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Special | Polen | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Polen – Der lange Abschied von der Kohle

Größter Klimasünder in Polen sind die konventionellen Kraftwerke. Ohne Kohle stünde das Land still. Doch der Umbau des Energiesektors ist im Gange – gegen einige Widerstände.

Von Christopher Fuß | Warschau

  • Klimastrategie: Ein breiterer Energiemix soll her

    Im Zentrum von Polens Klimastrategie steht der Energiesektor. Außerdem kämpft das Land gegen Smog. Dass viele Projekte nur langsam vorankommen, hat unterschiedliche Gründe.

    Bis 2049 will Polen seine Steinkohleminen schließen. Der Abschied von der Kohle hat tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Folgen. Kritiker bemängeln, der Ausstieg dauere zu lange. Außerdem fehle ein Ausstiegsdatum für die Braunkohle. Die Frage, wie der Energiemarkt der Zukunft aussehen könnte, spaltet die Regierung.

    Hoffnungen setzt das Klimaministerium in Offshore-Windenergie und die Kernenergie. Das Parlament hat die Abstandsregeln für die Windkraft an Land gelockert. Im Stromnetz gibt es aber kaum noch Kapazitäten für den Anschluss neuer Energiequellen.

    Die Elektromobilität kommt nur langsam in Fahrt. Trotz öffentlicher Förderung bleiben Elektrofahrzeuge für die Meisten ein Luxusgut. Nachholbedarf gibt es weiterhin bei der Ladeinfrastruktur. Die Kommunen rufen nach Unterstützung.

    Viele Klimaprojekte hängen an EU-Geldern. Wann neue Mittel fließen, ist unklar. Der Streit zwischen Polen und der Europäischen Kommission über den Zustand des polnischen Rechtsstaates dauert an.

    Polen: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Polen

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    38,3

    83,2

    Ranking Polens im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 54

    Punktezahl: 37,9

    Rang: 16
    Punktezahl: 61,11

    Anteil Polens an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)

    0,9

    1,5 2)

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    329

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    8,6

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO2/BIP 3))

    0,3

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 4)/2015 US$ PPP 5))

    3,6

    2,8 2)

    1 2023, Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: Climate Change Performance Index 2023; Global Carbon Atlas 2023; Enerdata 2023, IEA 2023

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Klimaziele: Zankapfel Kohleausstieg

    Eigentlich wollte Polen bis zum Frühjahr 2023 neue Klimaziele festlegen. Doch die Regierungskoalition ist gespalten. Auch neue Vorgaben auf europäischer Ebene sorgen für Unmut.

    Regierungsvertreter aus Polen laufen Sturm gegen das Klimaschutzpaket Fit for 55. Im April 2023 verabschiedete der Rat der Europäischen Union einige zentrale Bestandteile des Programms. Einwände aus Polen fanden keine Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten. Premierminister Mateusz Morawiecki hatte noch im Dezember 2020 den strengeren Klimaschutzzielen zugestimmt, was ihm Partner in der Regierungskoalition heute zum Vorwurf machen.

    Laut den neuen Vorgaben sollen einige Branchen ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 62 Prozent reduzieren. Das Referenzjahr ist 2005. Ab 2034 gibt es außerdem keine kostenlosen Emissionszertifikate mehr. In der Theorie würde dieser Schritt Investitionen in klimafreundliche Technologien vorantreiben. Eine neue Zollgebühr (Carbon Border Adjustment Mechanism CBAM) soll verhindern, dass Waren aus Drittländern ohne Emissionsauflagen die europäischen Hersteller ins Abseits drängen. Ab 2027 fallen Kraftstoffe für den Transport- und Gebäudesektor unter den europäischen Emissionsrechtehandel EU-ETS. Rohstoffe wie Heizkohle und Diesel werden damit teurer. Ein Klimasozialfonds der EU soll Härten abfedern. Polen darf auf 12 Milliarden Euro aus dem Förderinstrument hoffen.

    Unternehmen für mehr Klimaschutz

    Vertreter der polnischen Regierung argumentieren, Fit for 55 sei zu teuer. Die heimische Industrie würde ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Privathaushalten drohe Energiearmut. Die Debatte rund um Fit for 55 ist auch deshalb so aufgeladen, weil im Herbst 2023 Parlamentswahlen in Polen anstehen.

    Einige Unternehmensverbände sehen das Paket weniger kritisch: "Mit einer angemessenen staatlichen Strategie ist Fit for 55 keine Gefahr, sondern eine Chance", meint beispielsweise Analyst Jan Ruszkowski vom Arbeitgeberverband Lewiatan. Polen müsse Emissionen reduzieren, um für Investoren attraktiv zu bleiben, mahnt Wojciech Graczyk vom Verband der privaten Arbeitgeber im Energiesektor ZPPE. "Es gibt Situationen, in denen die polnischen Tochtergesellschaften von globalen Firmen in Polen 20 Prozent der internationalen Einnahmen erwirtschaften und gleichzeitig 80 Prozent der Konzernemissionen verursachen", rechnet Graczyk gegenüber dem Online-Nachrichtenportal Business Insider vor.

