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Markttrends

Steigende Verkaufspreise und EU-Fördergelder heben die Stimmung in Polens Landwirtschaft. Strukturelle Herausforderungen bleiben aber weiterhin bestehen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polens Landwirtschaftsministerium will die Direktzahlungen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) neu verteilen. Der Vorwurf: Viele Grundbesitzer würden Zuschüsse erhalten, obwohl sie keine Landwirtschaft betreiben. Eigentlich sollen nur sogenannte beruflich aktive Landwirte eine Zuzahlung erhalten. Doch der Begriff ist schwammig. Das Landwirtschaftsministerium kündigt an, die Kriterien zu verschärfen. 

14,7 %

Anteil der Agrar- und Lebensmittelexporte am Gesamtexport Polens

Empfänger müssten dann Mindestkosten und Einnahmen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit nachweisen. "Die vorgestellten Lösungen werden dazu beitragen, die GAP-Unterstützung gezielter an jene zu zahlen, die tatsächlich in der Landwirtschaft tätig sind", erklärte Stefan Krajewski, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, in einem Schreiben vom März 2025.

Die GAP-Subventionen gleichen Preisschwankungen an den Agrarmärkten aus. Sie sorgen damit für ein stabiles Einkommen bei den Landwirten. Für viele Höfe sind die Gelder überlebenswichtig. In Polens mehrjährigen GAP-Haushalt 2023-2027 befinden sich 25,2 Milliarden Euro. 

Positive Signale für das Jahr 2025

Änderungen an den Auszahlungsbedingungen sind keine Seltenheit. Seit 2025 gelten neue Obergrenzen für die Öko Regelungen der GAP. Landwirte, die Kriterien bei Umweltschutz, Klimaschutz oder Tierwohl erfüllen, bekommen im Rahmen des Fördermechanismus mehr Subventionen. Die Zuschüsse werden jetzt nur noch für Flächen bis 300 Hektar gezahlt. In den Vorjahren hatten Großbetriebe die meisten Gelder abgerufen. Eigentlich sollen die Subventionen kleinen und mittelgroßen Betrieben helfen.

Neben Subventionen entscheiden auch Marktpreise über die Stimmung in Polens Landwirtschaft. Laut Konjunkturumfragen der Universität SGH sind die Betriebe im 1. Quartal 2025 positiver eingestellt als im Vorjahreszeitraum. Zu den Gründen zählen die gestiegenen Preise für Milch, Rinder und Masthühner. Dank höherer Preise rechnet sich die Produktion für die Agrarbetriebe. Ausgenommen sind die Schweinehalter. Hier fallen die Preise.

Die Stimmung kann wieder ins Negative kippen, beispielsweise, wenn es zu extremen Wetterlagen kommt. Der Süden des Landes kämpft weiter mit den Folgen einer Flut vom Herbst 2024. Andere Landesteile erleben Dürren. Das staatliche meteorologische Institut IMGW warnt bereits vor historisch niedrigen Pegelständen der Flüsse.

Immerhin: Eine Befragung der polnischen Statistikbehörde GUS deutet auf ein positives Investitionsklima hin. Produzenten von pflanzlichen und tierischen Agrargütern wollen 2025 mehr investieren als im Vorjahr.

Interesse an Förderprogrammen größer als die Budgets

Der Europäische Wiederaufbaufonds stellt 8,8 Milliarden Euro für Investitionen im Agrar- und Lebensmittelsektor bereit. Die Förderagentur des Landwirtschaftsministeriums ARiMR hat verschiedene Programme ausgeschrieben. Landwirte erhalten Zuschüsse, wenn sie Agrargüter bereits auf dem Hof verarbeiten.

Der staatliche Umweltfonds NFOŚiGW unterstützt Agrarbetriebe, die Biogasanlagen bauen wollen. Insgesamt 240 Millionen Euro können Landwirte im Rahmen des Programms "Energie für das Dorf" bis Dezember 2025 beantragen. Es ist die zweite Auflage dieses Förderprogramms, nachdem die erste Ausgabe viel Zuspruch erhalten hatte.

Förderprogramme für moderne Technologien stoßen auf besonders großes Interesse. Das Landwirtschaftsministerium musste eine Subventionsrunde für Landwirtschaft 4.0-Investitionen wegen der Masse von Anträgen stoppen und das Budget erhöhen - von überschaubaren 36 Millionen Euro auf schließlich fast 270 Millionen Euro. Doch selbst mit den neuen Mitteln kann ARiMR nicht alle Landwirte unterstützen.

