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Entwicklungsländer Entwicklungszusammenarbeit

Die Weltbankgruppe

Ziele und Historie

Die Weltbank wurde 1944 in Bretton Woods als eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet.

Der Hauptsitz der Weltbankgruppe ist in Washington, zudem gibt es Länderbüros in über 130 Staaten. Insgesamt beschäftigt die Weltbank rund 13.100 Mitarbeitende. Das Finanzierungvolumen der Gruppe beläuft sich auf jährlich über 100 Milliarden US$.

Die Weltbankgruppe ist eine der weltweit größten multilateralen Entwicklungsorganisationen. Ihre Ziele sind die Armutsbekämpfung und der wirtschaftliche Aufbau in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dies geschieht in erster Linie durch die Bereitstellung von Finanzierungen für Regierungen.

Tätigkeitsfelder und Organisation

Die Weltbankgruppe setzt sich aus fünf Organisationen mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten zusammen.

Die International Bank for Reconstruction and Development (IBRD) und die International Development Association (IDA) stellen Regierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern Darlehen für entwicklungsrelevante Projekte zur Verfügung. Dies sind in erster Linie Investitionsprojekte zur Verbesserung der Infrastruktur (wie Bau von Kraftwerken, Straßen, Krankenhäusern) und Reformvorhaben in verschiedenen Politikfeldern (beispielsweise Gesundheits- und Sozialsystem oder Finanz- und Steuerwesen). Die International Finance Corporation (IFC) vergibt Kredite an private Investoren für langfristige und großvolumige Projekte.

Die beiden kleineren Organisationen stellen flankierende Leistungen zum Finanzierungsgeschäft zur Verfügung: Die Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA) sichert Projektfinanzierungen gegen nicht-kommerzielle Risiken ab, und das International Center for the Settlement of Investment Disputes (ICSID) ist auf dem Gebiet des internationalen Schlichtungswesens aktiv.

Neben der Erreichung der internationalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verfolgt die Bank zwei übergeordnete Ziele: Die Beendigung extremer Armut und Shared Prosperity (Reduzierung von Ungleichheit). Unter der Präsidentschaft von Ajay Banga (2023 bis 2028) richtet die Bank ihren Fokus neben dem klassischen Projektgeschäft auch vermehrt auf den Klimawandel und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sowie die Reform der Entwicklungsbanken.  

Die Weltbank ist nicht nur Projektfinanzierer, sondern auch eine Wissensbank, die über ihren internen Think Tank, das Weltbankinstitut, zahlreiche entwicklungspolitische und wirtschaftliche Analysen erstellt und veröffentlicht. Die Bank verfolgt eine „Open Bank“-Strategie zur Vergrößerung der Transparenz über ihr operatives Geschäft und stellt umfangreiche Informationen hierzu auf ihrer Internetseite zur Verfügung.

Die seit Juli 2016 geltenden Beschaffungsvorgaben sehen flexiblere Verfahren vor und ermöglichen auch die Nutzung nationaler Beschaffungssysteme der Kreditnehmerländer. 

Seit dem 1. September 2023 nutzt die Weltbank im Rahmen ihrer Ausschreibungspolitik verpflichtend gewichtete Beurteilungskriterien wie beispielsweise Nachhaltigkeit und Qualität. 

 

Klimafinanzierung

Die globale Herausforderung Klimawandel schlägt sich auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit nieder. Klimaschutz ist eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, das seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 für die Geberinstitutionen an Bedeutung gewonnen hat. Klimafinanzierung in der Entwicklungszusammenarbeit umfasst die Finanzflüsse der Geber an die Entwicklungsländer, damit diese ihre Klimaziele umsetzen können.

Die Weltbank unterstützt den weltweiten Ausbau regenerativer Energiequellen und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel mit Krediten, Zuschüssen und technischer Hilfe.

Klimaaktionsplan 2021-2025

Im Juni 2021 veröffentlichte die Weltbank ihren zweiten Klimaaktionsplan 2021-2025. Der Plan markiert einen Paradigmenwechsel bei der Bank: Anstatt in „grüne Projekte“ zu investieren, strebt sie die Ökologisierung ganzer Volkswirtschaften an.