    Neue Strategie umstritten

    Hauptverantwortlich für den Ausstoß von Treibhausgasen ist Polens Energiemix. So deckt beispielsweise Kohle rund 70 Prozent des Strombedarfs. Das soll sich ändern. Die Energiestrategie PEP2040 aus dem Klimaministerium sieht vor, dass der Kohleanteil an der Stromproduktion bis 2030 um 50 Prozent sinkt. Ab 2040 soll Kohle nur noch rund 8 Prozent des Strombedarfes decken. Die Hauptlast am Strommix würden dann die erneuerbaren Energien mit knapp 51 Prozent und die Atomkraft mit 23 Prozent stemmen. Noch hat das Kabinett die Klimaziele nicht verabschiedet, auch weil Teile der Regierungskoalition für eine längere Nutzung der heimischen Braunkohle plädieren.

    Aus dem Steinkohleabbau will Polen nicht vor 2049 aussteigen. Die staatlichen Energiekonzerne sollen ihre Kohlesparten in eine Auffanggesellschaft überführen. Das Projekt kommt wegen Finanzierungsproblemen nur langsam voran.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Klimagesetze: Polen lockert Regelungen für Windräder

    Nach langen Verhandlungen hat Polen die Abstandsregelungen für Windkraftanlagen gelockert. Weitere zentrale Reformen hängen in der Planung und Abstimmung fest.

    Ein Baustein der polnischen Klimaschutzpolitik ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2015. Die Regelung führte das Auktionssystem ein.

    Polens Netzaufsicht URE versteigert Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien im Rahmen von Differenzkontrakten. Das Instrument hilft Investoren bei der Finanzierung. Eine besondere Rolle könnten die Versteigerungen in Polens jungem Offshore-Windmarkt spielen. Das Klimaministerium hat angekündigt, mehr Auktionen für Offshore-Windkraftanlagen durchzuführen als ursprünglich geplant.

    Abstandsregeln gelockert

    Seit März 2023 gilt ein neues Gesetz für Windkraftanlagen an Land. Der Mindestabstand zwischen Windrädern und bebauten Gebieten lag bislang bei der zehnfachen Turbinenhöhe (10H-Regel). Nun können Gemeinden im Flächennutzungsplan den Abstand auf 700 Meter reduzieren. Anwohner haben die Möglichkeit, Anteile an der Windkraftanlage zu erwerben.

    Die Kommunen bereiten sich auf Fahrzeugquoten vor. Die Busflotte von Gemeinden mit mindestens 50.000 Einwohnern darf ab 2028 zu nicht weniger als 30 Prozent aus emissionsfreien Fahrzeugen bestehen. Mehrfamilienhäuser und einige Nichtwohngebäude müssen Ladesäulen installieren.

    Seit April 2022 gelten neue Einspeisebedingungen für Solarpaneele auf Einfamilienhäusern. Mit der Änderung erhalten Haushalte für eingespeisten Strom den Preis von der Strombörse. Das Kabinett hat außerdem eine Reform der Einspeisebedingungen für Mehrfamilienhäuser auf den Weg gebracht.

    Es droht Reformstau

    Weitere Gesetze befinden sich in Ausarbeitung. Ein Investitionsbeschleunigungsgesetz soll den Ausbau des Übertragungsnetzes fördern. Bürokratieabbau soll Direktleitungen zwischen Kraftwerk und Abnehmer ermöglichen. Auch die Einlagerung von abgeschiedenem Kohlestoffdioxid in unterirdischen Kammern könnte bald Realität werden.

    Einige Reformen schiebt die Regierung seit geraumer Zeit vor sich her. Das Klimaministerium hatte eine Regulierung des Wasserstoffmarktes und ein Flaschenpfand angekündigt. Beide Projekte lagen Anfang Mai 2023 noch im Kabinett.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Investitionen: Nachbesserungen bei Förderprogrammen

    Dank umfangreicher Subventionen boomen die Investitionen in die Solarenergie. Auch die Windkraft kommt langsam wieder in Fahrt. Doch es läuft nicht an allen Stellen rund.

    Zu den wichtigsten Förderinstrumenten der polnischen Klimaschutzpolitik zählt der staatliche Umweltfonds (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej; NFOŚiGW). Er stellt Zuschüsse und Kredite bereit. Der Kreis der Nutznießer umfasst Privathaushalte, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen.

    Mehr Geld für Fotovoltaik

    Einige Maßnahmen des Umweltfonds haben umfangreiche Trends losgetreten. Paradebeispiel hierfür ist das Programm Mein Strom (Mój Prąd). Besitzer von Einfamilienhäusern können Zuschüsse für Fotovoltaikanlagen beantragen. Die Subventionen sind mitverantwortlich dafür, dass die Solarenergie in Polen rasant wächst. Im April 2023 hat der Umweltfonds die Zuschüsse erneut aufgestockt. Ein Förderprogramm für Fotovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern stößt ebenfalls auf großes Interesse. In weniger als zwei Monaten gingen Anträge für 500 Wohnblocks ein – laut Wirtschaftsministerium ein voller Erfolg. Weil internationale Investoren auf emissionsfreien Strom bestehen, investieren außerdem die staatlichen Wirtschaftsfördergesellschaften in eigene Fotovoltaikparks. Sie wollen den Unternehmen nachhaltige Energie anbieten.

