Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchenanalyse | Saudi-Arabien | Bauwirtschaft

Baukonjunktur in Saudi-Arabien boomt

Hohe Auftragseingänge und mehr Gigaprojekte sichern der Bauwirtschaft kurz- und mittelfristig ein stabiles Wachstum. Deutsche Unternehmen können davon profitieren.

Von Robert Espey | Dubai

Ausblick der Bauwirtschaft in Saudi-Arabien

Bewertung:

 

  • Staatliche Gigaprojekte heizen die Baukonjunktur an.
  • Auftragsvergabe ist 2023 sprunghaft gestiegen.
  • Prognosen erwarten für 2024 ebenfalls einen hohen Auftragseingang.
  • Deutsche Unternehmen sind selten Hauptauftragnehmer.
  • Deutsches Know-how ist jedoch sehr gefragt.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Die Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2024

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Hochbau erlebt einen Aufschwung. Zu den Investitionsschwerpunkten gehören der Wohnungsbau, die Hotel-, Tourismus- und Freizeitindustrie sowie das Krankenhauswesen.

    Wohnungsbau

    Der Mangel an Wohnraum für die junge einheimische Bevölkerung gehört zu den politischen Dauerbrennern in Saudi-Arabien. Seit langem versucht die Regierung dem Wohnungsmangel mit Förderprogrammen zu begegnen. Auch einige der neuen staatlichen Gigaprojekte werden zur Erweiterung des Wohnungsangebots beitragen.

    Im Rahmen des Gigaprojekts Roshn entstehen landesweit neue Wohnsiedlungen. Roshn ist ein Immobilienentwickler und gehört zum Public Investment Fund (PIF). Das Unternehmen will bis 2025 der größte Bauträger in den Staaten des Golfkooperationsrates werden, so CEO David Grover. Roshn plant, bis 2030 unter anderem in den Städten Riad, Jeddah, Mekka und Asir sowie in der Ostprovinz mehr als 395.000 Wohneinheiten zu errichten.

    Aktuell realisiert Roshn im Großraum Riad die beiden großen Vorhaben Sedra und Warefa. Im September 2023 schloss Roshn mit der chinesischen China Harbour Engineering Company Vereinbarungen über Baumaßnahmen im Gesamtwert von 7,7 Milliarden US-Dollar (US$) dazu ab.

    In Sedra sollen in acht Phasen mehr als 30.000 Wohneinheiten entstehen. Gebaut werden Villen mit etwa 400 Quadratmetern Wohnfläche, Duplexapartments mit 230 Quadratmetern und Reihenhäuser mit 190 Quadratmetern. Für Sedra erhielt Siemens Energy 2021 den Auftrag, die Übertragungsnetze zu verstärken und 26 Kilometer Erdkabel zu verlegen.

    Die 2016 gegründete National Housing Company (NHC) ist ein weiterer wichtiger staatlicher Akteur auf dem Wohnungsmarkt. Im September 2023 unterzeichnete das Unternehmen einen Vertrag über das Stadtentwicklungsprojekt Banan City in Al Fursan in der Nähe von Riad. Die Baukosten werden mit 10,6 Milliarden US$ angegeben. Bauträger ist die Talaat Moustafa Group, einer der größten Immobilienentwickler Ägyptens.

    Die Regierung plant das Städtebauprojekt "The Line" als Teil der Giga-Entwicklungszone NEOM im Nordwesten des Königreichs. Das Konzept sieht einen zusammenhängenden Gebäudekomplex vor, der 170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und 200 Meter breit sein soll. In "The Line" sollen 2030 etwa 1,5 Millionen bis 2 Millionen Menschen leben. Rund 9 Millionen sind für 2045 kalkuliert. Der aktuelle Baufortschritt lässt zumindest die mittelfristigen Ziele wenig realistisch erscheinen.

    Sport-, Freizeit- und Eventindustrie

    Das Königreich gibt Milliarden für die Entwicklung der Sport-, Freizeit- und Eventindustrie aus. Als neueste Großprojekte kamen die Weltausstellung 2030 (Expo 2030) und die Fußballweltmeisterschaft der Männer 2034 hinzu.

    In den kommenden fünf Jahren will das Sportministerium insgesamt 2,7 Milliarden US$ in den Bau und Ausbau von Sportstadien investieren. Ein Großteil der Projekte soll vor dem AFC Asian Cup 2027 fertiggestellt werden. Für den Bau eines Stadions mit 45.000 Plätzen der Jeddah Central Development Company erbringt das deutsche Architekturbüro Gerkan Marg & Partner Beratungsleistungen.

    Für die Durchführung der Expo 2030 ist die Royal Commission of Riyadh City zuständig. Sie kalkuliert mit etwa 40 Millionen Besuchern. Der Masterplan sieht ein kreisrundes Ausstellungsgelände mit einer Gesamtfläche von 6 Millionen Quadratmetern vor.

    Allein für den Bau des Ausstellungsgeländes und die eigene nationale Beteiligung will Saudi-Arabien 7,8 Milliarden US$ ausgeben. Hinzu kommen die Aufwendungen für die Beteiligungen der anderen Länder. Diese dürften sich auf über 1 Milliarde US$ summieren. Die Vergabe größerer Bauaufträge wird ab 2025 erwartet.

    Im Jahr 2029 sollen die asiatischen Winterspiele in Saudi-Arabien stattfinden. Der Austragungsort, das geplante Wintersportgebiet Trojena, soll bereits 2026 fertiggestellt sein.

    Hotelsektor und Tourismus

    Der Ausbau der Tourismusindustrie gehört zu den Prioritäten der nationalen Entwicklungsplanung. Im Bau befinden sich Hotelprojekte im Wert von rund 6,9 Milliarden US$. Wichtige Vorhaben sind das Red Sea-Projekt für 17 Milliarden US$, das Projekt Amaala für 4 Milliarden US$ und touristische Großprojekte in NEOM sowie in Mekka.

    Einige Projekte der Phase 1 des Red Sea-Luxustourismus-Vorhabens wurden für insgesamt 1,8 Milliarden US$ bereits fertiggestellt. Das Resort entsteht auf einer Fläche von 28.000 Quadratkilometern. Die meisten Hotels befinden sich in einem Lagunengebiet mit 90 Inseln. Phase 1 besteht aus 16 Hotels mit 3.000 Zimmern. Amaala entsteht etwa 300 Kilometer nördlich des Red Sea-Projekts.

    Der Wert geplanter Tourismusprojekte beläuft sich auf 11 Milliarden US$. Allein 5 Milliarden US$ sind für das staatliche Projekt Al Balad Historic District in Jeddah eingeplant. Das Investitionsvolumen umfasst neben Hotels auch die gesamte touristische Infrastruktur sowie Wohnungen.

    Gesundheitswesen

    Die Regierung will das saudi-arabische Gesundheitssystem bis 2030 weitgehend privatisieren. Sie plant den Verkauf vieler staatlicher Einrichtungen an private Betreiber. Neue Projekte sollen möglichst private Investoren durchführen beziehungsweise auf Basis von Private Public Partnerships (PPP) realisiert werden.

    Die Zahl der Krankenhausbetten stieg von 2016 bis 2022 um 10,7 Prozent auf 78.440. Davon entfielen 45.470 Betten auf 287 Kliniken des Gesundheitsministeriums. Andere staatliche Krankhäuser nahmen 15.157 Betten in 52 Hospitälern in Betrieb, 154 private Einrichtungen erhöhten ihre Ausstattung um insgesamt 17.813 Betten.

    MEED-Projects zufolge hatten staatliche Träger im März 2024 Krankenhaus- und andere Gesundheitsprojekte für 3,6 Milliarden US$ in der Bauphase. Davon entfielen 2,7 Milliarden US$ auf ein Großprojekt des Innenministeriums sowie 0,9 Milliarden US$ auf das Gesundheitsministerium. Der Privatsektor realisierte Projekte für 1,9 Milliarden US$.

    In der Planung sind Vorhaben für 9,4 Milliarden US$. Der Staatssektor hat daran einen Anteil von 3,5 Milliarden US$. Der Privatsektor will 5,9 Milliarden US$ investieren. Davon entfallen 5 Milliarden US$ auf die MedTech City des saudi-arabischen Unternehmens RIVA Development. Das Großprojekt befindet sich in einer frühen Planungsphase.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Energieeffizienz gewinnt in Saudi-Arabien zunehmend an Bedeutung. Staatliche Projekte sollen Impulse geben. LEED gilt als führender Standard für nachhaltiges Bauen.

    Gestiegene Energiekosten durch Subventionsabbau und geänderte regulatorische Rahmenbedingungen fördern den Trend zu mehr Energieeffizienz. Beispiele sind die seit 2012 geltenden neuen Standards für die Gebäudeisolierung oder der Energieverbrauch von Klimaanlagen.

    In Saudi-Arabien haben sich die CO₂-Emissionen des Gebäudesektors in den letzten zehn Jahren deutlich verringert. Dennoch lagen die direkten und indirekten CO₂-Emissionen mit jährlich 3,6 Tonnen pro Kopf im Jahr 2021 weit über dem Durchschnitt der G20-Ländergruppe von 1,5 Tonnen pro Kopf.

    National Energy Services Company fördert Energieeffizienz

    Die staatliche National Energy Services Company (Tarshid) gehört zum Public Investment Fund (PIF) und wurde 2017 gegründet, um die Entwicklung der Branche zu forcieren. Ihren Schwerpunkt legt Tarshid auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im öffentlichen Gebäudebestand. Auch die Förderung von Projekten im Privatsektor steht auf dem Programm, jedoch gibt es hier bislang nur beschränkte Erfolge. Tarshid kooperiert mit dem Ministry of Energy, dem Ministry of Industry and Mineral Resources, dem Ministry of Finance sowie dem Saudi Energy Efficiency Center (SEEC).

