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Branche kompakt | Thailand | Kfz-Industrie

Branchenstruktur

Die Kfz-Industrie in Thailand ist breit aufgestellt. Das Exportgeschäft von Fahrzeugen und Teilen ist ein wichtiges Standbein.

Von Frank Malerius | Bangkok

Der Automobilsektor ist eine der wichtigsten Branchen Thailands und beschäftigt etwa 700.000 bis 800.000 Menschen. Sie gilt als das Juwel der thailändischen Industrie, denn sie ist etwa gegenüber der Nahrungsmittelverarbeitung oder der besonders exportstarken Elektronikbranche wertschöpfungsstark. Viele in Thailand produzierten Fahrzeugmodelle haben einen Local-Content-Anteil von über 80 Prozent. Zudem erwirtschaftet die Automobilindustrie einen großen Außenhandelsüberschuss.

Thailand war nach letztverfügbaren Zahlen des Automobilweltverbandes OICA von 2023 der weltweit zehntgrößte Autohersteller. Unter den zehn ASEAN-Staaten ist das Königreich der größte Produzent. Grund für die starke Position ist Thailands Funktion als Export-Hub. Etwa zwei Drittel der Fahrzeugproduktion gehen in alle Welt. Allerdings ist die Branche dadurch stark konjunkturabhängig. So produzierte Thailand in den Boomjahren 2012 und 2013 jeweils knapp 2,5 Millionen Kfz. Im Krisenjahr 2024 waren es nicht einmal 1,5 Millionen Einheiten. 

Wichtigste Kfz-Kategorie in Thailand sind Pick-up-Trucks, die überwiegend für den Export produziert werden. Sie zählen statistisch in die Gruppe der Nutzfahrzeuge, obwohl sie vielfach privat genutzt werden. Im Jahr 2024 produzierte Thailand 735.000 Pick-up-Trucks, das entspricht 50 Prozent der gesamten Kfz-Produktion. Hinzu kamen etwa 550.000 Pkw. 

Traditionell ist Thailand der zweitgrößte Kfz-Absatzmarkt der ASEAN, hinter Indonesien mit seiner viermal größeren Bevölkerungszahl. In Thailand werden jährlich zwischen 700.000 und 1 Million Fahrzeuge abgesetzt. In schwachen Jahren wie 2023 und dem besonders rezessiven 2024 fällt das Königreich aber hinter das wohlhabendere Malaysia zurück, dessen Bevölkerungszahl nur halb so groß wie die Thailands ist.    

Abhängig von ausländischem Know-how

Die thailändische Automobilindustrie ist breit aufgestellt. Laut Thai Automotive Institute Association (TAIA) gibt es 42 Hersteller von Pkw und Nutzfahrzeugen sowie elf Produzenten von Motorrädern. Über 90 Prozent sind in ausländischer Hand. Hinzu kommen 2.200 Automobilzulieferer. Die 720 Tier-1-Zulieferer sind etwa zur Hälfte ausländische Unternehmen und zu weiteren 30 Prozent ausländisch-thailändische Joint Ventures. Sie sind zumeist größere Unternehmen.

Die etwa 1.500 Tier-2- und Tier-3-Betriebe befinden sich überwiegend in thailändischer Eigentümerschaft und sind zumeist kleine und mittlerweile Unternehmen. Sie liefern vielfach einfachere Komponenten an Tier-1-Unternehmen. In Krisen oder bei einem Technologiewandel wie der Elektromobilität sind sie besonders anfällig.

Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Thailand, Auswahlin Millionen US-Dollar

Unternehmen

Investitionssumme 

Projektstand

Anmerkungen

Sunwoda (China)

1.500

In PlanungBatteriezellenfabrik in Chonburi
Continental Tyres

400

In PlanungAusbau der Reifenproduktion in Rayong
Mazda

150

In PlanungFertigung von E-SUVs
BMW

45

Im BauBatteriezellenmontage
Hyundai

30

Produktionsbeginn 2026 geplantMontage von E-Autos und Batterien
Mahle Services

k.A.

