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Branche kompakt | Thailand | Kfz-Industrie

Kfz-Industrie in Thailand wartet auf eine Erholung

Für den kriselnden thailändischen Kfz-Sektor verspricht die nahe Zukunft kaum Besserung. Deutsche Zulieferer vor Ort expandieren und China bricht die japanische Dominanz.

Von Frank Malerius | Bangkok

Ausblick der Kfz-Branche in Thailand

Bewertung:

  • Schwacher Kfz-Absatz von 2024 setzt sich 2025 fort.
  • Staatliche Anreize für E-Autos.
  • Chinas E-Auto-Hersteller bauen große Produktionskapazitäten auf.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März: 2025

  • Markttrends

    Kfz-Produktion und -Verkäufe schrumpfen dramatisch. Größtes Problem ist die sinkende Kreditwürdigkeit der vielen hoch verschuldeten Haushalte. Doch deutsche Zulieferer investieren.

    Die Automobilindustrie in Thailand hat ein verheerendes Jahr 2024 hinter sich. Alle Marktsektoren sind dramatisch eingebrochen. Am schlimmsten traf es den Absatz im Inland, der gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zurückging. Die Pkw-Verkaufszahlen im heimischen Markt waren mit 224.000 Einheiten die schwächsten seit 2007 und kaum halb so hoch wie die in den Vor-Coronajahren 2018 und 2019. Die Kfz-Produktion schrumpfte 2024 um 20 Prozent. Das Exportgeschäft, das zwei Drittel der Produktion ausmacht, verzeichnete ein Minus von knapp 10 Prozent.

    30 %

    aller in Thailand produzierten Pkw sollen 2030 E-Autos sein.

    Ein wichtiger Grund für den geringen Absatz im Inland ist die zögerliche Vergabe von Automobilkrediten durch die Banken. Sie haben bereits hohe Konsumentenkredite in ihren Büchern. Thailand hat eine der höchsten Haushaltsverschuldungen der Welt. Hinzu kommt, dass Thailands Wirtschaft im regionalen Vergleich nur langsam wächst. Darüber hinaus verhagelt die schwache Konjunktur in den ausländischen Absatzmärkten auch noch das Kfz-Exportgeschäft. 

    Weiterer Markteinbruch Anfang 2025

    Experten hatten diese Abwärtsbewegungen für 2024 nicht vorausgesehen. Das Analysehaus Krungsri Research hatte lediglich eine Produktionsverringerung von rund 3 Prozent und ein Verkaufsminus von ungefähr 4 Prozent erwartet. Angesichts dieser Fehleinschätzungen ist unklar, was die Prognosen für 2025 wert sind.

    Generell wird von einer leichten Erholung des Kfz-Marktes ausgegangen. Toyota, der mit Abstand größte Automobilbauer in Thailand, erwartet 2025 bei den Verkäufen von Pkw ein Plus von 5 Prozent. Die Federation of Thai Industries (FTI) prognostiziert für 2025 eine Produktionssteigerung für den heimischen Markt von 8,7 Prozent und eine Gesamtproduktionssteigerung von 2,1 Prozent. 

    Doch bereits der Jahresbeginn 2025 zeigt einen ganz anderen Trend: Im Januar und Februar gab es einen weiteren Verkaufsrückgang gegenüber 2024 von 10 Prozent. Die Krise der Kfz-Branche hält also weiter an.

    Bosch und ZF Friedrichshafen expandieren

    Trotz der trüben Marktaussichten bleibt Thailand für deutsche Automobilzulieferer ein attraktiver Standort, vor allem für die Exportproduktion. Bosch konsolidiert derzeit sein Südostasien-Geschäft und holt damit mehr Fertigung aus anderen ASEAN-Ländern in das Königreich. Das Unternehmen fertigt dort unter anderem Bremsen und Einspritztechnologie, vor allem für den Export, aber auch für Hersteller vor Ort.

