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Branche kompakt | Brasilien | Kfz-Industrie

Brasiliens Kfz-Industrie im Konjunkturhoch

Während der Absatz 2024 in der EU stagnierte, wuchs Brasiliens Markt zweistellig. Mit dem Förderprogramm "Mover" lockt das Land Investitionen an - auch von chinesischen Konzernen.

Von Gloria Rose | São Paulo

Ausblick der Kfz-Branche in Brasilien

Bewertung:

  • Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen soll 2025 um 5 Prozent steigen.
  • Chinesische Hersteller treiben die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen voran.
  • Auch der Verkauf von Schwerfahrzeugen wächst 2025 (Lkw: +4,5 Prozent, Busse: +6 Prozent).
  • Das neue Förderprogramm Mover stimuliert die Produktion und neue Investitionen in Brasilien.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Markttrends

    Trotz hoher Preise und Zinsen boomt die Nachfrage nach Kfz. Davon profitierten 2024 auch importierte E-Autos aus China. Setzt sich das Wachstum 2025 fort?

    In Brasilien, dem sechstgrößten Automarkt der Welt, wurden im Jahr 2024 rund 2,64 Millionen Neufahrzeuge verkauft. Das waren 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit erzielte das Land das höchste Wachstum unter den zehn größten Kfz-Märkten der Welt. Eine bessere Kreditverfügbarkeit kurbelte den Verkauf an. Gleichzeitig sind die Preise für Neuwagen so hoch wie nie zuvor.

    Für das Jahr 2025 prognostiziert der Autohändlerverband Fenabrave einen weiteren Anstieg der Verkäufe von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Absatz von Lkw soll um 4,5 Prozent und der von Bussen um 6 Prozent steigen. Der Herstellerverband Anfavea ist etwas optimistischer bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (+6,6 Prozent), aber etwas weniger zuversichtlich bei Schwerfahrzeugen (+1,3 Prozent). Ein Grund für das insgesamt geringere Wachstum gegenüber 2024 ist das steigende Zinsniveau.

    In den vergangenen Jahren erholte sich der Markt schrittweise vom Einbruch in der Coronakrise. Die Neuzulassungen lagen 2024 aber noch 5,5 Prozent unter dem Niveau von 2019.

    Die Kreditfinanzierung wird auch 2025 weiter zulegen. Ein Grund ist die niedrige Arbeitslosigkeit, die das Verbrauchervertrauen stärkt. Zudem gehen die Fälle von Zahlungsunfähigkeit zurück. Ende Oktober 2023 verabschiedete die Regierung einen neuen Rechtsrahmen für Kreditgarantien. Dadurch sinkt das Ausfallrisiko. Folglich erweitern Banken die Kreditvergabe und bieten bessere Bedingungen zur Finanzierung von Kfz an.

    Geländewagen dominieren

    SUV sind seit 2020 die beliebteste Fahrzeugklasse und bestimmen auch das Bild im Luxussegment. Erfolgreiche Geschäftsleute aus dem Agribusiness ziehen große Pick-ups den klassischen Luxusmodellen vor. Im Jahr 2024 kamen Geländewagen auf einen Marktanteil von 48 Prozent, gefolgt von Kombilimousinen mit Schrägheck mit 29 Prozent. Die meistverkauften Autos waren erneut Fiat Strada, vor VW Polo, GM Onix und Hyundai HB20.

    Auf die traditionelle Luxusklasse entfallen in Brasilien weniger als 2 Prozent der Neuzulassungen. Zum sechsten Jahr in Folge war BMW 2024 Marktführer mit deutlichem Abstand vor Volvo, Mercedes-Benz, Audi und Porsche.

    Die Neuzulassungen von Lkw entfielen 2024 zu 26 Prozent auf Volkswagen Caminhões e Ônibus, gefolgt von Mercedes-Benz do Brasil (24 Prozent), Volvo (19 Prozent) und Scania (16 Prozent). Bei Bussen beherrscht Mercedes-Benz mit einem Anteil von 49 Prozent den Markt.

    Der Motorradmarkt boomt ungebrochen. Für 2024 registrierte Fenabrave einen Zuwachs um 18,6 Prozent auf knapp 1,9 Millionen Neuzulassungen. Honda ist klarer Marktführer mit einem Anteil von 69 Prozent, vor Yamaha mit 18 Prozent.

