Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Japan | Chemische Industrie

Konjunktur der chemischen Industrie bessert sich

Japans Chemiebranche will ihre Investitionen erhöhen. Bei Spezialchemikalien gibt es eine Reihe an Vorhaben im In- und Ausland. Dagegen sinken die Kapazitäten bei Ethylen.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Ausblick der chemischen Industrie in Japan

Bewertung:

  • Viel Schwung in der Halbleiterindustrie, einschließlich staatlicher Förderungen für Hersteller von Chemikalien.
  • Neue Kapazitäten entstehen bei Batteriechemikalien und Arzneimitteln.
  • Mit staatlicher Förderung versuchen japanische Firmen Technologien zur Dekarbonisierung zu entwickeln.
  • Bei Basischemikalien reduziert der Aufbau von Kapazitäten in China die Exportmöglichkeiten Japans.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: August 2024.

  • Markttrends

    Japans Chemiefirmen treiben vor allem Investitionen bei Halbleiterchemikalien und Pharmazeutika voran. Viele Investitionen finden im Ausland statt. 

    Japans Chemiefirmen erwarten ein gutes Fiskaljahr 2024 (1. April bis 31. März). Laut der “Japan Chemical Daily” rechnet die Mehrheit von ihnen mit höheren Gewinnen und höheren Investitionen. Im Fiskaljahr 2023 half der Chemiebranche der Aufschwung in der Automobilindustrie, die schwache Konjunktur im Halbleiterbereich zu überdecken. Inzwischen wächst auch die Halbleiterbranche wieder stark.

    Die japanische Regierung unterstützt die Halbleiter- und Batterieindustrie als Schlüsselindustrien ihrer Strategie mit hohen Fördermitteln. Die Branchen sollen im Inland Kapazitäten aufbauen. Damit benötigen sie auch mehr Zulieferungen von Chemikalien. Die Produktion von Pharmazeutika will Japan ebenfalls stärken.

    Viel Schwung bei Halbleiterchemikalien

    In der Spezialchemie bauen japanische Firmen ihr Angebot aus. Einige von ihnen haben weltweit hohe Marktanteile in ihren jeweiligen Nischen. Beispiele sind Halbleiterchemie, Batteriechemikalien und Kohlenstofffasern. Japanische Unternehmen investieren kräftig in die Forschung und Entwicklung. Das organische Wachstum ergänzen sie durch den Zukauf von Firmen, um das Produktportfolio zu stärken und weitere Marktanteile zu gewinnen.

    Die Anbieter von Halbleiterchemikalien profitieren von Großinvestitionen bei Halbleitern in Japan in den kommenden Jahren. So nehmen mit der Expansion des taiwanischen Halbleiterherstellers TSMC nach Kyushu auch die Investitionen von Firmen bei Vorprodukten in der Region zu. Beispielsweise erhält SUMCO für seine Großinvestition bei Wafern in der Präfektur Saga bis zu einem Drittel der Investitionskosten als Subvention vom Ministry of Economy, Trade and Industry (METI). Unklar ist dagegen, ob die Nachfrage nach japanischen Chemikalien in China bestehen bleibt, sollte China seine Eigenversorgung mit Halbleiterchemikalien erhöhen oder Sanktionen, wie beispielsweise in den USA, die Lieferungen nach China behindern.

    Zu den größten laufenden Vorhaben bei den Chemikalien zählen daneben Investitionen von JX Metals bei Sputtertargets, von Shin-Etsu bei Chemikalien für die Lithgrafie und von Mimasu bei Wafern. Darüber hinaus versucht Shin-Etsu seinen Anteil an Mimasu von 42,75 Prozent auf zwei Drittel zu erhöhen. Von deutscher Seite steckt Merck Electronics Japan von 2022 bis 2025 etwa 100 Millionen Euro in seinen Standort in Shizuoka.

    Mitsui Chemicals will von Juni 2024 bis etwa Ende 2025 eine Produktion von Pellikeln aus Kohlenstoffnanoröhren (CNT) in der Präfektur Yamaguchi aufbauen. Ein Pellikel ist eine transparente Membran für Fotomasken zum Schutz gegen Verschmutzung. Die Pellikel sollen in der nächsten Generation von Extrem-Ultraviolett-Lithografie-Systemen zum Einsatz kommen.

