Südkoreanische Kfz-Produktion schrumpft nur leicht

Angesichts von Lieferkettenproblemen sank im 1. Halbjahr 2022 zwar wie erwartet die Anzahl der verkauften Neuwagen in Südkorea. Die produzierten Stückzahlen fielen allerdings lediglich um 2 Prozent, sodass die Produktion im Gesamtjahr 2022 sogar noch ein Plus verzeichnen könnte. Damit rechnet beispielsweise das Korea Institute for Industrial Economics and Trade angesichts des schwachen Basiswerts im 2. Halbjahr 2021.

In den ersten sechs Monaten 2022 verkauften die Kfz-Hersteller weniger im Inland und mehr im Ausland. Die Verkäufe von Autos aus den Auslandswerken von Hyundai und Kia liefen ebenfalls relativ gut. Mit fast 1,8 Millionen Fahrzeugen lag der Auslandsabsatz der beiden Unternehmen 2,3 Prozent unter der Vorjahresperiode.

Renault Korea konnte seine Produktion in Südkorea wieder stabilisieren und mehr exportieren. Dagegen hält der Rückgang in der Fertigung bei GM Korea an. Bei Ssangyong stimmte das Insolvenzgericht Ende Juni 2022 zu, dass ein Konsortium unter Führung der südkoreanischen KG-Gruppe für knapp 700 Millionen US-Dollar (US$) die Mehrheit am angeschlagenen Hersteller übernimmt.

Ausländische Autos in Städten besonders beliebt

Bei den Importeuren hielten die deutschen Premiummarken Mercedes-Benz, BMW und Audi die Spitzenplätze vor Volvo, Tesla und Volkswagen. Besonders in den Ballungsgebieten sind ausländische Autos beliebt. In der Stadt Daegu stammten im 1. Halbjahr 2022 etwa 36 Prozent der neu zugelassenen Pkw aus ausländischer Produktion, es folgten Busan (32 Prozent), Incheon (29 Prozent), Seoul (26 Prozent), Sejong (21 Prozent) und die Provinz Gyeonggi (19 Prozent).

Mehr Autos mit elektrischem Antrieb

Von den deutlich höheren Absatzzahlen bei Hybrid- und Elektroautos profitierten vor allem inländische Hersteller. Bei dieser Kategorie fallen zumeist auch die staatlichen Subventionen pro Fahrzeug höher aus. Bei Tesla brachen dagegen gegen den Trend der letzten Jahre die Zulassungen von Januar bis Juni 2022 um 42 Prozent ein.

Hersteller setzen auf Elektromobilität

Die Hyundai Motor Group will die Produktion von Elektroautos in Südkorea von etwa 350.000 im Jahr 2022 auf mehr als 1,4 Millionen im Jahr 2030 erweitern. Der Ausbau erfolgt in bestehenden Werken, wo bisher Autos mit Verbrennungsmotor gebaut werden. Laut Pressemeldungen könnte aber auch eine neue Produktionsstätte nur für Elektroautos in Ulsan entstehen. Innerhalb der Gruppe will Kia von 2023 bis 2025 mehrere 100 Millionen US$ in ein Werk für Elektroautos in Hwaseong investieren.

Im Ausland plant die Hyundai Motor Group für 5,5 Milliarden US$ ab 2023 den Bau einer Fabrik für Elektroautos und eines Werks für Batteriezellen im Bundesstaat Georgia in den USA. Das Autowerk in Bryan County soll 2025 in Betrieb gehen und 300.000 Elektroautos pro Jahr herstellen können. In der neuen Anlage in Indonesien startet Hyundai mit jährlich bis zu 150.000 Fahrzeugen. Mittelfristig soll die Kapazität auf bis zu 250.000 Stück per annum steigen. Das Werk soll auch Elektroautos produzieren.

POSCO International legte im Juli 2022 den Grundstein für ein Werk für Motorenteile für Elektroautos in Ramos Arizpe in Mexiko. Bis 2030 will POSCO dort etwa 125 Millionen US$ investieren. Im April 2022 hatte im gleichen Ort LG Magna e-Powertrain den Grundstein für ein Werk für Motoren und Wechselrichter für Elektroautos gelegt. Dieses soll 2023 fertig sein.

Neue Batteriewerke im In- und Ausland

LG Energy Solution will von Juni 2022 bis Oktober 2023 etwa 560 Millionen US$ in den Ausbau der Produktion zylindrischer Batterien in Ochang stecken. Etwa 115 Millionen US$ fließen in die Erweiterung des bestehenden Werks um die Kapazität von 4 Gigawattstunden pro Jahr. Rund 445 Millionen US$ gehen in den Bau eines zweiten Werks für jährlich bis zu 9 Gigawattstunden. Samsung SDI plant mit 1,3 Milliarden US$ von Juli 2022 bis 2025 für eine neue Fabrik für zylindrische Batterien in Malaysia.

Der Schwerpunkt von Investitionen der südkoreanischen Batteriehersteller liegt im Ausland, insbesondere in den USA, Europa und Südostasien. Dennoch verlieren sie Weltmarktanteile an chinesische Anbieter wie CATL. Dafür treiben sie die Forschung und Entwicklung für neue Batteriearten voran. Samsung SDI baut etwa eine Pilotlinie für Festkörperbatterien in Suwon.

Elektronikfirmen etablieren sich als Kfz-Zulieferer

Immer mehr Elektronik im Auto bedeutet neue Chancen für Südkoreas Elektronikfirmen. So führte Samsung Electro-Mechanics im Juli 2022 Gespräche mit Tesla zur Lieferung von Kameramodulen. Nach Meldungen der südkoreanischen Presse ging es dabei um Zulieferungen im Wert von mehr als 3 Milliarden US$.

LG Electronics schloss im Juni 2022 einen Vertag zum Erwerb von 60 Prozent der Anteile von AppleMango. GS Energy will 34 Prozent der Anteile erwerben, GS Neotek 6 Prozent. AppleMango verfügt über Technologie für Ladegeräte für Elektroautos. LG will damit seine Wettbewerbsfähigkeit in dem Bereich verbessern und bis Ende 2022 eine Produktionslinie für Ladegeräte für Elektroautos bauen.

Außenhandel mit Fahrzeugen stagniert

Im 1. Halbjahr 2022 exportierte Südkorea Kraftfahrzeuge im Wert von 24,3 Milliarden US$. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Kfz-Einfuhren erreichten 7,4 Milliarden US$ – ein Rückgang von 7 Prozent. Lieferungen aus Deutschland stiegen in den ersten sechs Monaten 2022 um 2,4 Prozent auf 3,2 Milliarden US$.

Außenhandel mit Kfz-Teilen legt nominal zu

Die Exporte ausgewählter Kfz-Teile aus Südkorea legten von Januar bis Juni 2022 um 1,4 Prozent auf 12 Milliarden US$ zu. Die wichtigsten Abnehmer waren die USA, Mexiko, China, Tschechien, Vietnam, die Slowakei, Indien, Usbekistan, Brasilien und Russland. Die Lieferungen nach China fielen um mehr als ein Fünftel, die nach Russland um 58 Prozent.

Die Einfuhr von Kfz-Teilen stieg im 1. Halbjahr 2022 auf 4,1 Milliarden US$. Die wichtigsten Lieferländer sind neben China und Deutschland auch Japan, Vietnam, Mexiko, Frankreich und die USA.