    Neben der Fotovoltaik setzt Polen auf Offshore-Windenergie. Der Bau von Windparks auf hoher See zieht Investoren an. Turbinenproduzent Vestas arbeitet in der Hafenstadt Szczecin an einem neuen Werk.

    Nach der Lockerung der Abstandsregelungen für Windkraftanlangen an Land stehen auch hier neue Projekte an. Ein Beispiel ist das schwedische Unternehmen OX2. Die Skandinavier haben den Bau neuer Windparks in Südostpolen angekündigt.

    Förderung mit Verbesserungsbedarf

    Weniger erfolgreich verlief bislang das Programm Saubere Luft (Czyste Powietrze). Es unterstützt einkommensschwache Eigentümer dabei, ihr Haus energieeffizienter zu machen. In der Theorie kurbelt das die Nachfrage nach Fenstern, Dämmstoffen und Heizungen an. Branchenportale berichten aber von bürokratischen Hürden und niedrigen Einkommensobergrenzen. Zum Jahresauftakt 2023 hat der Umweltfonds die Förderquoten erhöht und den Kreis der Empfänger erweitert. Das soll mehr Interessenten anziehen.

    Ein Programm für Wärmepumpen, Meine Wärme (Moje Ciepło), bleibt ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Das liegt auch an den strengen Ausschlusskriterien. Nur Besitzer von neuen Häusern mit einem niedrigen Energieverbrauch können die Gelder beantragen. Der wachsenden Beliebtheit von Wärmepumpen in polnischen Einfamilienhäusern tut das aber keinen Abbruch. Allein im Jahr 2022 verkaufte die Branche in Polen 203.000 Wärmepumpen. Das Klimaministerium will, dass 2025 mindestens 1 Million Wärmepumpen in polnischen Haushalten stehen. Die Zahl soll sich bis 2030 noch einmal verdoppeln.

    Gerade im Gebäudesektor ist der Investitionsbedarf enorm. 65 Prozent aller Immobilien sind älter als 30 Jahre und verbrauchen viel Energie. Die thermische Modernisierung kostet laut einer langfristigen Prognose des Wirtschaftsministeriums bis 2050 rund 330 Milliarden Euro.

    Der Umbau des Energiesektors auf eine emissionsarme Stromproduktion wird bis 2040 laut Klimaministerium rund 160 Milliarden Euro kosten. Weitere 28 Milliarden Euro müssen laut den Berechnungen in den Ausbau der Stromnetze fließen. Vergleichsweise klein wirkt der Bedarf im Nahverkehr. Wollen die Städte und Gemeinden die gesetzlich vorgeschriebenen Quoten bei emissionsfreien Bussen bis 2028 erfüllen, sind Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro nötig.

    Ohne EU-Gelder wird es sehr schwer

    Um die Kosten zu stemmen, setzt Polen auf europäische Unterstützung. Die Mittel aus den Töpfen der EU-Kohäsionspolitik finanzieren zum Beispiel mehrere Programme des staatlichen Umweltfonds. Polen will mehr Geld als ursprünglich vorgesehen aus dem europäischen Wiederaufbaufonds abrufen. In einem Aktualisierungspapier vom April 2023 hält das Ministerium für Fonds und Regionalpolitik fest, dass zusätzliche Subventionen in die Offshore-Windenergie, in die Stromnetze und in eine nachhaltige Stadtentwicklung fließen sollen.

    Das Problem: Weil Polen eine mit der Europäischen Kommission vereinbarte Justizreform nicht umsetzt, hängen die Mittel fest. Sollten sie fließen, könnte das eine weitere Investitionswelle auslösen. Der Umweltfonds hat zum Beispiel angekündigt, mit den freigegebenen Geldern ein laufendes Förderprogramm für Elektrobusse aufzustocken.

    Der europäische Modernisierungsfonds wiederum arbeitet ohne große Probleme. Er speist sich aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten und unterstützt zum Beispiel den Bau neuer Ladesäulen. Investoren, die solche Ladestationen mit mindestens 150 Kilowatt Leistung bauen, konnten Anfang 2023 neue Fördergelder abrufen. Es wäre untertrieben, in diesem Fall von einem großen Interesse zu sprechen, denn: Das Budget war innerhalb von einer Stunde aufgebraucht.

    Wasserstoff steht noch am Anfang

    Nicht nur in die Elektromobilität fließt Geld. Dank Zuschüssen aus dem Modernisierungsfonds baut eine Tochtergesellschaft des Braunkohleriesen ZE PAK in Gdańsk, Lublin, Rybnik und Wrocław Wasserstofftankstellen auf. Der Konzern will bis 2030 aus der Kohleverstromung aussteigen und sucht neue Geschäftsfelder.