    Tarshid und Siemens unterzeichneten Ende 2019 ein Kooperationsprojekt für das saudi-arabische Innenministerium: Das National Information Center soll durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz jährlich 28 Prozent Energie einsparen. 

    Unter der Schirmherrschaft des Ministry of Municipalities & Housing wurde 2010 das Saudi Green Building Forum (SGBF) als Kommunikationsplattform gegründet. SGBF-Gründer und Generalsekretär ist Faisal Alfadl, ein in den USA ausgebildeter Architekt und Stadtplaner.

    LEED ist wichtiger Maßstab

    Als Maßstab für "grünes Bauen" ist in Saudi-Arabien das Zertifizierungssystem Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) des US Green Building Council führend. Nach dessen Angaben gab es im März 2024 in Saudi-Arabien 737 LEED-zertifizierte Projekte sowie 613 Projekte, die sich für eine Zertifizierung registriert haben. 

    Mit einer Anzahl von 562 entfielen die meisten Zertifizierungen auf die Zertifizierungskategorie "Silver", gefolgt von 120 Projekten in der Kategorie "Gold", 16 Projekten mit "Platinum" und 39 mit einfacher Zertifizierung. Dabei sind nur aktive Zertifizierungen erfasst. Die Zahl der ehemals zertifizierten Projekte, bei denen nach drei bis fünf Jahren eine Rezertifizierung erforderlich gewesen wäre, lag bei über 400.

    Saudi-Arabien: LEED Zertifizierungen 2023/2024 Auswahl; Stand: März 2024

    Projekt

    Stadt/Projekt

    LEED Version

    Zertifizierungsstufe

    Jahr der Zertifizierung

    Sabic Building

    Jubail Industrial City

    v4

    Gold

    2023

    KFMC Main Hospital

    Riyadh

    v4.1

    Gold

    2024

    King Abdulaziz Center for World Culture

    Dhahran

    v4.1

    Gold

    2023

    NGHA Riyadh Womens Hospital

    Riyadh

    v2009

    Certified

    2023

    Asharqia Chamber Tower

    Dammam

    v4

    Silver

    2023

    Turtle Bay Village: Type Z Apartments

    The Red Sea

    v4

    Gold

    2024

    SABB Head Office

    Riyadh

    v2009

    Gold

    2023

    Jameel Square

    Jeddah

    v4.1

    Gold

    2024

    Saudi Industrial Development Fund

    Riyadh

    v4.1

    Gold

    2023

    The Red Sea Project: Hotel 14, Southern Dunes

    The Red Sea

    v4

    Platinum

    2024

    Quelle: U.S. Green Building Council 2024

    Ein Großteil der aktiven Zertifizierungen bezieht sich auf das Al Waseel Hills Residential Project (Riad; 544 "Silver"- Zertifizierungen; 2017) des staatlichen Chemieunternehmens SABIC, auf ein Wohnungsbauprojekt des King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC, 76 "Gold"-Zertifizierungen; 2013) sowie auf 30 Projekte der "Integrated Public Security Operation 911" (IPSO 911). Im neuen King Abdullah Financial District (KAFD) werden 46 Zertifizierungen angestrebt, bislang wurden aber nur wenige Zertifikate vergeben.

    LEED-Pionier war in Saudi-Arabien die King Abdullah University for Science and Technology (KAUST) in Thuwal. Ihr Campus erhielt 2009 mit "Platinum" die höchste Zertifizierung. Es folgten das SABIC Academy Building in Riad (einfach zertifiziert, 2012), das KAPSARC-Wohnungsbauprojekt (2012/2013) in Riad, der Saudi Aramco Al Midra Tower in Dhahran (Platinum, 2013) sowie das SABIC Plastics Applications Development Center (Platinum, 2014) in Riad.

    Zu den jüngsten Zertifizierungen gehören das Sabic Jubail Building (Gold; März 2023), das National Guard Health Affairs Womens Hospital in Riad (einfach zertifiziert; März 2023), das King Abdulaziz Center for World Culture in Dhahran (Gold; Mai 2023) und das Zentralkrankenhaus in der King Fahad Medical City in Riad (Gold; Januar 2024).

    Wohngebäude werden nur selten energetisch modernisiert

    Die Sanierung und Modernisierung des Wohngebäudebestandes hat in Saudi-Arabien nur einen geringen Stellenwert. Selbst zahlreiche relativ junge Gebäude aus den 1980er und 1990er Jahren sind in einem Zustand, der eine Sanierung kaum mehr wirtschaftlich erscheinen lässt. Die ursprüngliche Bausubstanz ist oft schlecht. Ältere Gebäude werden zumeist an asiatische Gastarbeiter vermietet und müssen schließlich Neubauten weichen.

    So sieht etwa die Stadtplanung in Jeddah den Abriss ganzer Stadtbezirke vor. Die dort geplanten modernen Wohn- und Geschäftsviertel zielen auf einkommensstärkere Bevölkerungsgruppen. Zu den großen Projekten der Stadtsanierung beziehungsweise Stadtentwicklung der 2006 gegründeten staatlichen Jeddah Development & Urban Regeneration Company (JDURC) gehört die Neubebauung einer Fläche von 1,2 Millionen Quadratmetern im Stadtteil Ar Ruwais. Mit den Abbrucharbeiten wurde zwar bereits im Jahr 2016 begonnen, derzeit liegt das Projekt aber auf Eis.

    NEOM will weltweit führende Smart City werden

    In einer dünn besiedelten Wüstenregion am Roten Meer im Nordwesten des Königreichs (Provinz Tabuk) ist das zukunftsweisende Megaentwicklungsprojekt "New Future" (NEOM) im Bau. Das 500-Milliarden-US$-teure Vorhaben soll auf einer Fläche von 25.600 Quadratkilometern umgesetzt werden und neue Maßstäbe für urbanes Leben, Klimaneutralität und Smart Cities setzen. Es wurde 2017 von Kronprinz Mohammed bin Salman präsentiert.

    Zu den NEOM-Großprojekten gehört das klimaneutrale Städtebauprojekt "The Line". Nach dem aktuellen Stand der Planungen soll "The Line" ein aus Modulen bestehender zusammenhängender Gebäudekomplex sein, der im Jahr 2045 eine Einwohnerzahl von 9 Millionen erreicht. Der "The Line"-Komplex soll 170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und 200 Meter breit werden. Für die Außenhülle ist eine verspiegelte Fassade vorgesehen.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Deutsches Know-how ist gefragt. Produkte aus Deutschland haben im Industriebau eine starke Stellung. Aber auch im Bereich Energieeffizienz gibt es attraktive Perspektiven.   

    Deutsche Baufirmen spielen in Saudi-Arabien nur eine geringe Rolle. Sehr gefragt und gut repräsentiert sind dagegen Ingenieur- und Architekturfirmen aus Deutschland, die für Planung, Design sowie Projektmanagement und -überwachung engagiert werden. Allerdings ist die Konkurrenz von Firmen aus anderen europäischen Ländern und Nordamerika sehr groß.

    Bei Wohn-, Büro- oder Hotelprojekten bestehen für deutsche Baustoffe und -komponenten gute Chancen, wenn die Projektbetreiber auf hochwertige Materialien setzen, beispielsweise bei Sanitärprodukten oder Innenausstattungen.

    Eine starke Stellung haben deutsche Anbieter im Industriebau. Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer sind bei Industrieprojekten zwar selten als Hauptauftragnehmer aktiv, liefern aber häufig als Subunternehmer die technologischen Herzstücke.

    Destatis zufolge haben sich im Jahr 2023 die deutschen Maschinenlieferungen (SITC 71 bis 74) nach Saudi-Arabien deutlich erholt. Gegenüber dem Vorjahr wurde ein Anstieg um fast 20 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro verbucht. Die deutschen Maschinenexporte waren 2021 unter die Marke von 1 Milliarde Euro gesunken und lagen 2022 bei 1,1 Milliarden Euro. Der bisherige Spitzenwert wurde im Jahr 2015 mit fast 2 Milliarden Euro erreicht.

    Im Segment Energieeffizienz hat Deutschland in Saudi-Arabien eine hohe Reputation. Das Thema gewinnt in der saudi-arabischen Bauwirtschaft weiter an Bedeutung. Gestiegene Energiekosten durch Subventionsabbau und geänderte regulatorische Rahmenbedingungen fördern diesen Trend.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Hochbau: Projekte

    Im Hoch- und Wirtschaftsbau befinden sich Projekte im Gesamtwert über 230 Milliarden US-Dollar in Planung. Einige Vorhaben dürften es jedoch nicht bis zur Realisierung schaffen.

    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Wohnungsbau (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$) 

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Industrial Complex: 20.000 Housing Units

    3.500

    DE

    CITIC Construction

    Albuhairat Land Development in Jeddah

    1.900

    ST

    Saudi Arabia Ministry of Housing

    Al Dar Suburb in Madina

    800

    DE

    National Consolidated Distribution Co.

    Jeddah Central Project: Phase 1: Residential Units

    500

    DE

    Jeddah Central Development Company

    NEOM City: Community Villages: Phase 2

    500

    ST

    NEOM

    Murooj Jeddah (Wadi Al Asla): 10.000 Housing Units

    500

    DE

    Sumou Real Estate Development Company

    King Khalid University: University Campus in Abha : Faculty Housing

    500

    ST

    Ministry of Education

    Community Homes in Riyadh

    432

    ST

    SAKAN

    Saudi Housing Project: Dirhab

    350

    ST

    National Consolidated Distribution Co.