Zuschüsse für Investitionen gibt es auch im Rahmen der GAP. Insgesamt 390 Millionen Euro hat Polen aus diesem Topf für Modernisierungsvorhaben reserviert. Agrarbetriebe erhalten Gelder, um neue Maschinen für den Pflanzenanbau oder für die Tierhaltung einzukaufen. 

Es dauert in der Regel Monate, bis ARiMR die Gelder auszahlt. Das mag ein Grund sein, warum die Verkaufszahlen für Traktoren im Januar und Februar 2025 noch auf dem niedrigen Vorjahresniveau bleiben. Immerhin: Die deutschen Hersteller Claas und Deutz-Fahr befinden sich zum Jahresauftakt im Plus.

Kleine Höfe befürchten internationale Konkurrenz

Viele Landwirte bleiben abhängig von Fördergeldern. Das hat strukturelle Gründe. Die Höfe in Polen sind sehr klein. Die durchschnittliche Größe eines Betriebes lag 2024 laut ARiMR bei 11,6 Hektar. Zum Vergleich: in Deutschland beträgt der Wert 65 Hektar. Vor diesem Hintergrund hält die staatliche Forschungsförderagentur NCBR in einer Studie fest:

Polens Landwirtschaft ist durch eine fragmentierte Agrarstruktur, einen hohen Anteil an Einzelbetrieben, eine sinkende Beschäftigungsquote und einen geringen Mechanisierungsgrad gekennzeichnet […]. Es fehlt auch an einer aktiven Agrarpolitik, die auf die Konzentration der Produktion abzielt

Narodowe Centrum Badań i Rozwoju (NCBR) Studie "Landwirtschaft 4.0 - Identifizierung technologischer Trends"

Laut Polens offizieller Landwirtschaftsstrategie soll die durchschnittliche Betriebsgröße bis 2030 auf 17 Hektar steigen. Das Landwirtschaftsministerium will Zusammenschlüsse von Höfen unterstützen, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Vielzahl der kleinen und ineffektiven Landwirtschaftsbetriebe ist auch ein Grund dafür, warum sich Polen gegen das Freihandelsabkommen Mercosur zwischen der EU und mehreren Staaten Südamerikas wehrt. Zur Begründung schreibt das polnische Wirtschaftsministerium: "Das EU-Mercosur Abkommen könnte zu einem Preisverfall bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf dem europäischen Markt führen. Infolgedessen könnten viele landwirtschaftliche Betriebe in Konkurs gehen." 

Gleichzeitig drängen die polnischen Fleischproduzenten auf internationale Märkte. Das Landwirtschaftsministerium führt mit asiatischen Ländern Gespräche. Im Fokus stehen unter anderem China, Südkorea, Japan, Vietnam und die Philippinen. 

Polens diplomatischen Bemühungen zielen darauf ab, dass die Importpartner das Prinzip der Regionalisierung anerkennen. Demnach wäre nicht ganz Polen von einem Importstopp betroffen, wenn in einem Betrieb Krankheiten ausbrechen, wie die Afrikanische Schweinepest. Stattdessen könnte dann nur eine betroffene Region nicht mehr exportieren. Im Jahr 2024 gab es 44 gemeldete Ausbrüche von Schweinepest.

Ausgewählte Investitionsprojekte in der Landwirtschaft in Polenin Millionen Euro
Akteur/Projekt

Investitionssumme 

Projektstand
Polmlek/Modernisierung der Milchbetriebe - Maschinenpark und Energietransformation

238

Planungsstadium
Cedrob/Neues Werk für Geflügelverarbeitung in Rypin

110

Planungsstadium
Top Farms Wielkopolska/Modernisierung und Robotisierung der landwirtschaftlichen Betriebe 

29

Planungsstadium
Spomlek/Ausbau und Modernisierung des Milchbetriebs in Radzyń Podlaski

24

Projektdurchführung
Ośrodek Hodowli Zarodowej Głogówek/Bau eines robotisierten Kuhstalls

12

Planungsstadium
Fortune Sp. z o.o. - Ferma Bydła Cieszymowo/Bau einer robotisierten Milchfarm

k.A. 

Projektdurchführung
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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