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Stromversorgung in Uganda: Der Staat will wieder mehr Kontrolle

Der Energiebedarf Ugandas wird schnell steigen. Der Staat muss bei neuen Projekten auf das Geld achten. Private Off-Grid-Lösungen dürften profitieren.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Ugandas Strombedarf wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wachstumstreiber sind das Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 1,2 Millionen Menschen und der Nachholbedarf bei der Elektrifizierung. Aktuell deckt das Netz nur etwas mehr als 20 Prozent der Haushalte ab. Stimulierend dürfte sich auch die voraussichtliche Aufhellung der Konjunktur in nächster Zeit auswirken.

Für deutsche Unternehmen bieten sich im ugandischen Energiesektor eine Reihe von Geschäftsmöglichkeiten, unter anderem als Lieferant technischer Komponenten und als Ingenieurdienstleister. Deutsche Firmen sind beispielsweise bei Solardachanlagen für Privatkunden gut positioniert. Insgesamt wird der preissensible Stromsektor in Uganda jedoch von asiatischer Konkurrenz dominiert. Bei sorgfältiger Bearbeitung des Marktes können deutsche Anbieter aber durchaus zum Zuge kommen.

Die Regierung hat ambitionierte Ausbaupläne bei der Stromerzeugung. Dennoch werden Entwicklungspartner in den nächsten Jahren den Fokus auf Übertragungsleitungen sowie das Verteilernetz legen, da es in Uganda momentan Erzeugungsüberkapazitäten gibt. Gerade bei netzgebundenen Stromanschlüssen gibt es erheblichen Nachholbedarf. 

Jan Alber Direktor der KfW-Niederlassung in Uganda

Gutes Umfeld für Solardachanlagen

Off-Grid-Solaranlagen sind für viele Stromverbraucher interessant, weil die Netzstromversorgung unzuverlässig und derzeit teuer ist. Industrie, Farmen, Einkaufszentren und Krankenhäuser sind potenzielle Kunden. Sie nutzen die Anlagen für eine autarke Energieversorgung, aber auch als billigere Back-up-Alternative zu Dieselgeneratoren.

Im Vergleich zu Kenia ist der ugandische Markt kleiner und bislang kaum erschlossen. Die derzeitigen Netzstrom-Tarife von bis zu etwa 13 US-Cent je Kilowattstunde machen die Solarsysteme auch im Vergleich zum Netzstrom attraktiv. Deutlich verschlechtern würden sich die Rahmenbedingungen, falls die Regierung die angestrebte Senkung des Stromtarifs für industrielle Abnehmer auf 5 US-Cent je Kilowattstunde umsetzt.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt deutsche Solaranbieter bei der Markterschließung im Ausland durch das Projektentwicklungsprogramm (PEP). Das PEP wird im Rahmen der Exportinitiative Energie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt. Uganda ist dabei einer der Schwerpunktmärkte.

GTAI-Informationen zu Uganda

Staat investiert in Netzverdichtung

Bei staatlichen Ausschreibungen für den Ausbau des Stromnetzes sprechen oft die Geber ein Wort mit, wo eingekauft wird. Gute Chancen für deutsche Zulieferer bestehen bei Ausschreibungen der KfW, der EU, der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Weltbank.

Mehrere grenzüberschreitende Übertragungsleitungen werden im Rahmen des Eastern African Power Pool (EAPP) nach Kenia, Tansania, Ruanda und in den Südsudan verlegt oder geplant. Angesichts der deutlich gestiegenen Staatsverschuldung Ugandas sind die Geber mit der Bereitstellung weiterer Gelder aktuell zurückhaltend. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Die regionale Zusammenarbeit im Energiesektor scheint jedenfalls Fortschritte zu machen. Im Februar 2024 kündigte der Lenkungsausschuss des EAPP an, zum Ende des Jahres erste Stromauktionen durchzuführen.

Ausgewählte Energieprojekte in Uganda

Projektbezeichnung

Investitionssumme 

Projektstand

Projektträger

Uganda Electricity Access Scale-up Project (EASP)

580 Mio. US$

Wird durchgeführt mit Finanzierung der Weltbank und weiterer Geber

Uganda Electricity Generation Company Limited (UEGCL)

Übertragungsleitung von Uganda nach Südsudan (138 km)

180 Mio. US$

Geplant. Im Gespräch ist Sinodydro als Durchführer

Ministry of Energy & Mineral Development

Rural Electricity Access Project (Stromverteilung)

112,8 Mio. Euro

In der Durchführung

Ministry of Energy & Mineral Development

Kyaga-Masaka-Line (400kV-Übertragungsleitung von Uganda nach Tansania)

50 Mio. Euro

Geplant. Inbetriebnahme geplant für 2025

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Mutundwe-Entebbe (132kV-Übertragungsleitung)

k.A.

geplant. Inbetriebnahme geplant für 2024

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Gulu-Agago-Line (132kV-Übertragungsleitung)

k.A.