    Makkah Housing Project

    346

    ST

    Ministry of Municipal, Rural Affairs and Housing

    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Stadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 DE = Design, ST = StudieQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Bürobau (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    New Embassy Compound (NEC) in Riyadh

    500

    PQ

    U.S. Department of State

    Smart Village & Headquarter: Phase 2

    133

    DE

    Saudi Telecom Company (STC)

    Expansion MOMRA Headquarters in Riyadh

    100

    PQ

    Ministry of Municipal & Rural Affairs (MOMRA)

    NEOM City: NEOM Media Hub: AAA Games Development Studio

    100

    ST

    NEOM

    Jubail Industrial City Complex

    85

    DE

    Royal Commision for Jubail and Yanbu (RCJY)

    GFB Business Center in Dammam

    80

    ST

    BTECH/GFB

    New Headquarter and Intelligence Complex in Riyadh

    75

    ST

    Saudi Authority for Data and Artificial Intelligence (SDAIA)

    Fit-Out Works and Information Technology in Dahran

    60

    ST

    Saudi Aramco

    Meydan Office Park in Riyadh

    50

    DE

    Riyadh Municipality

    ME Saudi Main Distributor Center

    50

    PQ

    Amazon

    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Stadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 ST = Studie, DE = Design, PQ = PräqualifizierungQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Hotelbau (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Shurayrah Island: Hotel West 3

    1.110

    DE

    Almutlaq Real Estate Investment Co.

    Masar: Package B: Hilton Garden Inn

    700

    AP

     Umm al Qura Development & Construction Company 3)

    The Rig Tourism Project

    500

    DE

    Oil Park Development Company 3)

    Diriyah Gate Development: Diriyah Square Time Out Market

    500

    ST

    Diriyah Gate Development Authority

    Wadi Al Disah Eco-tourism Project

    300

    DE

    Public Investment Fund

    Hilton and Canopy Hotel in Abha

    253

    ST

    Sedco

    Masar: Package E: Grand Hyatt

    250

    DE

    Umm al Qura Development & Construction Company 3)

    NEOM: Trojena: Ski Resort

    250

    DE

    NEOM

    NEOM: Trojena: The Bow Hotel

    250

    DE

    NEOM

    NEOM: Gulf of Aqaba: Gas Station Hotel

    160

    DE

    NEOM

    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 ST = Studie, DE = Design, AP = Angebotsprüfung; 3 derzeit keine WebsiteQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Krankenhausbau (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Jeddah Central Project: Phase 3

    1.000

    DE

    Jeddah Central Development Company

    King Faisal Medical City in Asir: Phase 2

    450

    PQ

    Ministry of Health

    Al Ansar General Hospital in Madinah

    270

    AP

    Ministry of Health 

    Masar: Hospital (200 Beds)

    266

    ST

    Umm Al Qura 

    Al Dammam International Hospital

    250

    DE

    Vision Architectural DE Office 

    Prince Mohammed Bin Abdul Aziz Medical City in Jouf: Phase 2

    156

    PQ

    Ministry of Health

    Al Hamra Hospital in Riyadh

    144

    ST

    Sulaiman Al Habib Medical Group 

    Olaya Hospital in Riyadh

    110

    DE

    Haif Company 

    Madinah Hospital in Mitan

    100

    DE

    Sulaiman Al Habib Medical Group 

    Ula-Al

    100

    DE

    Royal Commission for AlUla
    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 ST = Studie, DE = Design, PQ = Präqualifizierung, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Freizeit- und Unterhaltungssektor (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    The Qiddiya Project: Motion Core

    600

    PQ

    Qiddiyah Investment Company

    Dammam Football Stadium

    400

    ST

    Eastern Province Municipality

    The Qiddiya Project: Eco Core

    400

    DE

    Qiddiyah Investment Company

    The Qiddiya Project: City Center: Sports Complex

    300

    PQ

    Qiddiyah Investment Company

    Al Ahsa Entertainment Complex

    300

    ST

    Seven

    NEOM City: Gulf of Aqaba: The Cube Cluster

    200

    A

    NEOM

    Wadi Fulaij New Park

    200

    DE

    Hafr Al Batin Municipality

    Riyadh Sports Boulevard: Zone 6

    100

    AP

    Royal Commission for Riyadh City

    The Olympic Village

    100

    DE

    General Sports Authority

    Wadi Safar Developments: Royal Diriyah Polo and Equestrian Club

    100

    DE

    Diriyah Gate Development Authority

    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 ST = Studie, DE = Design, PQ = Präqualifizierung, A = Ausschreibung, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Industriebau (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Smelting and Rolling Aluminium factory

    10.000

    ST

    Royal Commission for Jubail and Yanbu (RCJY)

    PIF Green Ammonia Plant

    6.500

    ST

    Public Investment Fund

    Ras al-Khair Crude Oil To Chemicals Complex

    5.000

    ST

    Sabic

    COTC: Refinery: Residual Hydrocracking (Package 1)

    5.000

    ST

    Saudi Aramco

    Integrated Flat Steel Complex in Ras Al-Khair

    4.000

    DE

    Essar

    Industrial Complex in Ras Al Khair

    3.900

    ST

    Royal Commission for Jubail and Yanbu (RCJY)

    Copper, Zinc & Lead Refining Complex in RAK Mineral City

    2.800

    ST

    Trafigura

    Amiral Complex:  Derivatives Unit : Package 2

    1.900

    AP

    SATORP

    Circular Iron Blocks Prod. Plant

    1.500

    ST

    Ministry of Industry and Mineral Resources

    Poultry Production Plant

    1.200

    ST

    Almarai

    1 viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2 ST = Studie, DE = Design, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Robert Espey | Dubai

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Die mittelfristige Entwicklungsplanung "Vision 2030" sieht hohe Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, den Wassersektor und in erneuerbare Energien vor.

    Wasserwirtschaft

    Die Investitionen in neue Meerwasserentsalzungsanlagen werden hoch bleiben. Sie sollen möglichst über private Investoren realisiert werden. Vorerst bleibt aber die staatliche Saline Water Conversion Corporation dominierend. Zuständig für die Planung und Ausschreibung privater Entsalzungsanlagen sowie für den Abschluss von Wasserabnahmeverträgen ist die zum Finanzministerium gehörende Saudi Water Partnership Company (SWPC). Die SWPC-Planung strebt von 2022 bis 2027 die Inbetriebnahme privater Entsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 6,2 Millionen Kubikmetern pro Tag an.

    In Saudi-Arabien wird aktuell nur etwa die Hälfte des Abwassers geklärt. Bis 2030 soll der Anteil 95 bis 100 Prozent erreichen. Entsprechend treibt die Regierung den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Klärwerke voran. Nach Angaben von MEED Projects sind derzeit Kläranlagen im Wert von rund 9 Milliarden US-Dollar (US$) im Bau oder in Planung. Hinzu kommen weitere Milliardeninvestitionen für die Erweiterung des Abwassernetzes.

    Gemäß der National Water Strategy soll im Jahr 2030 geklärtes Abwasser zu 70 Prozent wiederverwendet werden. Für 2020 sah die Strategie eine Quote von 35 Prozent vor. Offiziellen Zahlen zufolge wurden aber lediglich 18 Prozent erreicht. Dieser Anteil stieg bis 2022 auf etwa 23 Prozent.

    Stromversorgung

    In Saudi-Arabien fließen weiterhin hohe Investitionen in konventionelle Kraftwerke. Im Jahr 2023 wurden Kapazitäten von 8,4 Gigawatt für Gaskraftwerke vergeben. Davon entfielen 7,2 Gigawatt auf vier kombinierte Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) in Quassim und Taiba. Siemens erhielt Aufträge zur Lieferung von Gasturbinen. In der Ausschreibungsphase befinden sich GuD-Projekte in Al-Nairiyah und Remah mit einer Leistung von weiteren 7,2 Gigawatt.

    Bei den erneuerbaren Energien sieht die Planung einen Ausbau der Kraftwerkskapazitäten auf 58,7 Gigawatt bis 2030 vor. Davon sollen 40 Gigawatt auf Fotovoltaik, 16 Gigawatt auf Windenergie und 2,7 Gigawatt auf Sonnenwärmekraftwerke entfallen. Hinzu kommen die Solar- und Windkraftprojekte in der neuen Entwicklungszone NEOM.

    Der tatsächliche Ausbau bleibt bislang jedoch deutlich hinter der Planung zurück. Die für 2023 angestrebte Zielgröße von 27,3 Gigawatt wurde nur zu 5 Prozent erreicht. Der Anteil der Erneuerbaren an den gesamten Kraftwerkskapazitäten des Landes liegt aktuell bei etwa 1,5 Prozent. Im Bau befinden sich Anlagen mit einer Leistung etwa 10 Gigawatt, ohne NEOM.

    Im Bereich Stromübertragung und -verteilung befinden sich mehr als 200 Vorhaben für 12,3 Milliarden US$ in der Bauphase. Für die meisten Projekte ist die Saudi Electricity Company beziehungsweise das Tochterunternehmen National Grid zuständig. MEED Projects listet geplante Projekte im Wert von 13,1 Milliarden US$. Die meisten Vorhaben sollen noch 2024 vergeben werden.

