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Ukraine verabschiedet ambitionierten Energie- und Klimaplan

Die Ukraine will in den nächsten Jahren Wind- und Solarenergie ausbauen, Gebäude energetisch sanieren und die Industrie dekarbonisieren. Das erfordert Milliardeninvestitionen.

Von Waldemar Lichter | Warschau

Die ukrainische Regierung hat Ende Juni 2024 den Nationalen Energie- und Klimaplan (National Energy and Climate Plan; NECP) für den Zeitraum 2024 bis 2030 beschlossen. "Die Umsetzung des Plans wird nicht nur zur Dekarbonisierung der Wirtschaft unseres Landes beitragen, sondern auch erhebliche Möglichkeiten eröffnen, Ressourcen zur Umsetzung des Plans zu gewinnen", sagt Julia Swyrydenko, Erste Stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin der Ukraine.

Um die festgelegten Ziele zu erreichen und notwendige Maßnahmen durchführen zu können, werden Investitionen von umgerechnet 37 Milliarden Euro erforderlich sein. Mindestens – denn sollten noch ehrgeizigere Ziele beschlossen werden, dann würden sogar 67 Milliarden Euro benötigt werden, berechnete das Kyjiwer Think-Tank DiXi Group, das an der Ausarbeitung des Dokuments mitgewirkt hatte.

Hauptziele des NECP:

  • Verringerung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber 1990.
  • Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 27 Prozent.
  • Begrenzung des Primärenergieverbrauchs auf 72,2 Millionen Tonnen Erdöläquivalent.
  • Begrenzung des Endenergieverbrauchs auf 42,2 Millionen Tonnen Erdöläquivalent.
  • Diversifizierung der Energiebezugsquellen.

Ohne die Mitwirkung internationaler Finanzorganisationen, Geber und privater Investoren wird die Verwirklichung des Plans deswegen nicht möglich sein. Der Fluss öffentlicher Mittel war bisher konstant – ob im Rahmen des 109-Milliarden-Euro-Pakets des Internationalen Währungsfonds oder angesichts der bisher zugesprochenen 42 Milliarden Euro von der Weltbank. Europäische Entwicklungsbanken verkünden ebenfalls regelmäßig Unterstützungshilfen für den Wiederaufbau. Die EU hat kurz vor dem Sommer ihre Ukraine-Fazilität mit einem Umfang von 50 Milliarden Euro bewilligt.

Während der Ukraine Recovery Conference, die im Juni 2024 in Berlin stattfand, wurden von privaten Investoren Absichtserklärungen im Wert von 16 Milliarden Euro unterzeichnet. Auch die dort ausgezeichneten Leuchtturmprojekte zeugen von einem wachsenden Engagement der Privatwirtschaft in der Ukraine. Einer der aktivsten Sektoren ist die Energiebranche, wie nicht zuletzt Pläne deutscher Unternehmen zeigen, darunter von Goldbeck Solar und Notus Energy

Erneuerbare Energien sollen bis 2030 massiv ausgebaut werden

Um die Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen, plant die Ukraine vor allem Wind- und Solarkraftkapazitäten auszubauen sowie Bioenergieprojekte zu fördern. So sollen bis 2030 Erzeugungskapazitäten auf Basis grüner Quellen 23,6 Gigawatt erreichen. Der Anteil der Windenergie soll dabei 36 Prozent und der der Solarenergie 33 Prozent an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen betragen.

Gebäude und Industrie: Ukraine will Energieeffizienz steigern

Die Erhöhung der Energieeffizienz ist ein weiterer Schwerpunkt des Plans. Erreicht werden soll das durch Maßnahmen zur thermischen Sanierung von Gebäuden, die Einführung energieeffizienter Technologien in der Industrie und Förderung von Elektrofahrzeugen. Diese Maßnahmen sollen den Energieverbrauch senken und die Kosten reduzieren.

Energieinfrastruktur soll modernisiert werden

Zu zentralen Bestandteilen des Plans gehören die Modernisierung der Stromnetze und der Ausbau von Speicherkapazitäten. Ziel ist, die Integration erneuerbarer Energiekapazitäten in das System zu erleichtern und seine Stabilität zu gewährleisten. Außerdem wird damit die Anbindung an die europäischen Energiemärkte verbessert.

Benannt werden konkrete Projekte zur Modernisierung und Automatisierung der Stromnetze und Transformatorunterstationen. Die meisten davon werden durch Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB), der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert.

Ukraine will eine kohlenstoffarme Volkswirtschaft werden

Die Dekarbonisierung der ukrainischen Wirtschaft wird die Einführung innovativer Technologien erforderlich machen. Zu wichtigen Elementen der Dekarbonisierungsstrategie wird neben dem Ausbau der erneuerbaren Energiekapazitäten auch der Aufbau einer leistungsfähigen Kreislaufwirtschaft gehören. Die Ukraine soll insgesamt zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft transformiert und auf diese Weise für internationale Investitionen attraktiver werden.

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