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Branchen | Polen | Elektromobilität

Neues Förderprogramm für Elektroautos läuft an

Die Marktanteile von Elektro-Pkw hängen in Polen im einstelligen Prozentbereich fest. Ein neues Förderprogramm soll mindestens 40.000 weitere Elektroautos auf die Straße bringen.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polens staatlicher Umweltfonds NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej) wirbt mit einer neuen Kaufprämie für Elektroautos. Interessenten erhalten einen Zuschuss von bis zu 9.500 Euro beim Kauf eines rein batterie-elektrisch betriebenen Pkw. Das Programm "Unser E-Auto" (NaszEAuto) startete Anfang Februar 2025 und läuft bis zum Sommer 2026. Die Förderung greift nur bei Neufahrzeugen der EU-Fahrzeugklasse M. Außerdem darf ein Pkw für den Zuschuss nicht mehr kosten als umgerechnet 53.500 Euro netto. Der Umweltfonds zahlt die Prämie sowohl bei Kaufverträgen wie auch bei Leasingverträgen.

Bonus für das Verschrotten alter Verbrenner

Um den vollen Zuschuss zu erhalten, müssen Käufer eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Personen mit einem Jahreseinkommen unter 32.000 Euro erhalten zum Beispiel einen Bonus. Ähnliches gilt für kinderreiche Familien. Zudem gibt es eine "Abwrackprämie" für Personen, die ihr altes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor beim Kauf des Elektroautos verschrotten lassen.

Gewerbetreibende erhalten mindestens 7.100 Euro ZuschussKaufprämien für Elektro-Pkw im Rahmen von "Unser E-Auto" in Euro, nach Antragssteller
Antragsteller1)

Basiszuschuss

Abwrackprämie

Bonus bei niedrigem Einkommen

Gesamt

Privatperson

4.400

2.400

2.700

9.500

Privatperson mit min. 3 Kindern2)

7.100

1.200

1.200

9.500

Gewerbetreibender

7.100

2.400

-

9.500

1) Abweichende Werte bei Leasingverträgen; 2) Antragsteller muss eine Großfamilien-Karte besitzen (Karta Dużej Rodziny).Quelle: PSNM 2025

Das Budget für "Unser E-Auto" im Umfang von rund 374 Millionen Euro stammt aus dem europäischen Wiederaufbaufonds. Polens Vorgängerregierung hatte sich bei den Verhandlungen des Fonds dazu verpflichtet, eine neue Steuer auf Autos mit Verbrennungsmotor einzuführen. Dieser Schritt sollte Elektrofahrzeuge attraktiver machen. Die aktuelle Regierung konnte bei Nachverhandlungen mit der Europäischen Kommission ihren Standpunkt durchsetzen, dass Kaufanreize zielführender seien als neue Abgaben. Die Verbrenner-Steuer wird voraussichtlich ab 2026 nur bei Unternehmen greifen, deren Fuhrpark mehr als ein Fahrzeug umfasst.

Kritik trotz höherer Zuschüsse

Das Programm "Unser E-Auto" ersetzt die Kaufprämie "Mein Elektrischer". Sie endete im Januar 2025. Zu den wichtigsten Unterschieden gehört die höchstmögliche Fördersumme. Bei "Mein Elektrischer" erhielt ein privater Käufer maximal 6.400 Euro Zuschuss - und damit deutlich weniger als bei "Unser E-Auto".

Der Mobilitätsverband PSNM (Polskie Stowarzyszenie Nowej Mobilności) lobt in einer Stellungnahme die höheren Fördergelder. Gleichzeitig wiederholt PSNM seine Kritik vom Dezember 2024, als "Unser E-Auto" erstmals vorgestellt wurde. Der Verband bemängelt, dass nur natürliche Personen, also Privatpersonen und Gewerbetreibende, den Zuschuss in Anspruch nehmen können. Juristische Personen wie zum Beispiel Unternehmen bleiben außen vor. Dabei seien Unternehmen für die meisten Neuzulassungen in Polen verantwortlich, erklärt Aleksander Rajch, Vorstandsmitglied beim PSNM. "Wenn man den Kreis der Begünstigten einschränkt, dann wird sich dies negativ auf die Effizienz der Kaufprämie auswirken", schreibt Rajch in der Stellungnahme.

Laut Umweltportal Gramwzielone.pl entgegnete der Staatssekretär im Klimaministerium, Krzysztof Bolesta, auf einer Pressekonferenz: "Große Unternehmen haben ihre Nachhaltigkeitsziele, ihnen muss nicht geholfen werden. Es handelt sich um ein Programm, das denjenigen, die heute Verbrennungsfahrzeuge fahren und von der Steuer auf Verbrennungsfahrzeuge betroffen wären, helfen soll, Elektrofahrzeuge zu kaufen".

E-Mobilität bleibt in der Nische

Die Kritik von PSNM geht noch weiter. Käufer von leichten Lieferfahrzeugen der EU-Fahrzeugklasse N1 erhalten bei "Unser E-Auto" keine Prämie. Das war bei "Mein Elektrischer" noch anders. Hier gab es sogar bis zu 15.900 Euro für einen Kastenwagen. "Sehr oft sind die Preisunterschiede zwischen Lieferfahrzeugen mit Elektro- oder Verbrennungsmotor größer als die Preisunterschiede bei Pkw", sagt Jan Wiśniewski, Leiter des Analysezentrums von PSNM.

Weitere Informationen über "Unser E-Auto" veröffentlicht der Umweltfonds auf seiner Internetseite.

Elektro-Pkw spielen auf Polens Fahrzeugmarkt bislang kaum eine Rolle. Ihr Marktanteil an allen Neuzulassungen kam 2024 nicht über 3 Prozent hinaus. Der EU-Durchschnitt lag bei immerhin 13,6 Prozent. Der Absatz von rein batterie-elektrisch betriebenen Pkw in Polen fiel im Jahr 2024 um 3 Prozent auf 16.564 Fahrzeuge, berichtet der Automobilverband PZPM (Polski Związek Przemysłu Motoryzacyjnego).

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