    Luftverkehrsinfrastruktur

    Das Königreich kündigt einen massiven Ausbau des Luftverkehrs an. Ziel ist es, das Passagieraufkommen von 2023 bis 2030 mehr als zu verdreifachen. Die Regierung spricht von einem Anstieg auf 330 Millionen Passagiere. Davon sollen 10 Prozent auf internationale Transitverbindungen entfallen. Viele Beobachter halten die Ziele für kaum erreichbar.

    Die notwendigen Investitionen in die Flughafeninfrastruktur und den Flottenausbau werden mit insgesamt 100 Milliarden US$ kalkuliert. Private Investoren sollen als tragende Säule die Saudi Aviation Strategy umsetzen. Vorerst dürfte das meiste Geld allerdings aus staatlichen Quellen kommen. Der Public Investment Fund (PIF) übernimmt einen Großteil der Finanzierung.

    Angesichts der Expansionsziele bis 2030 müsste Saudi-Arabien das Investitionstempo deutlich erhöhen. Nach Angaben der Projektdatenbank MEED sind derzeit Projekte (ohne militärischen Hintergrund) im Wert von lediglich 2,9 Milliarden US$ in der Bauphase.

    Der neue King Salman Airport in Riad ist das größte geplante Flughafenprojekt des Landes. Bis 2030 soll die erste Phase abgeschlossen sein, das gesamte Vorhaben bis 2050. Phase 1 sieht eine Kapazität von jährlich 120 Millionen Passagieren vor. Bis 2050 soll sie auf 185 Millionen Passagiere und 3,5 Millionen Tonnen Fracht steigen. Beobachter sprechen von einem ambitionierten Zeitplan, da das Vorhaben noch in der Design-Phase steckt. Investor ist der vom Kronprinzen geleitete PIF.

    MEED Projects veranschlagt die Baukosten des Megaflughafens mit 30 Milliarden US$. Es gibt aber auch Schätzungen, die deutlich höher liegen. Der neue Flughafen soll auf dem Gelände des derzeitigen King Khalid International Airports entstehen. Den Masterplan erstellte das Architekturbüro Foster + Partners.

    Schieneninfrastruktur

    Nach der Fertigstellung des 2.750 Kilometer langen North Train Network befinden sich derzeit im Schienenfernverkehr keine größeren Projekte in der Bauphase. Es gibt aber ambitionierte Pläne für den weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur. Das Investitionsministerium bekräftigte 2022, den Saudi Railway Masterplan bis 2040 umzusetzen und das Schienennetz auf 8.000 Kilometer zu erweitern. Aktuell sind es etwa 4.500 Kilometer.

    Ein geplantes Großprojekt ist die "Saudi Land Bridge" zwischen Riad und Jeddah. Das Vorhaben steckt allerdings seit vielen Jahren in der Planungsphase fest.

    In Riad laufen seit 2013 die Bauarbeiten an einem 23 Milliarden US$ teuren Metrosystem mit sechs Linien. Mit großer Verzögerung dürfte die Inbetriebnahme 2024 erfolgen. Eine siebte Metrolinie soll für 4 Milliarden US$ errichtet werden. Ferner ist geplant, die Linie 2 für 2 Milliarden US$ zu verlängern.

    In NEOM soll als Teil des Städtebauprojekts "The Line" ein 14,5 Milliarden US$ teures Hochgeschwindigkeitsschienennetz (The Spine) entstehen. Rund 7 Milliarden US$ werden für das Schienennetz der NEOM-Industriezone (Oxagon) kalkuliert. In Al Ula ist für 1 Milliarde US$ ein 50 Kilometer langes Straßenbahnsystem vorgesehen.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Technologien aus Deutschland kommen in vielen Tiefbau- und Infrastrukturprojekten zum Einsatz. Auch bei Ingenieurdienstleistungen spielen deutsche Firmen eine wichtige Rolle.

    Deutschland ist Technologielieferant

    Deutsche Unternehmen sind im saudi-arabischen Tief- und Infrastrukturbau vor allem als Technologielieferanten gefragt. Ein Beispiel ist der Bereich der erneuerbaren Energien. In der Entwicklungszone NEOM im Nordwesten des Landes verfolgt der staatliche Public Investment Fund (PIF) gemeinsam mit dem lokalen Stromerzeuger ACWA Power und dem US-Unternehmen Air Products & Chemicals ein 5,7-Milliarden-US$-Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak. ThyssenKrupp Industrial Solutions liefert die Ammoniaksynthese- und die Wasserelektrolysetechnologie mit einer Elektrolyseurkapazität von 2.000 Megawatt auf Basis von 20 Megawatt-Modulen für dieses Vorhaben.

    Maschinen und Anlagen für Infrastrukturprojekte

    Auch die Technik für konventionelle Kraftwerke (Turbinen etc.) kommt häufig aus Deutschland. So lieferte Siemens für das 2020 fertiggestellte 1,5-Gigawatt-Kraftwerk Fadhili fünf Gasturbinen im Gesamtwert von 400 Millionen US$. Siemens hat auch einen langfristigen Wartungsvertrag unterzeichnet. Der Hauptauftrag für den Bau des Kraftwerks ging an Doosan Heavy Industries & Construction aus Südkorea. Kraftwerksbetreiber (Developer) ist Engie aus Frankreich. Mit der Saudi Electricity Company (SEC) wurde ein Stromabnahmevertrag über eine Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen. Fichtner war als Berater tätig. Auch im Segment der Stromnetze sind deutsche Firmen gut vertreten.

    In Riad steht das Mega-Metroprojekt kurz vor der Fertigstellung. Hierzu hat der deutsche Tunnelbohrmaschinenhersteller Herrenknecht die Vortriebstechnologie für insgesamt 28 Kilometer Tunnelstrecke der Linien 1 und 5 bereitgestellt. Im 16 Kilometer langen Tunnel der Linie 1 kamen vier multimodale Tunnelbohrmaschen zum Einsatz, im 12 Kilometer langen Tunnel der Linie 5 zwei EPB-Schilde (Earth Pressure Balance) von Herrenknecht.

    Siemens ist als Teil eines BACS-Konsortiums gemeinsam mit Bechtel, der lokalen Almabani General Contractors Company und der griechischen Consolidated Contractors Company am Bau der Metrolinien 1 und 2 beteiligt. Auf Siemens entfällt ein Auftragsvolumen von 2,1 Milliarden US$. Der Auftrag umfasst 74 Inspiro-Züge, die Elektrifizierung der Strecke, die Signal- und Kommunikationstechnik für den fahrerlosen Betrieb sowie die gesamte Systemintegration.

    Der Auftrag zur Planung der Olaya Metro Station , wo sich die Linien 1 und 2 kreuzen, ging an das Dortmunder Architektenbüro Gerber. Gerber erstellte auch den Entwurf für die im Jahr 2015 vollendete King Fahd National Library in Riad.

    Der deutsche Tiefbauspezialist Bauer hat 2022 für die ersten drei Bauabschnitte des in NEOM geplanten futuristischen, 170 Kilometer langen Gebäudekomplexes "The Line" Aufträge für Gründungsarbeiten (70 Meter tiefe und bis zu 2,5 Meter dicke Großbohrpfähle) erhalten. "Wir sind stolz, dass wir wieder einmal mit unseren Gründungsarbeiten wesentlich zum Bau eines weltweit beachteten Megaprojekts beitragen werden", so Michael Stomberg, der Vorstandsvorsitzende der Bauer Aktiengesellschaft. Die zur britischen Keller Group gehörende Keller Grundbau GmbH ist ebenfalls am "The Line"-Projekt (Module 40) beteiligt.

    Deutsche Ingenieurfirmen gefragt

    Deutsche Ingenieurfirmen werden für Planung, Design und Projektmanagement in Saudi-Arabien gerne engagiert. Neben dem Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner sind unter anderem ILF Consulting Engineers, Dornier Consulting, die Bernard Gruppe, Lahmeyer/Tractebel-Engie, Dorsch, BIT Ingenieure, BW Engineers und B+G Ingenieure (Bollinger + Grohmann) vor Ort aktiv.

    Die Datenbank MEED Projects listet 89 Projekte, an denen Fichtner beteiligt ist oder war. Für die Hauptstadt Riad erstellte das Unternehmen einen Masterplan für ein nachhaltiges Abwassermanagement. Zu den Wasserprojekten von Fichtner zählt eine RO-Meerwasserentsalzungsanlage (Reverse Osmosis) mit einer Kapazität von 0,5 Millionen Kubikmetern pro Tag für das Zufu-Ölfeld. Das Unternehmen verbucht auch Aufträge für eine 150 Kilometer lange Wasserleitung zwischen Rais und Rabigh (Kapazität: 0,5 Millionen Kubikmeter pro Tag) und die zweite Phase der Meerwasserentsalzungsanlage der Saline Water Conversion Corporation (SWCC) in Al Khobar (Kapazität: 0,6 Millionen Kubikmeter pro Tag).

    Fichter ist ebenfalls an einem Großprojekt zur Modernisierung bestehender Kläranlagen beteiligt. Zunächst sollen mit privaten Betreibern fünf LTOM-Verträge (Long Term Operation and Maintenance Contracts) für insgesamt 15 Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 2,51 Millionen Kubikmetern pro Tag abgeschlossen werden.

    Die BIT Ingenieure AG aus Baden-Württemberg befasst sich seit 2010 mit einem Masterplan zur Regenentwässerung und zum Hochwasserschutz in Riad. Sie kooperiert dabei mit BW Engineers aus Esslingen.

    Dornier Consulting führte in Saudi-Arabien zahlreiche Projekte im Bereich Verkehrsinfrastruktur durch, darunter die Entwicklung des Saudi Railways Masterplans 2040 (Aufträge 2011/12 und 2015 bis 2017) und bei der Metro in Riad. Dorsch war unter anderem an der 2015 fertiggestellten Erweiterung des Flughafens in Medina beteiligt.

