind. Diese engagieren sich vor allem in der Flüchtlingshilfe. Zudem leisteten internationale Geber Soforthilfe nach der Flutkatastrophe im ostlibyschen Derna im September 2023.

Die EU agiert in Libyen im Rahmen von jährlichen Sondermaßnahmen und deckt darüber ein breiteres Themenspektrum ab. Die Sondermaßnahme 2024 unterstützt zwar ebenfalls Wiederaufbau und Entwicklung nach dem Bürgerkrieg und der Flutkatastrophe, nimmt aber auch andere Bereiche in den Fokus. So will die EU das öffentliche Finanzwesen stärken, Investitionen in den grünen und digitalen Wandel fördern sowie Justiz und Rechtstaatlichkeit unterstützen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet in verschiedenen Projekten in Libyen beziehungsweise mit libyschen Partnerorganisationen. Schwerpunktthemen sind Kommunalentwicklung und Dezentralisierung sowie Gesundheitsversorgung. Vor allem in Fortbildungen und Workshops werden den Zielgruppen die entsprechenden Kompetenzen vermittelt. Auch im Energiesektor ist die GIZ aktiv.

Insbesondere für Consultingfirmen sowie für Trainer und Projektmanager kann es sich lohnen, die Ausschreibungen der entsprechenden Organisationen zu beobachten oder auch direkt Kontakt mit diesen aufzunehmen. Die instabile Sicherheitslage und der ungeklärte politische Konflikt machen den Einsatz vor Ort jedoch zu einer Herausforderung.

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