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Laser, schneiden aus Metall Metallverarbeitung: Laser, schneiden aus Metall | © GettyImages/prescott09

Special | China | Beschaffung

Ein Fünftel der Metallerzeugnisse führt Deutschland aus China ein

Ob Schrauben, Drähte, Bleche oder Scharniere – Metallerzeugnisse aus China sind in Deutschland gefragt. Ein Firmenchef verrät, wie Qualitätssicherung am besten gelingt.

Von Corinne Abele | Shanghai

Etwa 32 Prozent aller weltweit exportierten Metallerzeugnisse stammten im Jahr 2022 aus China. Auch Deutschland importiert etwa ein Fünftel seiner benötigten Metallwaren aus China – von Schrauben und Drähten über Halberzeugnisse bis hin zu Befestigungen und Teilen für Solarmodule. Geliefert wird an eine Vielzahl von Branchen – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.   

Qualitätskontrolle vor Ort ist am besten

"Man sollte am besten jemanden vor Ort haben, wenn man einen Auftrag unterzeichnet", sagt Kurt Pfeiffer, Geschäftsführer von Mittelmann Overseas, einem Hersteller von Sicherheitstechnik. Dabei ist vor allem sicherzustellen, dass der Lieferant die beauftragten Erzeugnisse selbst produziert und nicht – was öfter der Fall ist – an weitere Unterlieferanten weitergibt. Denn umso schwieriger wird die Qualitätskontrolle.

Diese ist immer eine Herausforderung, kann aber unter bestimmten Konstellationen besser gelingen. Findet das Sourcing in China etwa durch eine Tochterfirma statt, ist die Qualitätskontrolle meist einfacher. Die Zulieferer sind bekannt und kennen die Qualitätsanforderungen. Dem ist in der Regel ein langer Qualifizierungsprozess vorausgegangen.

Ohne Tochterfirma vor Ort gibt es die Möglichkeit, auf Auftragsfertigung spezialisierte Firmen, darunter auch einige aus Deutschland, mit Beschaffung und Qualitätskontrolle zu beauftragen. Diese greifen in der Regel ebenfalls auf ihr spezielles Zuliefernetz zurück.

Materialprüfung ist wichtig

Ein Blick in die Liste der Auslandshandelskammer Greater China mit deutschen Firmen vor Ort kann erste Anhaltspunkte geben. Denn wie die Firma Mittelmann Overseas, die bereits seit 1992 in Wenzhou ansässig ist, sind dort weitere deutsche Firmen aufgeführt, die in China Halbwaren für deutsche Auftraggeber entweder selbst fertigen oder unter entsprechender Qualitätskontrolle fertigen lassen.

Chinesische Lieferanten verlangen häufig eine Anzahlung von 30 bis 50 Prozent des Auftragswertes. Sind die Lieferanten nicht schon lange bekannt, empfiehlt Pfeiffer die Bezahlung erst "nach Lieferung und Qualitätskontrolle" zu verhandeln. Vor allem bei sensiblen Teilen sollte vorab geprüft werden, ob das verwendete Material den vorgegebenen Spezifikationen entspreche. Denn trotz des generell großen Angebots seien manche Werkstoffe in China nicht verfügbar.

Hohes Fertigungsniveau erreicht

Generell kann Chinas Branche für Metallbearbeitung und Metallerzeugnisse inzwischen nahezu alle Qualitätsansprüche abdecken – sowohl bei spanenden als auch bei umformenden Bearbeitungsprozessen. "Heutzutage gibt es fast nichts mehr, was gute Firmen in China nicht herstellen können", erklärt Pfeiffer. Vor allem in Südostchina sind hervorragende, mit CNC-Maschinen ausgestattete Betriebe zur Metallbearbeitung zu finden: "Aber Kontrolle muss dennoch sein." Auch Metallgussteile können mit häufig guter Qualität aus China bezogen werden. 

Vor allem während der Pandemiejahre hat Deutschland den Bezug von Metallerzeugnissen aus China deutlich erhöht. Der Importwert erreichte 2022 laut UN Comtrade rund 8,5 Milliarden US-Dollar (US$) und stieg damit im Vergleich zum Jahr 2020 um rund 56 Prozent. Allerdings stammen nach wie vor die meisten Metallerzeugnisimporte aus der Europäischen Union.