    Volkswagen baut seinen Marktanteil in Brasilien ausNeuzulassungen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen nach Herstellern (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

    Hersteller

    Absatz 2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    Fiat

    521.282

    9,6

    21,0

    Volkswagen

    400.414

    16,1

    16,1

    General Motors

    314.956

    -4,0

    12,7

    Hyundai

    206.029

    10,6

    8,3

    Toyota

    203.793

    6,0

    8,2

    Renault

    139.288

    10,3

    5,6

    Jeep

    121.287

    -4,5

    4,9

    Quelle: Fenabrave 2025

    Chinesische Marken treiben Kfz-Import hoch

    Chinesische Autos sind in Brasilien auf dem Vormarsch. Im Dezember 2024 stieg BYD zum achtgrößten Anbieter auf. Auch Great Wall Motors (GWM), JAC Motors und Chery bauen ihre Präsenz aus. Im Jahr 2024 verdreifachte China den Kfz-Absatz in Brasilien und etablierte sich als zweitwichtigstes Lieferland nach Argentinien. Der gesamte Kfz-Import legte um 141 Prozent zu und erreichte ein Rekordniveau von 104.729 Fahrzeugen.

    Im Laufe des Jahres lagerten chinesische Importwagen in großer Zahl an den brasilianischen Häfen. Insbesondere BYD führte Autos vorzeitig ein, um Vergünstigungen für E-Autos und Hybrid-Kfz bei der Importsteuer zu nutzen, die Brasilien bis 2026 schrittweise aufhebt.

    Dennoch erwartet der Verband der Kfz-Importeure Abeifa 2025 ein erneutes Wachstum der Importe um 5 Prozent. Schließlich kündigten Leapmotor, GAC und nach mehreren Verzögerungen Omoda & Jaecoo ihren Markteintritt für 2025 an. Auch die BYD-Marken YangWang, Denza und Bao sowie Tank von GWM kommen nach Brasilien.

    Digital liegt im Trend

    Zugutekommt den Chinesen auch die Affinität der Brasilianer für Digitales. Vernetzte Mobilität ist gefragt. Über die Plattform OnStar sind etwa 650.000 Fahrzeuge vernetzt, so Marktführer Chevrolet. Die wichtigsten Trends sind Internetzugang per integriertem WLAN, Sicherheitstechnologien, Fahrzeugdiagnosefunktionen und Notfallsysteme. Der Zugang zu verlässlichen Daten dürfte den Versicherungsmarkt beleben. Bislang sind nur 30 Prozent der Kfz versichert.

    Im Bergbau und in der Landwirtschaft werden erste autonome Nutzfahrzeuge eingesetzt. Den Straßenverkehr in Brasilien dürfte autonomes Fahren jedoch erst in ferner Zukunft erreichen.

    Gebrauchtwagen boomen

    Das Jahr 2024 war ein Rekordjahr für den Gebrauchtwagenmarkt. Rund 15,8 Millionen gebrauchte Pkw und leichte Nfz wechselten den Besitzer. Hohe Neufahrzeugpreise und der steuerlich begünstigte Direktverkauf stimulieren den Markt. Fahrzeuge verlieren in Brasilien deutlich langsamer an Wert als in entwickelten Märkten. Marktkenner erwarten daher, dass sich komplexe E-Autos oder Hybride wegen der hohen Reparaturkosten nicht am Markt durchsetzen können.

    Der gesamte Kfz-Bestand stieg 2023 um 0,5 Prozent auf 47,1 Millionen Fahrzeuge, davon waren lediglich 14,3 Prozent Importwagen, meldet der Verband der Kfz-Zulieferer Sindipeças. Das durchschnittliche Fahrzeugalter nimmt seit 2014 stetig zu und liegt nun bei fast elf Jahren.

    Neue Mobilitätslösungen verändern den Markt

    In den Metropolen leisten sich immer weniger Haushalte ein eigenes Auto. Für den Fahrdienstvermittler Uber ist Brasilien der zweitgrößte Markt weltweit, nach den USA. Uber konkurriert mit der App 99 des chinesischen Anbieters Didi um die wachsende Nachfrage. Bei Langstrecken steht seit Ende 2021 das deutsche Start-up FlixBus im Wettbewerb mit den lokalen Plattformen Buser, WeMobi, ClickBus, Quero Passagem und Buson.

