Branchen | Südkorea | Chemische Industrie
Markttrends
Firmen kündigen viele neue Projekte bei Batteriechemikalien an. Bewegung gibt es auch bei Recycling und Wasserstoff. In der Petrochemie sind Neuvorhaben jedoch seltener als früher.
05.05.2023
Von Frank Robaschik | Seoul
Südkoreas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2022 real um 2,6 Prozent. Die Bruttowertschöpfung der chemischen Industrie fiel jedoch wegen eines schwachen 2. Halbjahres real um 3,7 Prozent. Damit lag sie im Gesamtjahr 2022 nur noch 1,5 Prozent über dem Niveau vor der Coronapandemie. Die Produktionsmengen zahlreicher chemischer Erzeugnisse sanken; hingegen stieg die Fertigung von Mineralölerzeugnissen. Die Exportmengen legten vor allem bei Flugbenzin und Ethylen zu. Insgesamt fielen die Exporte organischer Grundchemikalien jedoch auf ein Niveau unterhalb des Pandemiejahres 2020. Besonders kräftig war der Rückgang bei der Ausfuhr von para-Xylol.
Für 2023 sind die Aussichten für die Branche durchwachsen. Die Zentralbank prognostiziert beim BIP ein Plus von 1,6 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen ausgehend vom immer noch hohem Niveau weiter fallen. Impulse für die Chemiebranche kommen vor allem aus dem schnell wachsenden Segment der Batterien für Elektroautos.
Viel Schwung bei Batteriechemikalien
Bei Vorprodukten für Batterien investieren südkoreanische Firmen vor allem bei Kathoden- und Anodenmaterialien, Präkursoren, Lithiumhydroxid, Kupferfolie und Separatoren. Insbesondere LG Chem, POSCO Chemical, SK Nexilis, Lotte Chemical, EcoPro BM, L&F und Korea Zinc setzen stark auf diese Bereiche. Dabei helfen staatliche Anreize für Investitionen sowie für Forschung und Entwicklung.
Lotte Battery Materials USA, eine Tochterfirma von Lotte Chemical, übernimmt bis Ende März 2023 für etwa 2 Milliarden US-Dollar (US$) die Mehrheit am Kupferfolienhersteller Iljin Materials. Iljin verfügt über Kapazitäten in Südkorea und Malaysia zur Produktion von insgesamt 60.000 Tonnen Kupferfolie pro Jahr. Darüber hinaus plant das Unternehmen weitere Werke in Malaysia, Spanien und in den USA.
L&F schloss im Februar 2023 einen Liefervertrag für Batteriechemikalien mit Tesla im Wert von knapp 3 Milliarden US$ in den Jahren 2024 und 2025 ab. Des Weiteren ist Batterierecycling ein wichtiges Wachstumsfeld.
Akteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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LG Chem | >3.000 | 2022 bis 2027 | Werk für Kathodenmaterial in Clarksville in Tennessee in den USA; Beginn der Massenfertigung 2025; Kapazität soll 2027 jährlich 120.000 Tonnen erreichen |
Korea Zinc | >770 | 2022 bis 2027 | Absichtserklärung für Werk für Batteriechemikalien in Yeosu; 1. Stufe bis 2025 Kapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr; 2. Stufe bis 2027 Kapazitäten für weitere 170.000 Tonnen jährlich |
POSCO Chemical | 267 | 2022 bis 2024 | Erweiterung der Produktionskapazität für künstliche Grafitanoden in Pohang um 10.000 Tonnen auf 18.000 Tonnen per annum |
SungEel HiTech | 166 | 9/2022 bis 12/2023 | Dritte hydrometallurgische Anlage zum Batterierecycling in Gunsan, Provinz Nord-Jeolla |
