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Baufirmen erwarten Auftragszuwachs im Vorfeld der Wahlen
In Uganda nehmen staatliche Ausschreibungen deutlich zu. Daraus ergeben sich auch für deutsche Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten.
03.07.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Nach einer Durststrecke in den Jahren 2022 und 2023 schreibt der Staat in Uganda seit Beginn 2024 deutlich mehr aus. Das betrifft sowohl die Beschaffung von Gerät als auch Infrastrukturprojekte. Angesichts der im Januar 2026 stattfindenden Wahlen hat die Regierung ihren Sparkurs scheinbar verlassen. Die Wähler sollen sehen, dass die Regierung etwas tut.
Branchenexperten glauben, dass der Trend bis mindestens Ende 2025 anhält. Danach wird viel davon abhängen, ob das Milliarden-US-Dollar schwere Ölprojekt voranschreitet, das ab dem Jahr 2026 Öleinnahmen in die Kassen des ugandischen Staates spülen soll. Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums von jährlich rund 1,2 Millionen Menschen ist der Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur hoch.
Ein Großteil der staatlichen Infrastrukturmaßnahmen konzentriert sich auf die Bereiche Transport, Energie und Wasser. Hohe Staatsschulden sorgen für eine schlechte Zahlungsmoral des Staates, was die Liquidität vieler Baufirmen in Uganda belastet. Viele Projekte werden indes von internationalen Gebern finanziert. Sind die KfW, die EU, die Afrikanische Entwicklungsbank oder die Weltbank dabei, steigen die Chancen für deutsche Unternehmen an den Projekten zu partizipieren.
GTAI-Informationen zu Uganda
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Africa Cup bringt weitere Projekte
Auswirkungen auf die Bautätigkeit hat auch die Austragung des Fußballturniers Africa Cup of Nations (Afcon) im Juni und Juli 2027. Uganda trägt das Turnier zusammen mit Kenia und Tansania aus und wird sich mit drei Stadien beteiligen. Während das Nakivubo Stadium und das Mandela National Stadium (auch Namboole Stadium) in Kampala renoviert wurden, soll ein weiteres Stadion in der Stadt Hoima neu gebaut werden. Hierfür hat im Juni 2024 die türkische Baufirma Summa den Zuschlag erhalten.
Im Rahmen des Ölprojekts sind die Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) dabei, Ölfelder im Albertsee zu entwickeln. Das Öl soll über die im Bau befindliche 1.445 Kilometer lange East African Crude Oil Pipeline (EACOP) an den tansanischen Küstenort Tanga transportiert werden. Die Durchführung des Projektes ist aus Klima- und Umweltschutzgründen umstritten, weshalb sich diverse westliche Banken nicht an der Finanzierung beteiligen werden.
Beobachter berichten auch deshalb von einer zurückhaltenden Auftragsvergabe im Rahmen des Ölprojekts seitens der Ölgesellschaften und ihrer Subunternehmer. Statt zu kaufen, werde vor allem geleast, heißt es. Groß ist die Nachfrage nach Geräten wie Kränen, Baumaschinen und Generatoren. Zudem werden größere Wohnsiedlungen für die Arbeiter benötigt sowie Lösungen für das Wasser- und Abwassermanagement.
Chancen im hochwertigen Hochbau
Dynamik herrscht auch im privaten Hochbau. Gerade in der Hauptstadt Kampala werden etliche auch hochwertige Gebäude, wie Bürohochhäuser, Hotels, Einkaufszentren oder Wohnungskomplexe errichtet. Ein Trend, der in den kommenden Jahren anhalten dürfte. Für derartige Projekte werden auch hochwertige Baustoffe, Armaturen, Möbel oder Lösungen für die Energie- und Wasserversorgung eingekauft.
Chancen für deutsche Unternehmen im ugandischen Bausektor bestehen vor allem für Ingenieurdienstleister beim Anfertigen von Studien sowie der Bauaufsicht bei Infrastrukturprojekten. Auch die Herstellung von Baustoffen und Baukonstruktionen wie Dächern bietet Geschäftsmöglichkeiten. Vieles muss noch importiert werden, aber Zement, Stahl, Glas, Dachkonstruktionen, bestimmte Kunststoffteile sowie Farben und Lacke werden auch lokal gefertigt.
Ebenfalls im Geschäft sind deutsche Zulieferer von hochwertigen Produkten wie Baumaschinen, Werkzeugen, Baustoffen und -chemikalien, Armaturen, Beschlägen, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik. Gerade hochwertigen Gebäudeprojekte sowie Bauvorhaben im Zusammenhang mit dem Ölprojekt sind für deutsche Lieferanten von Interesse.
Deutscher Marktanteil ist gering
Der deutsche Marktanteil in dem preissensiblen Markt ist insgesamt gering. Es dominieren sehr viel günstigere asiatische Produkte, was auch daran liegt, dass sich mehrere chinesische Baufirmen in den letzten Jahren in Uganda niedergelassen haben, wie China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) und China Communications Construction Company (CCCC). Diese Firmen beziehen in der Regel Produkte aus China.