    Firmen bauen Fertigung bei Batteriechemikalien aus

    Kureha erweitert seine Kapazitäten bei der Produktion von Polyvinylidenfluorid. Dieses wird unter anderem als Bindemittel in der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien genutzt. Idemitsu Kosan will die Produktion von festen Elektrolyten für Feststoffbatterien erhöhen. Von deutscher Seite baut Evonik von 2023 bis 2025 eine Anlage für pyrogenes Aluminiumoxid für Lithium-Ionen-Batterien in Yokkaichi. Ein Joint Venture von BASF und Toda Kogyo erweitert bis zum 2. Halbjahr 2024 seine Produktion von Kathodenmaterial in Onoda.

    Bei Arzneimitteln erweitert vor allem AGC seine Kapazitäten zur Auftragsfertigung in Yokohama. Seitens der deutschen Vertreter, errichtet Boehringer Ingelheim von 2023 bis 2025 ein weiteres Werk in Higashine in der Präfektur Yamagata. Dieses soll unter anderem Medikamente gegen Diabetes produzieren. Das deutsche Unternehmen investiert dafür 71 Millionen US-Dollar (US$). 

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie in Japan (Investitionssumme in Millionen US-Dollar)

    Akteur/Projekt

    Investitionssumme *)

    Projektstand

    Anmerkungen

    Fuji Film/Bio-Medical

    1.600

    Fertigstellung: 2026

    Dänemark und USA

    Press Release

    AGC/Chlor-Alkali

    740

    Fertigstellung: 2025

    Thailand

    Press Release

    Shin-Etsu Chemical/Silikone für fortschrittliche funktionelle Produkte

    593

    Fertigstellung: 2025

    Gunma, Fukui und Niigata

    Press Release

    Shin-Etsu Polymer/Wafer

    159

    Fertigstellung: 2024

    Niigata und Tokyo

    Press Release

    Zoltek (Toray Subsidary)/Karbonfasern

    130

    Beginn des Betriebs: 2023

    Mexico 

    Press Release

    Tosoh/Trennung und Verfeinerung

    119

    Fertigstellung: 2025

    Yamaguchi

    Press Release

    Sumitomo Chemical/APIs und Zwischenprodukte für niedermolekulare Arzneimittel

    k.A.

    Beginn des Betriebs: 2024

    Oita

    Press Release

    *) 1 US$ = 135 YenQuelle: Unternehmenswebseiten

    Im Ausland setzen Firmen auf Arzneimittel und Batteriechemikalien

    Der Fokus japanischer Firmen richtet sich auch auf neue Kapazitäten in wichtigen Abnehmermärkten. Die USA und Europa haben Programme für den Ausbau der Elektromobilität und der Halbleiterindustrie verabschiedet. Für japanische Chemiehersteller spielt zudem die erwartete starke Nachfrageentwicklung in Südostasien eine Rolle.

    Vor allem Fujifilm investiert massiv in den Ausbau seiner Kapazitäten in der Auftragsproduktion von Pharmazeutika. Für Investitionen in den USA und in Dänemark nimmt das Unternehmen 2,8 Milliarden US$ in die Hand. Daiichi Sankyo steckt rund 1 Milliarde Euro in die Erweiterung seines Standorts Pfaffenhofen in Deutschland. Astellas Pharma baut ein Werk für aseptische Arzneimittel in Irland. Japanische Firmen tätigen auch teure Übernahmen von Pharmafirmen im Ausland.

    Bei Batteriechemikalien investieren etwa Asahi Kasei bei Separatoren in Kanada und Ube bei Lösungsmitteln in den USA. Zeon baut bis 2026 ein Werk für Lösungsmittel in Texas.

    In Südostasien erweitert der Mischkonzern AGC bis 2025 seine Fertigung von Chloralkalierzeugnissen in Thailand. Das Unternehmen ist auch in Vietnam und in Indonesien aktiv. Kuraray erweitert seine Produktion von Harzen für Lebensmittelverpackungen in Singapur, in Houston im Bundesstaat Texas in den USA und in Antwerpen in Belgien. Toray will rund 366 Millionen US$ in Gumi in Südkorea in neue Kapazitäten bei Karbonfasern, Aramidfasern und umweltfreundlichen Materialien stecken. Bei Halbleiterchemikalien erweitert Mitsubishi Gas Chemical seine Kapazitäten in den Bundesstaaten Oregon und Texas in den USA.

