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Südkorea steigt zum sechstgrößten Exporteur weltweit auf
Südkorea ist wie Deutschland eine stark vom Außenhandel abhängige Volkswirtschaft. Der koreanische Export soll 2025 weiter zulegen, das bietet auch für deutsche Firmen Chancen.
17.03.2025
Von Katharina Viklenko | Seoul
Südkoreas Export kehrte 2024 zu Höchstwerten zurück: Die Ausfuhren legten nominal um 8,1 Prozent auf 684 Milliarden US-Dollar (US$) zu, so Zahlen der Korea International Trade Association (KITA). Mit dem Rekordwert stieg Südkorea wieder zum sechsgrößten Exporteur weltweit auf. Die Einfuhren fielen dagegen nominal um 1,6 Prozent.
Südkorea gilt mit einer Quote von rund 70 Prozent des Im- und Exportwertes zum Bruttoinlandsprodukt als eine der offensten großen Volkswirtschaften. Daher kommt der Exportentwicklung für wichtige Industriebranchen eine hohe Bedeutung zu. In einigen steht die Ampel 2025 auf Wachstum, was Zulieferchancen für deutsche Unternehmen eröffnet. Südkorea war 2024 für Deutschland das drittgrößte Exportziel in Asien, nach China und Japan.
Leicht positive Handelsdynamik 2025
Laut Prognosen wird sich das Wachstum 2025 abschwächen. Die Zentralbank Bank of Korea (BOK) erwartet, dass sowohl Exporte als auch Importe 2025 nominal im niedrigen einstelligen Prozentbereich zunehmen. Um Preisänderungen bereinigt soll der Handel auf realer Basis noch weniger steigen. Pessimistischer ist die Vorausschau des Korea Development Institute, das Anfang Februar 2025 seine Exportprognose von nominal 1,8 Prozent auf lediglich 0,5 Prozent senkte. Für 2026 erwartet die BOK eine marginale Zunahme der Exporte real um 0,8 Prozent. Bei den Importen soll es ein Plus von 1,9 Prozent geben.
Halbleiter und Schiffe als Treiber
Impulse kommen 2025 aus der Halbleiterindustrie und dem Schiffbau. Für beide Branchen prognostiziert das Korea Institute for Industrial Economics & Trade (KIET) eine Zunahme der Exporte. Halbleiter profitieren weiter vom Aufschwung: Schon 2024 waren Südkoreas Lieferungen zweistellig gestiegen. Daneben erwartet KIET bei Stahl und Displays eine positive Entwicklung, wohingegen Ausfuhren von Maschinen und Petrochemie stagnieren. Kfz-Ausfuhren werden zurückgehen, bleiben aber insgesamt auf einem hohem Niveau. Einen größeren Rückgang soll es angesichts der weltweiten Stagnation bei E-Autos bei Batterien geben. Zudem erweitern südkoreanische Batteriehersteller massiv ihre Produktion in Nordamerika und in der EU, was das Exportpotenzial verringert.
Auf der Einfuhrseite erwartet KIET 2025 höhere Importe von Halbleitern, Haushaltsgeräten sowie von Vorprodukten für Schiffe. Davon dürften deutsche Anbieter profitieren. Auch Importe von Kfz und -Teilen sowie Maschinen werden steigen.
Im Export gewinnen USA an Bedeutung
Südkorea lieferte 2024 mehr Waren in die USA. Der Abstand zum Erstplatzierten China verringerte sich auf knapp 5 Milliarden US$. Noch 2021 betrug die Differenz zwischen den beiden Exportmärkten fast 67 Milliarden US$. Auswirkungen hat etwa die Politik der USA, die eigene Importe aus China verringern will. Dadurch investieren südkoreanische Firmen weniger als in früheren Jahren in China, zugleich exportieren sie mehr aus anderen Ländern sowie direkt aus Südkorea.
Sorge um US-Zölle
Der Handelsüberschuss mit den USA erreichte 2024 fast 56 Milliarden US$. Angesichts der politischen Krise in Südkorea mit laufendem Amtsenthebungsverfahren von Präsident Yoon kommt Trumps neue Handelspolitik zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Mehr Energieimporte und Investitionen in den USA sind Optionen.
Angekündigte Zölle auf Stahl und Aluminium wirken sich begrenzt aus. Zölle auf Autoimporte würden auch den US-Hersteller GM Korea treffen, der 2024 fast 90 Prozent der in Südkorea produzierten Kfz in die USA exportierte. Nach Wert ging die Hälfte von Südkoreas Autos 2024 in die USA. Mit der Eröffnung des Werks in Georgia 2025 könnten Hyundai Motor und Kia bis zu 80 Prozent ihres US-Absatzes nach Einheiten lokal herstellen. Laut IBK Economic Research könnten Südkoreas Exporte in die USA dennoch um bis zu 19 Prozent fallen. Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Autos, Halbleiter und Pharmazeutika werden Südkorea laut Deutsche Bank Research mindestens 0,3 Prozent BIP-Wachstum kosten.
Doch es gibt auch Impulse: Die Schiffindustrie hofft beim Ausbau der US-Flotte auf Aufträge. Chancen für Chiphersteller wird es auch beim KI-Boom in den USA geben.
Halbleiter und Schiffe 2024 im Plus
Das Wachstum der Wirtschaftsleistung fußte 2024 größtenteils auf Exporten. Gestiegene Lieferungen von Halbleitern stachen hervor: Nach der Flaute hat sich die Halbleiterindustrie seit Ende 2023 kontinuierlich erholt. Im Schiffbau konnten die Werften des Landes in den vergangenen Jahren ihre Exportorderbücher gut füllen. Der Erfolg von "K-Food", koreanischen Trendnahrungsmitteln, macht sich in der Nachfrage nach Lebensmitteln bemerkbar. Auf der Importseite gab es unter größeren Warengruppen 2024 nominal nur bei Schiffen, Halbleitern und Maschinen Wachstum.
Für deutsche Exporte Südkorea knapp hinter Japan
Deutschland handelte mit Südkorea 2024 Waren für fast 33 Milliarden Euro – 4 Prozent weniger als 2023. Die Exporte gingen um 4,2 Prozent auf 19,6 Milliarden Euro zurück. Zugleich rutschte Südkorea im Ranking deutscher Exportziele erstmals seit 2019 hinter Japan auf den 3. Platz innerhalb Asiens.
Die größten Rückgänge bei wichtigen Lieferpositionen "made in Germany" nach Südkorea 2024 gab es bei Arzneimitteln, Kfz und -teilen sowie Medizintechnik (-9,3 Prozent). Wachstum verzeichneten Lieferungen von Mess- und Regeltechnik und von Maschinen zur Halbleiterherstellung mit 40 Prozent. Ein Ausreißer waren 2024 Ausfuhren von Nahrungsmitteln und Getränken mit einem Plus von 23,4 Prozent. Grund sind Schweinefleischlieferungen, die nach Aufhebung der Importsperre um das Fünffache stiegen. Ohne Schweinefleisch blieben die Nahrungsmittelexporte etwa stabil. Die schlechte Nachricht: Nach einem Fall von Maul- und Klauenseuche sperrte Südkoreas Zoll seit 10. Januar 2025 wieder Importe von Schweinefleisch aus Deutschland.
Gute Exportchancen gibt es bei Nahrungsergänzungsmitteln. Langfristig sorgt die Alterung der Gesellschaft für großen Bedarf an Pharmazeutika und Medizintechnik. Hohe Investitionen des Landes in Forschung und Entwicklung halten zudem die Nachfrage nach Mess- und Regeltechnik hoch.