    Lahmeyer/Tractebel-Engie berät vor allem im Kraftwerksbau. Zu den abgeschlossenen Projekten gehören der Bau und die spätere Erweiterung des Qurayyah-Kraftwerks (Combined Cycle) auf 3,8 Gigawatt sowie das Qurayyah-Kraftwerk 1 und 2 der Hajr Electricity Production Company. Die Bernard Gruppe ist unter anderem in Jeddah beim Stadtentwicklungsprojekt Jeddah Waterfront and Corniche Development engagiert sowie in Riad bei Rückhaltebecken im Bereich Entwässerung.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Tiefbau: Projekte

    In den Sektoren Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft sowie Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind Projekte im Wert von über 290 Milliarden US-Dollar geplant.

    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Schienenverkehr (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Riyadh Dammam High-Speed Rail

    4.500

    DE

    SAR

    NEOM City: Backbone Infrastructure: Signalling and Rolling Stock

    2.000

    DE

    NEOM

    North Al Mashaaer Monorail

    2.000

    DE

    Mecca Municipality

    Medina Metro: Red Line

    2.000

    DE

    Madinah Municipality

    Medina Metro: Green Line

    1.500

    DE

    Madinah Municipality

    Riyadh and King Abdullah Port Link (CTW410)

    1.000

    ST

    SAR

    Riyadh-Doha High-Speed Maglev Train

    1.000

    ST

    MOT/MOTC

    NEOM City: Oxagon: NICC: The Connector Depot

    1.000

    A

    NEOM

    Medina Metro: Blue Line

    1.000

    DE

    Medina Municipality

    Al Ula Tourism Development: Infrastructure: Tramway

    800

    PQ

    RCU
    1: viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2: ST = Studie, DE = Design, PQ = Präqualifizierung, A = AusschreibungQuelle: MEED Projects 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Flughafensektor (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Prince Nayef Bin Abdulaziz Regional Airport Expansion

    700

    DE

    GACA

    The Qiddiya Airport: Aerodrome and Airfield

    500

    DE

    QIC

    King Salman International Airport: Airside Package

    500

    DE

    Matarat Holding

    King Salman International Airport: Landside Package

    500

    DE

    Matarat Holding

    Expansion of Wadi Al Dawasir Domestic Airport

    300

    DE

    GACA

    King Abdulaziz International Airport: Redevelopment of Hajj Arrival Halls

    300

    ST

    GACA

    Domestic Airport in Shaqraa

    300

    DE

    GACA

    Expansion of Rafha Domestic Airport

    300

    DE

    GACA

    Redevelopment of Medina Hajj Terminal

    300

    ST

    GACA

    Turaif Domestic Airport Expansion

    300

    DE

    GACA

    1: viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2: ST = Studie, DE = DesignQuelle: MEED Projects 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Stromsektor (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Nuclear Power Reactor: Package 1

    6.000

    FEED

    KA-CARE

    Renewable Energy Program: Round 5

    3.000

    ST

    REPDO

    1.800 MW Gas Fired Power Plant Taiba 1

    2.000

    A

    SPPC

    1.800 MW Gas Fired Power Plant Qassim 1

    2.000

    A

    SPPC

    1.800 MW Gas Fired Power Plant Qassim 2

    2.000

    A

    SPPC

    1.800 MW Gas Fired Power Plant Taiba 2

    2.000

    A

    SPPC

    Renewable Energy Round IV: 1,100 MW Al-Hinakiyah Hybrid CSP/Solar Project

    1.500

    A

    REPDO

    Saudi to Jordan Power Interconnection

    1.000

    A

    SEC/NEPCO

    PP16 Combined Cycle Power Plant: Phase 1

    1.000

    ST

    SEC

    Renewable Energy Program Round IV: 700 MW Yanbu Wind

    1.000

    A

    REPDO

    1: viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2: FEED = Front End Engineering Design, A = Ausschreibung, ST = StudieQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Wassersektor (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    Upgrade of Sewage Treatment Plants: 5 Packages

    2.150

    A

    NWC

    Amaala: Utilities Package

    1.200

    AP

    Red Sea Global

    Al Ula Tourism Development: Infrastructure: Water Supply & Treatment Plant

    1.000

    FEED

    RCU

    NEOM City: Oxagon Village Water Recycling Plant

    1.000

    PQ

    ENOWA

    NEOM City: Trojena: Trojena Valley Cluster: Dams

    1.000

    AP

    NEOM

    Al Khobar Desalination Plant Phase 4

    800

    ST

    SWCC

    Rabigh 4 Water Plant

    600

    AP

    SWPC

    Ras Al Khair Water Plant: Phase 2

    600

    ST

    SWPC

    Yanbu Desalination Plant: Phase 4A

    600

    ST

    SWCC

    Amaala: Water Transmission Pipeline from Neom to Amaala

    600

    PQ

    Red Sea Global

    1: viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2: ST = Studie, FEED = Front End Engineering Design, PQ = Präqualifizierung, A = Ausschreibung, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023
    Saudi-Arabien: Ausgewählte Großprojekte im Hafensektor (Stand: Februar 2023) 1)

    Projekt

    Investitionssumme (in Mio. US$)

    Projektstand 2)

    Projektbetreiber

    NEOM City: Oxagon Port

    2.000

    DE

    NEOM

    Docks and Naval Bases for Borders

    300

    PQ

    Ministry of Interior

    Marine Docks Project and Ship Repair Facility

    300

    AP

    RSNF (Ministry of Defense)

    NEOM City Gulf of Aqaba: Northern Gateway Harbour

    250

    DE

    NEOM

    Jeddah South Container Terminal Expansion: Phase 3

    200

    DE

    Mawani

    King Abdullah Port Expansion

    200

    ST

    Port Development Company

    Jeddah South Container Terminal Expansion: Phase 4

    200

    DE

    Mawani

    NEOM City: Shusha Island Development: Marina Centre

    200

    AP

    NEOM

    NEOM City: Green Fuels: Marine Facilities

    150

    DE

    NGHC

    Amaala: The Triple Bay Miraya Island North & South Marinas

    100

    AP

    Red Sea Global

    1: viele Projekte befinden sich in einem frühen Planungsstadium, Zeitplanung und Realisierungschancen sind häufig unklar; 2: ST = Studie, DE = Design, PQ = Präqualifizierung, AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Robert Espey | Dubai

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Die vielen staatlichen Gigaprojekte drohen den saudi-arabischen Baumarkt zu überhitzen. Knappe Ressourcen werden die Preise nach oben treiben.

    Kapazitäts- und Lieferengpässe drohen das Wachstum der saudi-arabischen Bauwirtschaft abzubremsen. Insbesondere im Großraum Riad und der Entwicklungszone NEOM könnten die staatlichen Gigaprojekte zu erheblichen Engpässen führen. Deutliche Preissteigerungen bei Bauleistungen und Baumaterialien sind zu erwarten.

    Gigaprojekte kurbeln die Bauwirtschaft an

    Gigaprojekte leisten einen wesentlichen Beitrag zur Belebung der Baukonjunktur. Nach Angaben der Datenbank MEED Projects wurden von 2018 bis Februar 2024 für 17 ausgewählte Gigaprojekte Bauaufträge für 80 Milliarden US$ vergeben. Allein auf die futuristische Entwicklungszone NEOM entfielen etwa 37 Milliarden US$. 

    Für das Gigaprojekt Red Sea Global summieren sich die vergebenen Aufträge auf 7,2 Milliarden US$. Dabei geht es um den Bau von zwei Luxus-Ferienresorts am Roten Meer. Die beiden neuesten Gigaprojekte sind die Weltausstellung 2030 in Riad (Expo 2030) und die Fußballweltmeisterschaft der Männer 2034. MEED Projects rechnet kurz- und mittelfristig mit der Ankündigung weiterer Gigaprojekte.

    Saudi-Arabien: Auftragseingang in der Bauwirtschaft nach Sektoren 2021 bis 2023 *)in Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent

    Sektoren

    2021

    2022

    2023

    Veränderung 2023/2022

    Alle Sektoren

    55,8

    60,0

    94,5

    57,5

    Wohnungsbau

    5,3

    10,5

    6,7

    -36,0

    Hotel- und Gaststättengewerbe

    1,1

    3,8

    2,1

    -44,8

    Wohn-/Gewerbeprojekte (Mixed-Use)

    2,6

    0,4

    2,6

    501,4

    Freizeitindustrie

    1,3

    2,6

    7,8

    195,7

    Chemische Industrie

    2,2

    1,3

    8,3

    538,2

    Energiewirtschaft

    11,3

    5,2

    20,1

    283,1

    Transportwesen

    6,6

    13,0

    16,1

    23,7

    Wasserver- und -entsorgung

    5,3

    6,6

    10,9

    65,8

    Gasindustrie

    7,0

    1,8

    8,4

    366,6

    * Gesamtkosten der Projekte (einschließlich Ausrüstungen, Anlagen etc.), deren Hauptauftrag im jeweiligen Zeitraum vergeben wurde. Abgeschlossene Verträge, die nicht umgesetzt oder gestoppt wurden, sind nicht berücksichtigt.Quelle: MEED Projects (Contract Awards) 2024

    MEED Projects zufolge befinden sich im Februar 2024 Projekte für 108 Milliarden US$ in der Ausschreibungsphase.