    Auch ZF Friedrichshafen will den Standort Thailand stärken. Vor allem die Beschaffung soll dort ausgebaut werden, auch als Reaktion auf den Handelskrieg zwischen den USA und China. ZF hat fünf Werke in Thailand in den Provinzen Rayong und Chonburi und stellt unter anderem Getriebe, Fahrwerke und Sicherheitssysteme her. Bis 2030 will ZF das Auftragsvolumen seiner thailändischen Komponentenlieferanten auf 500 Millionen Euro verzehnfachen.

    Die Dominanz von Toyota & Co bröckelt

    Japanische Hersteller dominieren den thailändischen Kfz-Markt. Auf sie entfielen lange mehr als 90 Prozent des Verkaufsmarktes. Dieser Anteil sinkt nun durch die zunehmende Rolle von E-Autos, die überwiegend von chinesischen Herstellern kommen. Toyota hält aber seine führende Marktposition und verkaufte 2024 mehr als jedes dritte Fahrzeug in Thailand. Der Pick-up-Truck Toyota Hillux war 2024 mit 77.000 verkauften Einheiten das beliebteste Modell. Dahinter rangiert mit Isuzus D-Max ebenfalls ein Pick-up. Erst danach folgen mit zwei Yaris-Modellen Pkw von Toyota. 

    Absatz von Pkw nach ausgewählten Herstellern in Thailand *Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent

    Hersteller

    Absatz 2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    Toyota

    66.912

    -22,6

    29,9

    Honda

    46.595

    -17,9

    20,8

    BYD

    19.159

    40,3

    8,5

    Mitsubishi

    18.134

    17,5

    8,1

    MG

    12.739

    -33,1

    5,7

    * ohne Pick-up-TrucksQuelle: MarkLines 2025

     

    BMW und Mercedes-Benz sind mit jeweils 10.000 bis 15.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr die größten Anbieter im Premiumsegment. Fahrzeuge mit Hybridantrieb verkaufen sich aufgrund steuerlicher Vorteile weiterhin gut. Mercedes bietet unter der Submarke EQ auch vollelektrische Limousinen an und BMW die vollelektrische i-Reihe.

    Der Staat setzt Anreize

    Thailand propagiert die Wende zur Elektromobilität und fördert sie mit mehreren Programmen. So sollen 2030 im Königreich 30 Prozent der in Thailand hergestellten und 50 Prozent der im Inland verkauften Autos elektrisch fahren. Dabei soll Thailand auch zum führenden Produktionszentrum für E-Autos in der ASEAN werden. 

    Staatliche Anreize zur Ansiedlung wertschöpfungsstarker Produktion und zukunftsträchtiger Sektoren haben in Thailand eine lange Tradition. So wird die Einfuhr von Kfz-Bausätzen deutlich geringer belastet als Importe von kompletten Fahrzeugen. Auch die Steuern beim Kauf von Fahrzeugen variieren erheblich. Thailand förderte lange den Verkauf und die Produktion von Pick-up-Trucks, um Produktionsstandort für ausländische Märkte zu werden. Bis 2024 gab es das sogenannte Eco-Car-Programm, mit dem die Produktion von effizienten Kleinwagen ins Land geholt wurde. 

    Rücksicht auf japanische Verbrenner

    Bei der Förderung von E-Autos befindet sich die thailändische Regierung aber in einem Zielkonflikt. Zwar will sie Anreize für den Umstieg auf elektrische Fahrzeuge setzen. Gleichzeitig darf sie die japanischen Automobilfirmen nicht benachteiligen, die weiterhin überwiegend auf Verbrennungsmotoren setzen. Denn sie haben mittlerweile einen Alternativstandort in der Region. Denn Toyota & Co haben in Indonesien in den vergangenen Jahren ebenfalls eine große Exportproduktion aufgebaut. Und auch der Automobilmarkt des wachstumsstarken Inselreiches mit seinem großen Bevölkerungswachstum wird langfristig weiter zulegen.

    Anreize für Hybridmodelle, die Verbrennungsmotoren und Elektroantrieb kombinieren, gelten als ein Kompromiss. Denn viele Hybridfahrzeuge sind Teil des japanischen Modellportfolios. Laut Medienberichten will das Finanzministerium deren CO2-Ausstoß weiterhin so berechnen, dass diese sich für Steuervorteile qualifizieren. Gedacht sei die Unterstützung von Hybridautos allerdings nur in einer Übergangsphase hin zur vollen Elektromobilität.