    Auch die staatlich kontrollierte Mineralölgruppe PKN Orlen setzt auf Wasserstoff. Das Unternehmen will ab 2030 jährlich 130.000 Tonnen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewinnen. Unter anderem deshalb investiert Orlen in eigene Offshore-Windkraftwerke. Außerdem setzt der Konzern auf Wasserstoff aus konventionellen Energiequellen. Das anfallende Treibhausgas wird laut den Plänen des Unternehmens in Zukunft abgefangen und eingelagert (Carbon Capture and Storage, CCS). All diese Vorhaben sind nicht billig. Zwischen 2023 und 2030 will Orlen 1,6 Milliarden Euro in Wasserstofftechnologien investieren. Die Unternehmensspitze plant den Bau von zehn Wasserstoffhubs, von Tankstellen und von mehreren Kraftwerken. Der Energieriese will Wasserstoff als Treibstoff für schwere Fahrzeuge nutzen, nicht aber für die Stromproduktion.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Polen

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 vom DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Nicht bei allen Projekten ist das Budget gesichert

    In der polnischen Regierung gibt es Widerstand gegen den Kohleausstieg. Einige Transformationsprojekte laufen bereits. Investitionen fließen nicht nur in erneuerbare Energien.

    Polen überarbeitet die nationale Energiestrategie PEP2040. Details zum Strommarkt sind bereits an die Öffentlichkeit gelangt. Bis zum Jahresende 2023 will das Klimaministerium außerdem neue Pläne für den Wärmesektor vorstellen. Weil die Regierungsparteien PiS (Prawo i Sprawiedliwość) und Souveränes Polen (Suwerenna Polska) in Energiefragen uneins sind, hing die Strategie Mitte Mai 2023 noch im Kabinett fest. Souveränes Polen will an der Kohle festhalten. Das PiS-geführte Klimaministerium setzt auf andere Energieträger.

    Stromerzeugung: Wind wird wichtigste erneuerbare Energiequelle

    Laut dem Strategiepapier soll der Anteil der Kohle an der Stromproduktion von heute rund 70 Prozent auf 8 Prozent im Jahr 2040 sinken. Gleichzeitig würde der Anteil der erneuerbaren Energien von heute 20 Prozent auf über 50 Prozent steigen. Damit auch an Tagen mit wenig Sonne und Wind die Lichter nicht ausgehen, setzt Polen auf Atomenergie. Kernreaktoren sollen ab 2040 knapp 23 Prozent des Strombedarfes decken.

    Noch besitzt Polen keine Offshore-Windparks. In der Ostsee bei Gdańsk entstehen Windkraftwerke. Ab 2040 wird Offshore-Wind 18 Prozent des Strombedarfs decken. Das Infrastrukturministerium hat insgesamt 20 Gebiete in der Ostsee ausgeschrieben. Für die ersten neun Flächen gibt es bereits Investoren, darunter die deutsche RWE. Die übrigen elf Offshore-Areale vergibt das Ministerium anhand eines Punktekataloges. Die Kriterien begünstigen laut Kritikern die staatlichen Energiekonzerne. Tatsächlich gingen die verbliebenen Areale bislang an PGE (Polska Grupa Energetyczna). Einige Entscheidungen stehen noch aus. Immerhin: Der deutsch-spanische Hersteller Siemens Gamesa wird an voraussichtlich drei Investoren Turbinen liefern.

    An Land verringern sich die Abstandsregeln für Windkraftanlagen zum nächsten bebauten Gebiet von bislang rund 2 Kilometern auf 700 Meter. In einem ersten Entwurf hatte das Klimaministerium 500 Meter angekündigt. Der Branchenverband der Windenergie PSEW (Polskie Stowarzyszenie Energetyki Wiatrowej) ist enttäuscht. Laut Lobbyorganisation sinkt das Potenzial der Windenergie aufgrund der zusätzlichen 200 Meter um bis zu 70 Prozent. Dabei ist das Interesse der energieintensiven Industrie an Windenergie nicht zu übersehen. So hat die polnische Tochter des Zementherstellers Lafarge im April 2023 einen Direktliefervertrag für Windstrom mit RWE und KGAL geschlossen.

    Atomkraft soll erneuerbare Stromquellen ergänzen

    Bereits 2033 will Polen westlich von Gdańsk den ersten Atomreaktor für die Stromproduktion in Betrieb nehmen. Technologielieferant des staatlich forcierten Kernkraftwerks ist die amerikanische Firma Westinghouse. Beim zweiten geplanten Atomkraftwerk gibt es bislang weder einen Partner noch einen Standort. Laut dem Minister für Staatsunternehmen Jacek Sasin falle die Entscheidung bis zum Herbst 2023. Technologielieferanten aus den USA, Frankreich und Südkorea buhlen um den Auftrag. Die Finanzierung der beiden staatlichen Kraftwerke ist offen. Ein drittes privatwirtschaftliches Kernkraftwerk wollen der polnische Braunkohlekonzern ZE PAK und der Energieriese PGE bauen, voraussichtlich mit Technik aus Südkorea.

    Netze sind am Limit

    Damit der Strom auch beim Verbraucher ankommt, braucht es moderne Stromnetze. Doch die Leitungen in Polen sind nicht auf die neuen Kraftwerke vorbereitet. Die Netzbetreiber müssen den Anschluss von Anlagen immer häufiger ablehnen. Allein 2022 stieg die Zahl der verweigerten Netzanschlüsse gegenüber dem Vorjahr um 87 Prozent. Die meisten Absagen betreffen erneuerbare Energien. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Zahl der positiven Anschlussbescheide steigt, ebenso wie die Netzinvestitionen.

