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Außenhandel soll 2024 wachsen
Nach den Rekordjahren 2021 und 2022 ging Südkoreas Außenhandel 2023 nominal zurück. Für 2024 stehen die Zeichen auf Wachstum. Davon werden auch deutsche Unternehmen profitieren.
23.01.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Südkoreas Zentralbank erwartet, dass die Exporte des Landes im Jahr 2024 nominal im hohen einstelligen Prozentbereich zunehmen. Die Importe sollen ebenfalls zulegen, wenn auch langsamer. Dadurch könnte Südkorea 2024 in der Handelsbilanz - nach zwei Jahren eines Defizits - einen Überschuss in einer Größenordnung von mehr als 30 Milliarden US-Dollar (US$) erzielen.
Im Jahr 2023 sanken Südkoreas Ausfuhren gemäß Statistik der Korea International Trade Association (KITA) nominal um 7,5 Prozent. Real, das heißt um Preisänderungen bereinigt, dürften die Exporte jedoch 2023 gestiegen sein. Die Einfuhren fielen nominal sogar um einen zweistelligen Prozentsatz. Da die Importe schneller zurückgingen als die Exporte, war das Außenhandelsdefizit 2023 deutlich gefallen.
2022 | 2023 | Veränderung 2023/2022 | Veränderung 2024/2023 *) | |
---|---|---|---|---|
Export | 683,6 | 632,4 | -7,5 | 9,3 |
Import | 731,4 | 642,6 | -12,1 | 3,9 |
Saldo | -47,8 | -10,2 |
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Handel mit Halbleitern und Schiffen 2024 mit viel Dynamik
Das Exportwachstum Südkoreas dürften 2024 vor allem Halbleiter und Schiffe antreiben. Für beide Branchen prognostiziert das Korea Institute for Industrial Economics & Trade (KIET) eine Zunahme der Exporte im zweistelligen Prozentbereich. Laut Branchenanalysen scheint im Konjunkturzyklus von Halbleitern die Talsohle durchschritten zu sein. Die Exporte stiegen im November und im Dezember 2023 mit Wachstumsraten von 24 Prozent beziehungsweise 56 Prozent im Vergleich zum jeweiligen Monat des Vorjahres deutlich an.
Die Ausfuhren von Kfz sollen insgesamt zwar auf hohem Niveau bleiben, die Exporte von Batterien für Elektroautos jedoch sinken. Hier spielen zum einen schlechtere Prognosen für den weltweiten Absatz von Elektroautos eine Rolle. Zum anderen erweitern die südkoreanischen Batteriehersteller massiv ihre Kapazitäten zur Herstellung von Batterien in Nordamerika und in der EU, was das Exportpotenzial verringert.
Auf der Einfuhrseite erwartet das KIET höhere Importe von Halbleitern und Haushaltsgeräten sowie von Vorprodukten für Schiffe. Davon dürften auch deutsche Anbieter profitieren. Bei Kfz und Kfz-Teilen sowie bei Maschinen sind die Aussichten für 2024 weniger positiv. Die Lieferungen sollten aber auf einem hohen Niveau bleiben.
Handel 2023 von Autos und Schiffen angetrieben
Bei den Exporten Südkoreas im Jahr 2023 stachen die wertmäßig gestiegenen Lieferungen von Autos hervor. Die Ausfuhren von Personenkraftwagen wuchsen um 31,1 Prozent auf 68,3 Milliarden US$. Insbesondere bei Elektroautos und SUVs stiegen die Exportwerte deutlich stärker als die Stückzahlen. Im Schiffbau machte sich bemerkbar, dass die südkoreanischen Werften in den vergangenen Jahren ihre Exportorderbücher gut füllen konnten.
Auf der Importseite gab es unter den größeren Warengruppen 2023 nominal nur bei Batterien, Personenkraftwagen (+3,3 Prozent) und Kfz-Teilen (+2,0 Prozent) ein Wachstum. Dagegen sanken die Rohstoffimporte um 20,5 Prozent auf 206,8 Milliarden US$.
Warengruppe | Export 2023 | Veränderung | Import 2023 | Veränderung |
---|---|---|---|---|
Halbleiter, SSD-Laufwerke | 95,2 | -27,2 | 59,7 | -16,5 |
Chemische Erzeugnisse | 95,2 | -10,3 | 57,1 | -11,0 |
Kfz und -Teile | 90,6 | 21,9 | 21,9 | 1,3 |
Maschinen | 63,2 | 5,5 | 53,9 | -4,5 |
Elektrotechnik | 41,4 | 0,2 | 36,1 | 6,1 |
Batterien | 9,8 | -1,6 | 8,8 | 45,0 |
Schiffe | 20,4 | 18,8 | 1,6 | -25,7 |
Nahrungs- und Genussmittel | 10,0 | 3,3 | 36,7 | -7,2 |
Im Export gewinnen 2023 die USA zu Lasten Chinas
Das schwächere Wirtschaftswachstum in China führte 2023 zu deutlich niedrigeren Exporten Südkoreas in das Nachbarland. Beispielsweise fielen die südkoreanischen Stahlexporte nach China, weil dort Immobilienprojekte an Dynamik verlieren. Zudem sank die Nachfrage aus China nach südkoreanischen Halbleitern und Displays. Auswirkungen hat auch die Politik der USA, die eigenen Importe aus China zu verringern. Dadurch investieren südkoreanische Firmen weniger als in früheren Jahren in China, von wo aus sie die USA beliefern. Als Effekt exportieren sie nun mehr aus anderen Ländern sowie direkt aus Südkorea in die USA. Das führte dazu, dass im Dezember 2023 die südkoreanischen Ausfuhren in die USA höher ausfielen als die nach China (ohne Hongkong).
Einfuhren sinken vor allem aus Rohstoffländern
Südkoreas Importe gingen im Jahr 2023 vor allem aufgrund geringerer Rohstoffpreise zurück, was die Lieferrechnungen aus rohstoffreichen Ländern wie Australien, Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten beeinflusste. Wenig Dynamik zeigte sich aber auch bei den Wareneinfuhren aus anderen Ländern. Jedoch konnte Deutschland mit einem auf Dollarbasis unveränderten Liefervolumen Importmarktanteile gewinnen.
Export 2023 | Veränderung | Import 2023 | Veränderung | |
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Insgesamt | 632,4 | -7,5 | 642,6 | -12,1 |
VR China | 124,8 *) | -19,9 | 142,8 | -7,6 |
USA | 115,7 | 5,4 | 71,2 | -12,9 |
ASEAN | 109,2 | -12,6 | 78,0 | -5,5 |
Vietnam | 53,5 | -12,3 | 25,9 | -2,9 |
EU | 68,2 | 0,2 | 67,9 | -0,5 |
Deutschland | 10,3 | 2,4 | 23,6 | 0,0 |
Japan | 29,0 | -5,2 | 47,7 | -12,9 |