Die Nachfrage nach Kleinstanlagen ist immer noch hoch, verliert aber mittelfristig an Dynamik. Wichtiger werden Investitionen in große Solarparks.
Kleinstanlagen treiben das Fotovoltaik-Wachstum an
Die treibende Kraft des Fotovoltaik-Wachstums in Polen sind Kleinstanlagen bis 50 Kilowatt. Der Netzanschluss ist vergleichsweise unkompliziert. Die Anlagen stehen in der Regel auf den Dächern von Einfamilienhäusern und werden immer leistungsstärker. Die durchschnittliche Kapazität pro Installation lag 2022 um 0,5 Kilowatt über dem Wert von 2021.
Das Leistungsplus hat einen Grund: Fotovoltaikanlagen kommen zunehmend mit einer Wärmepumpe zum Einsatz. Die Module müssen darum mehr Strom produzieren. Wie der staatliche Umweltfonds NFOŚiGW (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej) berichtet, greifen Verbraucher auch häufiger zu einer Kombination aus Fotovoltaikanlage und Stromspeicher. Es ist finanziell attraktiver, erzeugten Strom selbst zu verbrauchen, als ins Netz einzuspeisen.
Regierung schafft Anreize für Solarstrom
Das Förderprogramm Mein Strom (Mój Prąd) bezuschusst Fotovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern. Die vierte Auflage der Subventionsmaßnahme war so beliebt, dass das Budget vorzeitig ausging. Mitte April 2023 startet die nächste Antragsrunde. Diesmal gibt es nicht nur für Fotovoltaikanlagen Zuschüsse, sondern auch für Wärmepumpen und Solarkollektoren zur Warmwasseraufbereitung. Die Förderhöchstsumme von 12.300 Euro erhalten Haushalte, die verschiedene Technologien kombinieren. Deutsche Anbieter sollten sich darauf einstellen, dass Kunden häufiger nach umfassenden Systemlösungen Ausschau halten werden.
Bereits Anfang 2023 hatte der NFOŚiGW den Förderhöchstsatz des Programms Saubere Luft (Czyste Powietrze) aufgestockt - von rund 17.500 Euro auf über 28.700 Euro. Die Gelder helfen Besitzern von Einfamilienhäusern bei der thermischen Modernisierung. Darunter fällt der Austausch von Heizungen, Dämmungen, Türen und Fenstern. Wer im Zuge der Renovierung eine Wärmepumpe einbaut, kann bis zu 3.190 Euro für eine Fotovoltaikanlage beantragen.
Kritiker bemängelten fehlende Fotovoltaik-Subventionen für Mehrfamilienhäuser. Besserung ist in Sicht. Die staatliche Bank BGK (Bank Gospodarstwa Krajowego) übernimmt bereits jetzt bis zu 50 Prozent der Kosten für Fotovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern. Wichtig: der erzeugte Strom deckt nur den Bedarf für gemeinschaftlich genutzte Räume und Anlagen.
Landwirte, die Fotovoltaikanlagen installieren wollen, können sich über das Programm Energie für das Dorf (Energia dla Wsi) günstige Kredite sichern. Bis zu 5,3 Millionen Euro stehen je Projekt zur Verfügung. Bislang nutzen Interessenten das Programm vor allem, um Biogasanlagen zu finanzieren.
Unternehmen warten auf Fördergelder
Kredite gibt es auch für Unternehmen, die ihre Produktion mit erneuerbaren Energien betreiben wollen. Seit Februar 2023 läuft die vierte Auflage von Energie Plus (Energia Plus). Der NFOŚiGW vergibt hier Darlehen zwischen 100.000 Euro und 100 Millionen Euro. Bis zu 10 Prozent der Kreditsumme, aber nicht mehr als 220.000 Euro, können erstattet werden.
Dank europäischer Fördergelder stehen den Industriebetrieben weitere Hilfen in Aussicht. Im Rahmen der kohäsionspolitischen Programme FEnIKS und FENG winken nicht nur Kredite, sondern auch Zuschüsse. FEnIKS stellt 540 Millionen Euro für Investitionen in erneuerbare Energien bereit. Auch Mittel aus dem Wiederaufbaufonds sollen Polen bei der Energietransformation helfen. Fördergelder der EU spielen bereits heute eine wichtige Rolle, beispielsweise beim Programm Mein Strom. Weil Polen laut Einschätzung der Europäischen Kommission wichtige Auszahlungsbedingungen nicht erfüllt, fließt noch kein neues Geld. Die staatliche Entwicklungsagentur ARP (Agencja Rozwoju Przemysłu) geht darum bei einigen Maßnahmen in Vorleistung.
