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Branche kompakt | Thailand | Kfz-Industrie

Markttrends

Kfz-Produktion und -Verkäufe schrumpfen dramatisch. Größtes Problem ist die sinkende Kreditwürdigkeit der vielen hoch verschuldeten Haushalte. Doch deutsche Zulieferer investieren.

Von Frank Malerius | Bangkok

Die Automobilindustrie in Thailand hat ein verheerendes Jahr 2024 hinter sich. Alle Marktsektoren sind dramatisch eingebrochen. Am schlimmsten traf es den Absatz im Inland, der gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zurückging. Die Pkw-Verkaufszahlen im heimischen Markt waren mit 224.000 Einheiten die schwächsten seit 2007 und kaum halb so hoch wie die in den Vor-Coronajahren 2018 und 2019. Die Kfz-Produktion schrumpfte 2024 um 20 Prozent. Das Exportgeschäft, das zwei Drittel der Produktion ausmacht, verzeichnete ein Minus von knapp 10 Prozent.

30 %

aller in Thailand produzierten Pkw sollen 2030 E-Autos sein.

Ein wichtiger Grund für den geringen Absatz im Inland ist die zögerliche Vergabe von Automobilkrediten durch die Banken. Sie haben bereits hohe Konsumentenkredite in ihren Büchern. Thailand hat eine der höchsten Haushaltsverschuldungen der Welt. Hinzu kommt, dass Thailands Wirtschaft im regionalen Vergleich nur langsam wächst. Darüber hinaus verhagelt die schwache Konjunktur in den ausländischen Absatzmärkten auch noch das Kfz-Exportgeschäft. 

Weiterer Markteinbruch Anfang 2025

Experten hatten diese Abwärtsbewegungen für 2024 nicht vorausgesehen. Das Analysehaus Krungsri Research hatte lediglich eine Produktionsverringerung von rund 3 Prozent und ein Verkaufsminus von ungefähr 4 Prozent erwartet. Angesichts dieser Fehleinschätzungen ist unklar, was die Prognosen für 2025 wert sind.

Generell wird von einer leichten Erholung des Kfz-Marktes ausgegangen. Toyota, der mit Abstand größte Automobilbauer in Thailand, erwartet 2025 bei den Verkäufen von Pkw ein Plus von 5 Prozent. Die Federation of Thai Industries (FTI) prognostiziert für 2025 eine Produktionssteigerung für den heimischen Markt von 8,7 Prozent und eine Gesamtproduktionssteigerung von 2,1 Prozent. 

Doch bereits der Jahresbeginn 2025 zeigt einen ganz anderen Trend: Im Januar und Februar gab es einen weiteren Verkaufsrückgang gegenüber 2024 von 10 Prozent. Die Krise der Kfz-Branche hält also weiter an.

Bosch und ZF Friedrichshafen expandieren

Trotz der trüben Marktaussichten bleibt Thailand für deutsche Automobilzulieferer ein attraktiver Standort, vor allem für die Exportproduktion. Bosch konsolidiert derzeit sein Südostasien-Geschäft und holt damit mehr Fertigung aus anderen ASEAN-Ländern in das Königreich. Das Unternehmen fertigt dort unter anderem Bremsen und Einspritztechnologie, vor allem für den Export, aber auch für Hersteller vor Ort.

Auch ZF Friedrichshafen will den Standort Thailand stärken. Vor allem die Beschaffung soll dort ausgebaut werden, auch als Reaktion auf den Handelskrieg zwischen den USA und China. ZF hat fünf Werke in Thailand in den Provinzen Rayong und Chonburi und stellt unter anderem Getriebe, Fahrwerke und Sicherheitssysteme her. Bis 2030 will ZF das Auftragsvolumen seiner thailändischen Komponentenlieferanten auf 500 Millionen Euro verzehnfachen.