    Lokale Unternehmen dominieren im Hochbau

    Die Auftragsvergabe lässt Vorhersagen über die Entwicklung der Baukonjunktur jedoch nur beschränkt zu: Großprojekte erstrecken sich über viele Jahre, es kommt zu Modifikationen und nicht selten auch zu Baustopps.

    Lokale Firmen prägen den saudi-arabischen Hochbausektor (ohne Industriebau), einige davon befinden sich im Familienbesitz. 

    Gemäß MEED Projects führten in den Jahren 2019 bis 2023 bei den im Hochbau neu vergebenen Aufträgen die lokalen Bauunternehmen Nesma & Partner mit einem Auftragsvolumen von 4,1 Milliarden US$. Es folgten Alfanar Construction (3,7 Milliarden US$), Almabani (3,0 Milliarden US$) und Saudi Arabia Baytur Construction (2,9 Milliarden US$).

    Die wichtigsten ausländischen Firmen im Hochbausektor waren von 2019 bis 2023 die ALEC Engineering & Contracting (VAE; 1,3 Milliarden US$), Shapoorji Pallonji (Indien; 1,1 Milliarden US$) sowie die China Gezhouba Group (China; 1,1 Milliarden US$).

    Ausländisches Know-how im Tief-, Industrie- und Infrastrukturbau gefragt

    Im Tief-, Industrie- und Infrastrukturbau dominieren ausländische Bauunternehmen als Hauptauftragnehmer bei Projekten mit hohen technischen Anforderungen. Häufig werden Konsortien mit lokalen Firmen gebildet. In einigen Bausparten haben asiatische Unternehmen aus Südkorea und China einen großen Marktanteil.

    Internationale Hauptauftragnehmer von 2019 bis 2023 (alle Sektoren, ohne Hochbau)Auftragsvolumen in Milliarden US$
    UnternehmenHerkunftsland

    Auftragsvolumen 2019 - 2023

    Larsen & ToubroIndien

    21,1

     Hyundai E&CSüdkorea

    9,0

    SaipemItalien

    8,4

    SEPCO IIIChina

    7,5

    National Petroleum Construction CompanyVAE

    5,4

    JGC CorporationJapan

    4,8

    Tecnicas ReunidasSpanien

    4,7

    McDermottUSA

    4,4

    Samsung EngineeringSüdkorea

    3,7

    China Harbour EngineeringChina

    3,1

    Quelle: MEED Projects, März 2024

    Als Hauptauftragnehmer aus Deutschland werden ThyssenKrupp (0,4 Milliarden US$), Siemens (0,3 Milliarden US$), Bauer (0,2 Milliarden US$), Keller (0,1 Milliarden US$), IBAU Hamburg (0,08 Milliarden US$) und Linde (0,04 Milliarden US$) gelistet.

    Architektur- und Ingenieurfirmen aus Deutschland gefragt

    In Saudi-Arabien waren in den vergangenen zehn Jahren auch mehrere deutsche Architektur- und Ingenieurfirmen in den Bereichen Planung, Design und Projektmanagement aktiv. Zu ihnen gehören Fichtner, Gerber Architekten, ILF Consulting Engineers, Albert Speer & Partner, Dornier Consulting, Bernard Gruppe, Lahmeyer und Dorsch.

    Geschäftspraxis: Bei Gigaprojekten liegen ECI-Modelle im Trend

    Die Abwicklung von Bauprojekten erfolgt in Saudi-Arabien im Wesentlichen nach international üblichen Verfahren. Die Projektsteuerung und -überwachung wird renommierten internationalen Architektur- und Ingenieurbüros übertragen. Der Prozess bis zur Vergabe der Aufträge kann sich sehr mühsam und langwierig gestalten.

    Saudi-Arabien setzt zunehmend auf das Modell öffentlich-privater Partnerschaften. Bei Gigaprojekten ist die Nutzung von Early-Contractor-Involvement-Modellen (ECI) ein neuer Trend. Dabei werden mit Baufirmen Rahmenvereinbarungen geschlossen, bevor die Design-Arbeiten vollständig abgeschlossen sind.

    Hohe Markteintrittsbarrieren bleiben eine Herausforderung

    Eine relativ geringe Markttransparenz und die häufig enormen Dimensionen der Bauvorhaben sind für ausländische Unternehmen die höchsten Markteintrittsbarrieren. Probleme können auch die zunehmend strengeren Regelungen zur Beschäftigung einer Mindestzahl von Einheimischen bereiten.

    Zwei Fachmessen bieten sich für eine erste Sondierung des saudi-arabischen Baumarktes an. Im November 2024 findet in Riad die 34. Ausgabe der "Saudi Build" statt. Seit 2011 hat die "Saudi Build" Konkurrenz durch die "BIG 5 Construct Saudi" in Riad bekommen.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Der Zementverbrauch in Saudi-Arabien ist wieder deutlich gesunken. Jedoch wird für 2024 mit einer Trendwende gerechnet. Der Holzbedarf muss durch Einfuhren gedeckt werden.

    Zement und Beton

    Im Jahr 2023 schrumpfte der Zementabsatz um 6 Prozent auf 49,3 Milliarden Tonnen. Auf dem lokalen Markt wurden 47,2 Milliarden Tonnen verkauft, die restlichen 2,1 Milliarden Tonnen gingen ins Ausland. Vor allem die schwache Konjunktur im Wohnungsbau erklärt die relativ geringe lokale Zementnachfrage.

    Die Analysten des Finanzdienstleisters Aljazira Capital aus Riad prognostizieren für 2024 eine Steigerung der lokalen Zementabsatzmenge um 3 Prozent. Mittelfristig dürfte die Zementnachfrage insbesondere durch die zahlreichen staatlich finanzierten Gigaprojekte angeheizt werden.

    Chinesische Firmen bauen neue Zementfabriken

    In Saudi-Arabien gibt es 17 Zementhersteller. Yamama Cement nahm im Herbst 2022 eine weitere Produktionsstätte in Betrieb und stieg damit zum größten Branchenunternehmen auf. 

    Die neue Anlage verfügt mit zwei Produktionslinien über eine Tageskapazität von 20.000 Tonnen Klinker, das entspricht etwa 23.400 Tonnen Zement. Im alten Yamama Zementwerk sind sieben Produktionslinien mit einer nominalen Tagesleistung von rund 22.000 Tonnen Zement installiert.

    Saudi-Arabien: Zementabsatz nach Herstellern 2020 bis 2023 *)in 1.000 Tonnen

    Unternehmen

    2020

    2021

    2022

    2023

    Insgesamt

    53.201

    53.384

    52.595

    49.337

     Yamama Saudi Cement

    4.580

    5.218

    6.974

    6.580

     Saudi Cement

    6.305

    6.278

    6.341

    5.965

     South Province Cement

    7.911

    6.649

    5.816

    5.053

     Qassim Cement

    4.622

    4.551

    4.373

    3.869

     Yanbu Cement

    4.552

    4.735

    4.377

    3.724

     Arabian Cement

    2.655

    3.417

    3.424

    3.468

     Riyadh Cement

    2.519

    3.522

    2.966

    3.281

     Najran Cement

    3.066

    2.909

    2.964

    2.711

     Eastern Province Cement

    2.403

    2.500

    2.121

    2.338

    * einschließlich Exporte, die 2023 einen Anteil am Gesamtabsatz von 4,2 Prozent hatten.Quelle: Firmenangaben (veröffentlicht von Yamama Saudi Cement) 2024

    Aktuell sind fünf Zementprojekte im Gesamtwert von 900 Millionen US$ im Bau. Yamama lässt die siebte Produktionslinie des alten Werks mit einer Tageskapazität von 10.000 Tonnen Klinker an einem neuen Standort neu errichten. Hauptauftragnehmer des 176-Millionen-US$-Projekts ist die Sinoma International Engineering. Das Projekt soll 2025 fertiggestellt sein.

    Sinoma International Engineering errichtet für die South Cement Company in Jizan zwei neue Klinkerlinien mit einer Kapazität von jeweils 5.000 Tonnen pro Tag. Das Projekt kostet 330 Millionen US$.

    Anfang 2024 unterzeichnete Eastern Province Cement mit Sinoma International Engineering einen 270-Millionen-US$-Vertrag über den Bau eines neuen Klinkerwerks in der Region Najibiyah. Das Werk ist auf eine Leistung von 10.000 Tonnen pro Tag ausgelegt. Die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen.

    Für die Qassim Cement Company errichtet das Chengdu Design and Research Institute in Buraydah für 40 Millionen US$ ein Zementmahlwerk. Die Tageskapazität wird bei 300 Tonnen liegen. Saudi Cement modernisiert für 50 Millionen US$  eine Klinkeranlage.

    Herstellung von Low-Carbon-Beton

    Die World Cement Association (WCA) rief 2022 ihre Mitglieder auf, Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu ergreifen. In Saudi-Arabien gibt es erste Projekte zur Reduzierung des CO-Ausstoßes.

    Das französische Cleantech-Unternehmen Hoffmann Green Cement Technologies und die lokale Shurfagh Group vereinbarten im September 2023 den Bau einer ersten klinkerfreien Zementanlage in Saudi-Arabien. Zum aktuellen Projektstand liegen keine Informationen vor.

    Die staatliche Red Sea Development Company hat mit der Al Falah Ready Mix Company einen Vertrag über die Lieferung von "Low Carbon" Beton geschlossen. Bei seiner Herstellung wird teilweise recyceltes Material eingesetzt.

    Ein Projekt der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) beschäftigt sich mit der Herstellung von Beton unter Beimischung von Puzzolanen und Kalkstein. Dieses Verfahren führt bei der Betonherstellung zu einem insgesamt geringeren CO-Ausstoß.