    Der Traum vom eigenen Auto lebt

    Auch wenn neue Mobilitätslösungen aufkommen, entscheiden sich in Brasilien nach wie vor viele Menschen für den Kauf eines Autos, sobald es ihr Einkommen erlaubt. In der Gesellschaft gilt das Auto als Statussymbol. Zudem stellt es gerade für Familien aus einfachen Verhältnissen einen Vermögenswert dar. Bei der Kaufentscheidung wird somit der voraussichtliche Wiederverkaufswert ins Kalkül einbezogen.

    Die Studie "Mobility Lens Suite" der Unternehmensberatung EY aus dem Jahr 2023 bestätigt diese Tendenz. Demnach planten in Brasilien 70 Prozent der Bevölkerung einen Autokauf, im weltweiten Durchschnitt waren es nur 44 Prozent. Auch geteilte Mobilität und Motorräder kommen in dem lateinamerikanischen Land deutlich besser an als im Durchschnitt.

    Die neuen Geschäftsmodelle stärken den Kfz-Verleih. Die Zahl der Mietautos stieg 2024 auf 1,65 Millionen. Localiza, Unidas, Movida und kleinere der über 15.000 Autovermietungen verhandeln Preisabschläge und erwerben Kfz direkt von den Herstellern. Das lohnt sich, zumal beim Direktkauf Steuervorteile bestehen. Rund die Hälfte des Kfz-Vertriebs in Brasilien erfolgt über den Direktverkauf. Zudem kommen nun Abo-Modelle auf. Der Kfz-Verleih abonniert bereits 10 Prozent seines Fuhrparks.

    Von Gloria Rose | São Paulo

  • Branchenstruktur

    Die brasilianische Kfz-Industrie ist im Aufwind. Das Förderprogramm "Mover" treibt die Investitionen auf Rekordhöhen. Auch chinesische Marken bauen auf den Standort.

    In Zeiten der Unsicherheit für die Kfz-Industrie in Europa und den USA bietet Brasilien Vorhersehbarkeit. Das 2024 gestartete Förderprogramm "Mover", die robuste Nachfrage auf dem Binnenmarkt und höhere Steuern auf importierte E-Autos animieren den Sektor.

    Für 2025 prognostiziert der Herstellerverband Anfavea einen Anstieg der Produktion um 7,8 Prozent auf 2,7 Millionen Fahrzeuge. Beim Export erwartet er ein Plus von 6,2 Prozent, bei den Neuzulassungen einen Anstieg um 5,6 Prozent. Auch die Produktion von Motorrädern soll weiter zunehmen. Der Verband Abraciclo geht von einem Zuwachs um 7,5 Prozent auf 1,9 Millionen Stück aus.

    Im Jahr 2024 steigerten Brasiliens Kfz-Hersteller die Produktion um 9,7 Prozent auf 2,55 Millionen Fahrzeuge, also nicht ganz so stark wie das Marktwachstum von 14,1 Prozent. Bei Pkw legte die Produktion "nur" um 6,3 Prozent zu. Anders als der Verkauf, der sich nahezu von der Coronakrise erholt hat, liegt die Produktion noch um 13 Prozent unter dem Niveau von 2019. Gründe hierfür sind auch der 2024 deutlich gestiegene Import sowie der rückläufige Export.

    Kfz-Bauer spüren zunehmende Konkurrenz aus China

    Chinesische Autobauer sind weltweit auf dem Vormarsch. Auch in Brasilien gewinnen sie mit ihren günstigen E-Autos Marktanteile, zu Lasten der lokalen Hersteller. Im Jahr 2024 machten Importwagen bereits 17,7 Prozent der Neuzulassungen aus, 2,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 

    Gleichzeitig ging der Export brasilianischer Kfz nach Mexiko, Chile und Peru stark zurück. Auch dort sind Hersteller aus China auf der Überholspur. Immerhin erholte sich die Nachfrage aus Argentinien, Brasiliens wichtigstem Exportmarkt für Kfz, sowie aus Uruguay. Insgesamt exportierte Brasilien 1,3 Prozent weniger Fahrzeuge als 2023.

    Es wird sich zeigen, ob sich die chinesischen Marken im brasilianischen Markt etablieren. Die Hersteller Great Wall Motors (GWM) und BYD setzen auf die Produktion vor Ort. GWM übernahm 2021 das Mercedes-Benz-Werk in Iracemápolis (São Paulo) und BYD die ehemalige Ford-Fabrik in Camaçari (Bahia).

