Wirtschaftsumfeld | Uganda | Wirtschaftsstruktur
Wirtschaftsstruktur: Ölsektor tritt als neuer Sektor auf
Bau, Industrie und Dienstleistungen entwickelten sich zuletzt dynamisch und ergänzen nun den dominierenden Agrarsektor.
19.11.2024
Ugandas Wirtschaftsstruktur wird gerade durch einen neuen Player ergänzt - den Ölsektor. Anfang 2022 haben die Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) die Investitionsentscheidung für den Beginn der Ölförderung im Albertsee im Westen Ugandas getroffen. Die Vorbereitungsarbeiten sind im Gang und mit der Ölförderung dürfte 2025/26 begonnen werden. Sie soll bis zu 240.000 Barrel pro Tag erreichen. Unter das umstrittene Projekt fallen die Entwicklung der Ölfelder Tilenga und Kingfisher sowie der Bau der an die tansanische Küste verlaufenden East African Crude Oil Pipeline (EACOP). Ebenfalls im Gespräch ist der Bau einer Ölraffinerie. Die Kosten werden grob auf 10 Milliarden US-Dollar beziffert.
"Das Ölprojekt sorgt schon jetzt für zahlreiche Zulieferaufträge für technisches Equipment. Die Vorbereitungsarbeiten laufen bereits seit etwa 2021“, sagt Hans Georg Hinterberger, Geschäftsführer der Niederlassung von Achelis in Kampala.
Ein weiterer Wachstumsmotor für die Wirtschaft ist die rasante Zunahme der Bevölkerung. Aus ihr resultiert eine deutlich steigende Nachfrage nach Infrastruktur, Wohnraum und Konsumgütern. Ein Teil der steigenden staatlichen Einnahmen aus dem Ölexport werden in Infrastrukturmaßnahmen fließen und dem Bausektor Impulse verleihen. Auch in der Landwirtschaft und der Konsumgüterindustrie dürften die Investitionen zunehmen.
Nur wenige deutsche Unternehmen sind mit einer eigenen Niederlassung in Uganda vertreten. Stattdessen bedienen sie den Markt überwiegend von Deutschland aus, oft in Kombination mit einem lokalen Handelsvertreter. Üblich ist auch die Belieferung über den Ostafrika-Hub in Nairobi, wo viele deutsche Unternehmen ein eigenes regionales Vertriebsbüro unterhalten.
Die deutschen Exporte nach Uganda lagen in den vergangenen Jahren stabil bei über 100 Millionen Euro, Tendenz zuletzt steigend. Damit zählt Uganda in Ostafrika neben Kenia und Tansania zu den relevanten Absatzmärkten. Einige lokal ansässige deutsche Ingenieurberater bieten ihre Dienstleistungen bei Infrastrukturprojekten an. Lokale Präsenz ist hier wichtig, auch weil der enge Kontakt zu den Behörden und Geberorganisationen eine zentrale Rolle spielt.
GTAI-Informationen zu Uganda
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Bau und Dienstleistungen florieren durch das Ölprojekt
Der Bausektor erwartet über Jahre ein hohes Auftragsvolumen, vor allem im Rahmen des Ölprojekts. Während die Baudurchführung für deutsche Unternehmen nur begrenzt von Interesse und zudem mit hohen Risiken verbunden ist, ist das Zuliefergeschäft von Maschinen und Komponenten sowie Ingenieurberatung bei zahlungskräftigen Auftraggebern mitunter attraktiv.
Hinzu kommt der expandierende Baustoffbereich, wie die Produktion von Zement, Stahl, Dachkonstruktionen, Farben und Lacken, Kabel und Kunststoffteilen. Weiteres Potenzial im verarbeitenden Sektor besteht bei Konsumgütern, insbesondere Nahrungsmitteln und Getränken, Kosmetik sowie Verpackungen (Kunststoff und Kartonagen).
Chancen bietet auch die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Agro-Processing) mit den großen Mühlenbetrieben für Getreide, Kaffeebohnen und Zuckerrohr sowie der Verarbeitung von Obst und Milch. Für deutsche Unternehmen sind die genannten Branchen in erster Linie als Abnehmer für technische Ausrüstungen oder Vorprodukte interessant. Investitionen sind im Bausektor und der Konsumgüterindustrie zwar äußerst willkommen, allerdings sind diese mit hohen Risiken verbunden.
Der Dienstleistungsbereich wird durch das Ölprojekt Impulse erhalten. Services, die in Uganda aktuell nur begrenzt angeboten werden, dürften von den Ölfirmen zunehmend nachgefragt werden, wie zum Beispiel das Leasing von technischen Ausrüstungen, Baumaschinen und anderen Fahrzeugen. Interessant für deutsche Zulieferer: In Kampala sind zahlreiche Handelsvertreter ansässig, teilweise auch internationale Gesellschaften mit hohem Professionalisierungsgrad.
Ugandas Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Wirtschaft und ist zugleich der Brotkorb Ostafrikas. Von hier aus werden Kenia, Ruanda, Tansania, der Südsudan sowie der Osten der Demokratischen Republik Kongo mit Nahrungsmitteln versorgt. Die klimatischen Voraussetzungen und Bodenverhältnisse sind derart gut, dass zum Beispiel Mais zweimal im Jahr geerntet werden kann. Neben Mais werden auch Reis, Kartoffeln, Erdnüsse, Ölsaaten und Zuckerrohr angebaut. Gut entwickelt sind auch die Milchwirtschaft und Viehzucht. Für den Export werden Kaffee, Tee, Hortikulturen, Tabak und zunehmend Kakao produziert.
Sektoren | Anteil am BIP 2024 *) |
---|---|
Dienstleistungen | 43,1 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 24,8 |
Industrie | 24,5 |
Verarbeitendes Gewerbe | 15,5 |
Baugewerbe | 5,3 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 0,5 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 2,1 |
Energieversorgung | 1,1 |
Kampala ist das Zentrum
Die Hauptstadt Kampala mit ihren vorsichtig geschätzt 1,5 Millionen Menschen ist das große Wirtschaftszentrum Ugandas. Dort sind weite Teile der Industrie und des Dienstleistungssektors angesiedelt. Hinzu kommen Regierungsstellen, Botschaften und Landesbüros zahlreicher Geberorganisationen wie EU, Weltbank, KfW oder GIZ. Kampala wächst immer mehr mit der am Viktoriasee gelegenen Stadt Entebbe zusammen, in der sich auch der internationale Flughafen befindet.
Weitere kleinere Wirtschaftszentren befinden sich in der Region um die Städte Mbale und Tororo im Osten (Produktion von Kabel, Dünger, Abbau von Kalk), Jinja (Produktion von Kfz, Anbau von Zucker, Tabak), Mbarara im Westen (Zentrum der Molkereiwirtschaft) und im Norden um die Städte Gulu und Arua (Logistikhub für Südsudan, DR Kongo, Anbau von Ölsaaten).
Am Viktoriasee ist der Fischfang ein Sektor von großer Bedeutung, mit dem Viktoriabarsch als größtem Devisenbringer. Das Ölprojekt im und am Albertsee könnte die Region um die bislang kleine Stadt Hoima zu einem neuen Wirtschaftszentrum entwickeln. So wird dort bereits ein neuer internationaler Flughafen gebaut. Sollten die Projekte wie geplant verwirklicht werden, dürften sich auch zahlreiche Zulieferer von technischem Gerät in der Gegend ansiedeln.
Gebiet | Bevölkerung (in Mio.) |
---|---|
Central | 11,1 |
Kampala | 1,9 |
Eastern | 9,0 |
Western | 9,8 |
Northern | 12,5 |