    Holz

    Saudi-Arabien ist bei Bauholz im Wesentlichen auf Importe angewiesen. Nach letzten verfügbaren Angaben der Zollbehörde wurde 2021 Holz (SITC 248 und 634) im Wert von 1,2 Milliarden US$ im Ausland beschafft.

    Die Hauptlieferanten von Furnierblättern, Sperrholz, Spanplatten und anderem bearbeitetem Holz waren Thailand (205 Millionen US$), China (190 Millionen US$), Indonesien (71 Millionen US$), Deutschland (15 Millionen US$) und Italien (14 Millionen US$). Insgesamt importierte Saudi-Arabien 2021 Holzprodukte der SITC-Warenposition 634 für 573 Millionen US$.

    Einfach bearbeitetes Holz (SITC 248; 2021: 599 Millionen US$) kam vor allem aus Finnland (47 Millionen US$), Schweden (112 Millionen US$) und Österreich (63 Millionen US$). Aus Deutschland wurde 2021 einfach bearbeitetes Holz für 37 Millionen US$ importiert.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

    Bei Glas, Fliesen und Sanitärkeramik verfügt Saudi-Arabien über erhebliche lokale Produktionskapazitäten. Armaturen müssen überwiegend importiert werden.

    Glas

    Der Großteil des in Saudi-Arabien benötigten Bauglases kommt aus lokaler Produktion. Ein führender Hersteller ist die Saudi Guardian International Float Glass Company, ein Joint Venture aus zwei saudi-arabischen Investoren (National Company for Glass Industries/Zoujaj; Al Zamil Group) sowie der US-Firma Guardian. Das Unternehmen verfügt in Al Jubail über eine Anlage mit einer Tageskapazität von rund 435 Tonnen.

    Die Obeikan Glass Company betreibt in Yanbu am Roten Meer ein Flachglaswerk. Seine Investitionskosten werden mit 180 Millionen US$ angegeben. Die Fabrik kann täglich bis zu 815 Tonnen Flachglas mit einer Dicke zwischen 3 und 23 Millimetern fertigen.

    Im Oktober 2022 erteilte der saudi-arabische Glashersteller RAOOM dem deutschen Unternehmen Benteler einen Auftrag über 1,9 Millionen US$ für eine neue Produktionslinie für Verbundglas. Die Fertigstellung der neuen Produktionslinie wird 2024 erwartet.

    Saudi-Arabien importiert weiterhin Bauglas in begrenzten Mengen. Das Königreich bezog 2021 gemäß amtlicher Statistik Flachglas (HS-Pos. 70.05) im Wert von 43 Millionen US$ aus dem Ausland. Die wichtigsten Lieferanten waren China mit einem Lieferumfang von 21 Millionen US$ und die VAE mit einem Wert von 12 Millionen US$.

    Fliesen/Keramik

    Die Einfuhren preisgünstiger Fliesen und anderer Baukeramik machen den lokalen Herstellern jedoch zu schaffen. Schätzungen zufolge soll derzeit noch mindestens die Hälfte des Keramikbedarfs durch Lieferungen aus dem Ausland gedeckt werden. Anti-Dumping-Zölle sollen die Billigeinfuhren aus Indien und China bremsen.

    Ein führender lokaler Keramikhersteller ist die Saudi Ceramics. Das Unternehmen mit vier Fliesenwerken und zwei Fabriken für Sanitärkeramik kann jährlich 64 Millionen Quadratmeter Keramik- und Porzellanfliesen sowie 3,2 Millionen Stück Sanitärkeramik herstellen. Es produziert auch Ziegel, Keramikrohre, Warmwasserspeicher und Sanitärzubehör. Sein Umsatz betrug 2022 rund 396 Millionen US$ mit einem Exportanteil von 8 Prozent.

    Saudi Ceramic lässt ein neues Werk errichten. Mit der Fertigstellung wird 2024 gerechnet. Die mit 67 Millionen US$ kalkulierte Keramikfabrik soll jährlich etwa 8 Millionen Quadratmeter Porzellanfliesen produzieren.

    Seit 2015 produziert die  Forsan Ceramics in der King Abdullah Economic City jährlich bis zu 15 Millionen Quadratmeter Keramikfliesen, 8 Millionen Stück Porzellanfliesen und 1,5 Millionen Stück Sanitärkeramik. Die Arabian Ceramics Manufacturing Company (ACMC) in Jeddah verfügt über eine Tageskapazität von 50.000 Quadratmetern Keramik- und Porzellanfliesen. Porsalina Ceramics stellt in Riad Sanitärkeramik her.

    Die Royal Commission for Jubail & Yanbu stellte 2021 in der Yanbu Industrial City ein 80-Millionen-US$-Keramikwerk fertig. Dieses kann pro Tag 80.000 Quadratmeter Bodenfliesen und 120.000 Quadratmeter Wandfliesen produzieren.

    Glasierte keramische Fliesen (HS 69.07) wurden 2021 für 589 Millionen US$ importiert, davon entfielen 192 Millionen US$ auf Indien, 160 Millionen US$ auf Spanien, 122 Millionen US$ auf die VAE, 44 Millionen US$ auf Italien und 19 Millionen US$ auf China. Die Einfuhren aus Deutschland betrugen in dieser Position 1,2 Millionen US$.

    Der Import anderer keramischer Baumaterialien (Ziegel, Rohre etc.; HS 69.04 bis 69.06) belief sich 2021 auf 13 Millionen US$ . Die Einfuhren keramischer Sanitärinstallationsprodukte (Waschbecken, Badewannen etc.; HS 69.10) lagen bei 60 Millionen US$. Hauptlieferant war China mit 35 Millionen US$.

    Sanitärprodukte

    Armaturen werden überwiegend importiert. Die amtliche Statistik weist für 2021 Einfuhren von Armaturen (HS 84.81) in Höhe von 1,5 Milliarden US$ aus. In der Unterposition "andere Armaturen" (HS 84.81.80), die auch Sanitärarmaturen erfasst, waren es 0,91 Milliarden US$. Die führenden Lieferanten waren im Jahr 2021 Italien, China (118 Millionen US$), Deutschland (113 Millionen US$) und die USA (99 Millionen US$). Deutsche Sanitärarmaturen sind häufig bei Bauprojekten im gehobenen und Luxussegment zu finden.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Saudi-Arabien steigert die lokale Fertigung chemischer Vorerzeugnisse. Das fördert auch die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Baugewerbe benötigt werden.

    Kunststoffe

    Das Königreich verfügt über eine bedeutende lokale petrochemische Industrie, die sich ständig weiterentwickelt. Sie liefert Vorerzeugnisse für die Herstellung von Kunststoffprodukten, die im Bausektor benötigt werden. Saudi-Arabien hatte 2022 einen Anteil von etwa drei Vierteln an den Petrochemiekapazitäten der Länder des Golfkooperationsrats. Dies entsprach rund 117 Millionen Tonnen pro Jahr.

    Der Ausbau der Chemieindustrie geht kontinuierlich weiter. Saudi-Arabien schloss von 2021 bis 2023 Chemieprojekte im Gesamtwert von 2,7 Milliarden US$ ab. Die Datenbank MEED Projects listet Chemieprojekte im Wert von rund 12 Milliarden US$, die sich im Bau befinden. Weitere Vorhaben im Wert von 40 Milliarden US$ sollen bis 2025 vergeben werden.

    Die saudi-arabische Chemieindustrie ist im regionalen Vergleich recht diversifiziert. Die Palette besteht mittlerweile aus über 130 Produkten. Dennoch dominiert weiterhin die Herstellung von Erzeugnissen mit relativ geringer Wertschöpfung. Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel entfielen 2022 etwa 90 Prozent der Produktionskapazitäten.

    Im Jahr 2011 wurde das Unternehmen Sadara gegründet, ein Joint Venture aus Saudi Aramco (65 Prozent) und Dow Chemicals (35 Prozent). Es soll einen wesentlichen Beitrag zur Diversifizierung der Branche leisten. Im Sadara Chemical Complex ging 2017 die letzte von insgesamt 26 integrierten Chemieanlagen in Betrieb.

    Neben dem Sadara-Komplex in der Jubail Industrial City II wurde der 12 Quadratkilometer große PlasChem Park eingerichtet, in dem lokal hergestellte Chemikalien weiterverarbeitet werden sollen. Der Chemiepark ist eine Kooperation von Sadara und der Royal Commission for Jubail & Yanbu.

    Das Angebot für Kunststoffprodukte (Rohre, Profile etc.) aus lokaler Herstellung für den Bausektor steigt sukzessive. Der Bedarf an Kunststoffmaschinen dürfte somit weiter steigen. Deutschland exportierte im Jahr 2023 Kunststoff- und Gummimaschinen für 75 Millionen Euro nach Saudi-Arabien. Glasfaserverstärkte Kunststoffrohre stellt die Saudi-Arabian Amiantit Company in Dammam her.

    Obwohl das lokale Angebot wächst, bleibt ein signifikanter Importbedarf auch mittelfristig bestehen. Die Einfuhren von Plastikrohren und -schläuchen (HS 39.17) beliefen sich den letzten verfügbaren Daten zufolge im Jahr 2021 auf 277 Millionen US$. Kunststoffsanitärartikel (Duschen, Waschbecken etc.; HS 39.22) wurden für 69 Millionen US$ eingeführt. Der Import anderer Baubedarfsartikel aus Kunststoff (HS 39.25) lag bei 98 Millionen US$. Bodenbeläge sowie Wand- und Deckenverkleidungen aus Kunststoff (HS 39.18) wurden für 136 Millionen US$ importiert.

