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Wirtschaftsausblick | Portugal

Portugals Wirtschaft wächst weiterhin solide

Der private Konsum und EU-Fördermittel geben der portugiesischen Wirtschaft Impulse. Auch der Außenhandel entwickelt sich positiv.

Von Friedrich Henle | Madrid

Top-Thema: EU-Fördermittel sorgen für Impulse

Portugal setzt darauf, zeitnah die nächsten Überweisungen für den Aufbau- und Resilienzplan aus dem EU-Wiederaufbaufonds NextGenerationEU zu erhalten. Diese Mittel sowie Gelder aus der Kohäsionsförderung sind für das Land wichtig, da die Mehrheit der öffentlichen Investitionen auf EU-Fördermittel zurückgeht. Die Fördermittel fließen vor allem in Infrastruktur, Industrie und erneuerbare Energien. Im Dezember 2024 rechnete Recuperar Portugal damit, dass in Kürze 27 Prozent der Finanzmittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan, insgesamt 22,2 Milliarden Euro, ausbezahlt sein werden. Recuperar Portugal ist die verantwortliche Geschäftsstelle für die Umsetzung und das Monitoring des Plans. 

Ein weiteres Förderprogramm hat die EU-Kommission im September 2024 genehmigt: Portugal kann bis Ende 2025 insgesamt 1 Milliarde Euro an zusätzlichen Zuschüssen für Investitionsprojekte ausschütten, die speziell das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 unterstützen. Förderfähig sind Produktionsstätten für relevantes Equipment wie beispielsweise Batterien, Wärmepumpen oder Elektrolyseure.

Mit der Umsetzung großer Investitionsprojekte tritt auch zunehmend das Problem des Fachkräftemangels zu Tage. Regierungsmitglieder geben gegenüber der Presse zu, dass die fristgerechte Abwicklung des Aufbau- und Resilienzplans von zusätzlicher Einwanderung abhängt. Der portugiesische Bauverband AICOOPN schätzt, dass mindestens 80.000 Arbeitskräfte fehlen, um allein die bereits geplanten Projekte ausführen zu können.

Wirtschaftsentwicklung: Höheres Wachstum als im EU-Durchschnitt

Portugal steht bei der Entwicklung der Wirtschaftsleistung im europäischen Vergleich gut da. Die EU-Kommission hat im November 2024 ihre Prognose nicht geändert und rechnet weiterhin mit einem realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2024 in Höhe von 1,7 Prozent. Im Jahr 2025 soll das Wachstum auf 1,9 Prozent steigen. EU-weit rechnet die EU-Kommission mit nur 0,9 Prozent durchschnittlichem Wirtschaftswachstum für 2024 und mit 1,5 Prozent für 2025.

Portugals Wachstumstreiber ist weiterhin der private Konsum, den eine höhere Beschäftigungsquote und hohe Reallöhne stärken. Zugutekommt der portugiesischen Wirtschaft aktuell auch ihre starke Verflechtung mit Spanien. Das Nachbarland ist die wichtigste Exportdestination für portugiesische Unternehmen und der wichtigste ausländische Investor in Portugal. Spaniens Wirtschaft soll 2024 um 3 Prozent wachsen, prognostiziert die EU-Kommission.

 

Investitionen: Kräftiger Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen erwartet

Im Jahr 2025 dürften die Investitionen wieder stärker zum Wirtschaftswachstum in Portugal beitragen. Dahinter steckt die Annahme, dass dann die größten Summen aus den EU-Fördertöpfen im Zeitraum 2021 bis 2027 abfließen. Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen sollen mit 7 Prozent stark wachsen. Bei den Bauinvestitionen rechnet die EU-Kommission mit einem Plus von 2,4 Prozent für 2025, nach einer Stagnation im laufenden Jahr 2024.

Die Investitionen in die Energiewende befinden sich weiterhin auf hohem Niveau. Von Januar bis Ende Mai 2024 stammten bereits 84,2 Prozent des Stroms auf dem Festland aus erneuerbaren Quellen. Zum weiteren Ausbau trägt ein vom spanischen Energiekonzern Iberdrola geplanter Windpark in Nordportugal bei. Mit einer vorgesehenen Kapazität von 274 Megawatt handelt es sich um die größte derartige Anlage im Land. Mitte Juni 2024 erhielt Iberdrola die Umweltschutzgenehmigung von der Regierung. Im Bereich Fotovoltaik zeichnet sich ab, dass 2024 das Jahr mit dem bisher stärksten Wachstum sein wird. Von Januar bis Oktober gingen bereits 1,3 Gigawatt an neu installierter Kapazität ans Netz.

Konsum: Ausblick für die private Nachfrage hellt sich auf

Die Aussichten für den privaten Konsum fallen mit einem Plus von 2,5 Prozent für 2024 etwas optimistischer aus als noch im Vorjahr. Positiv wirken sich ein Zuwachs bei der Beschäftigung und optimistische Erwartungen bei Einkommenssteigerungen aus. Hinzu kommt eine niedrigere Inflation als noch im Vorjahr. Im Oktober 2024 lag sie bei 2,3 Prozent.

Problematisch bleibt jedoch, dass die Wohnkosten weiter überdurchschnittlich ansteigen. Infolge der verbreiteten touristischen Vermietungen und Immobilienkäufe sind die Preise insbesondere in Lissabon mit den lokalen Einkommen kaum noch vereinbar.

Außenhandel: Prognose nach oben revidiert

Die Prognose der EU-Kommission vom November 2024 sieht beide Seiten der Außenhandelsbilanz deutlich im Aufwind. Konkret sollen die Importe von Waren und Dienstleistungen 2025 voraussichtlich um real 4,1 Prozent und die Exporte um 3 Prozent zulegen. Die Dienstleistungsexporte profitieren weiterhin vom anhaltenden Tourismusboom. Deutschland lag als Ausfuhrdestination für Waren im Jahr 2023 mit knapp 11 Prozent Anteil auf dem 3. Rang, hinter Spanien und Frankreich.

Deutsche Perspektive: Steigt Portugals Bedeutung als Beschaffungsmarkt?

Portugal könnte in den nächsten Jahren eine größere Rolle für die Batterieherstellung in Europa erlangen. Mehrere Minenprojekte für den Ausgangsstoff Lithium befinden sich in der Vorbereitung. Anfang Dezember 2024 meldet beispielsweise das Unternehmen Savannah, dass es für seine geplante Mine "Barroso" im Norden Portugals eine grundsätzliche Finanzierungszusage aus Deutschland erhalten habe. Ein Kredit der KfW IPEX-Bank, verbunden mit einer Hermesgarantie, soll die Rohstofflieferung zur Lithiumhydroxid-Fabrik der Firma AMG in Bitterfeld-Wolfen möglich machen.

Die bilateralen Handelsstatistiken für den Zeitraum Januar bis September 2024 deuten darauf hin, dass Deutschland im Gesamtjahr 2024 einen ähnlich hohen Wert bei den Exporten nach Portugal erzielen wird wie im Vorjahr. Die Importe aus Portugal sind dagegen kräftig gestiegen und erreichten in den ersten neun Monaten 2024 bereits einen Wert von 6,6 Milliarden Euro.

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