In PlanungErweiterung von F&E in Samut Prakan
Umgerechnet mit 1 US$ = 34 Baht.Quelle: Unternehmensangaben; Pressemeldungen 2024, 2025

Anreize für Know-how-Transfer

Thailand hat, anders als etwa Malaysia und Vietnam, nie ein eigenes nationales Auto entwickelt. Die technologische Rückständigkeit der thailändischen Zulieferindustrie veranlasst den Board of Investment (BOI), Förderprogramme zum Technologietransfer aufzulegen. Jüngste Anreize vom August 2024 umfassen Steuerbefreiungen für Joint Ventures von ausländischen und thailändischen Unternehmen. Ziel ist der Know-how-Transfer von ausländischen an thailändische Automobilzulieferer. Denn insbesondere von den Investitionen in die Fertigung von Elektrofahrzeugen sollen auch thailändische Zulieferer profitieren. 

Auch wenn die thailändischen Zulieferer bisher technologisch nicht substanziell aufgeholt haben, so ist durch die Automobilindustrie in Thailand dennoch eine starke Metallverarbeitungsbranche entstanden. In ihrer Ausstattung wird sie von japanischen und deutschen Anbietern dominiert. Es gibt mittlerweile viele große thailändische Branchenunternehmen. Deutschland ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Metallteile aus Thailand.

Großer Außenhandelsüberschuss

Der Außenhandel spielt für den thailändischen Kfz-Sektor eine große Rolle, insbesondere der Export. Mehr als 1 Million Fahrzeuge, ganz überwiegend japanische Modelle, werden jährlich ausgeführt. Wichtigster Absatzmarkt ist Australien, das 2017 seine Automobilproduktion eingestellt hat. Weitere Zielmärkte sind die USA, Japan und die ASEAN-Nachbarländer Philippinen, Vietnam, Malaysia und Indonesien. Dort werden vor allem japanische Hersteller mit Kfz-Teilen beliefert. Etwa ein Viertel der thailändischen Kfz-Ausfuhren von insgesamt etwa 30 Milliarden US-Dollar (US$) per annum entfällt auf Teile, nur ein Drittel sind tatsächlich Personenfahrzeuge.

Den Exporten stehen Einfuhren von jährlich circa 10 Milliarden US$ entgegen. Davon sind mehr als die Hälfte Kfz-Teile und nur ein Viertel Personenfahrzeuge. Mit Abstand wichtigste Lieferanten sind China und Japan. Aus der Volksrepublik kommen überwiegend E-Autos, aus Japan Teile für die Hersteller vor Ort. Nächstgrößte Lieferanten sind die USA, die mit Ford einen großen Hersteller im Land haben, sowie Deutschland.

Thailand exportiert jährlich Branchenwaren im Wert von circa 300 Millionen US$ nach Deutschland. Dabei handelt es sich zu gleichen Teilen um Pkw, Spezialfahrzeuge, Kfz-Teile und Motorräder. Das Königreich importiert aus Deutschland jährliche Branchenprodukte im Wert zwischen 500 und 800 Millionen US$. Es sind etwa zur Hälfte Kfz-Teile und zu einem Drittel Personenfahrzeuge. 

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Thailand in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent
Zolltarifnummer

2024

Veränderung 2024/2023

2024 aus Deutschland

HS 8511, 8512 Kfz-Elektrik

904

-5,9

11

HS 8706, 8707, 8708 Karosserien, Stoßstangen, Schaltgetriebe
etc.

6.080

-12,6

274

HS 8544.30 Zündkabelsätze

339

-9,3

5

HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren

1.092

-11,6

4

Summe

8.415

-11,7

293

Rundungsfehler möglichQuelle: UN Comtrade 2025

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