    Aktuell stecken die Netzbetreiber jährlich rund 2 Milliarden Euro in Modernisierungsprojekte. Wenn die Energietransformation gelingen soll, müssten es laut Branchenportalen 6 Milliarden Euro sein. Einige Leitungsprojekte, wie der Harmony Link nach Litauen, scheiterten an den Kosten. Besser lief es mit einer Verbindung vom polnischen Rzeszów zum ukrainischen Kernkraftwerk Chmielnicka.

    Polen will in Zukunft umfangreiche Mittel aus den verschiedenen EU-Töpfen in den Netzausbau stecken. Ganz oben auf der Liste steht eine Gleichstromleitung zwischen Nord- und Südpolen. Wichtig: Bei Energieprojekten legt Polen Wert darauf, dass die Wertschöpfung im Land stattfindet.

    Energieversorgung: Unterschiedliche Ansätze für den Energiemix

    Beim Energiemix soll Erdgas als Brückentechnologie die Kohle ablösen. In Städten wie Adamów, Grudziądz und Rybnik entstehen neue Gaskraftwerke, teilweise mit Unterstützung deutscher Unternehmen. Um den laut Energiestrategie bis 2035 wachsenden Bedarf an Erdgas zu decken, verfolgt Polen mehrere Projekte: Hierzu gehören der Anschluss eines schwimmenden Terminals für Flüssigerdgas (LNG) bei Gdańsk bis 2028 und der Ausbau des LNG-Terminals in Świnoujście.

    Gut möglich, dass durch das Gasnetz auch Wasserstoff fließen wird. Der polnische Gasversorger PSG (Polska Spółka Gazownictwa) forscht an Möglichkeiten, die bestehenden Leitungen zu nutzen. Parallel arbeitet das Klimaministerium an einem Regulierungspaket für den Wasserstoffmarkt. Laut Experten ist der Rechtsrahmen eine wichtige Voraussetzung für Investitionen. Das Reformprojekt definiert Begrifflichkeiten und schreibt Konzessionen für den Transport, die Speicherung und den Handel vor. Eigentlich wollte das Klimaministerium die sogenannte Wasserstoffverfassung bereits 2022 auf den Weg bringen.

    Auch Biogas und Biomethan könnten einen Beitrag für eine nachhaltigere Wärmeversorgung liefern. Beide Energieträger spielen bislang keine große Rolle in Polens Energiemix. Das könnte sich mit einem neuen Gesetzesvorschlag aus dem Landwirtschaftsministerium ändern. Die Reform will langwierige Genehmigungsverfahren für Agrar-Biogasanlagen straffen und so den Bau neuer Kraftwerke beschleunigen. Es ist nicht der erste Versuch, den Biogas- und Biomethanmarkt zu fördern. Experten plädieren für Zuschüsse.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Verkehr: Gemeinden unter Druck

    In Polen wachsen die Verkaufszahlen von Elektroautos schneller als der restliche Fahrzeugmarkt. Zuschüsse könnten weitere Impulse geben.

    Auf Polens Straßen fahren immer mehr Elektrofahrzeuge. Meldeten Privatpersonen und Unternehmen im 1. Quartal 2022 noch 2.777 batteriebetriebene Autos an, stieg die Zahl im 1. Quartal 2023 auf 4.876 – ein Plus von 76 Prozent. Elektroautos machen heute 4 Prozent aller Erstzulassungen aus. Händler rechnen mit einem Anstieg auf 5 Prozent bis Ende 2023.

    Förderprogramme helfen

    Prämien tragen zum Erfolg bei. Das Programm Mein Elektrischer (Mój Elektryk) zahlt bis zu 5.900 Euro für private Elektroautos und maximal 15.000 Euro für elektrische Lieferwagen.

    Nachholbedarf sehen Branchenverbände bei der Ladeinfrastruktur. So fehlen beispielsweise große Ladehubs mit Schnellladesäulen, auch weil das Stromnetz überlastet ist. Das heißt nicht, dass keine Investitionen stattfinden. Laut Tageszeitung Rzeczpospolita plant die Straßenbaubehörde (GDDKIA) Ladestationen entlang der Autobahnen A1, A2 und A4 sowie nahe der Schnellstraßen S3, S7 und S8.

    Mehr Geld für Busse

    Bis 2028 müssen 30 Prozent aller Busse in Städten ab 50.000 Einwohnern einen klimaneutralen Antrieb haben. Die staatliche Förderbank BGK hat sich die Investitionspläne der Gemeinden angesehen und kommt zu dem Ergebnis, dass 69 Prozent von ihnen das Ziel verfehlen werden.

    Der Umweltfonds hat darum eine dritte Auflage des Förderprogramms Grüner öffentlicher Nahverkehr (Zielony transport publiczny) gestartet. Städte können sich die Kosten für emissionsfreie Busse zurückholen. Die vergangenen beiden Ausschreibungsrunden waren sehr erfolgreich. Die Stadt Ustrzyki Dolne beispielsweise wird dank der Prämien voraussichtlich zur ersten Stadt Polens mit einem vollständig emissionsfreien öffentlichen Nahverkehr aufsteigen.