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • E-Mobility

    Die thailändische Regierung fördert die Elektromobilität. Der Verkaufsanteil von E-Autos steigt. Chinesische Hersteller ziehen im Land zahlreiche Produktionsanlagen hoch.

    Thailand will die Wende zur Elektromobilität schaffen. Bereits 2030 sollen die Hälfte aller in Thailand verkauften Pkw E-Autos sein. Dafür wurden mehrere Förderprogramme aufgelegt, sowohl für Hersteller als auch für Käufer. Bereits 2022 hatte das staatliche National Electric Vehicle Policy Committee das Programm EV 3.0 verabschiedet, mit dem Hersteller und Händler Zollabgaben und Verbrauchssteuern von Elektrofahrzeugen reduzieren können. Im Dezember 2024 wurde es zeitlich flexibilisiert.

    Das aktuelle Programm EV 3.5, erlässt Käufern von E-Pkw und E-Pick-ups teilweise die Mehrwertsteuer und gewährt ihnen eine Prämie von umgerechnet rund 2.800 US-Dollar (US$). Die genaue Höhe der Prämie hängt vom Fahrzeugtyp, von der Batterieleistung sowie vom Listenpreis ab.   

    Teilnehmende Hersteller der Programme EV 3.0 und EV 3.5 müssen die geförderten Fahrzeugmodelle spätestens im Jahr 2026 in Thailand produzieren. Die Produktionsmenge muss der doppelten Anzahl an Fahrzeugen entsprechen, die in den Vorjahren importiert wurden (beim Produktionsstart im Jahr 2027 die dreifache Anzahl). Darüber hinaus muss wenigstens eine Schlüsselkomponente wie die Batterie, die Leistungselektronik, der Inverter oder der Elektromotor aus lokaler Produktion stammen. Bis Dezember 2024 hatten sich 26 Hersteller für dieses Programm angemeldet.

    Steigender Verkaufsanteil von E-Autos

    Als Folge der Förderprogramme werden in Thailand seit 2022 E-Autos in substanzieller Anzahl verkauft. Im Krisenjahr 2024 wurden laut Federation of Thai Industries (FTI) 66.700 E-Autos in Thailand abgesetzt. Das war zwar ein Rückgang von knapp 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings wurde der E-Auto-Anteil an den gesamten Kfz-Verkäufen auf 12 Prozent und der E-Auto-Anteil am Absatz von Pkw auf beachtliche 30 Prozent gesteigert. 

    Die Electric Vehicle Association of Thailand (EVAT) vermeldet für 2024 sogar die Registrierung von 71.000 reinen E-Autos sowie von 127.000 Hybridautos und 9.000 Plug-in-Hybriden. Demnach waren bis Ende 2024 insgesamt 160.000 E-Autos in Thailand gemeldet (sowie 470.000 Hybridautos und 63.000 Plug-in-Hybride). Das entspricht etwa 1,3 Prozent aller in Thailand gemeldeten Pkw. Werden aber die 7 Millionen Pick-up-Trucks mit eingerechnet, liegt der E-Auto-Anteil noch bei unter einem Prozent.

    Chinesische Hersteller bauen zahlreiche E-Auto-Fabriken

    Mittlerweile ist das Angebot an E-Autos in Thailand vielfältig. EVAT listet 56 vollelektrische Modelle nach Herkunft der Fertigung auf. Insgesamt 31 kommen aus China und immerhin zwölf aus Deutschland. Bei den Verkaufszahlen haben aber die chinesischen Modelle die Nase vorn. Etwa 90 Prozent aller in Thailand verkauften E-Autos stammen aus der Volksrepublik. Lediglich Tesla hat mit seinen - ebenfalls in China gefertigten Modellen - noch einen nennenswerten Marktanteil. 

