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US-Nachfrage nach Aufzugs- und Fördertechnik bleibt lebhaft
Vor allem die US-Industrie generiert einen enormen Bedarf an Fördertechnik. Trotz der Wiederansiedlung von Produktionsschritten steigen die Branchenimporte weiter.
27.12.2024
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Der Bedarf an Aufzügen und Rolltreppen in den USA wird in den nächsten Jahren stetig wachsen – davon gehen die meisten Marktforschungsunternehmen aus. Laut GlobeNewswire wurden in dem Land 2023 rund 33.800 Einheiten verkauft. Bis 2029 soll diese Zahl auf gut 40.000 Stück pro Jahr steigen. Das entspräche der Agentur zufolge einem jährlichen Wachstum von knapp 3 Prozent.
Die Konkurrenz von Next Move Strategy Consulting beziffert das Marktvolumen für 2023 auf 19,4 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2030 soll es auf 29 Milliarden US$ zulegen, was einem Plus von fast 5 Prozent pro Jahr entspricht. Grand View Research erwartet für den Zeitraum von 2025 bis 2030 ein jährliches Marktwachstum von 5,5 Prozent. Hinzu kommt noch die Nachfrage nach industrieller Fördertechnik. IBISWorld schätzt das Marktvolumen (einschließlich Gabelstaplern) für 2023 auf gut 40 Milliarden US$.
Lebhafter Bausektor treibt Nachfrage
Getrieben wird das Wachstum von einer regen Bautätigkeit. Positiv entwickeln sich vor allem die Bereiche Gesundheit und Erziehung. Auch der amerikanische Wohnungsbau hat seine Schwäche überwunden. Allerdings generiert er vergleichsweise wenig Nachfrage nach Aufzugstechnik, da es sich bei 90 Prozent aller Projekte um Einfamilienhäuser in einfacher Holzbauweise handelt.
Die stärksten Impulse kommen jedoch aus dem verarbeitenden Gewerbe. Es investiert – getrieben durch staatliche Konjunkturprogramme – massiv in neue Fabriken und Lagerhallen. Die entsprechende Bautätigkeit ist zwischen 2021 und 2024 (hochgerechnet) um mehr als das Dreifache gestiegen, so das nationale Statistikamt. Allein in den Bereichen Halbleiter, Solarausrüstungen sowie Elektromobilität befinden sich Vorhaben im Umfang von nahezu 500 Milliarden US$ in der Pipeline, berichten Branchenverbände.
Einfuhren steigen zweistellig
Die Einfuhren von Fördertechnik sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und summierten sich 2023 auf 10,5 Milliarden US$, so die U.S. International Trade Commission. In den ersten zehn Monaten 2024 legten sie nochmals um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Größter Zulieferer ist Mexiko. Das südliche Nachbarland konnte seine Lieferungen in die Vereinigten Staaten in den ersten zehn Monaten 2024 sogar um 18 Prozent steigern.
Koreanische Anbieter dringen mit Vehemenz in den Markt
Deutsche Unternehmen erzielten zwischen Januar und Oktober 2024 einen Zuwachs von knapp 16 Prozent und schlossen damit zum Konkurrenten Kanada auf, der ein Minus von 9 Prozent einfuhr. Firmen aus Südkorea konnten ihre Lieferungen in die USA 2023 und 2024 exponentiell steigern. Hyundai Elevator etwa verfolgt ein ehrgeiziges Globalisierungsprogramm. Zwischen 2022 und 2030 soll der Anteil des Auslandsgeschäfts von 20 auf 50 Prozent steigen, berichtet Korea JoongAng Daily.
Die meisten Kunden sitzen an der Ostküste
Vier Branchenunternehmen dominieren in den USA den Markt für Aufzugstechnik: Otis, TK (ehemals ThyssenKrupp), Schindler und Kone. Sie kamen 2022 nach Angaben von GlobeNewswire auf einen Marktanteil von 55 Prozent. Daneben spielen Fujitec, Mitsubishi, Hyundai Elevator und Hitachi eine Rolle. Firmen wie Otis und Kone hatten vor etwa anderthalb Jahrzehnten große Teile ihrer Endmontage für Nordamerika nach Mexiko verlagert. Doch nach der Coronapandemie und den weltweiten Lieferstörungen gibt es einen Sinneswandel: Die Unternehmen wollen wieder näher am Endkunden sein und holten Montageschritte zurück.
Otis etwa wird seine neuen Fabriken in South Carolina ansiedeln. Dort sind Löhne und Grundstückspreise noch erschwinglich. Zudem sitzt die Fertigung dann nicht allzu weit weg von den vielen Metropolen mit besonders hohen Gebäuden wie New York, Boston und Atlanta. An der Ostküste generiert das Unternehmen nach Angaben des Wall Street Journal drei Viertel seines Geschäfts. Andere Anbieter dürften auf ähnlich hohe Quoten kommen.
Die steigenden Branchenimporte aus Mexiko zeigen aber auch: Die Rückverlagerung von Fertigung fällt insgesamt bescheiden aus. Das will Donald Trump ändern. Er peilt einen Zollsatz von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko an. Waren aus China sollen mit 60 Prozent belegt werden. Seine Politik dürften vor allem einheimische Unternehmen und Konsumenten in Form von höheren Preisen zu spüren bekommen. Für den Aufbau neuer Fertigungskapazitäten im großen Stil fehlen in den USA schlichtweg die Arbeitskräfte. Insbesondere technische Fachleute sind Mangelware.