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Wirtschaftsausblick | Usbekistan

Usbekistan setzt seinen temporeichen Aufschwung fort

Die usbekische Wirtschaft wächst in den Jahren 2025 und 2026 um jeweils rund 6 Prozent. Dafür sorgen Ausbauinitiativen in zahlreichen Branchen und eine ambitionierte Reformagenda.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Top-Thema: Weiterhin starker Fokus auf Ökostrom

In Usbekistan nimmt der Ausbau bei den erneuerbaren Energien weiter Tempo auf. Lag ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung 2023 noch bei nur etwa 10 Prozent, sollen 2027 mit Wind, Sonne und Co. mindestens 25 Prozent erreicht werden. Für 2030 gibt die Regierung annähernd 40 Prozent als Ziel aus, wofür Solar- und Windparks mit einer installierten Leistung von 20 Gigawatt ans Netz gehen müssen. Hinzu kommen noch zahlreiche Wasserkraftprojekte.

Bereits bis 2027 sollen 28 Solar- und Windkraftparks mit circa 8 Gigawatt Leistung starten. Außerdem sind Batteriespeicher mit einer Kapazität von mehr als 1 Gigawattstunde geplant. Die ausländischen Investitionen in Ökostromprojekte summieren sich gegenwärtig auf circa 15 Milliarden US-Dollar (US$).

Wirtschaftsentwicklung: Konjunkturhoch hält in reformorientiertem Umfeld an

Usbekistans Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird laut Prognosen der Regierung und der Zentralbank des Landes 2025 um real etwa 6 Prozent zulegen. Im Jahr 2026 könnte das Wachstumstempo sogar leicht anziehen und ein BIP-Plus von 6,5 Prozent ermöglichen.

Die Impulse für die Konjunkturbelebung sind vielfältig. Dazu zählen:

  • der boomende Dienstleistungssektor, dessen Sparten Handel, Finanzen, Information und Telekommunikation, Verkehr, Bildung und Gesundheit Zuwachsraten von 10 Prozent und mehr erreichen;
  • der rege Zufluss ausländischen Kapitals sowie die hohe Investitionsneigung der usbekischen Privatwirtschaft;
  • die anhaltende Expansion im verarbeitenden Gewerbe und Bauwesen.

Auch die fortgesetzten Wirtschaftsreformen leistet einen wesentlichen Wachstumsbeitrag. Die aktuelle Reformagenda sieht beispielsweise den weiteren Abbau staatlicher Monopole, die Marktöffnung im Energiesektor, die Transformation und Privatisierung staatlicher Betriebe sowie eine gezielte Unternehmensförderung vor. Beim Ausbau der Infrastruktur setzt das Land verstärkt auf öffentlich-private Partnerschaften.

Das mittlerweile mehr als 37 Millionen Einwohner zählende Usbekistan verfolgt weiterhin eine reformfreudige Politik. Die Vielzahl neuer Regelungen bringt jedoch auch mit sich, dass nicht alle Neuerungen auch konsequent angewendet werden. Zudem ist der Reformbedarf weiterhin groß.

Zufluss von Auslandskapital bewegt sich auf Rekordniveau   

Als einer der Hauptmotoren der Wirtschaft erweisen sich weiterhin die Bruttoanlageinvestitionen. Die seit 2023 anhaltende robuste Investitionsneigung dürfte auch 2025 und 2026 mit realen Zuwachsraten im deutlich zweistelligen Bereich anhalten.

Investitionen und Kredite aus dem Ausland liefern dazu einen maßgeblichen Beitrag. Sie vereinigen 2024 rund zwei Drittel aller Bruttoanlageinvestitionen auf sich und fließen hauptsächlich in neue Maschinen und Ausrüstungen. Der Anteil dieser Anlageobjekte am gesamten Investitionsaufkommen erreichte zuletzt rund 40 Prozent

Die Dominanz von Maschinen und Ausrüstungen bei den Investitionen geht mit der hohen Zahl von Ausbauprojekten im verarbeitenden Gewerbe einher. Als Schwerpunkte gelten die Branchen Textilien und Bekleidung, die Nahrungsmittelindustrie und der Fahrzeugbau. Es folgen die Rohstoffförderung, der Wohnungsbau, die Stromwirtschaft und der Transport- und Logistiksektor.

In- und ausländische Handelsunternehmen strömen auf den Markt     

Breite Schichten der usbekischen Bevölkerung verzeichnen ein Einkommensplus. Neben höheren Reallöhnen tragen auch die steigenden Einkünfte kleiner Gewerbetreibender und die zunehmenden Umsätze mit Agrargütern aus dem Nebenerwerb vieler Familien dazu bei. Daraus resultieren Mehrausgaben, die dem Einzelhandel und anderen Dienstleistungssparten zugutekommen.

Wachstumsimpulse liefern dem privaten Konsum zudem die umfangreichen Geldtransfers usbekischer Arbeitsmigranten aus dem Ausland (vor allem aus Russland), das große Interesse an Verbraucherdarlehen sowie der wiederbelebte Incoming-Tourismus. Allerdings bewegen sich die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben immer noch auf einem niedrigen Niveau.

Mit der fortschreitenden Liberalisierung der usbekischen Wirtschaft geht auch ein Wandel im Einzelhandel einher. Supermärkte, Einkaufszentren und Fachhändler breiten sich immer stärker aus, wobei sich nationale wie internationale Einzelhändler gleichermaßen einbringen.

Maschinen und Ausrüstungen prägen das Importgeschäft

Die Einfuhren von Waren dürften 2025 und 2026 um jeweils bis zu 10 Prozent zulegen. Der anhaltend hohe Kapitalzufluss aus dem Ausland kommt der Nachfrage nach Investitionsgütern zugute. Der robuste private Verbrauch hält die Nachfrage nach Konsumgütern hoch.

Rund 40 Prozent der Gesamtimporte entfallen auf Maschinen und Ausrüstungen sowie Fahrzeuge aller Art. Angesichts zahlreicher Projekte im verarbeitenden Gewerbe, im Energiesektor, in der Landwirtschaft und im Bauwesen dürfte sich an dieser hohen Quote auch künftig nichts ändern.

China und Russland sind die wichtigsten Handelspartner Usbekistans. Deutschland ist der Hauptbeschaffungsmarkt in der EU.

Wichtigste Exportgüter Usbekistans sind Gold, Textilien und Bekleidung, Buntmetalle sowie Obst und Gemüse. Die Exporte (ohne Gold) steigen 2025 und 2026 voraussichtlich um bis zu 15 Prozent.

Deutsche Perspektive: Breites Spektrum an Geschäftschancen

Deutsche Lieferanten zählen auf dem usbekischen Markt zu den führenden Anbietern. Das betrifft Maschinen und Ausrüstungen genauso wie Chemiewaren oder Mess- und Regeltechnik. Größere Lieferanteile erzielt in diesen Sparten jedoch die Konkurrenz aus China und der Türkei. Usbekische Geschäftspartner schätzen an Deutschland vor allem die schlüsselfertigen Lösungen sowie die Zuverlässigkeit bei der Vertragserfüllung und beim Kundenservice.

Die besten Absatzchancen haben deutsche Anbieter bei Arzneimitteln sowie bei Ausrüstungen vor allem für die Textilbranche, die Stromwirtschaft, die Lebensmittelindustrie, die Bereiche Bauwesen und Baustoffe sowie zum Kühlen und Lagern von Obst, Gemüse und anderen Agrargütern.

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