    Bis 2024 wurden praktisch alle chinesischen E-Autos importiert. Doch das ändert sich nun. Mehr als ein halbes Dutzend chinesischer Produzenten hat eine eigene E-Auto-Fertigung in Thailand gestartet oder baut gerade Fabriken auf. Die in der Presse kolportierten Produktionskapazitäten lassen darauf schließen, dass Thailand ein Exporthub für chinesische E-Autos in der ASEAN werden soll.

    Mehrere deutsche Manager innerhalb und außerhalb der Kfz-Branche in Thailand loben in Hintergrundgesprächen die hohe Verarbeitungsqualität der chinesischen E-Autos und das im Vergleich zu internationalen Konkurrenzmodellen ausgezeichnete Preis-Leistungs-Verhältnis. 

    Chinas verlängerte WerkbankAktuelle Investitionen chinesischer Automobilkonzerne in Thailand, in Millionen US-Dollar
    Marke

    Investitionssumme 

    Ort

    Produktionskapazität

    Produktionsstart

    Horizon

    1.100

    Chonburi

    50.000 E-Autos

    2024

    GWM

    670

    Rayong

    80.000 E-Autos

    2024

    BYD

    530

    Rayong

    150.000 E-Autos, Plugin-Hybride und Batteriemontage

    2024

    MG

    300

    Chonburi

    100.000 Verbrenner und Plugin-Hybride 

    2024

    Changan

    260

    Rayong

    100.000 E-Autos, Batteriemontage

    2025

    GAIC AION

    70

    Rayong

    50.000 E-Autos

    2025

    Neta

    k.A.

    Bangkok

    20.000 E-Autos

    2024

    Quelle: Medienberichte

    Importautos aus China mit Zollvorteil

    Der große Vorsprung chinesischer E-Autobauer gegenüber der internationalen Konkurrenz verdankt sich aber nicht nur der Produktqualität, sondern auch einem besseren Marktzugang. Denn zwischen China und den zehn Ländern der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN trat im Juli 2005 das Freihandelsabkommen Agreement on Trade in Goods of the China-ASEAN in Kraft. Thailand hat sich darin verpflichtet, die Zölle auf E-Autos aus China ab 2018 auf Null zu senken.

    Für E-Autos aus der EU gilt hingegen ein Importzollsatz von 80 Prozent. Entsprechende Modelle mit Ursprung Südkorea unterliegen einem Präferenzzollsatz von 40 Prozent, für solche mit Ursprung Japan gilt ein Vorzugszollsatz von 20 Prozent. Beide Länder haben ebenfalls Freihandelsabkommen mit den Ländern der ASEAN abgeschlossen.

    Thailand und die EU haben im September 2023 die 2015 unterbrochenen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen wieder aufgenommen. Das Abkommen könnte im Automobilsektor einheitlichere Wettbewerbsbedingungen herstellen. Wann es zu einem Abschluss kommt, ist schwer abzuschätzen.

    Zögerlicher Aufbau der Ladeinfrastruktur 

    Die Ladeinfrastruktur hängt der geplanten Mobilitätswende noch hinterher. EVAT zählte bis Ende Dezember 2024 landesweit erst 3.400 öffentliche Ladestandorte mit knapp 11.500 Ladestationen. Hinzukommen anbieterbezogene Ladepunkte, wie etwa der Tesla Supercharger. Die Organisation listet insgesamt 18 verschiedene Anbieter von öffentlichen Ladestationen auf. Auch der öffentliche Stromversorger PEA ist in dem Sektor aktiv. Der Händler von BYD-Fahrzeugen, REVER Automotive, installiert ebenfalls ein Netz an Ladesäulen. 

    Die Anzahl der öffentlichen Ladestandorte ist damit innerhalb eines Jahres zwar um knapp 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dennoch dürfte der noch lückenhafte Ausbau ein Hindernis für weitere E-Auto-Verkäufe sein, insbesondere an Kunden ohne eigenes Haus, die auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind.  

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Branchenstruktur

    Die Kfz-Industrie in Thailand ist breit aufgestellt. Das Exportgeschäft von Fahrzeugen und Teilen ist ein wichtiges Standbein.