    BYD sieht Brasilien als strategisch wichtigsten Auslandsmarkt und investiert auch in den Ausbau der Batterieproduktion für E-Busse in der Freihandelszone Manaus im Bundesstaat Amazonas. GWM besetzt derzeit 700 Stellen und will die Produktion in Iracemápolis im Mai 2025 aufnehmen. Zuletzt verkündete GAC im Dezember 2024 ein strategisches Interesse am Land. Chinas fünftgrößter Automobilkonzern will Brasiliens Kfz-Industrie "revolutionieren".

    "Mover" setzt Investitionszyklus in Gang

    Im Zuge der weltweiten Neuausrichtung des Kfz-Sektors hat Brasilien in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Stellantis, Toyota und Mercedes-Benz verschlankten die Produktion, Ford zog sich 2021 ganz aus dem Land zurück. Das Förderprogramm "Mover" leitet nun die Kehrtwende ein. Rund 3,8 Milliarden US-Dollar (US$) stellt der Staat bis 2027 in Form von Steueranreizen für Forschung und Entwicklung (F&E) bereit. Seit Bekanntmachung des Programms Ende 2023 kündigte die Kfz- und Kfz-Teile-Industrie Investitionen von rund 25 Milliarden US$ an. Im Laufe des Jahres 2024 stieg die Beschäftigung um 8,3 Prozent. Rund 8.000 neue Stellen entstanden.

    Im Laufe des Jahres 2024 qualifizierten sich 154 Unternehmen mit ihren F&E-Projekten für die Steueranreize, darunter zahlreiche deutsche Hersteller wie Volkswagen, Mercedes-Benz do Brasil (Lkw und Busse), Volkswagen Truck & Bus sowie die Kfz-Zulieferer Bosch, Mahle, Continental, Edscha, Jost, Maxion Wheels, SMR Automotive und andere.

    Förderprogramm Mover setzt neue Impulse für einen grünen Verkehrssektor

    Mover steht für "Mobilidade Verde e Inovação" (Grüne Mobilität und Innovation). Brasilien will bei der Dekarbonisierung des Verkehrs weltweit zu den Vorreitern gehören. Wie bei den Vorgängerprogrammen "InovarAuto" und "Rota 2030" sollen neue Kfz bis 2030 nur noch halb so viel CO2 ausstoßen.

    Neu ist:

    1. Mover berücksichtigt den kompletten Energiezyklus, um die Emissionen möglichst korrekt abzubilden. Demnach wird auch der Transport von Kraftstoffen sowie der Anbau von Zuckerrohr für Bioethanol betrachtet.
    2. Ab 2027 zählen die Schadstoffemissionen entlang des kompletten Produktlebenszyklus, von der Produktion über den Betrieb bis zur Entsorgung des Kfz; ein Mindestrecyclinganteil ist vorgesehen.
    3. Neu ist auch die Option, gebrauchte Fertigungslinien zu importieren, um die Produktion, beispielsweise von Verbrennern aus den USA und Europa, möglichst kostengünstig nach Brasilien zu verlagern.

    Förderprogramm Mover löst neuen Rekord-Investitionszyklus ausAusgewählte Investitionsprojekte der Kfz-Industrie in Brasilien
    Akteur

    Vorhaben

    Investitionssumme (in Mio. US$) *)

    Zeitraum

    Projektstand/Anmerkungen

    Stellantis-Gruppe (Fiat, Jeep, Citroën, Peugeot und Ram)Modernisierung der Produktionslinien und Ausbau der Motorenproduktion für Hybrid-Technologie auf Ethanol-Basis (Bio-Hybrid) + Markteinführung von 40 neuen Modellen und 8 Powertrains

    5.576 

    davon 47% in Betim (Minas Gerais), 43% in Goiana (Pernambuco) und 10% in Porto Real (Rio de Janeiro)

    2025 bis 2030Ankündigung im März 2024; im Januar 2024 erwarb Stellantis das brasilianische Unternehmen DPaschoal und ist damit nun der größte Kfz-Teile-Distributor in Lateinamerika
    ToyotaNeuer Produktionskomplex für Hybridmodell mit Flex Fuel-Antrieb + Batterieproduktion in Sorocaba (São Paulo) 