Einem Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (iW) in Köln von Anfang 2023 zufolge lag die direkte importseitige Vorleistungsabhängigkeit deutscher Industriebranchen von China im Durchschnitt aller Branchen 2020 bei 6,6 Prozent. Mit einer Vorleistungsabhängigkeit von 5,6 Prozent lagen sowohl die Herstellung von Metallerzeugnissen als auch das Segment Metallerzeugung und -bearbeitung (3,2 Prozent) unter dem Branchendurchschnitt. Deutlich größer ist mit 10,7 Prozent hingegen die Abhängigkeit des Maschinenbaus sowie des sonstigen Fahrzeugbaus mit 7,4 Prozent. Zwar benötigen die aufgeführten Branchen relativ viele Metallhalbwaren und -teile, allerdings stellt der Bericht des iW die Abhängigkeit der Branchen von Vorleistungen aus China im Allgemeinen dar.

Chinas Anteil an den globalen Exporten von Metallerzeugnissen belief sich laut UN Comtrade 2022 auf rund 32 Prozent. Den höchsten Anteil erreichte es im Segment "Haushaltsartikel aus unedlen Metallen" mit 60,9 Prozent. In den vergangenen Jahren hat China dabei die Wertschöpfungstiefe im Land beständig erhöht.

Auf der Suche nach Alternativen zu China

Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen streben deutsche Unternehmen eine Diversifizierung ihrer Lieferketten an. GTAI unterstützt sie bei der Suche nach alternativen Beschaffungsmärkten. Gleichzeitig wachsen gemäß den Transparenzanforderungen (vor allem zur Einhaltung von Menschenrechten) durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zukünftig die Compliance-Anforderungen, insbesondere für Lieferungen aus China.

Darüber hinaus unterliegen ab 1. Oktober 2023 unter anderem Importe von Aluminium, Eisen- und Stahlprodukten – in reiner oder verarbeiteter Form – von außerhalb der Europäischen Union ersten Meldepflichten im Rahmen des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM). Ziel ist, auf ihre Einfuhr künftig Abgaben auf die bei der Herstellung entstehenden Emissionen zu erheben. "Das Thema ist bei uns ganz oben auf der Agenda. Es gibt keinen globalen Standard, dafür immer noch viele Fragezeichen in Sachen Umsetzung", sagt der Geschäftsführer eines deutschen Handelshauses in Peking.

Auch in China sind erste Dekarbonisierungsprojekte in der Stahlherstellung in Umsetzung. Das Land ist mit etwa der Hälfte der weltweiten Kapazität der größte Aluminium- und Stahlproduzent. Allein 11 der 20 größten Stahlhersteller sind im Land ansässig, darunter an Platz 1 die China Baowu Group. China dominiert auch den Abbau und die Verarbeitung Seltener Erden, die für die Batterieproduktion wichtig sind, sowie von weiteren wichtigen Hightech-Rohstoffen für die Halbleiterproduktion. Erst Anfang Juli 2023 verhängte China weitere Exportkontrollen für die Technologiemetalle Germanium und Gallium, die für Halbleiter benötigt werden.

Hinweise zu Transport und Logistik

Ein Standortvorteil ist Chinas gut ausgebaute und moderne Verkehrs- und Logistikinfrastruktur, die den Unternehmen einen raschen und preisgünstigen Transport ermöglicht. Insbesondere im Ex-und Importgeschäft kann China punkten. 


Eine Ballung von Containerhäfen gibt es im östlichen Jangtse-Delta sowie in der südöstlichen Greater Bay Area (GBA). In der GBA liegen die Container-Terminals von Guangzhou, Shenzhen und Hongkong. China verfügt ferner über das größte Eisenbahnnetz. Die Bahnfracht zwischen China und Europa hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.


Weitere Informationen zu zollrechtlichen Regeln bietet unser Überblick zur Wareneinfuhr in die EU.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, Hinweise zu Ausschreibungen

AHK China

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Industry and Information Technology

Ministerium für Industrie und Informationstechnologie

National Development and Reform Commission

Staatliche Kommission für Wirtschaftsplanung

China Iron & Steel Association

Fachverband für Eisen- und Stahlindustrie

China National Association of Metal Material Trade

Fachverband für Metallwarenhandel

China Non-Ferrous Metals Fabrication Industry Association

Fachverband für Nichteisen-Metallverarbeitungsindustrie

China National Hardware Association

Fachverband für Hardware

MTM EXPO

Fachmesse für Metallurgie & Rohre & Metall in Shanghai; 29. November bis 1. Dezember 2023

2024 China International Metalworking Exhibition

Fachmesse für Metallverarbeitung in Xi‘an; 14. bis 17. März 2024

China Metal Products Net

Informationsportal für Metallwaren in chinesischer Sprache

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