Zusagen für den Klimaschutz

Die Weltbankgruppe ist heute der weltweit größte Finanzier von Klimamaßnahmen in Entwicklungsländern - über 33 Milliarden US-Dollar (US$) sagte sie allein im Jahr 2022 zu. Damit stellt sie mehr als die Hälfte der multilateralen Klimafinanzierung für Entwicklungsländer und über zwei Drittel der Anpassungsfinanzierung bereit. Bis 2025 will die Bank durchschnittlich 35 Prozent ihrer Finanzierung für den Klimaschutz einsetzen. Von 2018 bis 2022 hat die Weltbank insgesamt fast 120 Milliarden US$ an Klimafinanzierung bereitgestellt.

Klimafinanzierung der Weltbankgruppe von 2018 bis 2022 (in Milliarden US$)
Jahr Zusagen 
201820,5
201917,8
202021,4
202126,2
202233,1
Quelle: Weltbank 2022

 

Handlungsfelder der Weltbank

Die Bank will die Themen Klima und Entwicklung besser miteinander verzahnen. Der Aktionsplan sieht die Formulierung neuer Länderberichte zu Klima und Entwicklung vor - die Country Climate and Development Reports (CCDRs). Andere Geber, Kreditinstitute und Unternehmen können die Berichte als Orientierungshilfe für ihre Investitionen nutzen.

Die Weltbank will die einzelnen Länder verstärkt bei der Gestaltung eines grünen, widerstandsfähigen und integrativen Aufschwungs unterstützen. Ein zentraler Teil des Aktionsplans konzentriert sich auf die Sektoren Energie, Landwirtschaft, Nahrungsmittel, Wasser und Boden, Städte, Verkehr und verarbeitendes Gewerbe. Denn vor allem diese Bereiche müssen umgestaltet werden, um den Klimawandel zu bewältigen und die biologische Vielfalt zu schützen.

Die Weltbank fördert den Aufbau und die Stärkung lokaler Kapitalmärkte. Diese sollen dazu beitragen, dass bankfähige Projekte entwickelt werden und privates Kapital in großem Umfang sowohl für den Klimaschutz als auch für die Anpassung an den Klimawandel mobilisiert wird. Auf den Kapitalmärkten verwendet die Bank dafür das Label "Sustainable Development Bond". Es stellt sicher, dass Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte in Investitionsvorhaben integriert sind.

Der Aktionsplan legt auch großen Wert auf Ansätze, die Menschen und Gemeinschaften in den kohlenstoffarmen Übergang einbeziehen. Die Weltbank will so sicherstellen, dass sie Nutznießer der neuen Klimawirtschaft sind.

Gemeinsames Vorgehen der multilateralen Entwicklungsbanken

Die multilateralen Entwicklungsbanken (MDB) haben 2020 ein gemeinsames Konzept zur Klimafinanzierung vorgelegt. Dieser Ansatz besteht aus sechs Bausteinen. Alle dienen dem Zweck, die Aktivitäten der Banken auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens auszurichten.

Sechs Bausteine zur Klimafinanzierung der MDBs

Reduktion klimaschädlicher Emissionen durch Investitionen in klimafreundliche Projekte

2

Anpassung an den Klimawandel und Steigerung der Resilienz in Partnerländern

3

Signifikante Steigerung des Anteils der Klimafinanzierung an den jährlichen Gesamtinvestitionen

4

Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von klimapolitischen Strategien und Reformen

5

Berichterstattung zum Fortschritt in der Klimafinanzierung

6

Klimafreundliche Gestaltung von Liegenschaften, internen Prozessen und Aktivitäten

Quelle: E3G 2022

Tracking der Klimafinanzierung

Um die Finanzströme für Anpassungs- und Eindämmungsmaßnahmen einheitlich abzubilden, haben sich die MDBs auf zwei methodische Ansätze geeinigt:

  • Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel ist kontextspezifisch. Jede Aktivität eines Projektes wird vor diesem "Vulnerabilitätskontext" bewertet. Auf Projektebene muss dargestellt werden, wie das Projekt dazu beiträgt, Vulnerabilität mit Blick auf den Klimawandel zu reduzieren. Jede Projektaktivität muss dann mit diesem Projektziel verknüpft werden.
  • Finanzierung der Eindämmung des Klimawandels basiert auf sektorspezifischen Aktivitäten. Die Aktivität, die Treibhausgase mindert, muss separat ausgewiesen und von den Aktivitäten eines Projektes getrennt werden, die nicht der Eindämmung dienen.