    2.045

    davon 45% bis 2026

    2024 bis 2030Ankündigung des neuen Investitionsplans bis 2030 im März 2024; Umsiedlung der Produktion der bisherigen Fertigungsstätte in Indaiatuba (São Paulo) soll bis Ende 2026 erfolgen
    Great Wall Motors (GWM)Modernisierung des ehemaligen Werks von Mercedes-Benz in Iracemápolis (São Paulo) zur Produktion von Kfz mit Elektro- und Hybrid-Antrieb

    1.859

    2022 bis 2032700 Stellen im Februar 2025 ausgeschrieben; Eröffnung des Werks ist für Mai 2025 geplant, Produktionsbeginn für das 2. Halbjahr 2025
    VolkswagenMarkteinführung von 16 Modellen, davon 4 komplett neue Anfertigungen in São Bernardo do Campo und Taubaté (São Paulo) sowie in São José dos Pinhais (Paraná), in einen neuen Motor für hybride Kfz und in die Plattform MQB Hybrid

    1.673

    2026 bis 2028Ankündigung im Februar 2024: VW verdoppelt bisherigen Investitionsplan 
    General Motors (Chevrolet)Modernisierung der Werke, Markteinführung von 10 neuen Modellen und Dienstleistungen mit dem Fokus auf nachhaltige Mobilität

    1.301

    davon 79% im Staat São Paulo (Fabriken in São Caetano do Sul und São José dos Campos sowie Kfz-Teile-Fabrik in Mogi), 17% in Gravataí (Rio Grande do Sul) und 4% in Motorenfabrik in Joinville (Santa Catarina)

    2024 bis 2028Ankündigung im Januar 2024
    BYDModernisierung des ehemaligen Ford-Werks in Camaçari (Bahia) zur Produktion von 150.000 E-Autos pro Jahr sowie Eröffnung eines Forschungszentrums

    1.022

    2023 bis 2026Ankündigung im Juli 2023; Produktion soll im 1. Halbjahr 2025 starten, Inbetriebnahme ist für März 2025 geplant; späterer Ausbau der Kapazität auf 300.000 Kfz pro Jahr
    HyundaiModernisierung des Produktionskomplexes in Piracicaba (São Paulo) mit dem Fokus auf neue Antriebstechnologien: Hybrid, Elektro und Wasserstoff

    1.100

    2024 bis 2032Ankündigung im Februar 2024
    GACMarkteinführung von 5 Modellen pro Jahr, Produktion vor Ort soll möglichst schon 2025 starten

    1.000

    k.A.Ankündigung im Dezember 2024, F&E-Partnerschaft mit den Universitäten UFSM (Rio Grade do Sul), UFSC (Santa Catarina) und Unicamp (São Paulo) zur Entwicklung von Hybrid-Flex-Technologie; Standortsuche läuft
    HondaProduktion von zwei neuen Modellen in Itirapina (São Paulo), davon ein Hybrid flex; ausgehend von derzeit 80.000 Kfz pro Jahr soll sich die Fertigung bis 2030 verdoppeln

    781

    2024 bis 2030Ankündigung im April 2024
    Mitsubishi (HPE Automotores)Modernisierung des Werks in Catalão (Goiás) zur Entwicklung von Hybrid-Flex-Technologien

    743

    2025 bis 2032Ankündigung im April 2024
    * umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2024: 1 US$ = 5,38 R$.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Auch Brasiliens Kfz-Zulieferer investieren

    Brasiliens Kfz-Zulieferer bewerten den Markteintritt von GWM positiv. Denn der Konzern baut bereits ein inländisches Netzwerk auf, das die Produktion in Iracemápolis ab dem 2. Halbjahr 2025 beliefern soll.

    Im Jahr 2024 erwirtschaftete die Kfz-Zulieferbranche einen Umsatz von 47,7 Milliarden US$, rund 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 63 Prozent des Umsatzes entfiel auf Zulieferungen an Kfz-Hersteller, 21 Prozent auf den stark wachsenden Ersatzteilmarkt und der Rest auf Exportmärkte und andere Branchen. Für das Jahr 2025 erwartet der Verband der Kfz-Zulieferer Sindipeças ein reales Wachstum der Umsätze um 4 Prozent.

    In Erwartung der zunehmenden Nachfrage steigert die Branche die Investitionen, 2024 um 10 Prozent und 2025 voraussichtlich um weitere 3,1 Prozent auf 1,2 Milliarden US$. Die Zulieferer erweitern ihre Produktionskapazitäten für den Inlandsmarkt und erschließen ausländische Zielmärkte. Sindipeças sieht gute Chancen dafür, dass sich Brasilien zu einem Exportstandort für Hybrid-Flex-Technologie entwickelt. 

