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Branchen | Israel | Industrie 4.0

Israelische Industrie muss in Modernisierung investieren

Industriebetriebe sind motiviert, modernste Technologie zu erwerben. Der Krieg kann zwar zu Verzögerungen führen, verdeutlicht aber den Bedarf.

Von Wladimir Struminski | Israel

Deutschen Anbietern moderner Produktionstechnologie könnten sich in den kommenden Jahren neue Geschäftschancen in Israel bieten. Denn israelische Industrieexperten bescheinigen den Unternehmen des Landes ein gestiegenes Bewusstsein für die Notwendigkeit zur Modernisierung. Der seit Oktober 2023 herrschende Krieg verzögert einerseits zwar manche Investitionsentscheidung. Andererseits verdeutlicht er mit besonderer Schärfe, wie wichtig der Übergang zur Industrie 4.0 ist. Grund dafür ist vor allem der drastisch verschärfte Personalmangel.

Krieg verzögert Investitionen, schärft aber das Problembewusstsein

Der Gaza-Krieg und die Kämpfe an der nördlichen Grenze haben sich negativ auf die Industrie ausgewirkt. Nach Angaben des Zentralamts für Statistik lag die Industrieproduktion im 1. Halbjahr 2024 real in 4,6 Prozent unter dem Stand des Parallelzeitraums 2023. Zum Teil liegt das am Personalmangel. Arbeitspendler aus den Palästinensischen Gebieten erhalten seit Kriegsausbruch keine Einreisegenehmigungen mehr. Zugleich werden zahlreiche Israelis zum Reservedienst einberufen.

Zudem schrauben viele Unternehmen angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage ihre Investitionspläne zurück. Das zeigt eine von der Industriellenvereinigung im Sommer 2024 unter ihren Mitgliedsfirmen durchgeführte Umfrage. Vorläufigen Ergebnissen zufolge wollen 34 Prozent der Firmen ihre geplanten Investitionen in geringem Umfang und weitere 9 Prozent in erheblichem Umfang reduzieren.

Auf der anderen Seite, so Ori Salinger, Wirtschaftsexperte der Abteilung für Geschäftsberatung und Innovation innerhalb der israelische Industriellenvereinigung (Manufacturers Association), habe gerade der Personalmangel vielen Unternehmen deutlich vor Augen geführt, wie dringend Modernisierungsinvestitionen seien. Er gehe davon aus, dass der kriegsbedingte Nachholbedarf an solchen Investitionen nach Beendigung der Kämpfe zu einem beschleunigten Anstieg führen werde.

Diese Ansicht teilt Uri Ben Hanan vom Advanced Manufacturing Institute. Er macht zudem darauf aufmerksam, dass die Wettbewerbssituation von Firmen, die solche Investitionen nicht durchführen könnten, sich beschleunigt verschlechtern werde. 

Gute Erfahrungen machen Schule

Ein weiterer Grund für die Bereitschaft zu Investitionen sind die bereits guten Erfahrungen mit modernen Produktionsverfahren und -ausrüstungen. Sie tragen dazu bei, dass die Produktivität der israelischen Industrie steigt. In den Jahren 2019 bis 2023 nahm die Wertschöpfung des Industriesektors je Beschäftigten in realen Binnenpreisen um durchschnittlich 4,8 Prozent pro Jahr zu. 

Das war großenteils den technologieintensiven Branchen zu verdanken. Deren jährliches Produktivitätswachstum lag mit 6,7 Prozent deutlich über dem Durchschnitt, wie aus Zahlen des israelischen Zentralamts für Statistik hervorgeht. Nicht umsonst wird der Hightech-Sektor oft als der Wachstumsmotor der israelischen Wirtschaft bezeichnet.

Indessen stellt die israelische Industriellenvereinigung ein steigendes Interesse an der Modernisierung auch in Industriebranchen außerhalb des Hightech-Sektors fest. Dabei gebe es einen positiven Lerneffekt, so Ori Salinger gegenüber Germany Trade & Invest. Die allermeisten Unternehmen, die Modernisierungsinnovationen getätigt hätten, hätten ihre Produktivität und Rentabilität gesteigert.

Beratung und Schulung erhöhen Verkaufschancen

Ein wichtiger Faktor für Modernisierungsinvestitionen ist Fachberatung. Diese Erfahrung hat das Advanced Manufacturing Institute gemacht. Das vom israelischen Wirtschaftsministerium finanzierte Institut gewährt Unternehmen subventionierte Beratung. Das Angebot haben bisher mehr als 400 Industriefirmen genutzt. In den meisten Fällen habe die Beratung zu Modernisierungsinvestitionen geführt, sagte Uri Ben Hanan, der für Technologie verantwortliche stellvertretende Direktor des Instituts gegenüber Germany Trade & Invest. Dieser Erfolg, so Ben Hanan, zeige ein hohes Modernisierungspotenzial in der Industrie.

Schulungen durch Anbieter von Technologie für Industrie 4.0 erhöhen demnach oft deren Chancen, einen Auftrag von israelischen Kunden zu bekommen. In vielen Betrieben, so Salinger, herrsche ein Mangel an Facharbeitern, die modernste Anlagen und Maschinen bedienen können. Daher seien Einarbeitung oder Schulung von Mitarbeitern des israelischen Betriebs nach Lieferung und Installation erforderlich.

Roboter willkommen

Ein interessantes Beispiel für das Interesse israelischer Unternehmer an moderner Produktionstechnologie lieferte eine 2023 durchgeführte Umfrage der Industriellenvereinigung. Danach hatten 35 Prozent der befragten Industrieunternehmen Industrieroboter eingesetzt oder waren dabei, sie in ihren Produktionsprozess zu integrieren. Unter den Firmen, die Roboter 2023 bereits nutzten, berichteten 65 Prozent, ihre Rentabilität sei dadurch gestiegen. Zugleich stellten 92 Prozent eine Steigerung der Arbeitsproduktivität fest.

Unter den Firmen, die noch keine Roboter nutzten glaubten 98 Prozent, die Einführung von Industrierobotern werde ihre Produktivität verbessern. Auch das ist ein Indiz für das in Israel bestehende Marktpotenzial für Industrie 4.0. Wie Ben Hanan betont, beantragen zahlreiche Betriebe aus technologieärmeren Industriezweigen Beratung durch sein Institut. 

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