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Wirtschaftsumfeld | Vereinigte Arabische Emirate | Internationale Handelsabkommen

Emirate setzen auf neue Handelspartner

Die Vereinigten Arabischen Emirate bauen ihre bilateralen Handelsbeziehungen aus. Damit wollen sie ihre Position in der Golfregion stärken. 

Von Heena Nazir | Dubai

Seit 2021 haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zahlreiche Comprehensive Economic Partnership Agreements (CEPA) initiiert. Zu den Abkommen zählen Partnerschaften mit ehemaligen politischen Gegnern wie Israel und der Türkei sowie mit aufstrebenden Global Playern wie Indien und Indonesien. Asien steht dabei besonders im Fokus. Die VAE wollen ihre bereits etablierte Rolle als Drehkreuz für Geschäfte und Tourismus im Nahen Osten weiter ausbauen. 

Diese Abkommen bieten den VAE die Möglichkeit, ihre wirtschaftlichen Interessen unabhängig vom Golfkooperationsrat (GCC) voranzutreiben. Die Coronapandemie und der damit verbundene Einbruch der Preise an den Ölmärkten verstärkten den Druck auf die Emirate, ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren.

Spannungen innerhalb des GCC

Der GCC ist ein politisches und wirtschaftliches Bündnis der sechs Golfstaaten Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Oman und Vereinigte Arabische Emirate. Es wurde gegründet, um die politische und wirtschaftliche Integration in der Region zu fördern. Die Länder haben jedoch unterschiedliche Vorstellungen über die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und zum Iran. Dies führt zu unterschiedlichen politischen Strategien innerhalb des Bündnisses. Besonders sichtbar wurden die Differenzen während der Katar-Krise von 2017 bis 2021. Zudem gibt es Konkurrenz um die Vorherrschaft als führendes Logistik- und Handelszentrum, insbesondere zwischen den VAE und Saudi-Arabien.

Internationale Handelsabkommen der Vereinigten Arabischen Emirate 1)
Land / LänderPartnerStatus
VAEIndonesien, TürkeiFreihandelsabkommen; in Kraft seit 01.09.2023
GCC-StaatenSingapurFreihandelsabkommen; in Kraft seit 01.09.2013
VAEIsraelFreihandelsabkommen; in Kraft seit 01.04.2023
VAEIndienFreihandelsabkommen; in Kraft seit 01.05.2022
GCC-StaatenEFTAFreihandelsabkommen; in Kraft seit 01.07.2014
VAEGCC-StaatenZollunion; in Kraft seit 01.01.2003
VAELänder der Panarabischen Freihandelszone (PAFTA) 2)Beitritt zum Freihandelsabkommen; in Kraft seit 01.01.1998
GCCAustralien, Japan, NeuseelandFreihandelszone; Verhandlungen laufen
VAEGeorgien, Kambodscha, SüdkoreaFreihandelszone; Verhandlungen abgeschlossen, aber noch nicht in Kraft
VAEArmenien, Belarus, Chile, Costa Rica, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, Kolumbien, Philippinen, Serbien, Südkorea, Ukraine, VietnamFreihandelszone; Verhandlungen laufen
1 Stand November 2023; 2 Ägypten, Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien.Quelle: WTO; Recherchen von GTAI 2023

Wachstum durch Handelsabkommen

Das Freihandelsabkommen zwischen den VAE und der Türkei zielt darauf ab, den bilateralen Warenaustausch in den nächsten fünf Jahren auf 40 Milliarden US-Dollar (US$) zu steigern. Im Jahr 2022 nahm das Handelsvolumen um 40 Prozent auf 18,9 Milliarden US$ zu. Das CEPA mit Indien verspricht eine Zunahme des bilateralen Handels von 73 Milliarden US$ im Jahr 2022 auf voraussichtlich 100 Milliarden US$ im Jahr 2026. 

Die Freihandelsabkommen sollen nicht nur die bilateralen Handelsbeziehungen stärken, sondern auch neue Investitionschancen in strategischen Sektoren eröffnen. In der Zusammenarbeit mit Israel liegt der Fokus beispielsweise auf zukunftsweisenden Sektoren wie Agrartechnik, Lebensmittelsicherheit und erneuerbaren Energien. Diese Spezialisierung passt zu den strategischen Interessen der VAE, die auf nachhaltige und zukunftssichere Branchen setzen und von der israelischen Expertise profitieren wollen. 

Rivalität mit Saudi-Arabien nimmt zu

Während die VAE ihre bilateralen Beziehungen außerhalb des GCC stärken, wachsen die Spannungen innerhalb des GCC. Die unterschiedlichen Strategien Saudi-Arabiens und der VAE zeigen eine wachsende Rivalität innerhalb des Golfkooperationsrates. Die Emirate versuchen, bei den GCC-Verhandlungen über Freihandelsabkommen flexibler zu sein und die Führung zu übernehmen. Saudi-Arabien hingegen hat kürzlich seine Einfuhrbestimmungen angepasst, um Waren aus Freihandelszonen und solche mit israelischen Vorleistungen von Zollvorteilen auszunehmen.

Gleichzeitig versucht Saudi-Arabien, ausländische Unternehmen dazu zu bewegen, regionale Headquarter im Königreich zu errichten. Bislang bedienen viele Unternehmen den saudi-arabischen Markt aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, was der saudi-arabischen Regierung ein Dorn im Auge ist. Das Königreich nutzt seine Marktmacht und seinen politischen Einfluss zunehmend, um ausländische Dienstleister und Investoren im eigenen Land anzusiedeln. 

Wichtige Partner wie China, Großbritannien und Südkorea ziehen Freihandelsabkommen mit dem gesamten GCC bilateralen Handelsabkommen vor. Das stellt die VAE vor die Herausforderung, ihre wirtschaftlichen und politischen Ziele innerhalb der breiteren GCC-Verhandlungsagenda zu verfolgen. Auch das dürfte die Rivalität mit Saudi-Arabien befeuern.

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