Die Dominanz von Toyota & Co bröckelt

Japanische Hersteller dominieren den thailändischen Kfz-Markt. Auf sie entfielen lange mehr als 90 Prozent des Verkaufsmarktes. Dieser Anteil sinkt nun durch die zunehmende Rolle von E-Autos, die überwiegend von chinesischen Herstellern kommen. Toyota hält aber seine führende Marktposition und verkaufte 2024 mehr als jedes dritte Fahrzeug in Thailand. Der Pick-up-Truck Toyota Hillux war 2024 mit 77.000 verkauften Einheiten das beliebteste Modell. Dahinter rangiert mit Isuzus D-Max ebenfalls ein Pick-up. Erst danach folgen mit zwei Yaris-Modellen Pkw von Toyota. 

Absatz von Pkw nach ausgewählten Herstellern in Thailand *Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent

Hersteller

Absatz 2024

Veränderung 2024/2023

Marktanteil 2024

Toyota

66.912

-22,6

29,9

Honda

46.595

-17,9

20,8

BYD

19.159

40,3

8,5

Mitsubishi

18.134

17,5

8,1

MG

12.739

-33,1

5,7

* ohne Pick-up-TrucksQuelle: MarkLines 2025

 

BMW und Mercedes-Benz sind mit jeweils 10.000 bis 15.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr die größten Anbieter im Premiumsegment. Fahrzeuge mit Hybridantrieb verkaufen sich aufgrund steuerlicher Vorteile weiterhin gut. Mercedes bietet unter der Submarke EQ auch vollelektrische Limousinen an und BMW die vollelektrische i-Reihe.

Der Staat setzt Anreize

Thailand propagiert die Wende zur Elektromobilität und fördert sie mit mehreren Programmen. So sollen 2030 im Königreich 30 Prozent der in Thailand hergestellten und 50 Prozent der im Inland verkauften Autos elektrisch fahren. Dabei soll Thailand auch zum führenden Produktionszentrum für E-Autos in der ASEAN werden. 

Staatliche Anreize zur Ansiedlung wertschöpfungsstarker Produktion und zukunftsträchtiger Sektoren haben in Thailand eine lange Tradition. So wird die Einfuhr von Kfz-Bausätzen deutlich geringer belastet als Importe von kompletten Fahrzeugen. Auch die Steuern beim Kauf von Fahrzeugen variieren erheblich. Thailand förderte lange den Verkauf und die Produktion von Pick-up-Trucks, um Produktionsstandort für ausländische Märkte zu werden. Bis 2024 gab es das sogenannte Eco-Car-Programm, mit dem die Produktion von effizienten Kleinwagen ins Land geholt wurde. 

Rücksicht auf japanische Verbrenner

Bei der Förderung von E-Autos befindet sich die thailändische Regierung aber in einem Zielkonflikt. Zwar will sie Anreize für den Umstieg auf elektrische Fahrzeuge setzen. Gleichzeitig darf sie die japanischen Automobilfirmen nicht benachteiligen, die weiterhin überwiegend auf Verbrennungsmotoren setzen. Denn sie haben mittlerweile einen Alternativstandort in der Region. Denn Toyota & Co haben in Indonesien in den vergangenen Jahren ebenfalls eine große Exportproduktion aufgebaut. Und auch der Automobilmarkt des wachstumsstarken Inselreiches mit seinem großen Bevölkerungswachstum wird langfristig weiter zulegen.

Anreize für Hybridmodelle, die Verbrennungsmotoren und Elektroantrieb kombinieren, gelten als ein Kompromiss. Denn viele Hybridfahrzeuge sind Teil des japanischen Modellportfolios. Laut Medienberichten will das Finanzministerium deren CO2-Ausstoß weiterhin so berechnen, dass diese sich für Steuervorteile qualifizieren. Gedacht sei die Unterstützung von Hybridautos allerdings nur in einer Übergangsphase hin zur vollen Elektromobilität.

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