Lotte Chemical | 159 | 2022 bis 2024 | Absichtserklärung für Werk für Hydroxyethylcellulose und Vanadium-Batterieelektrolyte in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla |
Foosung | 93 | 11/2022 bis 12/2023 | Werk für Elektrolyte für Sekundärbatterien in Ulsan |
P&O Chemical (Joint Venture von POSCO Chemical und OCI) | 74 | 2022 bis 2023 | Werk für Anodenbeschichtungsmittel mit Kapazität von 15.000 Tonnen pro Jahr in Gongju, Provinz Süd-Chungcheong |
EcoPro Innovation | k.A. | 2/2023 bis Ende 2023 | Bau einer weiteren Anlage für Lithiumhydroxid in Pohang; Anlage mit Kapazität von weiteren 13.000 Tonnen pro Jahr; Gesamtkapazität steigt damit auf jährlich 26.000 Tonnen |
Erste Großprojekte bei Wasserstoff
Viele Ankündigungen gibt es bei Wasserstoff. SK E&S erhielt Ende 2022 gemeinsam mit Korea Midland Power (Komipo) die Genehmigung für ein Großvorhaben für blauen Wasserstoff in Boryeong in der Provinz Süd-Chungcheong. SK E&S will darüber hinaus über seine Tochterfirma IGE im 2. Halbjahr 2023 eine Anlage zur Produktion von jährlich bis zu 30.000 Tonnen flüssigen Wasserstoff in Incheon in Betrieb nehmen.
Lotte Chemical und Air Liquide gründeten Ende 2022 das Joint Venture Lotte Air Liquide Energy. Dieses soll bis Ende 2024 ein Wasserstoff-Verschiffungszentrum für als Nebenprodukt anfallenden Wasserstoff in Daesan in der Provinz Süd-Chungcheong mit einer Kapazität von 5.500 Tonnen pro Jahr errichten. Lotte Chemical hat große Pläne bei Wasserstoff und unter anderem Kooperationen mit Sumitomo, RWE und Mitsubishi angekündigt.
Hyosung Heavy Industries und Linde begannen im Juni 2021 mit dem Bau eines Werks für zunächst bis zu 13.000 Tonnen flüssigen Wasserstoff jährlich in Ulsan. Gleichzeitig fördert Südkorea die Entwicklung relevanter Technologien wie Elektrolyseure oder die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture, Utilisation and Storage; CCUS). So will SK Inc. Materials bis Juli 2023 weitere 300 Millionen US$ in das im CCUS-Bereich aktive Unternehmen 8 Rivers in den USA investieren. Neben grauem, blauem und grünem Wasserstoff erwägt Südkorea die Erzeugung von Wasserstoff unter Nutzung von Kernenergie.
Akteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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Lotte Chemical | 4.600 | Plan bis 2030 | Anlagen für 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr |
SK E&S und Komipo | 3.900 | 2023 bis 2026 | Anlage für jährlich 250.000 Tonnen blauen Wasserstoff in Boryeong, Provinz Süd-Chungcheong |
Hyundai Engineering | 310 | 11/2022 bis 06/2025 | Werk zur Produktion von Wasserstoff aus Altplaste in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong; Kapazität von 22.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr |
Kunststoffrecycling gewinnt an Bedeutung
Firmen der großen Unternehmensgruppen Südkoreas steigen in das Kunststoffrecycling ein. SK Innovation, SK Geocentric und LG Chem haben größere Vorhaben in diesem Bereich angekündigt. Generell investieren SKC, LG Chem, CJ Cheil Jedang und Lotte Chemical in biologisch abbaubare und recycelbare Kunststoffe. SK Geocentric, SK Innovation, LG Chem und Hyundai Oilbank sind aktiv bei der Ölgewinnung aus Kunststoffabfällen (Pyrolyseöl).
Akteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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SK Innovation | 1.300 | 2023 bis 2025 | Cluster für Kunststoffrecycling in Ulsan; Kapazität zur Verarbeitung von circa 250.000 Tonnen Kunststoffabfällen pro Jahr; unter anderem für Polyethylen, Polypropylen und Polyethylenterephthalat |
LG Chem | 240 | 2022 bis 2024 | Recyclingwerk für Pyrolyseöl und Werk für Dämmstoff Aerogel in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong |
SK Geocentric | k.A. | 2022 bis 2025 | Bau einer Kunststoffrecyclinganlage in Ulsan; Kapazität 66.000 Tonnen pro Jahr; Bau einer Anlage zur Weiterbehandlung recycelter Kunststoffe unter Nutzung von Pyrolyseöl |
In der Petrochemie ist ein Milliardenvorhaben von S-Oil derzeit das größte Projekt. Daneben setzt Lotte Chemical auf einen neuen Petrochemiekomplex in Indonesien. Generell bremst der Ausbau der chemischen Kapazitäten in China die Exportchancen und damit die Investitionslust in Südkorea. China ist der mit Abstand größte Kunde für südkoreanische Ausfuhren von petrochemischen Erzeugnissen.
Bei elektronischen Chemikalien will der Stahlhersteller POSCO ab 2024 Xenon an Samsung Electronics liefern. Bis 2027 sollen etwa zehn Luftzerleger bei POSCO in Pohang und Gwangyang Xenon produzieren. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine importierte Südkorea Gas vor allem aus Russland und der Ukraine.
Akteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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S-Oil | 7.000 | 2023 bis 2026 | Erweiterung der Petrochemieanlagen in Ulsan; unter anderem Ethylen, Polyethylen und Polypropylen |
Lotte Chemical | 3.950 | 2022 bis 2025 | Petrochemiekomplex in Cilegon in Indonesien für 1 Million Tonnen Ethylen, 520.000 Tonnen Propylen und 250.000 Tonnen Polypropylen pro Jahr |
LG Chem | 2.200 | 2021 bis 2028 | Bau von zehn Anlagen in Daesan; darunter bis 2024 zwei Anlagen für jährlich 50.000 Tonnen Polybutylenadipat-terephthalat und für 100.000 Tonnen Polyolefin-Elastomere |
POSCO International | 720 | 2023 bis 2025 | Bau eines LNG-Terminals in Gwangyang; Speicher für zusätzlich bis zu 400.000 Kiloliter LNG |
Merck | 700 | 2021 bis 2025 | Schwerpunkt auf Chemikalien für Halbleiter und Displays |
Lotte Chemical | 159 | 2022 bis 2024 | Absichtserklärung für Werk für Hydroxyethylcellulose und Vanadium-Batterieelektrolyte in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla |
Geringere Fertigung bei Farben und Lacken
Die Produktion von Farben und Lacken fiel in den ersten drei Quartalen 2022 laut Angaben der Korea Paint & Printing Ink Industry Cooperative auf 582.000 Kiloliter – ein Minus von 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Den geringsten Rückgang gab es bei den größeren Segmenten etwa mit 2 Prozent bei Farben für den Schiffbau. Bei Autofarben schlug ein Minus von 4,5 Prozent zu Buche. Um etwa 9 bis 10 Prozent sank die Produktion von Farben für Maschinenbau und Metallverarbeitung sowie für Elektronik. Um einen zweistelligen Prozentbetrag verringerte sich die Fertigung von Farben für die Bauindustrie und Straßenmarkierungen. Hohe Auftragseingänge im Schiffbau 2021 und 2022 sollten sich in den kommenden Jahren in mehr Nachfrage nach Schiffsfarben niederschlagen.
Die Produktion von Pflanzenschutzmitteln stieg gemäß Korea Crop Protection Association 2022 gegenüber dem Vorjahr um 8,2 Prozent, darunter bei Fungiziden um 15,2 Prozent und bei Herbiziden um 13 Prozent. Die Fertigung von Insektiziden sank nach dem starken Vorjahr um 4,2 Prozent. Die Herstellung von Düngemitteln fiel 2022.
Einen Überblick über Auslandsprojekte südkoreanischer Baufirmen bieten die Beiträge "Südkorea erhält Großaufträge für Industrieanlagen im Ausland" und "Südkoreanische Firmen errichten große Chemieanlagen im Ausland".
Stand: Februar 2023