    Elektrolieferwagen sind dank Investitionen von Unternehmen wie Żabka und InPost keine Seltenheit mehr. Emissionsfreie Lkw sieht man in Polen hingegen kaum. Das könnte sich ändern, denn das Klimaministerium hat Kaufprämien angekündigt. Details sind nicht bekannt.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Industriebranchen in Polen setzen eigene Akzente

    CO2-Einlagerung, erneuerbare Energien und Atomkraft - mit diesen Technologien will Polens Industrie Emissionen senken. Nicht nur die Finanzierung sorgt für Diskussionen.

    Polens Wirtschaft hat ein Problem. Schlüsselbranchen gehören zu den größten Produzenten von industriellen Treibhausgasen. Wie das staatliche Register KoBiZe (Krajowy Ośrodek Bilansowania i Zarządzania Emisjami) mitteilt, sind die Zementindustrie, die Raffinerien und die chemische Industrie für fast 16 Prozent aller landesweit im europäischen Emissionshandel (EU-ETS) erfassten Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) verantwortlich. Hinzu kommt klimaschädliches Methangas. Es gelangt unter anderem beim Abbau von Steinkohle in die Atmosphäre. Laut europäischer Energieagentur (EEA) stößt innerhalb der EU kein Industriezweig so viel Methan aus wie der polnische Bergbau.

    Kujawy will erstes klimaneutrales Zementwerk Polens werden

    Polnische Unternehmen kündigen an, ihre Emissionen zu reduzieren. Jede Branche verfolgt eigene Lösungsansätze. Die Zementindustrie setzt auf die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff (Carbon Capture Use and Storage, CCUS). Der Grund: Die meisten Emissionen fallen als Abfallprodukt beim Brennen von Kalkstein an. Laut Experten gibt es für den Prozess keine technische Alternative. Daher wollen Unternehmen das Treibhausgas abfangen und einlagern.

    Das zum Schweizer Holcim-Konzern gehörende Zementwerk Kujawy will bis 2027 eine Pilotanlage bauen. Technologiepartner ist das französische Unternehmen Air Liquide. Holcim plant, das Treibhausgas mit Zügen zur Hafenstadt Gdańsk zu bringen und anschließend im Boden der Nordsee einzulagern. Der EU-Innovationsfonds unterstützt das 380 Millionen Euro schwere Projekt mit 228 Millionen Euro.

    Noch ist der Hafen Gdańsk nicht auf den Umschlag von CO2 vorbereitet. Dies zu ändern, ist die Idee hinter dem Projekt Poland-EU CCS Interconnector. Der Hafen Gdańsk, Holcim und Air Liquide wollen gemeinsam mit dem polnischen Konzern PKN Orlen die nötige Infrastruktur aufbauen. Die Partner werben außerdem für den Bau von CO2-Pipelines. Wie die Bergbauuniversität in Krakau AGH mitteilt, gäbe es in Polen mindestens drei potenzielle Standorte für die CO2-Einlagerung. Was fehlt, ist ein rechtlicher Rahmen. Das Klimaministerium arbeitet an einem Gesetzespaket.

    Deutsches Zementwerk setzt auch auf erneuerbare Energien

    Auch der deutsche Konzern Heidelberg Materials versucht, die Emissionen seiner polnischen Standorte zu reduzieren. Am Zementwerk Górażdże testet ein Konsortium Technologien zur CO2-Abtrennung. Das Programm unter der Leitung des norwegischen Forschungsinstitutes Sintef läuft bis 2025. Das Zementwerk Górażdże hat zusätzlich einen Stromliefervertrag (cPPA) mit BayWa r.e. unterschrieben. Dank der Vereinbarung kann die deutsche BayWa r.e. den ersten Fotovoltaikpark in Polen bauen, der ohne öffentliche Fördergelder auskommt.

    Viele Unternehmen in Polen wünschen sich mehr erneuerbare Energien im Strommix. Firmen plädieren für einen Ausbau der Windkraft und für Direktleitungen zwischen Kraftwerk und Abnehmer. Polens Windenergie stockt wegen strenger Abstandsvorschriften. Die Netzregulierungsbehörde URE stemmt sich gegen Direktleitungen. Ein Zusammenschluss aus Investoren und Verbänden, darunter Mercedes, Ikea, Amazon, der polnische Wirtschaftsverband der Eisen- und Stahlwerke sowie der Verband der Zementhersteller, appellierte in einem Schreiben: "Ohne grüne Energie läuft die polnische Wirtschaft Gefahr, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren."

    Kleine Reaktoren - große Hoffnungen

    Energieintensive Unternehmen wollen sich aber nicht allein auf erneuerbare Energien verlassen. Polens Raffineriebetreiber zeigen, ebenso wie die Chemiekonzerne, Interesse an modularen Nuklearreaktoren (SMR). Diese Atomkraftwerke im Miniaturformat sind noch kaum erprobt. Weltweit befinden sich wenige Testanlagen in Betrieb. Trotzdem unterschreiben Unternehmen bereits Absichtserklärungen mit potenziellen Technologielieferanten.