    Brasilien importiert heute deutlich mehr Kfz-Teile als vor der Coronakrise. Im Jahr 2024 stieg der Import von Kfz-Teilen um 11,5 Prozent auf einen Rekordwert von 20,9 Milliarden US$. Weil der Export um 12,9 Prozent zurückging, legte das Handelsdefizit des Sektors um 34 Prozent zu. Deutschland ist nach China und den USA das drittwichtigste Lieferland. Wichtigste importierte Kfz-Teile sind Schaltgetriebe, Getriebegehäuse und Karosserieteile. 

    9 Prozent der importierten Kfz-Teile stammen aus DeutschlandEinfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Brasilien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)
     

    2023

    Veränderung 2023/2022

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    1.002

    -5,6

    65

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    7.712

    -7,2

    739

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    457

    5,3

    17

    SITC 713.2 Motoren

    1.069

    -6,1

    62

    Summe

    10.240

    -6,5

    888

    Quelle: UN-Comtrade 2025

    Von Gloria Rose | São Paulo

  • E-Mobility

    Brasilien setzt seit Jahrzehnten auf Bioethanol und steht bei der E-Mobilität noch ganz am Anfang. Wofür entscheidet sich der Markt?

    Seit 2023 strömen immer mehr chinesische E-Autos auf den brasilianischen Markt. BYD prescht aggressiv vor und bietet besonders niedrige Verkaufspreise. Damit werden Elektrofahrzeuge für einen immer größeren Anteil der Haushalte erschwinglich. Die Neuzulassungen verdoppelten sich 2023 und stiegen 2024 weiter um 89 Prozent auf 177.357 an. Für 2025 rechnet Brasiliens E-Auto-Verband ABVE mit einem Wachstum um wenigstens 40 Prozent.

    Elektrifizierung nimmt an Fahrt auf

    Dabei werden Elektrofahrzeuge in Brasilien nur auf Sparflamme gefördert. Zum Schutz der heimischen Kfz-Industrie fährt das Land die Steuerbegünstigung für E-Auto-Importe seit Januar 2024 schrittweise zurück. Damit steigen die Preise.

    Doch einige Bundesstaaten und große Metropolen bieten zusätzliche Vergünstigungen für Elektrofahrzeuge und hybride Kfz an. Beispielsweise setzte der Bundesstaat São Paulo die Umsatzsteuer ab 2022 von 18 Prozent auf 14,5 Prozent herab. Im Jahr 2025 verzichtet São Paulo bei E-Autos und Pkw mit Hybrid-Flex-Motor sowie bei Schwerfahrzeugen, die mit Wasserstoff oder Biomethan bestrieben werden, auf die Kfz-Abgabe IPVA. Ab 2026 hebt der Staat die Abgabe etappenweise an.

    Außer São Paulo fördern auch Minas Gerais, Rio de Janeiro, Alagoas, Distrito Federal (Brasília), Bahia, Pernambuco, Rio Grande do Norte, Paraná, Rio Grande do Sul und Maranhão Elektromobilität über reduzierte Kfz-Steuern. Die Stadt São Paulo verlängerte die bevorzugten Verkehrsregeln für elektrische und hybrid betriebene Kfz bis 2030, während alle anderen Fahrzeuge dem sogenannten "Rodízio" unterliegen. Das bedeutet, dass sie an einem Tag in der Woche zu den Stoßzeiten nicht die Hauptverkehrszonen befahren dürfen.

    Fortschritte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur

    Brasiliens mangelnde Ladeinfrastruktur gilt als eine der größten Hürden für die Elektromobilität, die sich wegen der kontinentalen Ausmaße des Landes zurzeit nur für den Stadtverkehr und nicht für Langstrecken eignet. Auch deswegen liegt der Fokus der Hersteller in Brasilien auf Hybridmodellen.

    Doch der Ausbau der Ladepunkte kommt voran. Mittlerweile stehen in Brasilien etwa 12.000 öffentliche und halböffentliche Stationen bereit. Im Jahr 2025 sollen 2.500 Schnellladestationen entstehen. Dazu kommen sogenannte Wallboxen in Häusern und Wohngebäuden. Im Jahr 2025 investiert der Sektor mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$) in den Ausbau der Ladeinfrastruktur und in die technologische Entwicklung.