    Türen und Fenster

    Obwohl Türen und Fenster aus lokaler Fertigung verfügbar sind, gibt es weiterhin signifikante Einfuhren. Fenster und Türen aus Aluminium (HS 76.10 10) wurden 2021 für 26 Millionen US$ importiert. Es folgten Fenster und Türen aus Eisen und Stahl (HS 73.08.30) für 25 Millionen US$, aus Kunststoff (HS 39.25 20) für 24 Millionen US$ und aus Holz (HS 44.18 10) für 0,4 Millionen US$.

    Bei den Herkunftsländern für Aluminiumtüren und -fenster lag Deutschland 2021 mit 4,2 Millionen US$ auf Position 3 hinter China (6,5 Millionen US$) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (6,5 Millionen US$). Im Vorjahr war Deutschland mit einem Wert von 24 Millionen US$ das Hauptbezugsland. Auch bei Türen aus Eisen und Stahl verzeichneten die deutschen Lieferungen einen erheblichen Rückgang von 24 Millionen im Jahr 2020 auf 1,5 Millionen US$.

    Hochwertige Fenster und Türen könnten angesichts des Trends zu mehr Energieeffizienz zunehmend gefragt sein. Eine kontinuierliche Marktpräsenz ausländischer Anbieter dürfte aber zumindest den Aufbau lokaler Montagekapazitäten erfordern.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien und -isolationsmaterialien

    Die lokale Produktion von Bauchemikalien und Isolationsmaterialien deckt einen Großteil des Bedarfs.

    Bauchemikalien

    Bei Farben und Lacken sowie Bauchemikalien verfügt Saudi-Arabien mittlerweile über erhebliche lokale Produktionskapazitäten. Zu den führenden Anbietern von Farben, Lacken und Beschichtungen gehört die norwegische Firma Jotun. Sie ist mit den beiden Firmen Jotun Powder Coatings Saudi Arabia in Dammam und Jotun Saudia in Jeddah vertreten und produziert an drei Standorten.

    Weitere Farbenhersteller sind unter anderem Sigma Paints, Paintco, Saudi Chemical Industries Company, Al Jazeera Paints, Hempel Paints, Colours Paints, Saudi Industrial Paint Company (Sipco), Akzo Nobel und Berger Paints. Caparol aus Deutschland produziert in Dubai und beliefert von dort den saudi-arabischen Markt.

    Die Einfuhren von Anstrichfarben und Lacken beliefen sich im Jahr 2021 auf 151 Millionen US$. Pigmente, Farbmittel etc. wurden für 226 Millionen US$ importiert. "Zubereitete Pigmente etc." waren mit 130 Millionen US$ die größte Einzelposition.

    Bauisolationsmaterialien

    Zur Isolation von Wänden und Dächern kommen vorwiegend Polystyrol und Mineralwolle zum Einsatz. Beide Materialien sind aus lokaler Herstellung verfügbar. Bei Polystyrol wächst auch Saudi-Arabiens Bedeutung als Exporteur. Der saudi-arabische Ausstoß von Polystyrol hat sich durch die Inbetriebnahme von Saudi Polymers mit einer Jahreskapazität von 200.000 Tonnen weiter erhöht. Das Unternehmen ist ein Joint Venture der National Petrochemicals Company (Petrochem) und der Arabian Chevron Phillips Petrochemical Company, einer Tochter der Chevron Phillips Chemical Company.

    Mineralwolle zur thermischen und akustischen Isolierung sowie als Feuerschutz stellt unter anderem die in einem Industriegebiet südlich von Riad angesiedelte Saudi Rockwool Factory her. Die im Jahr 1992 gegründete Fabrik verfügt über Produktionslinien zur Fertigung dunkelgrauer (Jahreskapazität: 5.000 Tonnen) und gelber Mineralwolle (22.500 Tonnen). Ein Großteil der erforderlichen Rohstoffe ist in Saudi-Arabien verfügbar.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Der Ersatz der vielfach ineffizienten Klimatechnik bietet hohes Potenzial zur Energieeinsparung. Auch eine verstärkte Gebäudeautomatisierung könnte den Energieverbrauch senken. 

    Die Klimatechnik, die in saudi-arabischen Gebäuden eingesetzt wird, ist häufig ineffizient. Ein hohes Potenzial für die Einsparung von Energie besteht darin, die Klimatechnik durch modernere Anlagen zu ersetzen. Auch eine verstärkte Gebäudeautomatisierung könnte den Energieverbrauch senken.

    Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

    In Saudi-Arabien wächst der Markt für Klima- und Lüftungstechnik. Das macht das Land für ausländische Anbieter zu einem interessanten Absatzmarkt. Heizungstechnik ist aufgrund der klimatischen Bedingungen weniger gefragt. Ein wachsender Zukunftstrend liegt in der Energieeffizienz von Klimatechnik. Die 2012 in Kraft getretenen Standards für den Energieverbrauch von Klimaanlagen waren ein wichtiger Schritt.

    In Saudi-Arabien haben Klimaanlagen am gesamten Stromverbrauch des Gebäudesektors einen Anteil von 70 Prozent, so die Berechnungen des King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC). Die Regierung versucht, den Einsatz der besonders wenig energieeffizienten Klimaeinzelgeräte (Windows Units) zurückzudrängen.

    Im Rahmen der "High Efficency Air Conditioning"-Initiative wird bei Anschaffung von energieeffizienteren "Split Units" ein Zuschuss von umgerechnet 240 US$ gezahlt. Voraussetzung ist ein Energy Efficiency Rating (EER) von 13,8 oder höher. Die Initiative zielt auf eine Reduzierung des Stromverbrauchs für Klimaanlagen um etwa ein Drittel ab.

    Bei großen Wohn- und Gewerbekomplexen setzt die Baubranche verstärkt auf zentrale Fernkältenetze (District Cooling). Der größte Betreiber von Fernkältenetzen ist Saudi Tabreed. Das Unternehmen verfügt derzeit über eine Kapazität von 751.000 Tons Refrigeration.

    Die Jabal Omar Development Company, eine Tabreed-Tochter, erweiterte 2021 in Mekka ihre Kapazität für 42 Millionen US$ um 12.000 auf 47.000 TR. Die Umm Al Qura for Development & Construction Company baut in Mekka für 300 Millionen US$ eine Anlage mit einer Leistung von 142.000 TR. Sie soll 2025 fertiggestellt sein.

    Zwei "District Cooling"-Projekte sind in der neuen Entwicklungszone NEOM in Planung. In der NEOM-Industriezone Oxagon soll für 400 Millionen US$ ein 25.000-TR-Fernkältewerk gebaut werden. Für das Stadtentwicklungsprojekt "The Line" ist ein mit 100 Millionen US$ veranschlagtes Fernkältewerk ausgeschrieben.

    Die Einfuhren von Klimageräten werden gemäß letzter verfügbarer Daten für 2021 mit 1,2 Milliarden US$ angegeben. Die Importe kamen vor allem aus China (825 Millionen US$), Thailand (120 Millionen US$), Südkorea (39 Millionen US$) und den VAE (32 Millionen US

    Gemäß VDMA-Statistik summierten sich im Jahr 2023 die deutschen Exporte "allgemeiner Lufttechnik" nach Saudi-Arabien auf rund 70 Millionen Euro. Dazu gehörten vor allem Kältetechnik und lufttechnische Einzelapparate und Anlagen. Der bisherige Spitzenwert wurde 2015 mit 96 Millionen Euro erreicht.

    Hausautomatisierung und Gebäudesicherheit

    Der Markt für Hausautomatisierung (Home Automation) könnte durch verstärkte Maßnahmen zur Energieeinsparung einen Wachstumsschub erhalten. Deutsche Anbieter haben im Bereich Energieeffizienz einen guten Ruf und könnten davon stark profitieren.

    Bislang beschränkt sich in Saudi-Arabien die Hausautomatisierung auch in gehobenen und Luxus-Wohn- und Bürogebäuden häufig auf notwendige Steuerungen der Haustechnik, beispielsweise Klimatisierung, Fahrstühle oder Feuerschutz. Insbesondere private Bauherren vermeiden zumeist aus Kostengründen Investitionen in eine darüber hinausgehende Automation. Auch der Staatssektor spart, aber hier sind Vorzeigeprojekte möglich.

    Viele öffentliche Gebäude sind mit aufwendigen Überwachungs- und Zugangskontrollsystemen ausgestattet. Im Privatsektor werden aber die Überwachungs- und Kontrollfunktionen oftmals durch günstige Servicekräfte aus Asien "manuell" ausgeübt. Um Wartungskosten einzusparen, werden nicht selten installierte Systeme außer Dienst gesetzt.

    Stand: März 2024

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Transport and Logistic Services

    Infrastrukturprojekte

    Ministry of EnergyÖl, Gas, Kraftwerke

    Ministry of Health

    Krankenhausbau

    Ministry of Municipal and Rural Affairs and Housing

    Stadtentwicklung, Wohnungsbau

    Ministry of Industry and Mineral Resources

    Industrie- und Bergbauprojekte

    Ministry of Environment, Water and Agriculture

    Wasserprojekte

    Ministry of Investment

    Investitionsförderung

    Middle East Economic Digest (MEED)

    Fachzeitschrift (kostenpflichtig)

    Construction Week

    Fachzeitschrift

    MEED Projects

    Datenbank (kostenpflichtig)

    Saudi Build

    Fachmesse in Riad (jährlich; nächster Termin: 4. bis 7. November 2024)

    BIG 5 Saudi Fachmesse in Riad (jährlich; nächster Termin: Februar 2025)
nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.