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Ruandas Bausektor benötigt Baustoffe und Komponenten
Staatliche Aufträge dürften weiterhin kommen, private Projekte sogar zunehmen. Hohe Importpreise treiben die Projektkosten in die Höhe.
13.11.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Der Bausektor in Ruanda rechnet in den kommenden Jahren weiterhin mit regelmäßigen staatlichen Aufträgen im Infrastrukturbereich. Und das, obwohl die Staatsverschuldung in der jüngeren Vergangenheit gestiegen ist und neue Projekte nicht mehr so offensiv angegangen werden. Aktuell sind beispielsweise zahlreiche Reparaturarbeiten an Straßen notwendig, die durch die Fluten im Mai 2023 beschädigt wurden.
Die Infrastrukturprojekte werden vor allem in den Bereichen Transport (Straßen, Flughäfen), Energie und Wasserversorgung realisiert. Geld hierfür kommt oft von Gebern wie der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank oder auch der deutschen KfW. Ruandische Partnerschaften mit China, der Türkei, Katar und Israel gewinnen zudem an Bedeutung.
Low Cost Housing spielt eine wichtige Rolle
Die Regierung legt viel Wert auf die Versorgung der jährlich um etwa 400.000 Menschen wachsenden Bevölkerung mit Wohnraum. Weil ein Großteil der Bewohner in Armut lebt, genießt das Thema Low-Cost-Housing Priorität. Etwa 60.000 zusätzliche Einheiten werden pro Jahr benötigt. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Ruanda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Ein Großteil der Infrastrukturprojekte wird von unterschiedlichen Ministerien oder den staatlichen Infrastrukturbetreibern ausgeschrieben. Bauunternehmen berichten positiv von vergleichsweise transparenten und korrekten Ausschreibungsverfahren. Gleichwohl gibt es offenbar Probleme bei der Bezahlung insbesondere bei Ausschreibungen, bei denen kein Geber als Finanzierer dahinter steht. Veröffentlicht werden die Ausschreibungen auf der zentralen Ausschreibungsplattform der Regierung.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
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Bugesera International Airport | 1.300 | Erste Phase seit 2017 im Bau. Ende dieser Bauphase soll 2025 sein | 2019 hat Qatar Airways 60% der Anteile übernommen. Die zwischendurch ausgestiegene portugiesische Mota-Engil ist an dem Bau beteiligt |
Ruzizi III Hydropower Plant | 650 | Geplante Fertigstellung 2026 | Kapazität: 147 MW. Neben Ruanda sind Burundi und die DR Kongo am Projekt beteiligt. Finanzierung über Geber wie Weltbank, EU, AfDB, KfW und AFD |
Rusumo Hydropower Plant | 468 | Im Bau. Fertigstellung verzögert sich immer wieder | Kapazität: 80 MW. Finanzierung: Weltbank, AfDB. Gemeinschaftsprojekt von Ruanda, Burundi und Tansania. Auftragnehmer: CGCOC-Jiangxi Water & Hydropower Construction Company Joint Venture. Beteiligt ist u.a. Andritz Hydro(Österreich) |
Auch von privater Seite werden wieder vermehrt Hochbauprojekte durchgeführt. Speziell in Kigali entstehen neue Hotels, Büros und Wohnhäuser, trotz hoher Leerstandrate. Eines der größten Projekte ist der Bau der Inzovu-Mall in Kigali durch die französische Groupe Duval. Das auf 68 Millionen US-Dollar geschätzte Vorhaben soll im Jahr 2025 fertiggestellt werden.
Die guten Konjunkturaussichten Ruandas sind für die private Investitionsbereitschaft förderlich. Eine Herausforderung stellen hingegen die teuren Importe aufgrund hoher Transportkosten und der fallenden lokalen Währung Rwanda Franc.
Lieferchancen bestehen in begrenztem Umfang
Deutsche Unternehmen verfügen bei Bauprojekten in Ruanda über vielfältige, aber vom Umfang her begrenzte Geschäftschancen. Lieferungen sind projektabhängig und schwanken deswegen stark. In den letzten Jahren pendelten zum Beispiel die deutschen Lieferungen von Baumaschinen zwischen 130.000 und 500.000 Euro pro Jahr.
Darüber hinaus bestehen Lieferchancen bei Werkzeugen, Baustoffen und –chemikalien, Armaturen, Beschlägen, Fassaden, Fenstern, Inneneinrichtungen und Elektronik. Bei staatlichen Infrastrukturprojekten sind mitunter deutsche Ingenieurdienstleister mit dem Anfertigen von Studien oder der Bauaufsicht involviert.
Bauzulieferer und Ingenieurdienstleister betreuen Ruanda aufgrund der geringen Marktgröße wie auch andere Märkte in Ostafrika oft von Nairobi (Kenia) aus. GTAI berichtet regelmäßig auch über die Entwicklungen in den Bausektoren weiterer ostafrikanischer Teilmärkte wie Kenia, Tansania, und Uganda. Einige Distributoren betreiben auch eine Niederlassung in Kigali.
Bergbau im Ostkongo bietet Lieferchancen von Ruanda aus
Bauzulieferer hoffen auch auf Projekte im Bergbau in Ruanda, der gegenwärtig nur eine kleine Rolle spielt. Das Land verfügt über Vorkommen von Zinn, Tantal und Wolfram. Auch könnten die Großminen in der benachbarten DR Kongo von Ruanda aus mit Gerät beliefert werden, die aufgrund der politischen Instabilität kein attraktiver Standort für die meisten Zulieferer ist. Der kürzlich erfolgte Beitritt der DR Kongo zur East African Community (EAC) sollte den Handel inzwischen spürbar vereinfachen, gleichwohl haben die Spannungen zwischen beiden Ländern seit 2022 wieder zugenommen.