    Der Automobilsektor ist eine der wichtigsten Branchen Thailands und beschäftigt etwa 700.000 bis 800.000 Menschen. Sie gilt als das Juwel der thailändischen Industrie, denn sie ist etwa gegenüber der Nahrungsmittelverarbeitung oder der besonders exportstarken Elektronikbranche wertschöpfungsstark. Viele in Thailand produzierten Fahrzeugmodelle haben einen Local-Content-Anteil von über 80 Prozent. Zudem erwirtschaftet die Automobilindustrie einen großen Außenhandelsüberschuss.

    Thailand war nach letztverfügbaren Zahlen des Automobilweltverbandes OICA von 2023 der weltweit zehntgrößte Autohersteller. Unter den zehn ASEAN-Staaten ist das Königreich der größte Produzent. Grund für die starke Position ist Thailands Funktion als Export-Hub. Etwa zwei Drittel der Fahrzeugproduktion gehen in alle Welt. Allerdings ist die Branche dadurch stark konjunkturabhängig. So produzierte Thailand in den Boomjahren 2012 und 2013 jeweils knapp 2,5 Millionen Kfz. Im Krisenjahr 2024 waren es nicht einmal 1,5 Millionen Einheiten. 

    Wichtigste Kfz-Kategorie in Thailand sind Pick-up-Trucks, die überwiegend für den Export produziert werden. Sie zählen statistisch in die Gruppe der Nutzfahrzeuge, obwohl sie vielfach privat genutzt werden. Im Jahr 2024 produzierte Thailand 735.000 Pick-up-Trucks, das entspricht 50 Prozent der gesamten Kfz-Produktion. Hinzu kamen etwa 550.000 Pkw. 

    Traditionell ist Thailand der zweitgrößte Kfz-Absatzmarkt der ASEAN, hinter Indonesien mit seiner viermal größeren Bevölkerungszahl. In Thailand werden jährlich zwischen 700.000 und 1 Million Fahrzeuge abgesetzt. In schwachen Jahren wie 2023 und dem besonders rezessiven 2024 fällt das Königreich aber hinter das wohlhabendere Malaysia zurück, dessen Bevölkerungszahl nur halb so groß wie die Thailands ist.    

    Abhängig von ausländischem Know-how

    Die thailändische Automobilindustrie ist breit aufgestellt. Laut Thai Automotive Institute Association (TAIA) gibt es 42 Hersteller von Pkw und Nutzfahrzeugen sowie elf Produzenten von Motorrädern. Über 90 Prozent sind in ausländischer Hand. Hinzu kommen 2.200 Automobilzulieferer. Die 720 Tier-1-Zulieferer sind etwa zur Hälfte ausländische Unternehmen und zu weiteren 30 Prozent ausländisch-thailändische Joint Ventures. Sie sind zumeist größere Unternehmen.

    Die etwa 1.500 Tier-2- und Tier-3-Betriebe befinden sich überwiegend in thailändischer Eigentümerschaft und sind zumeist kleine und mittlerweile Unternehmen. Sie liefern vielfach einfachere Komponenten an Tier-1-Unternehmen. In Krisen oder bei einem Technologiewandel wie der Elektromobilität sind sie besonders anfällig.

    Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Thailand, Auswahlin Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkungen

    Sunwoda (China)

    1.500

    In PlanungBatteriezellenfabrik in Chonburi
    Continental Tyres

    400

    In PlanungAusbau der Reifenproduktion in Rayong
    Mazda

    150

    In PlanungFertigung von E-SUVs
    BMW

    45

    Im BauBatteriezellenmontage
    Hyundai

    30

    Produktionsbeginn 2026 geplantMontage von E-Autos und Batterien
    Mahle Services

    k.A.

