Branche kompakt | Japan | Chemische Industrie
Branchenstruktur
Japans Chemiefirmen wollen ihre Position in Zukunftsfeldern stärken. Strukturelle Veränderungen erfordern hohe Investitionen.
13.09.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Die Chemiebranche ist, nach der Automobilindustrie, der zweitgrößte Industriezweig Japans. Dieser weist in Teilbereichen wie der Pharmazeutik und Spezialchemie hohe Margen und eine hohe Forschungs- und Entwicklungsintensität, und die Wertschöpfung ist insgesamt hoch. Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums setzte die chemische Industrie im Jahr 2022 umgerechnet rund 339 Milliarden US$ um. Darunter sind Arzneimittel und organische Chemikalien die beiden größten Absatzsegmente.
Sparte | 2022 | Veränderung 2022/2021 | Marktanteil |
---|---|---|---|
Chemischer Dünger | 2,8 | 3,5 | 0,8 |
Anorganische Chemie | 32,0 | -8,1 | 9,4 |
Organische Chemikalien | 118,2 | -13,1 | 34,9 |
Reinigungsmittel | 32,5 | -14,3 | 9,6 |
Arzneimittel | 102,8 | -13,9 | 30,4 |
Kosmetika | 17,2 | -11,9 | 5,1 |
andere | 33,1 | -8,3 | 9,8 |
chemische Industrie insgesamt | 338,6 | -12,7 | 100,0 |
Arzneimittelsparte ist stark
Japans Fachverbände veröffentlichen Zahlen über die hergestellten Mengen. Demnach fiel im Jahr 2023 die Erzeugung von Kunststoffen auf 8,9 Millionen Tonnen. Im Vorjahr waren es noch 9,5 Millionen Tonnen, so Angaben der Japan Plastic Industry Federation. Für Seifen und Reinigungsmittel sank die Produktion laut Japan Soap and Detergent Association zwischen 2022 und 2023 leicht von 2,5 Millionen Tonnen auf 2,4 Millionen Tonnen. Im Segment Farben und Lacke verzeichnete der Fachverband Japan Paint Manufacturers Association im Jahr 2023 einen mengenmäßigen Rückgang um 0,6 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen.
"Grüne" Chemie ist das Ziel
Die Chemieunternehmen bauen ihre Geschäftsstrategien auf grüne Transformation um. Dadurch wollen sie sowohl die Kohlendioxidemissionen im eigenen Unternehmen verringern als auch andere Firmen bei ihren Dekarbonisierungsaktivitäten mit neuartigen Chemikalien unterstützen. Alle zielen auf eine Steigerung der Energieeffizienz, einen höheren Einsatz von erneuerbaren Energien und einen geringeren Materialeinsatz beziehungsweise mehr Recycling.
Im Fokus des Ausbaus der Kreislaufwirtschaft steht die Entwicklung biologisch abbaubarer Kunststoffe und leicht recycelbarer neuer Materialien. Als Ziel ist formuliert, die Wiederverwertungsrate von Kunststoffen bis 2030 auf 60 Prozent und bis 2035 auf 100 Prozent zu steigern. Insbesondere das chemische Recycling soll dabei zunehmen.
Die Chemieindustrie investiert auch in Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz. Die Unternehmen wollen dadurch ihre Produktionsprozesse optimieren und neue Materialien entwickeln.
Unternehmen | Sparte | Umsatz Fiskaljahr 2023 * |
---|---|---|
Mitsubishi Chemical Group | Diversifizierter Chemiekonzern | 30,4 |
Fujifilm | Fortschrittliche Materialien, Arzneimittel | 20,5 |
Asahi Kasei | Diversifizierter Chemiekonzern | 19,3 |
Toray | Chemische Fasern | 17,1 |
Sumitomo Chemical | Petrochemie, Agrarchemikalien | 16,9 |
Shin-Etsu Chemical | Düngemittel, PVC | 16,7 |
Mitsui Chemicals | Funktionelle Harze, Petrochemie | 12,1 |
Kao | Reinigungsmittel, Kosmetika, Industriechemikalien | 10,7 |
Nippon Paint Holdings | Farben | 10,4 |
Resonac | Petrochemie, Organische Chemie | 9,1 |
Produktionserhalt in Japan angestrebt
Spezielle Förderprogramme für die chemische Industrie existieren in Japan nicht. Für Forschung und Entwicklung wie auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze gibt es unter bestimmten Voraussetzungen Anreize. So gewährt die Regierung finanzielle und steuerliche Anreize für den Aufbau einer Produktion von Halbleitern und Batterien in Japan. Darunter fallen auch die Anbieter erforderlicher Materialien.
Japan will Kapazitäten bei Ethylen verringern
Bei Grundchemikalien wird sich in Japan auf der Angebots- und Nachfrageseite insgesamt wenig ändern. Die Versorgung mit chemischen Basismaterialien wie Ethylen und Propylen ist ausreichend. Japan ist ein Nettoexporteur. Dass im Ausland, allen voran in China, neue große petrochemische Anlagen entstehen, verschlechtert die Exportaussichten der japanischen Branchenanbieter. Daher planen diese, ihre Kapazitäten zu verringern. Beispielsweise wollen Idemitsu Kosan und Mitsui Chemicals die Ethylenanlagen von Idemitsu in der Präfektur Chiba im Laufe des Fiskaljahres 2027 schließen und nur die von Mitsui weiterbetreiben.
Japan importiert vor allem Pharmazeutika
Japan importierte 2023 laut UN Comtrade chemische Erzeugnisse im Wert von 82 Milliarden US$, wobei pharmazeutische Erzeugnisse mit knapp 31,7 Milliarden US$ den größten Einfuhrposten darstellten, gefolgt von organischen Chemikalien mit 15,6 Milliarden US$.
Der Export von chemischen Erzeugnissen erreichte im selben Jahr 77 Milliarden US$. Dabei standen organische Chemikalien mit einem Ausfuhrwert von 14,8 Milliarden US$ an erster Stelle. Bei anorganischen Chemikalien, dem zweitgrößten Ausfuhrposten, lag der Wert bei 11,2 Milliarden US$.