Weitere Informationen zur Klimafinanzierung der multilateralen Entwicklungsbanken finden Sie als Download im "Joint Report on Multilateral Development Banks' Climate Finance". Der Bericht enthält auch eine Liste förderfähiger Aktivitäten nach Branchen.

Projektablauf

Die klassischen Weltbankprojekte sind IDA/IBRD-finanzierte Vorhaben, die von den Empfängerländern umgesetzt werden. Der Vertragspartner eines Zulieferers oder Dienstleistungserbringers ist hier das Kreditnehmerland und nicht die Weltbank selbst. Das Kreditnehmerland ist somit auch hauptverantwortlich für den Beschaffungsprozess von der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen, der Einladung zur Angebotsabgabe, der Annahme und Bewertung von Angeboten bis zur Auftragsvergabe.

Die Entwicklung und Umsetzung eines solchen Vorhabens erfolgt gemäß eines Projektzyklus, der in festgelegten Phasen verläuft. In jeder Phase werden Dokumente erstellt, die Auskunft über inhaltliche Schwerpunkte der geplanten Aktivitäten und mögliche Ausschreibungen geben.

Die beiden wichtigsten Dokumente sind in diesem Zusammenhang das Project Information Document (PID), das auf circa zehn Seiten die groben Strukturen eines geplanten Projekts darstellt, und das Project Appraisal Document (PAD), das Details eines geplanten Projekts beschreibt und einen Beschaffungsplan für die kommenden 18 Monate umfasst.

In der Datenbank Entwicklungsprojekte von Germany Trade & Invest finden Sie Projektfrühinformationen - Finanzierungsanträge und Finanzierungsbewilligungen (inklusive PAD) - zu Weltbankprojekten weltweit.

Beschaffungswesen und Geschäftsmöglichkeiten

Die Weltbank unterscheidet beim Thema Beschaffung zwischen dem Corporate Procurement, der Beschaffung für den unternehmenseigenen Bedarf, und dem Operational Procurement, dem Beschaffungswesen im Rahmen Weltbank-finanzierter Projekte durch staatliche Kreditnehmer.

Dabei umfasst das Operational Procurement sowohl bezüglich der Auftragswerte als auch der Vertragszahlen ein wesentlich größeres Volumen.

Operational Procurement

Zur Umsetzung Weltbank-finanzierter Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern werden jährlich circa 100.000 Verträge mit der Privatwirtschaft abgeschlossen. Bei Weltbankprojekten (IBRD/IDA) ist der Kreditnehmer für die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen verantwortlich. Wer Geschäfte im Rahmen von Weltbank-finanzierten Projekten tätigen will, muss daher grundsätzlich beachten, dass die das Projekt durchführende Institution im Empfängerland (implementing agency) für die Beschaffung und für alle vertraglichen Vereinbarungen zwischen Kreditnehmer und Zulieferer, Baufirmen oder Consultant zuständig ist.

Die Weltbank überprüft dabei die ordnungsgemäße Durchführung des gesamten Vergabeverfahrens. Hierzu zählt besonders die Sicherstellung einer fairen, transparenten und unparteilichen Beschaffung mittels Bieterverfahren nach einem mit der Weltbank vereinbarten Beschaffungsfahrplan.

Für die verschiedenen Produkt- und Leistungskategorien Bauleistungen (Works), Sach- und Ausrüstungsgüter/Lieferungen (Goods), Dienstleistung ohne Consulting (Non-Consulting) und Beratungsdienstleistungen (Consulting) gibt die Weltbank detaillierte Verfahrensoptionen vor.

Vorgaben für Beschaffungsverfahren

Seit Juli 2016 gelten angepasste Beschaffungsregeln der Weltbank (Operational Procurement). Dabei ist der „Fit For Purpose“ Ansatz, der eine Flexibilisierung der Beschaffungsprozedere befürwortet, einer der wesentlichen Eckpunkte. Anders als die bisher für alle Kreditnehmer verbindlichen detaillierten Richtlinien gibt es nun eine größere Vielfalt von Verfahrensoptionen unter Berücksichtigung übergeordneter Standards. Es wird vermehrt die Nutzung ländereigener Beschaffungssysteme der Kreditnehmerländer ermöglicht. Bei der Angebotsevaluierung spielt künftig das Preis-Leistungs-Verhältnis („value for money) die Hauptrolle. Dabei gewinnen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsaspekte ebenso wie die Kosten-Nutzen-Relation für den gesamten Lebenszyklus des Projekts an Bedeutung.