    Ein Joint Venture des Raffineriekonzerns PKN Orlen und des Chemieriesen Synthos kooperiert zum Beispiel mit GE Hitachi. Bis 2038 will die neu gegründete Orlen Synthos Green Energy in Polen 76 SMR aufbauen. Wie PKN Orlen erklärt, werden die Partner im Jahresverlauf 2023 erste Standorte dafür bekannt geben. Auch der polnische Kupferförderer KGHM interessiert sich für SMR. Technologiepartner ist die amerikanische NuScale. KGHM will in Polen bis zu zwölf Reaktoren installieren. Die Anlagen könnten Erdgas- und Kohlekraftwerke von KGHM ersetzen.

    Es gibt weitere Beispiele. Anfang 2023 unterzeichnete der polnische Düngemittelproduzent Industria ein Abkommen mit der Nuklearsparte von Rolls-Royce. Wie bei allen SMR-Projekten geht es nicht nur darum, den Eigenbedarf an Energie zu decken. Die Firmen bringen sich auch als Vertriebspartner in Stellung.

    Mindestens zwei Probleme gibt es: Die SMR-Anlagen haben in Polen noch keine Zulassung. Außerdem ist die Finanzierung der Projekte ungeklärt. Auf die Herausforderungen weist das polnische Chemieunternehmen Ciech hin. Der Hersteller von Pflanzenschutzmittel will seine Kohlekraftwerke nicht durch Kernreaktoren, sondern durch Gas- und Müllverbrennung ersetzen.

    Bergbau fürchtet neue Grenzwerte

    Eigentlich hatte Polen angekündigt, die Kohleverstromung zurückzufahren. Mit der Umsetzung tut sich das Land aber schwer. Eine im Europäischen Parlament diskutierte Methan-Verordnung sorgt für Ärger. Demnach dürften Kohleminen ab 2027 nicht mehr als 5 Tonnen Methan je Kilotonne Kohle ausstoßen. Das sei technisch unmöglich, sagt das polnische Ministerium für Staatsunternehmen. Der Methanausstoß läge bei durchschnittlich 8 Tonnen je Kilotonne Kohle. Laut Ministerium könne man das Gas nicht zu wirtschaftlichen Bedingungen verwerten. Zusätzliche Kosten würden dafür sorgen, dass Minen früher als geplant schließen müssten.

    Die Steinkohlefirmen legen eigene Pläne vor. Das Unternehmen Jastrzębska Spółka Węglowa (JSW) führt ein Programm durch, um 50 Prozent mehr Methan aufzufangen als bisher. Der Betreiber will das Gas für die Strom- und Wärmeproduktion nutzen. JSW sagt aber auch, dass nicht alle Methanemissionen genutzt werden können.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Gebäude: Zertifikate sind beliebt bei Gewerbeimmobilien

    Von den rund 14 Millionen Gebäuden in Polen sind zwei Drittel älter als 30 Jahre. Die unsanierten Altbauten verbrauchen viel Energie. Modernisierungsprogramme sollen helfen.

    Polens Regierung hat ein Strategiepapier für den Gebäudesektor verabschiedet. Der Primärenergieverbrauch soll in 65 Prozent aller Immobilien auf 50 Kilowattstunden je Quadratmeter sinken. Von diesem Wert ist das Land deutlich entfernt. Laut der staatlichen Energieagentur KAPE verbrauchen 70 Prozent aller Gebäude mehr als 150 Kilowattstunden.

    Zertifikate kurbeln den Markt an

    Immerhin: Wer heute eine Gewerbeimmobilie baut, der beantragt in der Regel ein Umweltzertifikat. Etwa 90 Prozent der neuen Büroflächen verfügen laut Branchenverband PLGBC über einen entsprechenden Nachweis. Im Falle der rasant wachsenden Logistikhallen liegt der Anteil unter Neubauten immerhin bei 55 Prozent. Im Wohnungsbau spielen Umweltzertifikate kaum eine Rolle. Über alle Gebäudetypen hinweg ist BREEAM das beliebteste Zertifikat.

    Immobiliengesellschaften, wie Panattoni, bauen mittlerweile keine Industriehallen ohne Zertifizierung mehr. Das treibt die Nachfrage nach unterschiedlichen Technologien an, wie Wärmespeicher, Wärmepumpen und Gebäudeleittechnik. Außerdem kaufen die Immobiliengesellschaften für ihre Mieter Strom aus erneuerbaren Quellen.

    Kohleöfen verschwinden langsam

    Im Wohnungsmarkt unterstützt der nationale Umweltfonds (NFOŚiGW) Besitzer von Einfamilienhäusern bei der energetischen Sanierung. Ein Programm für Mehrfamilienhäuser endete hingegen 2022. Das Datum für die zweite Ausschreibungsrunde steht noch nicht fest. Wenn Privathaushalte mit staatlicher Förderung ihre Heizung sanieren, greifen sie in der Regel zu einer Wärmepumpe. Allein 2022 haben sich die Verkaufszahlen verdoppelt.