    Chinesische Marken übernehmen die FührungAbsatz von E-Autos und Hybriden nach Herstellern in Brasilien (Stückzahl; Veränderung in Prozent) *)

    Hersteller

    Absatz 2023

    Absatz 2024

    Veränderung 2024/2023

    BYD

    17.943

    76.863

    328,4

    GWM

    11.473

    29.219

    154,7

    Toyota

    21.042

    20.358

    -3,3

    Volvo

    8.179

    8.631

    5,5

    Caoa Chery

    11.835

    7.321

    -38,1

    Mercedes-Benz

    1.525

    6.287

    312,3

    BMW

    4.431

    4.720

    6,5

    * ohne Schwerfahrzeuge.Quelle: ABVE 2025

    Bioethanol ist Schlüsselelement in der Dekarbonisierung

    Trotz der hohen Wachstumsraten machten Kfz mit Elektroantrieb im Jahresdurchschnitt 2024 nur 7,2 Prozent der Neuzulassungen aus. Bei 79,1 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen in Brasilien und 76,2 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands handelt es sich um sogenannte Flex-Fuel-Fahrzeuge, die sowohl mit Benzin als auch mit Bioethanol betrieben werden. Der Anteil reiner Benziner ist mittlerweile auf 11,5 Prozent gefallen. Rund 11,7 Prozent des Gesamtbestands sind Dieselfahrzeuge.

    Die Pionierrolle Brasiliens bei Biokraftstoffen zögert das Aufkommen von Batterie- und Plugin-Hybrid-Elektrofahrzeugen hinaus. Schließlich verringert Brasilien bereits seit Jahrzehnten seine CO2-Emissionen im Verkehr durch den Einsatz von Bioethanol. Die Zuckerrohr-Ethanol-Industrie ist somit ein wichtiger Stakeholder, wenn es um die Zukunft der Mobilität in Brasilien geht.

    Seit 2021 kommen zunehmend Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) und Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV) auf den Markt. Für Nachfrage sorgen die Nachhaltigkeitsstrategien großer Handelsketten und Logistikdienstleister sowie neue Mobilitätsdienste. Weitere Faktoren sind die steigenden Kraftstoffpreise, die wachsende Auswahl an Modellen und der Ausbau der Ladeinfrastruktur in den Metropolregionen. 

    Hybrid-Fahrzeuge liegen im Trend

    Das neue Industrieförderprogramm "Mover" legt keinen einfachen Mechanismus fest, der E-Mobilität an sich begünstigt. Ziel ist es vielmehr, die Emissionen auf allen Ebenen der Mobilität zu erfassen und zu vermeiden, also sowohl bei der Herstellung als auch der Entsorgung der Kfz und Batterien sowie beim Zuckerrohranbau und Transport von Kraftstoffen.

    Marktkenner sehen für Mild-Hybridmodelle auf Bioethanol-Basis gute Marktchancen. Der Mild-Hybrid-Antrieb besteht aus einer leichten Lithium-Ionen-Batterie, die zusätzliche Leistung liefert, wenn der Motor nicht läuft. Bei den Motoren handelt es sich um sogenannte Flex-Fuel-Motoren, die reines Ethanol tanken können. Stellantis brachte mit dem Fiat Fastback und dem Fiat Pulse im November 2024 die ersten beiden Modelle dieser Art auf den Markt. 

    In den Investitionsplänen im Rahmen des Förderprogramms Mover fokussieren alle Hersteller auf hybride Technologien. Hybrid-Flex-Pionier Toyota hat große Pläne und will ab 2028 für jedes Modell wenigstens eine hybride Ausführung anbieten. BMW war besonders schnell in der Umsetzung. Seit Dezember 2024 produziert der Konzern mit dem BMW X5 das erste Plug-in-Hybrid-Premiummodell in Südamerika. 