    Japans Regierung hat das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 ausgegeben. Daher entwickeln japanische Firmen Technologien zur Dekarbonisierung. Bemühungen gibt es unter anderem bei Wasserstoff, bei der Speicherung und dem Export von Kohlenstoffdioxid und bei nachhaltigen Treibstoffen für Flugzeuge. Passend dazu beteiligte sich das deutsche Unternehmen Heraeus an dem japanischen Start-up Tsubame BHB. Dieses hat eine neue umweltfreundliche und effiziente Technologie zur dezentralen Ammoniakproduktion entwickelt.

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Branchenstruktur

    Japans Chemiefirmen wollen ihre Position in Zukunftsfeldern stärken. Strukturelle Veränderungen erfordern hohe Investitionen.

    Die Chemiebranche ist, nach der Automobilindustrie, der zweitgrößte Industriezweig Japans. Dieser weist in Teilbereichen wie der Pharmazeutik und Spezialchemie hohe Margen und eine hohe Forschungs- und Entwicklungsintensität, und die Wertschöpfung ist insgesamt hoch. Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums setzte die chemische Industrie im Jahr 2022 umgerechnet rund 339 Milliarden US$ um. Darunter sind Arzneimittel und organische Chemikalien die beiden größten Absatzsegmente.

    Absatz ausgewählter chemischer Erzeugnisse in Japan (in Milliarden US-Dollar; Veränderung und Marktanteil in Prozent) 1)

    Sparte

    2020 2)

    Veränderung 2020/2019 3)

    Marktanteil

    Chemischer Dünger

    3

    -1,9

    0,8

    Anorganische Chemie

    31

    -3,2

    8,6

    Organische Chemikalien

    101

    -8,1

    27,8

    Reinigungsmittel

    37

    -1,2

    10,2

    Arzneimittel

    133

    4,6

    36,6

    Kosmetika

    22

    0,3

    6,1

    andere

    36

    -2,3

    9,9

    chemische Industrie insgesamt

    362

    -1,5

    100

    1) Kalenderjahr; 2) 1 US$ = 107 Yen; 3) auf Yen-BasisQuelle: Economic Conditions Survey 2020/Ministry of Economy, Trade and Industry, 2022

    Arzneimittelsparte ist stark

    Japans Fachverbände veröffentlichen Zahlen über die hergestellten Mengen. Demnach fiel im Jahr 2023 die Erzeugung von Kunststoffen auf 8,9 Millionen Tonnen. Im Vorjahr waren es noch 9,5 Millionen Tonnen, so Angaben der Japan Plastic Industry Federation. Für Seifen und Reinigungsmittel sank die Produktion laut Japan Soap and Detergent Association zwischen 2022 und 2023 leicht von 2,5 Millionen Tonnen auf 2,4 Millionen Tonnen. Im Segment Farben und Lacke verzeichnete der Fachverband Japan Paint Manufacturers Association im Jahr 2023 einen mengenmäßigen Rückgang um 0,6 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen.

    "Grüne" Chemie ist das Ziel

    Die Chemieunternehmen bauen ihre Geschäftsstrategien auf grüne Transformation um. Dadurch wollen sie sowohl die Kohlendioxidemissionen im eigenen Unternehmen verringern als auch andere Firmen bei ihren Dekarbonisierungsaktivitäten mit neuartigen Chemikalien unterstützen. Alle zielen auf eine Steigerung der Energieeffizienz, einen höheren Einsatz von erneuerbaren Energien und einen geringeren Materialeinsatz beziehungsweise mehr Recycling.

    Im Fokus des Ausbaus der Kreislaufwirtschaft steht die Entwicklung biologisch abbaubarer Kunststoffe und leicht recycelbarer neuer Materialien. Als Ziel ist formuliert, die Wiederverwertungsrate von Kunststoffen bis 2030 auf 60 Prozent und bis 2035 auf 100 Prozent zu steigern. Insbesondere das chemische Recycling soll dabei zunehmen.

    Die Chemieindustrie investiert auch in Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz. Die Unternehmen wollen dadurch ihre Produktionsprozesse optimieren und neue Materialien entwickeln.

