Wirtschaftsausblick | Usbekistan
Usbekistans Wirtschaft ist weiter im Aufwind
In den Jahren 2024 und 2025 wird die usbekische Wirtschaft mit mindestens 5 Prozent wachsen. Dafür sprechen Ausbauinitiativen in allen Branchen und die Fortführung der Reformen.
13.05.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Top-Thema: Ökostromausbau schreitet voran
Lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im Jahr 2022 noch bei 9 Prozent, wobei der Strom fast ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen wurde, soll er bis 2026 auf mindestens 25 Prozent steigen. Dafür sollen in den nächsten drei Jahren 28 Solar- und Windkraftparks mit einer installierten Kapazität von 8 Gigawatt und Batteriespeicher mit einer Kapazität von 2,2 Gigawatt in Betrieb genommen werden. Die ausländischen Investitionen in diese Ökostromprojekte summieren sich auf etwa 13 Milliarden US-Dollar (US$).
Bis 2030 ist ein Ökostromanteil von bis zu 40 Prozent angepeilt. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, müssen Anlagen mit einer Gesamtkapazität von bis zu 25 Gigawatt hinzugebaut werden.
Wirtschaftsentwicklung: Dienstleistungen und Industrie bleiben die Konjunkturtreiber
Die Regierung Usbekistans und die Weltbank erwarten für das Jahr 2024 ein Wirtschaftswachstum in einem Korridor von 5,2 bis 5,8 Prozent. Im Jahr 2025 könnte die Wirtschaft gemäß Prognosen um 5,4 bis 6,2 Prozent zulegen. Die Impulse für die Konjunkturbelebung sind breit gefächert. Dazu zählen:
- ein ungebremster Boom im Dienstleistungssektor, vor allem in den Bereichen Handel, Finanzen, Information und Kommunikation, Transport, Bildung und Gesundheit mit Zuwachsraten von 10 Prozent und mehr,
- reger Zufluss ausländischer Investitionen und Kredite sowie wachsende Investitionsneigung einheimischer privater Unternehmen,
- eine anhaltende Expansion im verarbeitenden Gewerbe und der Bauwirtschaft.
Auch die Fortsetzung der Wirtschaftsreformen leistet einen erheblichen Wachstumsbeitrag. Auf der Reformagenda stehen die weitere Marktöffnung im Energiesektor, die Transformation und Privatisierung staatlicher Unternehmen und eine stärkere Unternehmensförderung. Beim Ausbau der Infrastruktur setzt das Land verstärkt auf öffentlich-private Partnerschaften.
Die 37 Millionen Einwohner zählende Republik Usbekistan genießt den Ruf als eines der weltweit reformfreudigsten Länder. Es ist aber nicht zu verkennen, dass es noch an einer konsequenten Anwendung vieler neuer Regelungen mangelt. Zudem ist der Reformbedarf in vielen Feldern der Wirtschaft weiterhin groß.
Privatsektor sorgt für hohes Investitionswachstum
Die Bruttoanlageinvestitionen bleiben einer der Motoren der Wirtschaft. Zentrale Planer erwarten, dass die Privatwirtschaft 2024 und 2025 jeweils mindestens ein Sechstel mehr als im jeweiligen Vorjahr investiert.
Das Investitionsvolumen insgesamt dürfte 2024 auf gut 35 Milliarden US$ und 2025 auf etwa 40 Milliarden US$ steigen, gegenüber im Schnitt 25 Milliarden US$ in den Jahren 2023 und 2022. Ausländische Investitionen und Kredite werden voraussichtlich mehr als zwei Fünftel der Anlagen ausmachen.
Bemerkenswert ist der hohe Anteil von Maschinen, Ausrüstungen und Inventar an den im Land jährlich realisierten Bruttoanlageinvestitionen. Die Quote von 45 Prozent und mehr verwundert nicht: Hauptanlagesektor im Land ist und bleibt das verarbeitende Gewerbe. Es folgen die Rohstoffförderung, der Wohnungsbau, die Stromwirtschaft und der Transport- und Logistiksektor.
In- und ausländische Handelsunternehmen strömen auf den Markt
Reale Lohnzuwächse, steigende Einkünfte der Gewerbetreibenden und mehr Verkäufe von Agrargütern aus den Nebenwirtschaften sorgen für steigende Realeinkommen der Bevölkerung und Mehrausgaben im Handel und Dienstleistungssektor. Die Einkommen dürfte 2024 um etwa 4 Prozent zulegen, nach einem Plus von 4,6 Prozent im Vorjahr.
Hohe private Geldtransfers usbekischer Arbeitsmigranten aus dem Ausland (vor allem aus Russland), ein anhaltender Boom bei der Vergabe von Verbraucherdarlehen und die Wiederbelebung des Incoming-Tourismus kurbeln den Konsum ebenfalls an.
Allerdings bewegen sich die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Dienstleistungen und den Einzelhandel mit 92 US$ und 64 US$ (2023) noch auf einem geringen Niveau. In der Hauptstadt Taschkent sind diese Beträge um ein mehrfaches höher. Lokale und ausländische Handelsbetriebe expandieren dank der Marktliberalisierung sowie der wachsenden Ausrichtung des Handels auf Supermärkte, Einkaufszentren und den Fachhandel.
Maschinen und Ausrüstungen prägen das Importgeschäft
Die Importe von Waren und Dienstleistungen dürften 2024 und 2025 um jeweils bis zu 20 Prozent zulegen. Das Importwachstum stützt sich dabei auf die fortschreitende Handelsliberalisierung, den regen Kapitalzufluss aus dem Ausland und den zunehmenden Konsum.
Bemerkenswert ist, dass traditionell rund 40 Prozent der Gesamtimporte auf Maschinen, Ausrüstungen, Transportmittel und Kfz-Zulieferungen entfallen. An der hohen Quote wird sich auch künftig nichts ändern. Hierfür sprechen viele neue Projekte im verarbeitenden Gewerbe, in der Stromwirtschaft sowie im Agrar- und Bausektor.
Hauptbezugsländer und -absatzmärke sind China und Russland. Deutschland ist der Hauptbeschaffungsmarkt in der EU und lieferte 2023 Waren für 1 Milliarde Euro nach Usbekistan. Im Export dominieren Gold, Textilien und Bekleidung, Buntmetalle/Erzeugnisse daraus sowie Obst und Gemüse.
Deutsche Perspektive: Breites Spektrum an Geschäftschancen
Deutsche Lieferanten zählen in den Warengruppen Maschinen/Ausrüstungen, chemische Erzeugnisse sowie Mess- und Regeltechnik zu den führenden Anbietern auf dem usbekischen Markt, allerdings mit großem Abstand nach China und der Türkei. Die usbekischen Partner schätzen deren Leistungspakete von der Planung bis zur Ausführung, ihre Zuverlässigkeit und Termintreue im Lieferprozess und den Kundenservice.
Die besten Absatzchancen für deutsche Anbieter ergeben sich in den Produktgruppen Textilmaschinen, Ausrüstungen für die Stromwirtschaft, Lebensmitteltechnologien einschließlich von Kühl- und Lagertechnik für Obst, Gemüse und andere Nahrungsgüter, Bau- und Baustoffmaschinen sowie Pharmaka. Informationen zu Einfuhrbestimmungen bietet die Publikation Zoll und Einfuhr Kompakt - Usbekistan.