SITC-Kategorie *) | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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Kalk, Zement und bearbeitete Baustoffe (ausgenommen Glas und keramische Stoffe, SITC 661) | 56,4 | 76,0 | 54,8 | 59,6 |
Baumaterial aus keramischen und feuerfesten Stoffen (SITC 662) | 28,1 | 22,5 | 29,0 | 17,7 |
Eisen und Stahl (SITC 67) | 129,0 | 168,3 | 202,5 | 232,2 |
Metallwaren, a.n.g. (SITC 69) | 142,6 | 117,6 | 112,2 | 172,5 |
Maschinen, Apparate und Geräte für Erd- oder Steinbrucharbeiten (SITC 723) | 24,1 | 19,3 | 20,2 | 29,3 |
Vorgefertigte Gebäude; sanitäre Anlagen, Heizungs- und Beleuchtungseinrichtungen (SITC 81) | 12,8 | 12,0 | 18,2 | 21,7 |
Möbel und Teile davon; Bettausstattungen, Sprungrahmen und ähnliche Waren (SITC 82) | 26,0 | 18,6 | 19,0 | 34,1 |
Gesamt | 419,0 | 434,3 | 456,0 | 567,1 |
Lokale Produktion von Baustoffen und Fertigteilen ist interessant
Im August 2023 wurde eine chinesische Zementfabrik in Muhanga etwa 40 Kilometer westlich von Kigali eingeweiht. Damit gibt es nun neben Cimerwa (gehört zu PPC) und Prime Cement (gehört zur Milbridge Group) einen dritten Player.
Auch die lokale Herstellung weiterer Baustoffe und Baukonstruktionen wie Dächer ist ein Wachstumsmarkt. Deutsche Unternehmen könnten Kooperationen mit lokalen Produzenten erwägen. Zahlreiche Produkte müssen noch importiert werden. Das Investitionsklima in Ruanda gilt für afrikanische Verhältnisse als sehr gut, weil zum Beispiel Korruption kaum eine Rolle spielt. Detaillierte Informationen bietet die GTAI-Publikation Wirtschaftsstandort Ruanda.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
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Rockplant | Hitachi, Terex, FRD Furukawa | Kein Sitz in Ruanda. Seit 2006, derzeit mit Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda. In Kenia Filialen in Nairobi und Mombasa |
Meta Plant & Equipment Rwanda | JCB, Kaeser Luftkompressoren | Sitz in Kigali. Mutterkonzern ist Muscat Overseas in Oman |
AZ Impex | Bomag, Komatsu | Sitz in Kigali. Gehört zur belgischen Bia-Group, die in Westafrika sehr präsent ist. Seit 1995 in Ruanda aktiv |
Panafrican Equipment | Wirtgen | Kein Sitz in Ruanda – das Land wird von der Niederlassung in Kampala (Uganda) bedient. Im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai |
Tractafric Equipment | Caterpillar | Sitz in Kigali. Tractafric ist vor allem in frankophonen Ländern West- und Zentralafrikas aktiv. Die Niederlassung in Kigali existiert seit 2003 |
NECST Motors | Volvo | Kein Sitz in Ruanda. Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda. In Tansania präsent mit einem Büro in Daressalam |
Kanu Equipment (ESS Equipment) | Bell, Liebherr | Kein Sitz in Ruanda. Neben Tansania noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. Hauptsitz ist in Johannesburg. In Tansania präsent in Daressalam |
Den Hochbau dominieren chinesische Bauunternehmen, was die Beteiligungschancen für deutsche Zulieferer schmälert. So kamen unter anderem China Road & Bridge Corporation (CRBC) und China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) über verschiedene Infrastrukturprojekte ins Land, die von der chinesischen Regierung finanziert wurden. Mit Horizon Group und NPD Cotraco gehören zwei der größten ruandischen Baufirmen der Regierungspartei RPF über deren Geschäftsarm Crystal Ventures.
Größere Lieferungen zum Beispiel von Baumaschinen oder Baustoffen erfolgen überwiegend über den tansanischen Hafen Daressalam, etwa 1.450 Kilometer von Kigali entfernt, oder über den ähnlich weit entfernten kenianischen Hafen von Mombasa. Während Mombasa recht effizient gemanagt wird, gilt Daressalam als verstopft und man muss Verzögerungen einkalkulieren.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Ruanda | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
AHK Ostafrika | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Rwanda Public Procurement Authority (RPPA) | Staatliche Beschaffungsbehörde |
Rwanda Online E-Procurement System | Zentrale Ausschreibungsplattform der RPPA |
Ministry of Infrastructure (MININFRA) | Für den Ausbau der Infrastruktur zuständiges Ministerium |
Rwanda Transport Development Agencies (RTDA) | Aufsichtsbehörde für den Straßen- und Eisenbahnbau unter dem MININFRA |
Rwanda Housing Agency (RHA) | Aufsichtsbehörde für den Häuserbau unter dem MININFRA |
Rwanda Energy Group Limited (REG) | Unter dem MININFRA. Zuständig für Projekte im Energiebereich über die beiden Töchter Energy Utility Corporation Limited (EUCL) und Energy Development Corporation Limited (EDCL) |
Water and Sanitation Corporation (WASAC) | Unter dem MININFRA. Zuständig für Projekte in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung |
Rwanda Revenue Authority (RRA) | Finanzbehörde. Zuständig für die Verzollung |
Rwanda Standards Board (RSB) | Normenamt |