Beschaffungsverfahren für Bauleistungen, Sachgüter & Dienstleistungen

Beschaffungsverfahren für Consultingleistungen

Bei IFC-finanzierten Projekten wird der Einkauf eigenständig von den privaten Kreditnehmern durchgeführt. Die Projektträger sind auf der Internetseite der IFC im  Project Information & Data Portal abrufbar. Ausschreibungen für Consultingleistungen in dem Beratungszweig der IFC sind auch auf der Seite WBGeProcure RFx Now zu finden.

In der Datenbank von Germany Trade & Invest zu internationalen Ausschreibungen finden Sie aktuelle Hinweise zu Ausschreibungen im Rahmen von Weltbankprojekten.

Praktische Tipps für die Geschäftsanbahnung

Das internationale Projektgeschäft allgemein, und Weltbank-finanzierte Projekte als ein großes Geschäftsfeld in diesem Bereich, ist ein besonderer Markt. Dieser erfordert eine genaue Sondierung der Geschäftsmöglichkeiten, eine Auseinandersetzung mit den Verfahrensrichtlinien und das Networking mit den relevanten Akteuren bei der Weltbank und im Kreditnehmerland.

An erster Stelle sollte die Informationsbeschaffung stehen. Die Weltbank stellt eine Vielzahl von Projektinformationen bereit, es bedarf jedoch einiger Übung und Zeit, um die relevanten Dokumente und Informationen herausfiltern zu können. Es empfiehlt sich, eine Person gezielt mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Vor einem hohen zeitlichen Engagement sollte sondiert werden, ob und wo Geschäftschancen bestehen. Aufgrund der internationalen Konkurrenz ist es ratsam, sich möglichst frühzeitig über bevorstehende Projekte zu informieren und sich auf Vorhaben zu fokussieren, bei denen die eigenen Produkte und Dienstleistungen konkurrenzfähig sind (Produkteigenheit, regionale und fachliche Erfahrung, Sprachkenntnisse).

Wichtig sind vor allem auch die Pflege und der Aufbau von Kontakten sowohl zu den zuständigen Mitarbeitern bei der Weltbank als auch auf den Zielmärkten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Vor Ort sollten eine eigene Präsenz oder ein lokaler Partner etabliert sein, um eine gezielte Kontaktpflege und Auftragsakquisition sicherzustellen. Eine Vorstellung der eigenen Angebots- beziehungsweise Dienstleistungspalette im nationalen Weltbankbüro und bei möglichen Durchführungsorganisationen ist ratsam.

Bei der Bewerbung auf eine konkrete Ausschreibung ist zu beachten, dass Angebotsunterlagen den formellen Vorgaben genau entsprechen und fristgerecht eingereicht werden müssen. Eine persönliche Anwesenheit bei der Öffnung der Angebote ist sinnvoll, um die Mitbieter einschätzen zu können.

Kontakte

World Bank (IBRD) / International Development Association (IDA)
1818 H Street, NW
Washington, D.C. 20433, USA
Telefon: (001-202) 473 1000

International Finance Corporation (IFC)
2121 Pennsylvania Ave., NW
Washington, DC 20433, USA
Telefon: (001-202) 473-1000

Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA)
1800 G Street, NW, Suite 1200
Washington, DC 20433, USA

International Centre for Settlement of Disputes (ICSID)
1818 H Street, NW
Washington, D.C. 20433, USA
 

Büro des deutschen Exekutivdirektors in der Weltbank
Office of the Executive Director for Germany
The World Bank
1818 H Street, N.W.; Mail Stop MC 11-1109
Washington, D.C., 20433-USA
Tel: +1 202 458 1183
Fax: +1 202 477 7849

Delegation der Deutschen Wirtschaft in Washington 
1130 Connecticut Ave, N.W.
Suite 1200
Washington, D.C. 20036

Tel: +1 202-967-5495                                       

Ansprechpartner: Dr. Christoph Schemionek 

Kontaktformular 

 

Germany Trade & Invest (Bonn)
Bereich Entwicklungszusammenarbeit & Öffentliche Aufträge
Villemombler Straße 76
53123 Bonn

Bereichsleiterin
Kirsten Hungermann
Telefon: +49 (0)228 24993-252

Verbindungsperson zur Weltbank für den Privatsektor in Deutschland, PSLO
Martin Walter
Telefon: +49 (0)228 24993-370

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