    Wichtige Branchenunternehmen in Japan (Umsatz in Milliarden US-Dollar)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2021 3) 

    Mitsubishi Chemical Group 1)

    Diversifizierter Chemiekonzern

    36,2

    Sumitomo Chemical 1)

    Petrochemie, Agrarchemikalien

    25,1

    Fuji Film 1)

    Fortschrittliche Materialien, Arzneimittel

    23,0

    Asahi Kasei 1)

    Diversifizierter Chemiekonzern

    22,4

    Toray 1)

    Chemische Fasern

    20,3

    Shin-Etsu Chemical 1)

    Düngemittel, PVC

    18,9

    Mitsui Chemicals 1)

    Funktionelle Harze, Petrochemie

    14,7

    Showa Denko 2)

    Petrochemie, Organische Chemie

    12,9

    Shiseido 2)

    Kosmetik

    9,4

    1) Fiskaljahr (1. April bis 31. März); 2) Kalenderjahr; 3) 1 US$ = 110 Yen Quelle: Unternehmenswebseiten

    Produktionserhalt in Japan angestrebt

    Spezielle Förderprogramme für die chemische Industrie existieren in Japan nicht. Für Forschung und Entwicklung wie auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze gibt es unter bestimmten Voraussetzungen Anreize. So gewährt die Regierung finanzielle und steuerliche Anreize für den Aufbau einer Produktion von Halbleitern und Batterien in Japan. Darunter fallen auch die Anbieter erforderlicher Materialien.

    Japan will Kapazitäten bei Ethylen verringern

    Bei Grundchemikalien wird sich in Japan auf der Angebots- und Nachfrageseite insgesamt wenig ändern. Die Versorgung mit chemischen Basismaterialien wie Ethylen und Propylen ist ausreichend. Japan ist ein Nettoexporteur. Dass im Ausland, allen voran in China, neue große petrochemische Anlagen entstehen, verschlechtert die Exportaussichten der japanischen Branchenanbieter. Daher planen diese, ihre Kapazitäten zu verringern. Beispielsweise wollen Idemitsu Kosan und Mitsui Chemicals die Ethylenanlagen von Idemitsu in der Präfektur Chiba im Laufe des Fiskaljahres 2027 schließen und nur die von Mitsui weiterbetreiben.

    Japan importiert vor allem Pharmazeutika

    Japan importierte 2023 laut UN Comtrade chemische Erzeugnisse im Wert von 82 Milliarden US$, wobei pharmazeutische Erzeugnisse mit knapp 31,7 Milliarden US$ den größten Einfuhrposten darstellten, gefolgt von organischen Chemikalien mit 15,6 Milliarden US$. 

    Der Export von chemischen Erzeugnissen erreichte im selben Jahr 77 Milliarden US$. Dabei standen organische Chemikalien mit einem Ausfuhrwert von 14,8 Milliarden US$ an erster Stelle. Bei anorganischen Chemikalien, dem zweitgrößten Ausfuhrposten, lag der Wert bei 11,2 Milliarden US$.
     

     

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Rahmenbedingungen

    Die Rahmenbedingungen werden den Dekarbonisierungszielen bis 2050 und Roadmaps folgend schrittweise angepasst.

    Einen Überblick über die in Japan zu befolgenden gesetzlichen Bestimmungen liefert die Chemsafetypro. Über die Handhabung von chemischen Erzeugnissen in Japan informiert das Wirtschaftsministerium.

    Rahmenbedingungen in Japan stabil

    Auskünfte zum Zollverfahren finden sich auf der Webseite der japanischen Zollbehörde. Umfangreiche Informationen zu Vorschriften und Standards bei der Einfuhr von chemischen Erzeugnissen enthält der Bericht der JETRO in dem "Handbook for Industrial Products Import Regulations 2009". Marktzugangsbeschränkungen sind im chemischen Bereich nicht bekannt.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

     

    Von Frank Robaschik | Tokyo

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Japan

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Economy, Trade and Industry (METI)

    Strategie und Planung der chemischen Industrie

    Japan Chemical Industry Association

    führender Fachverband
    Japan Plastics Industry FederationFachverband

    Japan Chemical Exporters and Importers Association

    Fachverband
    Chemicals Evaluation and Research Institute, JapanTest- und Analyseinstitut

    Chemical Materials Japan

    Fachmesse
    Highly Functional Material WeekFachmesse

     

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.