    Absatz von E-Autos und Hybriden in BrasilienStückzahl, Veränderung und Marktanteil in Prozent

    Kategorie

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 2024

    PHEV 1)

    64.009

    93,7

    36,1

    BEV 2)

    61.615

    219,1

    34,8

    HEV Flex 3)

    20.277

    24,0 6)

    11,4

    MHEV 4)

    16.185

    24,0 6)

    9,1

    HEV 5)

    15.271

    24,0 6)

    8,6

    Insgesamt

    177.357

    88,8

    100,0

    1 Plug-in-Hybrid (PHEV); 2 reine E-Autos (BEV); 3 Vollhybrid auf Bioethanol-Basis (HEV flex); 4 Mild-Hybrid und Mikro-Hybrid (MHEV); 5 Vollhybrid (HEV); 6 Veränderung insgesamt für alle Hybride ohne Plug-ins.Quelle: ABVE 2025

    Von Gloria Rose | São Paulo

  • Rahmenbedingungen

    Seit Anfang 2024 sind E-Autos nicht mehr von der Importsteuer befreit. Bis Mitte 2026 wird der Zollsatz nach und nach auf die üblichen 35 Prozent angehoben.

    Ein wichtiges Ziel der brasilianischen Regierung ist es, den langjährigen Trend zur Deindustrialisierung zu stoppen und neue Industriebetriebe anzulocken. Dabei setzt sie nicht zuletzt auf die gute Verfügbarkeit günstiger grüner Energie im Land.

    Um gezielt Anreize für Investitionen in die E-Auto-Produktion zu schaffen, kündigte die Regierung im November 2023 an, den Import von Elektrofahrzeugen zu besteuern. Seit Januar 2024 fallen bei der Einfuhr von Batterie-Elektrofahrzeugen Zölle an. Dabei liegt der Zollsatz seit Juli 2024 bei 18 Prozent. Ab Juli 2025 steigt er auf 25 Prozent. Ab Juli 2026 wird der reguläre Zollsatz für Kraftfahrzeuge von 35 Prozent berechnet. Für Hybride und Plugin-Hybrid-Elektrofahrzeuge werden die Zollsätze noch schneller angehoben. 

    Die Regelung ist Teil des Industrieförderprogrammes Mover, das im Juni 2024 verabschiedet wurde. Überdies senkt Mover die Einfuhrzölle auf den Import von nicht im Land hergestellten Autoteilen.

    Ex-Tarifário bietet nach wie vor Vergünstigungen bei der Einfuhr

    Gemäß dem gemeinsamen Zolltarif der Zollunion Mercosur (Tarifa Externa Comum - TEC) fallen auf Kfz-Teile je nach Kategorie Importsteuersätze von 11,2 bis 18 Prozent an. Ein Großteil der Kfz-Einfuhr stammt traditionell aus den Partnerländern des Mercosur sowie aus Mexiko. Bei diesen Importen werden die Zölle des Zolltarifs TEC nicht berechnet. 

    Für Vorprodukte, die nicht in Brasilien hergestellt werden, kann über das Sonderregime Ex-Tarifário eine Minderung des Satzes auf 2 respektive 0 Prozent beantragt werden. Die Liste mit Kfz-Teilen, die nicht in Brasilien produziert und daher bei der Einfuhr begünstigt werden, wurde ursprünglich als Resolution GECEX Nº 284/2021 veröffentlicht und stets aktualisiert, zuletzt am 27. Januar 2025.

    Grundlegende Richtlinien für den Import legt die Außenhandelskammer Camex des Ministeriums für Entwicklung, Industrie, Handel und Dienstleistungen fest. Über das Portal Siscomex bietet die Kammer übersichtliche Informationen zu Zoll- und Einfuhrverfahren. Im Verband für technische Normen ABNT gibt es ein Komitee der Automobilindustrie. Zuständig für Normung ist das Instituto Nacional de Metrologia, Qualidade e Tecnologia (Inmetro).

    GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gloria Rose | São Paulo

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    VDMA BrasilVDMA Verbindungsbüro in São Paulo
    Associação Nacional dos Fabricantes de Veículos Automotores (ANFAVEA)Verband der Automobilhersteller
    Federação Nacional da Distribuição de Veículos Automotores (FENABRAVE)Verband der Automobilhändler
    Sindicato Nacional da Indústria de Componentes para Veículos Automotores (Sindipeças)Verband der Kfz-Zulieferindustrie
    Associação Brasileira das Empresas Importadoras e Fabricantes de Veículos Automotores (Abeifa)Verband der Kfz-Importeure
    Associação Brasileira do Veículo Elétrico (ABVE)Verband für E-Autos
    Associação Brasileira dos Fabricantes de Motocicletas, Ciclomotores, Motonetas, Bicicletas e Similares (Abraciclo)Verband der Motorradhersteller

    Automec

    Branchenmesse, 22.-26.04.2025 in São Paulo
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