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Branchen | Indonesien | Bauwirtschaft

Nachfrage nach schwerem Baugerät steigt

In Indonesien wächst der Markt für Heavy Equipment. Dadurch wird Marktbeobachtern zufolge vor allem der Importbedarf anziehen.

Von Frank Malerius | Jakarta

Im indonesischen Archipel muss die unterdimensionierte Infrastruktur dringend ausgebaut werden. Präsident Joko Widodo hat den Bau von Straßen, Brücken, Häfen, Bahnstrecken und Airports mit zahlreichen Entwicklungsprogrammen zum Markenzeichen seiner Amtszeit gemacht. Der Baubedarf wird noch über Jahrzehnte enorm sein.

Gleichzeitig wächst die Bevölkerung um fast 3 Millionen Menschen pro Jahr. Das treibt die Verstädterung und damit den Bau von Häusern und Apartments an. All das ist Grundlage für einen kontinuierlich wachsenden Markt für schweres Baugerät ("Heavy Equipment"). Allerdings durchlebt der Hochbau aktuell eine Schwächephase. Dafür boomt der Bergbau.

Seit dem Jahr 2022 ist die Nachfrage nach Heavy Equipment wieder auf dem Vorkrisenniveau: Es wurden 20.500 Einheiten verkauft. Das ist fast eine Verdreifachung gegenüber dem Krisenjahr 2020. Die Marktanalysten vom Indonesian Commercial Newsletter (ICN) aus dem Hause Data Consult erwarten für die kommenden Jahre per annum ein Stückzahl-Wachstum beim Absatz der wichtigsten Baugerätproduktgruppen von 10 Prozent. Dieser zusätzliche Bedarf müsse laut ICN vor allem über Importe gedeckt werden, denn bei den zuletzt zu 90 Prozent ausgelasteten Herstellern in Indonesien seien keine Kapazitätserweiterungen geplant. 

Im Jahr 2022 wurde laut Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) Heavy Equipment im Wert von 2,8 Milliarden US-Dollar eingeführt. Das ist der höchste Wert seit 2018.

Abnehmerbranchen: Bergbau boomt, Hochbau schwächelt 

Die Wachstumsprognosen für Heavy Equipment in Indonesien dürften angesichts unterschiedlicher Entwicklungen der Abnehmerbranchen in den Marktsegmenten verschieden ausfallen. Größter zahlenmäßiger Abnehmer ist der Bergbau. Hier erlebt der Archipel derzeit einen beispiellosen Boom. Seit dem Weltwirtschaftsaufschwung nach der Coronakrise und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verzeichnet vor allem der Export von Kohle Höchststände (obwohl dafür überwiegend die hohen Weltmarktpreise als die Fördermengen verantwortlich sind). Auch der heimische Bedarf an Kohlestrom steigt kontinuierlich. Ebenfalls stark gestiegen ist die Nachfrage nach Nickel, vor allem in den Förderregionen in Zentral- und Südostsulawesi sowie in der Provinz Nordmolukken. Die dort zahlreich entstehenden Nickel-Schmelzanlagen benötigen ebenfalls riesige Mengen an Kohle.

Zweitwichtigster Abnehmer ist die Bauwirtschaft. Hier dürfte das Nachfrageplus geringer ausfallen, denn seit der Coronakrise wächst die Bauwirtschaft deutlich schwächer als die Gesamtwirtschaft. Vor allem der städtische Hochbau befindet sich in der Krise. Schon vor Jahren waren Überkapazitäten bei Apartments und Bürogebäuden entstanden. Der von der Regierung unterstützte Trend zu Home-Office-Regelungen hat den Überhang noch einmal vergrößert. Folge sind die Verschiebung sowie die Streichung von geplanten Projekten. 

Der insgesamt boomende Infrastrukturbau erlebt ebenfalls eine Delle. Denn die ihn dominierenden Staatsunternehmen mussten sich in der Coronakrise noch weiter verschulden. Die Regierung hat nun die weitere Kreditaufnahme begrenzt. Nicht mehr alle geplanten Projekte sind dadurch finanzierbar. In diesem Segment mangelt es grundsätzlich an privatwirtschaftlichem Engagement.

Kleinere Abnehmer von Heavy Equipment sind die Forst- und die Plantagenwirtschaft. Der expansive Ausbau von Palmölplantagen vor allem auf Sumatra und Kalimantan ist nach Zahlen des Statistikamtes vorerst gestoppt. Dennoch müssen dringend weitere Flächen für die unterentwickelte Landwirtschaft erschlossen werden, um die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten zu reduzieren.

Niedrige Local-Content-Vorgaben erleichtern Produktion im Land

Indonesien kann nur etwa 40 Prozent seines stückmäßigen Bedarfes an schwerem Baugerät über eigene Produktion decken. Die Hersteller produzieren laut ICN zu 85 Prozent Bagger ("Hydraulic Excavators"). Weitere 10 Prozent entfallen auf Bulldozer. In kleinerer Stückzahl werden Motor Grader, Kipper ("Dump Trucks") und Radlader ("Wheel Loaders") hergestellt. Mit Abstand größte Produzenten sind das japanische Unternehmen Komatsu und die US-amerikanische Caterpillar. Komatsu Indonesia ist ursprünglich aus einem Joint Venture mit United Tractors entstanden und produziert in Werken im Nordosten Jakartas. Caterpillar hat sein Fertigungszentrum nahe Bogor, südlich der Hauptstadt Jakarta. Weiterer größerer Hersteller ist Japans Hitachi.

Die indonesische Regierung ist in vielen Industriebranchen bestrebt, Importe über strenge Local-Content-Regelungen zu minimieren. Stattdessen sollen Waren in heimischer Produktion gefertigt werden. Bei Heavy Equipment ist eine profitable Komponentenproduktion vor Ort aber nur eingeschränkt möglich. Deshalb sind die Local-Content-Anforderungen in diesem Sektor vergleichsweise niedrig. ICN listet einige Standard-Bagger und -Bulldozer auf, bei denen der geforderte wertmäßige Anteil aus lokaler Herstellung lediglich zwischen 19 und 26 Prozent liegt. Die Montage findet also überwiegend mit importierten Komponenten statt.

China mit großem Abstand wichtigster Lieferant

Die heimische Produktion reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. In den vergangenen Jahren lag der stückmäßige Anteil der Importe bei 60 Prozent der Nachfrage. Auch hier sind Bagger und Schaufellader die wichtigsten Produkte. Zu Einfuhren aus dem Ausland gibt es vor allem dann keine Alternative, wenn es um Spezialgeräte für den Bau hochwertiger Infrastruktur geht. 

Der mit großem Abstand wichtigste Lieferant war China. Dort haben nicht nur chinesische, sondern auch viele internationale Hersteller große Produktionsstätten. Deutlich kleinere Lieferungen gab es aus Japan, Südkorea und Thailand. Aus Europa gab ab keine nennenswerten Importe.

 

Branchenverbände
HINABIVerband der Hersteller von Heavy Equipment
APPAKSIVerband der Baumaschinenhersteller
PAABIVerband der Alleinvertreter von Heavy Equipment
PERTAABIVerband für Technologietransfer von Heavy Equipment

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