Produktgruppe nach SITC *) | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|
Kalk, Zement und bearbeitete Baustoffe (ausgenommen Glas und keramische Stoffe) (SITC 661) | 101,7 | 86,0 | 78,0 | 171,9 |
Baumaterial aus keramischen und feuerfesten Stoffen (SITC 662) | 9,4 | 20,4 | 24,4 | 28,7 |
Eisen und Stahl (SITC 67) | 367,5 | 356,2 | 341,1 | 578,6 |
Metallwaren, a.n.g. (SITC 69) | 105,3 | 105,8 | 114,9 | 147,1 |
Maschinen, Apparate und Geräte für Erd- oder Steinbrucharbeiten, den Bergbau oder Tiefbohrungen (SITC 723) | 78,8 | 66,2 | 62,0 | 94,6 |
Vorgefertigte Gebäude; sanitäre Anlagen, Heizungs- und Beleuchtungseinrichtungen (SITC 81) | 30,2 | 33,9 | 26,1 | 31,0 |
Möbel und Teile davon; Bettausstattungen, Sprungrahmen und ähnliche Waren (SITC 82) | 17,1 | 16,4 | 12,0 | 13,7 |
Gesamt | 710,0 | 684,9 | 658,5 | 1.065,6 |
Insbesondere für Tiefbauprojekte, die von westlichen Gebern finanziert werden, interessieren sich auch internationale Bauunternehmen wie Arab Contractors (Ägypten), Strabag (Österreich), Mota Engil (Portugal) und Yapi Merkezi (Türkei). Diese Bauunternehmen müssen zwar auch auf den Preis achten, sind jedoch für den Kauf guter Qualität aus Deutschland offen. Darüber hinaus gibt es ugandische Bauunternehmen wie Roko Construction, Dott Services und Abubaker, die zuletzt vom Staat übernommen wurden. Die aus der Armee heraus entstandene National Enterprise Corporation (NEC) spielt eine wichtige Rolle bei Infrastrukturvorhaben.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Lake Albert Oil Project (East African Crude Oil Pipeline, Tilenga und Kingfisher Ölfeld) | 10.000 | Im Bau. Start der Ölförderung für 2025 geplant. | Total Energies, China National Offshore Oil Corporation (CNOOC), East African Crude Oil Pipeline (EACOP) |
Kenya-Uganda-Standard Gauge Railway (SGR) | 6.000 | Geplant. Baubeginn verzögert sich immer wieder, weil die Finanzierung nicht steht. Für das Teilstück Malaba-Kampala wurde Yapi Merkezi als Turn-Key-Provider bestimmt | Regierungen Kenias und Ugandas. Zuständig in Uganda: Ministry of Works and Transport |
Albertine Graben Oil Refinery | 4.270 | Geplant. Ob das Projekt jemals durchgeführt wird, ist ungewiss | Albertine Graben Refinery Consortium (AGRC) mit Saipem und General Electric (GE). |
Kampala-Jinja Expressway | 1.500 | Geplant seit 2010. Baubeginn verzögert sich immer wieder | Uganda National Roads Authority (UNRA) |
Bukasa Port | 350 | Geplant. Erste Vorbereitungsarbeiten werden Mitte 2024 durchgeführt | Ministry of Works and Transport |
Hoima International Airport | 307 | Im Bau seit 2018. Baufortschritt ist langsam. Fertigstellung ist ungewiss | |
Für Baufirmen und Zulieferer wird das Thema Local-Content zunehmend wichtig. Gerade in Erwartung umfangreicher Bauaufträge im Rahmen des Ölprojekts steigt das Interesse der Regierung daran. Damit die ausländischen Unternehmen an dem Ölprojekt und staatlichen Ausschreibungen teilhaben können, suchen sie bereits jetzt nach ugandischen Partnern.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda | |
JCB | Filialen in Kampala, Nairobi und Mombasa
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Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Kampala, Nairobi und Daressalam. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen. Durch den 2022 erfolgten Umzug in Kampala ist die Niederlassung nun deutlich größer | |
Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Kampala. Im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai | |
Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas. Hauptsitz ist nahe London. In Ostafrika präsent in Kenia, Tansania und Uganda | |
Volvo | Niederlassungen in Nairobi und Daressalam. Betreut den Markt in Uganda von Nairobi aus | |
Bell, Liebherr | Neben Kenia noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. Hauptsitz ist in Johannesburg. Betreut Uganda vom Büro in Daressalam/Tansania aus |
Die Lieferchancen hängen wesentlich von der Marktpräsenz ab. Beziehungen spielen eine große Rolle. Vor Ort gibt es eine Reihe von professionellen Distributoren. Häufig wird der ugandische Markt aber aus dem regionalen Wirtschaftszentrum Nairobi heraus bedient, dem Hub Ostafrikas. Zum Einzugsgebiet zählen auch Tansania, Ruanda, Ostkongo und Südsudan. Lieferungen für Uganda laufen über den kenianischen Hafen Mombasa, bevor sie per Lkw über die 1.150 Kilometer bis nach Kampala transportiert werden.
Weitere GTAI-Berichte zur Baubranche in Ostafrika
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. Betreut die Region von Kenia aus | |
Über UNRA laufen die meisten Ausschreibungen im Straßenbau | |
Normenamt | |
Finanz- und Zollbehörde | |
Vom Verband UNABCEC unregelmäßig herausgegebene Publikation über aktuelle Entwicklungen im Bausektor. Kann als PDF über die UNABCEC-Webseite heruntergeladen werden | |
Uganda National Association of Building and Civil Engineering Contractors (UNABCEC) | Verband der Bauwirtschaft Ugandas |