    In PlanungErweiterung von F&E in Samut Prakan
    Umgerechnet mit 1 US$ = 34 Baht.Quelle: Unternehmensangaben; Pressemeldungen 2024, 2025

    Anreize für Know-how-Transfer

    Thailand hat, anders als etwa Malaysia und Vietnam, nie ein eigenes nationales Auto entwickelt. Die technologische Rückständigkeit der thailändischen Zulieferindustrie veranlasst den Board of Investment (BOI), Förderprogramme zum Technologietransfer aufzulegen. Jüngste Anreize vom August 2024 umfassen Steuerbefreiungen für Joint Ventures von ausländischen und thailändischen Unternehmen. Ziel ist der Know-how-Transfer von ausländischen an thailändische Automobilzulieferer. Denn insbesondere von den Investitionen in die Fertigung von Elektrofahrzeugen sollen auch thailändische Zulieferer profitieren. 

    Auch wenn die thailändischen Zulieferer bisher technologisch nicht substanziell aufgeholt haben, so ist durch die Automobilindustrie in Thailand dennoch eine starke Metallverarbeitungsbranche entstanden. In ihrer Ausstattung wird sie von japanischen und deutschen Anbietern dominiert. Es gibt mittlerweile viele große thailändische Branchenunternehmen. Deutschland ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Metallteile aus Thailand.

    Großer Außenhandelsüberschuss

    Der Außenhandel spielt für den thailändischen Kfz-Sektor eine große Rolle, insbesondere der Export. Mehr als 1 Million Fahrzeuge, ganz überwiegend japanische Modelle, werden jährlich ausgeführt. Wichtigster Absatzmarkt ist Australien, das 2017 seine Automobilproduktion eingestellt hat. Weitere Zielmärkte sind die USA, Japan und die ASEAN-Nachbarländer Philippinen, Vietnam, Malaysia und Indonesien. Dort werden vor allem japanische Hersteller mit Kfz-Teilen beliefert. Etwa ein Viertel der thailändischen Kfz-Ausfuhren von insgesamt etwa 30 Milliarden US-Dollar (US$) per annum entfällt auf Teile, nur ein Drittel sind tatsächlich Personenfahrzeuge.

    Den Exporten stehen Einfuhren von jährlich circa 10 Milliarden US$ entgegen. Davon sind mehr als die Hälfte Kfz-Teile und nur ein Viertel Personenfahrzeuge. Mit Abstand wichtigste Lieferanten sind China und Japan. Aus der Volksrepublik kommen überwiegend E-Autos, aus Japan Teile für die Hersteller vor Ort. Nächstgrößte Lieferanten sind die USA, die mit Ford einen großen Hersteller im Land haben, sowie Deutschland.

    Thailand exportiert jährlich Branchenwaren im Wert von circa 300 Millionen US$ nach Deutschland. Dabei handelt es sich zu gleichen Teilen um Pkw, Spezialfahrzeuge, Kfz-Teile und Motorräder. Das Königreich importiert aus Deutschland jährliche Branchenprodukte im Wert zwischen 500 und 800 Millionen US$. Es sind etwa zur Hälfte Kfz-Teile und zu einem Drittel Personenfahrzeuge. 

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Thailand in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent
    Zolltarifnummer

    2024

    Veränderung 2024/2023

    2024 aus Deutschland

    HS 8511, 8512 Kfz-Elektrik

    904

    -5,9

    11

    HS 8706, 8707, 8708 Karosserien, Stoßstangen, Schaltgetriebe
    etc.

    6.080

    -12,6

    274

    HS 8544.30 Zündkabelsätze

    339

    -9,3

    5

    HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren

    1.092

    -11,6

    4

    Summe

    8.415

    -11,7

    293

    Rundungsfehler möglichQuelle: UN Comtrade 2025

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Rahmenbedingungen

    Zölle und Normen schützen gegen Importkonkurrenz. Die Rahmenbedingungen werden häufig angepasst. 

    Fachleute erwarten, dass sich die Rahmenbedingungen für Produktion und Import von Kfz und -teilen in den kommenden Jahren noch einige Male ändern werden. Die Regierung verändert häufig die Förderungen von Investitionen in Fahrzeugtechnik. Sie passt auch die Abgaben auf Importe und die Vorschriften für Zulassungen regelmäßig an.

