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Wirtschaftsausblick | Ruanda

Politische Stabilität dürfte auch der Konjunktur helfen

Ruandas Wirtschaft wächst weiter schnell. Aber der Markt ist klein. Deutsche Unternehmen schätzen das stabile Umfeld.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Paul Kagame dürfte wiedergewählt werden

Am 15. Juli 2024 finden in Ruanda Präsidentschaftswahlen statt. Es besteht trotz zweier Gegenkandidaten kein Zweifel daran, dass der seit dem Jahr 2000 regierende Präsident Paul Kagame von der Rwandan Patriotic Front (RPF) für eine weitere Amtszeit bis zum Jahr 2029 wiedergewählt wird.

Kagames wirtschaftspolitische Erfolge sprechen für sich. Er hat für ein gutes Geschäftsklima im Land gesorgt. Unter anderem spielt die Korruption fast keine Rolle mehr, sodass sich auch Unternehmen ohne Afrikaerfahrung in Ruanda wohlfühlen. Die Behörde Rwanda Development Board (RDB) wurde mit internationalem Personal verstärkt und arbeitet sehr aktiv an der Vermarktung des Landes. Immer wieder kommen ausländische Investoren nach Ruanda, die dem kleinen Land die gewünschte internationale Aufmerksamkeit bescheren.

Die aktuelle politische Stabilität ist eine große Errungenschaft der Regierung und ein wichtiger Pluspunkt für Unternehmen. Sie wird jedoch durch eine repressive Politik teuer erkauft. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert Ruanda wegen Menschenrechtsverletzungen und Demokratieverstößen. Ursache für das staatliche Streben nach Kontrolle sind vor allem die traumatischen Erfahrungen des Genozids im Jahr 1994, in dessen Folge soziale und ethnische Spannungen latent weiterbestehen.

Wirtschaftsentwicklung: Hohe Dynamik aber Importe bleiben teuer

Das erwartete Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Ruanda bleibt weiterhin hoch, auch wenn die über achtprozentige Steigerung aus dem Jahr 2023 voraussichtlich nicht mehr erreicht werden kann. Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für das Jahr 2024 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7 Prozent. Die Weltbank glaubt sogar an eine Steigerung um 7,5 Prozent und setzt Ruanda damit in Subsahara-Afrika auf Platz 3 der am schnellsten wachsenden Märkte.

Ein Wachstumsmotor ist die hohe Bautätigkeit. Der Staat dürfte mit den hohen Zuflüssen internationaler Geber weiter in Infrastruktur investieren und auch von privater Seite werden viele Projekte insbesondere im Wohnungsbau durchgeführt. Darüber hinaus ist mit Investitionen im verarbeitenden Sektor zu rechnen, vor allem bei der Produktion von Baustoffen.

Auch der Tourismus wird der Wirtschaft positive Impulse verleihen. Insbesondere als Konferenzstandort macht Kigali immer wieder auf sich aufmerksam. Zahlreiche Events sind geplant, unter anderem im November 2024 die Africa Energy Expo. Hinzu kommt der Safaritourismus, der von "Visit Rwanda" angepriesen wird.

Damit macht das abgelegene und mit unter 15 Millionen Einwohnern kleine Land sehr viel aus seiner nicht gerade vorteilhaften Lage. Indes profitiert die überwiegend in ärmlichen Verhältnissen lebende breite Bevölkerung vom wirtschaftlichen Wachstum noch zu wenig.

GTAI-Informationen zu Ruanda

Die Inflation stellt für die Bevölkerung und das Geschäftsklima weiterhin eine Belastung dar, auch wenn sie niedriger ausfällt, als im Jahr 2023 mit fast 20 Prozent. Für das Jahr 2024 sagt die EIU eine Teuerung von etwa 5,9 Prozent voraus. Weiter unter Druck steht die ruandische Währung Rwanda Franc (RWF) aufgrund des sich vergrößernden Leistungsbilanzdefizits. Seit September 2022 hat der RWF stetig an Wert verloren, bis Juli 2024 mehr als 35 Prozent gegenüber dem Euro. Deutsche Exporte verteuern sich entsprechend. Auch sind in Ruanda aktuell Devisen nicht immer einfach zu bekommen.

Der Transport für Lieferungen nach Ruanda ist aufgrund des aufwändigen Landtransports über fast 1.500 Kilometer vom tansanischen Hafen Daressalam sehr teuer. Erschwerend kommt aktuell hinzu, dass fast alle Schiffe aus Europa den Suezkanal meiden und den langen Umweg über Südafrika nehmen müssen. Grund hierfür sind die Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Milizen auf Frachtschiffe seit Ende des Jahres 2023.

Deutsche Perspektive: Ein beachteter Markt in Ostafrika

Die Aussichten für deutsche Lieferungen im Jahr 2024 sind aufgrund der hohen Preise mäßig. Im Jahr 2023 erreichten sie etwa 53,6 Millionen Euro. Verglichen mit den Vorjahren ist das ein niedriges Niveau. Immerhin lag der Wert im Jahr 2021 noch bei 75 Millionen Euro. Mittelfristig besteht ein deutliches Steigerungspotenzial, wenn die wirtschaftliche Dynamik in Ruanda anhält. Aus deutscher Sicht hat sich Ruanda immer mehr zu einem interessanten Liefermarkt innerhalb der East African Community (EAC) entwickelt.

Für uns ist Ruanda inzwischen ein vielbeachteter Markt in Ostafrika, in den wir regelmäßig deutsche Wirtschaftsdelegationen begleiten. Im September 2024 findet zum Beispiel eine Markterkundungsreise zum Thema zivile Drohnentechnologie statt.

Carl Kibwage Regionalkoordinator der AHK für das östliche Afrika

Dazu hat auch der sprachliche Wechsel des Landes von einem frankophonen hin zu einem anglophonen Markt beigetragen. Viele deutsche Unternehmen unterhalten in Nairobi eine regionale Ostafrika-Vertriebsniederlassung, von der aus die regionalen Aktivitäten in dem fast ausschließlich anglophonen Raum gesteuert werden.

Auch siedeln sich nach und nach deutsche Unternehmen in Kigali an und profitieren vom stabilen Investitionsumfeld. Zu den Ansiedlungen zählt Volkswagen mit einer kleineren Montage sowie BioNtech, das seit Ende 2023 eine Impfstoffproduktion in Kigali betreibt. Darüber hinaus gibt es mehrere Niederlassungen von Unternehmen aus dem IT-Dienstleistungsbereich. Der Trend dürfte anhalten.

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