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Wirtschaftsausblick | Kenia

Kenias Wirtschaft wächst zu langsam

Hohe Staatsschulden bremsen Kenias Konjunktur und sorgen auch für Belastungen bei Unternehmen. Leichte Besserung ist für 2025 in Sicht.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Unternehmen leiden unter steigenden Kosten

Kenias Staat muss dringend seine Einnahmen erhöhen, um die immensen in den letzten etwa zehn Jahren aufgehäuften Staatsschulden bedienen zu können. Dies geschieht auch mit Unterstützung des IWF, der dem ostafrikanischen Land mit finanzieller Unterstützung unter die Arme greift und im Gegenzug auf die Erhöhung der Einnahmen pocht. Die ursprünglich für das Budget 2024/25 geplanten Steuern und Steuererhöhungen mündeten Ende Juni 2024 in heftige Proteste mit mehreren Todesfällen. Die Regierung hat die Pläne daraufhin nicht weiterverfolgt.

Stattdessen werden nun Abgaben und Gebühren an verschiedenen Stellen erhöht, die letztlich auch Unternehmen belasten. Geplant ist aktuell die Erhöhung von Visa-Gebühren. Insbesondere Reisen nach Kenia sind aufgrund zahlreicher bereits erhöhter Gebühren sehr teuer geworden. Darunter leidet auch die Tourismusbranche, in der auch einige deutsche Unternehmen aktiv sind. Zudem haben Anwälte aktuell viel mit Klagen von Unternehmen zu tun, die sich gegen die scheinbar zunehmend rigiden Steuereintreibungsmethoden der Finanzbehörde Kenya Revenue Authority (KRA) wehren.

Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur soll 2025 leicht anziehen

Der britische Prognosedienst Economist Intelligence Unit (EIU) hat seine Wachstumsprognose für Kenias Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 nach unten korrigiert, von ursprünglich 5 Prozent auf 4,7 Prozent. Ursache dafür sind unter anderem die Proteste Mitte des Jahres, die auch das Geschäftsklima beeinträchtigt haben, sowie die über weite Strecken des Jahres restriktive Geldpolitik der Zentralbank. Für ein Land wie Kenia mit einer überwiegend armen und gleichzeitig schnell wachsenden Bevölkerung ist ein derartiges BIP-Wachstum unzureichend. Diese Stimmung spiegeln auch Unternehmen wider, bei allerdings deutlich positiveren Zukunftserwartungen.

Mit Besserung rechnen die Experten bereits im Jahr 2025. Nachdem die Inflation zuletzt deutlich gesunken ist und auch die Währung Kenianischer Shilling (KSh) im Vergleich zum US-Dollar zunächst aufwerten und sich dann stabilisieren konnte, hat die kenianische Zentralbank den Leitzins in zwei Schritten um einen Prozentpunkt auf 12 Prozent abgesenkt. Beobachter glauben, dass dies der Beginn einer Phase expansiver Geldpolitik darstellt, der den Unternehmen im nächsten Jahr mehr Raum für Investitionen gibt. EIU prognostiziert für 2025 ein BIP-Wachstum von 5,3 Prozent.

Belastend für die privaten Haushalte sind die steigende Abgabenlast an den Staat sowie die hohen Lebenshaltungskosten. Gleichzeitig sind die Reallöhne in den letzten Jahren kaum gestiegen. Das Konsumklima ist dementsprechend schlecht. Die Unzufriedenheit ist daher groß – mit der wirtschaftlichen Situation aber auch mit der Regierung.

Ausländische Investoren halten sich in Kenia zurück 

Auslandsinvestoren verhalten sich aufgrund des schwierigen Umfelds seit Jahren zurückhaltend. Trotz des Wachstumspotenzials in vielen Branchen wird sich daran vorerst wenig ändern. Im Jahr 2023 erreichten die ausländischen Direktinvestitionen nach Angaben des UNCTAD World Investment Reports 2024 rund 1,5 Milliarden US$. Kenia liegt damit in Ostafrika hinter Äthiopien und Uganda nur auf Platz 3.

Niedrigere Zinsen und der stärkere KSh könnten es immerhin lokalen Unternehmen erleichtern, ihre lange aufgeschobenen Erweiterungs- und Instandhaltungsinvestitionen durchzuführen. Weiterhin stark eingeschränkt bleibt der Staat bei Infrastrukturinvestitionen aufgrund der hohen Verschuldung. Die Zeit der Großprojekte ist vorerst vorbei.

Handel: China wird als Handelspartner immer wichtiger

Die schwache Konjunktur macht kenianische Käufer noch preissensibler. Auch deshalb ist China heute der mit Abstand größte Lieferant des ostafrikanischen Landes. Nach Angaben des kenianischen Statistikamtes folgen die VAE, Indien, Saudi-Arabien und Malaysia. Westliche Lieferanten spielen inzwischen eine geringe Rolle, auch weil ihre Produkte beim Preis mit der günstigen Konkurrenz aus Asien oft nicht mithalten können.

Aktuell sind zudem die Frachtkosten für Produkte aus Europa sehr hoch. Aufgrund der Attacken auf Schiffe im Roten Meer seitens der aus Jemen operierenden Huthi-Miliz meiden die meisten Frachtlinien weiterhin den Suezkanal und nehmen stattdessen den Umweg vorbei an Südafrika. Für Lieferungen aus Deutschland nach Mombasa muss darüber hinaus deutlich mehr Zeit eingeplant werden.

Deutsche Perspektive: Exporte nach Kenia stagnieren seit Jahren

Die deutschen Exporte erreichten im Jahr 2023 laut dem Statistischen Bundesamt etwa 266,7 Millionen Euro. Damit stagnieren die Lieferungen wertmäßig seit Jahren und nach letzten Zahlen deutet sich eine Fortsetzung dieses Trends auch für das Jahr 2024 an. Bis einschließlich August 2024 liegen die deutschen Ausfuhren bei nur etwa 162,1 Millionen Euro.

Dennoch bleibt Kenia einer der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Unternehmen in Subsahara-Afrika hinter Südafrika und Nigeria. Im Ranking der Handelspartner sind aktuell aber Länder wie Côte d’Ivoire, Ghana, Angola und sogar Tansania an Kenia vorbeigezogen.

Diese Momentaufnahme sorgt bei deutschen Unternehmen jedoch nicht dafür, abzuwandern. Über 100 deutsche Firmen sind in Kenia angesiedelt, darunter eine Reihe von Zulieferern, die in Nairobi eine regionale Vertriebsniederlassung unterhalten. Dynamische Märkte wie Tansania, Uganda, Ruanda und teilweise auch Äthiopien können von Kenia bedient werden. Boomt die Region, profitiert davon auch Kenia als Standort.

Kenia ist für deutsche Unternehmen einer der bevorzugten Standorte in Afrika. Das Land verfügt über gut ausgebildete Fachkräfte, eine offene und stark diversifizierte Wirtschaft und politische Stabilität. Auch wenn das Umfeld aktuell nicht einfach ist, so schätzen die deutschen Unternehmen die langfristigen Geschäftsaussichten in der Region positiv ein.

Dr. Monika Erath Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

In dem preissensiblen Markt konzentrieren sich deutsche Anbieter vor allem auf zahlungskräftige Kunden wie multinationale Unternehmen der Lebensmittelindustrie, Blumenexportfarmen und Privatkliniken. Auch an Infrastrukturprojekten, die von westlichen Gebern finanziert werden, sind immer wieder deutsche Ingenieurbüros sowie Baumaschinen- und Baustoffhersteller beteiligt.

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