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Saudi-Arabien forciert den Wohnungsbau

Die Versorgung der jungen einheimischen Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum gehört seit langem zu den zentralen sozialpolitischen Themen. In den Sektor fließen hohe Investitionen.

Von Robert Gehrke, Robert Espey | Riad, Dubai

Der Anteil der Eigenheimbesitzer unter der einheimischen saudi-arabischen Bevölkerung soll sich bis 2030 von aktuell 62 auf 70 Prozent erhöhen, so die Regierungsplanung. Zahlreiche Programme verschiedener staatlicher Akteure sollen die Zielerreichung gewährleisten.

Mittelfristig Investitionen in Höhe von 53 Milliarden US$ geplant

Allein im Zeitraum 2022 bis 2026 sind über 53 Milliarden US-Dollar (US$) für den Bau von etwa 300.000 Wohnungen und Einfamilienhäusern vorgesehen. Nach Angaben des CEO der National Housing Company (NHC), Mohammed Bin Saleh Al Butti, hat das Königreich im Rahmen des Entwicklungsprogramms "Vision 2030" in den vergangenen Jahren bereits mehr als 133 Milliarden US$ in den Wohnungsbau investiert. Gemäß Al Butti konnte die NHC in den vergangenen vier Jahren 146.000 Wohneinheiten fertigstellen.

Hauptstadt mit Abstand größter Wohnungsmarkt

Dem internationalen Immobiliendienstleister JLL zufolge kamen im 1. Halbjahr 2022 in Riad zusätzliche 16.000 Wohneinheiten auf den Markt. Damit stieg der Wohnungsbestand in der Hauptstadt auf 1,4 Millionen Einheiten. In Riad ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien unverändert stark und dürfte langfristig weiter zunehmen. Die Regierung verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis 2030 die Bevölkerung der Hauptstadtregion von derzeit weniger als 8 Millionen auf 15 Millionen bis 20 Millionen anwachsen zu lassen.

In den Regionen Dammam, Jeddah und Mekka wurden im 1. Halbjahr 2022 insgesamt nur 9.000 Wohnungen bezugsreif. Der Bestand erhöhte sich in Jeddah auf 0,85 Millionen Einheiten, in Dammam auf 0,37 Millionen und in Mekka auf 0,41 Millionen, so die JLL-Statistik.

Förderprogramme erleichtern den Weg zum Eigentum

Im September 2022 unterzeichnete die NHC eine Vereinbarung über die Finanzierung und Entwicklung eines Portfolios von Projekten im Wert von rund 11 Milliarden US$. Diese Mittel sollen für Wohnungsbauprojekte in elf Städten verwendet werden. Die 2016 gegründete NHC ist die Investitionsgesellschaft für Programme des Ministeriums für kommunale und ländliche Angelegenheiten sowie Wohnungswesen in den Bereichen Wohnen und Gewerbe.

Die Regierung hat bekannt gegeben, dass Wohnungsbauprojekte in sieben Vororten großer Städte, die im Rahmen des seit 2017 laufenden Sakani-Wohnungsbauprogramms entstehen, gut vorankommen. Das Sakani-Programm wurde gemeinsam vom Ministerium für Wohnungswesen und dem staatlichen Immobilienentwicklungsfonds ins Leben gerufen, um den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern. Grundstücke und Häuser werden an Staatsangehörige vergeben und notwendige Finanzierungen bereitgestellt.

Die Projekte werden in Partnerschaft mit privaten Immobilienentwicklern umgesetzt. Es ist die Errichtung von 146.500 Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 53 Quadratkilometern vorgesehen.

In den neuen Vororten werden moderne Wohnkonzepte realisiert. Die Wohnviertel sollen über Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Einkaufszonen, Grünflächen sowie Sport- und Erholungszentren verfügen. Derzeit können sich saudi-arabische Staatsbürger im Rahmen des Sakani-Programms für acht verschiedene Wohntypen in den Regionen Riad, Medina, Mekka, Asir sowie in der Ostprovinz bewerben.

ROSHN als neuer Treiber im Wohnungsbau

Im Rahmen des Wohnungsbauprojekts ROSHN sollen bis 2030 für 90 Milliarden US$ Apartments und Einfamilienhäuser zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung errichtet werden. Das Immobilienunternehmen ROSHN, das sich im Besitz des staatlichen Public Investment Fund (PIF) befindet, will seine Bautätigkeit verdreifachen, um bis 2025 der größte Bauträger in der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) zu werden, so CEO David Grover. ROSHN plant die Entwicklung von insgesamt rund 400.000 Wohneinheiten unter anderem in Riad, Jeddah, Mekka, Asir und in der Ostregion. Bis 2030 soll durch ROSHN Wohnraum für über 2 Millionen Menschen geschaffen werden.

Das erste ROSHN-Projekt, Sedra 1, befindet sich in der Nähe des Hauptstadtflughafens im Bau. In Sedra sind acht Ausbauphasen mit insgesamt 30.000 Wohneinheiten vorgesehen. Für das Sedra-Projekt hat Siemens Energy im Juni 2021 einen Auftrag zur Verstärkung des Stromübertragungsnetzes und zum Bau einer 26 Kilometer langen Erdverkabelung erhalten.

Sedra soll eine fußgängerfreundliche Gemeinde mit Grünflächen, Radwegen, Krankenhäusern, medizinischen Zentren, Schulen, Moscheen und Einzelhandelsgeschäften sein. Nach Aussagen von ROSHN CEO Grover wurden bereits 3.000 Wohneinheiten in Sedra verkauft, die schon Ende des Jahres bezugsbereit sein sollen.

Seit 2021 befindet sich in Jeddah ein ROSHN-Projekt, die Al Arous Community, in der Ausschreibungsphase. In drei Entwicklungszonen sollen 18.000 Wohneinheiten entstehen. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant.

Wohnraum für bis zu 9 Millionen Menschen in NEOM

In der dünn besiedelten Wüstenprovinz Tabuk am Roten Meer im Nordwesten des Königreichs ist das Mega-Entwicklungsprojekt New Future (NEOM) im Aufbau, das neue Maßstäbe für urbanes Leben und Smart Cities setzen soll. Das mit 1 Billion US$ veranschlagte Projekt hat Kronprinz Mohammed bin Salman 2017 präsentiert und wird von ihm mit Nachdruck vorangetrieben.

Im Sommer 2022 wurden modifizierte Projektdetails vorgestellt. Ursprünglich war eine 170 Kilometer lange Siedlungszone vorgesehen. Aktueller Planungsstand ist der Bau einer 9-Millionen-Einwohner-Stadt (The Line), die aus einem zusammenhängenden 170 Kilometer langen, 500 Meter hohen und 200 Meter breiten Gebäudekomplex bestehen soll. The Line soll eine autofreie Stadt sein und nur erneuerbare Energien nutzen.

MEED Projects zufolge hat die chinesische Baufirma Powerchina im August 2022 mit den Pfahlarbeiten für das Fundament eines ersten Abschnitts des Gebäudekomplexes begonnen. Mit dem britischen Bauunternehmen Keller wurde im Juni 2022 ein Rahmenvertrag für weitere Erdarbeiten geschlossen.

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