Unabhängig davon setzen Firmen schon heute auf Fotovoltaik, um Energiekosten zu sparen. Der polnische Lebensmittelhersteller FoodWell rüstet seine Produktionshallen in der Woiwodschaft Podlaskie mit Paneelen aus. Automobilzulieferer Boryszew will Fotovoltaikanlagen und Windkraftwerke mit einer Leistung von 100 Megawatt bauen. Papierhersteller Arctic Paper will in Polen bis 2025 rund 40 Megawatt an erneuerbaren Energien besitzen. Die Hager Gruppe statten ihre Produktionswerke in Polen mit Fotovoltaikmodulen aus, ebenso der Logistikdienstleister DHL.
Das wachsende Interesse unter Firmenkunden hat für deutsche Exporteure einen positiven Nebeneffekt: Der Bedarf an unterstützenden Komponenten steigt: Anders als Privathaushalte setzen Firmenkunden zum Beispiel häufiger auf Energiemanagementsysteme (EMS). Auch die Tragekonstruktionen für die Fotovoltaikmodule sind bei Firmenkunden oft komplexer.
Energieversorger investieren in neue Fotovoltaik-Parks
Noch steigt die Stromerzeugung aus Kleinstanlagen schneller als die gesamte Fotovoltaik-Produktion in Polen. Mittelfristig könnten im Energiemix des Landes die Großanlagen an Bedeutung gewinnen. Der Grund: führende Energieversorger investieren in neue Fotovoltaik-Parks. Deutsche Firmen sind am Ausbau beteiligt und liefern Schaltanlagen, Transformatoren und Wechselrichter.
Besonders ambitioniert ist die polnische PGE-Gruppe. Aktuell befinden sich Fotovoltaik-Parks mit einer Kapazität von 24 Megawatt im Portfolio. Bis 2030 soll die Leistung auf 3 Gigawatt steigen. Im Laufe des Jahres 2023 nimmt der Energiekonzern neue Anlagen in der Woiwodschaft Podkarpackie ans Netz. Das Unternehmen hat außerdem Baugenehmigungen für drei Anlagen in der Region Lublin erhalten. Große Pläne verfolgen auch der Energieversorger Tauron. Zwischen 2022 und 2030 will Tauron seine Fotovoltaik-Kapazitäten um das 70-fache ausbauen.
Die Entwicklungen ziehen neue Investoren an. Die deutsche Projektentwicklungsgesellschaft Energiequelle eröffnete im Sommer 2022 ein Büro in Poznań. Das Unternehmen will eigene Fotovoltaik-Parks errichten. Europaweit hat Energiequelle bereits über 750 Erneuerbare-Energie-Kraftwerke aufgebaut.
Die deutsche ib vogt ist schon weiter. Sie stellte Ende 2022 einen Fotovoltaik-Park mit 135 Megawatt im Südosten Polens fertig. Ein weiteres Projekt wird voraussichtlich noch bis August 2023 dauern.
Solarprojekte in PolenProjektbezeichnung | Leistung (MW) | Unternehmen | Status |
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Solarfarm Stalowa Wola | 70 | PGE Energia Odnawialna | Projektplanung |
17 Solarfarmen in ganz Polen | 359 | PGE Energia Odnawialna | Bau/Projektplanung |
Kleczew Solar&Wind | 205 | Lewandpol | Projektdesign/Projektplanung |
Solaranlage in Chęciny | 3 | ML System | Projektplanung |
Solarfarm Barcin | 20 | Pomorska Specjalna Strefa Ekonomiczna | Projektplanung |
2 Solarfarmen in Bytom | 16-38 | Katowicka Specjalna Strefa Ekonomiczna | Projektplanung |
Solarfarm in Suszec | 36 | Katowicka Specjalna Strefa Ekonomiczna | Projektplanung |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Von Christopher Fuß
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Warschau