    Moderne Heizlösungen ersetzen die immer noch verbreiteten Kohleöfen. Die alten Kessel verursachen in vielen Gemeinden Smogalarm, weshalb 14 der 16 obersten Verwaltungsbezirke (Woiwodschaften) sogenannte Anti-Smog-Gesetze beschlossen haben. Haushalte müssen ihre Kohleöfen bis zu einem Stichtag austauschen. Die Fristen sind aber nicht in Stein gemeißelt. Die Woiwodschaft Małopolskie hat ihr Ausstiegsdatum verschoben.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Umweltstudiengänge sind gefragt

    Der Klimaschutz schafft Arbeitsplätze. Neue Berufszweige entstehen. Universitäten schaffen zusätzliche Lehrangebote.

    Berufsschulen und Hochschulen bringen in Polen, gemessen an der Bevölkerungszahl, ähnlich viele Ingenieure und Baufachkräfte hervor wie in Deutschland. Diese Spezialisten sind entscheidend, um neue Umwelttechnologien zu entwickeln oder um Solarpaneele und Wärmepumpen zu montieren.

    Branchenvertreter klagen hingegen, dass Spezialisierungen fehlen. "Das Bildungsministerium führt neue Ausbildungsgänge ein, aber das ist noch zu wenig", sagt zum Beispiel Paweł Lachman, Vorsitzender des Wärmepumpen-Verbandes PORT PC.

    Universitäten und Fachhochschulen reagieren offenbar schneller als die Berufsschulen. Vertreter des Arbeitgeberverbandes Lewiatan räumen gegenüber der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna ein, dass die Studiengänge heute näher an den Anforderungen der Arbeitswelt sind als noch vor einigen Jahren. Neue Bildungsangebote stoßen auf großes Interesse. Ingenieurwissenschaftliche Studiengänge mit Spezialisierung auf Offshore-Windkraft oder Elektromobilität haben die höchsten Wachstumsraten bei den Einschreibungen, schreibt die Dziennik Gazeta Prawna.

    Ausbildung im Umbruch

    Dass die Umstellung bei den Berufsschulen länger dauert, kann auch damit zusammenhängen, dass es in Polen keine duale Ausbildung gibt. Dadurch haben Unternehmen weniger Möglichkeiten, Lehrinhalte kurzfristig anzupassen. Das könnte sich ändern. Polen will 120 Branchenkompetenzzentren für über 300 Millionen Euro eröffnen. Die neuen Einrichtungen sollen Kurse in Zukunftsbranchen wie Energie- und Umwelttechnik anbieten. Die Leitung würden Branchenverbände mitübernehmen. Das Ziel ist eine praxisorientierte Berufsausbildung.

    Auch Unternehmen starten Initiativen. Der staatliche Energieversorger PGE hat gemeinsam mit der Technischen Universität Gdańsk ein Post-Graduiertenprogramm für Offshore-Windanlagen aufgesetzt. Der Chemiekonzern Azoty wiederum organisiert gemeinsam mit der Technischen Universität Szczecin Seminare rund um Wasserstoff. Westinghouse, der Technologiepartner für das geplante Kernkraftwerk bei Gdańsk, lädt ebenfalls zu Schulungen ein.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Angebote der AHK

    AHK Polen

    Die AHK Polen hat in ihrer über 28-jährigen Geschichte zahlreiche Klimaschutzinitiativen unterstützt. Im Rahmen der Exportinitiative Energie bringt sie deutsche Technologieanbieter mit potenziellen Abnehmern aus Polen zusammen. Der seit 2021 existierende Ausschuss "Sustainable Energy Generation" erarbeitet Vorschläge zur erfolgreichen Transformation des Strom- und Wärmesektors in Polen. Darüber hinaus setzt sich die Kammer für ein nachhaltigeres Wirtschaften ein. Das Projekt Young Energy Europe beispielsweise ermuntert Firmen, Einsparpotenziale im Bereich Energieeffizienz, Ressourcenverwendung oder Mobilität zu finden. Teilnehmer arbeiten in Workshops an Einsparprogrammen und setzen sie dann in ihrem Unternehmen um. Mitte Juli 2023 startete die bereits vierte Auflage von Young Energy Europe.

    Kontakt


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    Das Ministerium leitet den Bereich Energie

    Ministerium für Entwicklung und Technologie

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    Ministerium für Staatsaktiva

    Das Ministerium hat die Aufsicht über staatliche Energiekonzerne

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    Der staatliche Umweltfonds verwaltet zahlreiche Förderprogramme

    Polskie Stowarzyszenie Energetyki Wiatrowej (PSEW)

    Polnischer Windenergieverband

    Polskie Stowarzyszenie Paliw Alternatywnych (PSPA)

    Verband für Nullemissions- und emissionsarme Transporttechnologien

    Instytut Energetyki Odnawialnej

    Thinktank für erneuerbare Energie

    Stowarzyszenie Energii Odnawialnej

    Verband für erneuerbare Energien

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    Thinktank für Energiethemen

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    Internationale Fachmesse für erneuerbare Energie; MTP (Poznań)

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    Internationale Fachmesse für Umweltschutz; MTP (Poznań)

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    Internetportal für Energiethemen

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