Im Bau. Inbetriebnahme geplant für 2024

Uganda Electricity Transmission Company Ltd (UETCL)

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2024

Bei der Stromerzeugung hat Uganda aktuell eine Überkapazität. Nachdem das Karuma-Wasserkraftwerk schrittweise ans Netz angeschlossen wurde, stehen dem Land etwa 2.000 Megawatt an installierter Erzeugungskapazität zur Verfügung. Die Spitzennachfrage lag Ende 2023 bei rund 870 Megawatt.

Modernisiert werden sollen auch die Wasserkraftwerke Nalubaale und Kiira Hydropower Plant, die beide auf jeweils 380 Megawatt kommen. Mit der Beschaffung wird für das Jahr 2025 gerechnet. Projektfinanzierer sind die EU sowie die französische AFD. Die EU listet das Projekt im Rahmen der Global Gateway-Initiative als Flagschiff-Projekt im Jahr 2024.

Experten kritisieren die Planung des Sektors

Die Regierung stellte im September 2023 die neue Energy Policy 2023 vor. Diese gibt das Ziel vor, den Ausbau der Erzeugungskapazität bis 2040 von aktuell etwa 2.000 auf 52.000 Megawatt zu steigern, um das Land weiter industrialisieren zu können. Experten halten den Wert für überambitioniert. Beim Strommix scheint die Regierung auch gegenüber dem Bau von Atomkraftwerken aufgeschlossen zu sein.

Nachdem der Sektor jahrzehntelang liberalisiert wurde, sendet die Regierung Signale, den Sektor jetzt wieder stärker kontrollieren zu wollen. Die geplante Zusammenlegung der drei staatlichen Gesellschaften Uganda Electricity Distribution Company (UEDCL, Stromverteilung), Uganda Electricity Transmission Company (UETCL, Stromübertragung) und Uganda Electricity Generation Company (UEGCL, Erzeugung) könnte einen Schritt in diese Richtung darstellen. Viele Beobachter beurteilen diese Entwicklung skeptisch. 

Lizenz des Stromversorgers Umeme läuft wohl aus

Die im Jahr 2025 auslaufende 20-jährige Lizenz des privaten Stromversorgers Umeme, der rund 85 Prozent der Netzanschlüsse in Uganda betreibt, wird voraussichtlich nicht verlängert. Das an der Börse in Kampala notierte Unternehmen gilt Beobachtern als gutes Beispiel für die Teilprivatisierung des Stromsektors, auch weil es in den vergangenen Jahren massiv in neue Anschlüsse investiert hat. 

Die Regierung kritisiert jedoch die hohen Strompreise von Umeme. Sie plant, das Geschäft des Stromversorgers wieder selbst zu übernehmen und möchte private Beteiligungen im Stromsektor insgesamt zurückdrängen.

Bei der ländlichen Elektrifizierung finanzieren einige Geber wie die USA (über Power Africa) und Deutschland die Installation von Inselnetzen mit kleinen Wasser- oder Solarkraftwerken sowie privaten Betreibern. Zuständig für ländliche Elektrifizierung ist das "Rural Electrification Programme", eine Einheit im Ministry of Energy and Mineral Development. Die vergleichsweise autonom agierende Rural Electrification Agency (REA) wurde im Jahr 2021 aufgelöst.

Firmen bedienen Uganda oft von Kenia aus

Die meisten Zulieferer operieren über lokale Handelsvertreter vom regionalen Hub in Nairobi aus. Für sie ist Uganda einer von mehreren Teilmärkten in Ostafrika. Die Lieferungen aus Deutschland laufen über den kenianischen Hafen Mombasa. Der Transport nach Kampala über die Landstrecke von rund 1.150 Kilometern erfolgt dann per Lkw.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Uganda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum „Energie und Umwelt“   

Exportinitiative Energie

Portal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie

Ministry of Energy & Mineral Development (MEMD)

Für den Energiesektor zuständiges Ministerium. 

Electricity Regulatory Authority (ERA)

Regulierungsbehörde für den Energiesektor

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Aktuelle GTAI-Energieberichte zu Ostafrika

  • Kenia: Geothermie wird weiter ausgebaut
  • Äthiopien: Nach dem Dammbau soll nun Strom exportiert werden
  • Tansania: Übertragungsleitungen statt Off-Grid
  • Ruanda: Viel Potenzial für Aufdachanlagen

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