    Die Europäische Union kritisiert in einem Positionspapier beispielsweise technische Hürden bei Importen und bei der Homologation. Auch die selektive Besteuerung greift in den Markt ein.

    Das Customs Department of Thailand unterrichtet über die genauen Einfuhrabgaben und -verfahren. Importe von kompletten Pkw unterliegen einem Zollsatz von 80 Prozent, für Lkw gilt ein Zollsatz von 40 Prozent.

    Die Hersteller importieren hauptsächlich vollständig zerlegte Fahrzeugbausätze (Completely Knocked Down - CKD). Diese unterliegen Zollsätzen von 10 bis 30 Prozent. Für Einfuhren aus dem ASEAN-Raum oder im Rahmen von Freihandelsabkommen gelten niedrigere Präferenzzollsätze.

    Für Personenkraftwagen fallen neben dem Importzoll bei der Einfuhr die Verbrauchsteuer (Excise Tax, je nach Fahrzeugtyp zwischen 10 und 40 Prozent) an. Darüber hinaus unterliegen Importe grundsätzlich der thailändischen Mehrwertsteuer mit einem einheitlichen Steuersatz von zurzeit 7 Prozent.

    Käufer von Kfz, die in Thailand produziert wurden, bezahlen ebenfalls die von der jeweiligen Fahrzeugklasse abhängige Verbrauchssteuer. Dazu kommen die einheitliche Mehrwertsteuer und/oder lokale Steuern.

    Mit der Vorschrift des Excise Department mit der Nummer 23 vom 8. Juni 2022 gilt eine neue Tabelle an Verbrauchssteuersätzen für Kfz, die in den Folgejahren bis 2030 schrittweise angepasst werden. Sie hängen vom CO₂-Ausstoß, bei Hybridfahrzeugen von der Größe der Batterie und des Kraftstofftanks sowie vom Hubraum ab. Für emissionsfreie Fahrzeuge gelten Sätze von 2 oder 0 Prozent.

    Normen und Zertifizierungen sind komplex

    Das Thai Industrial Standard Institute (TISI) veröffentlicht und prüft die technischen Normen für Kfz. Fahrzeugtypen und -teile sollen in Südostasien eigentlich nicht mehr doppelt zugelassen werden. Thailand und andere ASEAN-Staaten haben ein Abkommen zum Abbau von technischen Hürden im Kfz-Markt (Mutual Recognition Arrangement on Type Approval for Automotive Products) unterzeichnet.

    Die Arbeitsgruppe Automotive der European Association for Business and Commerce sowie die Thai-European Business Association haben dazu aufschlussreiche Positionspapiere erstellt. Sie geben auch regulatorische Empfehlungen ab und möchten, dass das TISI die Übertragung von Prüfberichten, Werksauditberichten und Lizenzen zwischen verbundenen Unternehmen und Lieferanten erlaubt und die UN R-Zertifikate ohne Bedingungen akzeptiert.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

     

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Thailand

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Board of Investment of ThailandInvestitionsförderstelle

    Automotive Industry Club der Federation of Thai Industries

    Autoindustriefachverband
    Thai Automotive Industry AssociationVerband der Hersteller von Kfz, Motorrädern und Bauteilen
    Thai-European Business Association (TEBA)Europäische Vereinigung mit einer Automotive Arbeitsgruppe
    Electric Vehicle Association of ThailandInteressenverband Elektrofahrzeuge

    Thai Auto-Parts Manufacturers Association

    Verband der Zulieferer
    Thailand Automotive InstituteInstitut für Forschung und Entwicklung, Prüfen, Zertifizieren, Ausbildung
    Thai Industrial Standards InstituteInstitut für Normung
    AUTO INFOOnline-Magazin
    Bangkok International Motor ShowAutomesse
    Motor ExpoMesse für Autos, Motorräder und Zubehör in Nonthaburi

    Automotive Manufacturing

    Messe für Kfz-Teile in Bangkok
    Electric Vehicle AsiaMesse und Konferenz für Elektromobilität in Bangkok
    Future Mobility AsiaMesse und Konferenz für Elektromobilität in Bangkok

     

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