Branche kompakt | Südkorea | Kfz-Industrie
Branchenstruktur
Die Hyundai Motor Group gehört weltweit zu den führenden Branchenkonzernen. Erweiterungsinvestitionen südkoreanischer Automobilhersteller finden vor allem im Ausland statt.
31.03.2025
Von Katharina Viklenko | Seoul
Die Kfz-Industrie ist einer der Kernsektoren der südkoreanischen Wirtschaft. Der Konsum im Inland ist allerdings aufgrund der niedrigen Geburtenrate, der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft und der insgesamt schrumpfenden Bevölkerung begrenzt. Vor allem die jüngere Generation kauft seltener Autos, während der Anteil der älteren Konsumenten bei den Autokäufern zunimmt.
Mittelfristiges Marktpotenzial begrenzt
Gleichzeitig schwächen über viele Jahre hinweg stark gestiegene Lohnkosten die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Hersteller. Aus diesem Grund haben Hyundai und Kia ihre Fertigungskapazitäten im Ausland deutlich erweitert, sodass die Produktion von Hyundai-Kia im Ausland größer ist als die Fertigung im Inland. Dennoch verteidigte Südkorea bei der Automobilproduktion mit 4,24 Millionen Autos nach Daten der International Organization of Motor Vehicle Manufacturers 2023 weltweit den 5. Platz.
belegt Hyundai Motor Group 2024 weltweit bei der Anzahl von verkauften Kfz.
Produktion 2025 leicht rückläufig
Im Jahr 2024 sank die Fertigung nach vorläufigen Angaben um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,13 Millionen Einheiten. Laut Prognosen der Korea Automobile Manufacturers Association (KAMA) soll die südkoreanische Produktion 2025 um 1,4 Prozent gegenüber 2024 zurückgehen. Das Korea Institute for Industrial Economics and Trade (KIET) erwartet einen ähnlichen Rückgang auf etwas mehr als 4 Millionen produzierte Fahrzeuge. Die Produktion von Kfz war in Südkorea 2023 im Vergleich zum Vorjahr kräftig um 13 Prozent gestiegen. Damit hatte sich die Automobilindustrie des Landes aus dem Produktionstief der Coronapandemie gekämpft.
Der Großteil der Kfz-Produktion in Südkorea entfällt auf die beiden Hersteller Hyundai und Kia. Deren Fertigung nahm 2024 um 4,5 Prozent respektive 3,6 Prozent ab. Im Gegensatz dazu steigerte GM Korea die heimische Produktion. Die Fertigung von Renault Korea war nach einem schwachem Vorjahr 2024 wieder zweistellig im Plus. Beim Export waren die Ausfuhren von Hyundai 2024 in Stückzahlen mit 1,9 Prozent im Plus, Lieferungen von Kia sanken um 4 Prozent.
Hersteller | Produktion 2024* | Veränderung 2024/2023* | Export 2024* | Veränderung 2024/2023* |
---|---|---|---|---|
Gesamt, darunter | 4.128 | -2,7 | 2.783 | 0,6 |
Hyundai | 1.858 | -4,5 | 1.173 | 1,9 |
Kia | 1.548 | -3,6 | 1.005 | -4,0 |
GM Korea | 494 | 6,3 | 473 | 9,8 |
Renault Korea | 112 | 14,1 | 67 | -18,4 |
KG Mobility | 109 | -9,5 | 62 | 18,5 |
Trotz weltweit weniger verkaufter Autos verzeichnete Hyundai Motor 2024 mit einem Wachstum von 7,7 Prozent gegenüber 2023 einen Rekordumsatz von 128 Milliarden US$. Das gute Ergebnis führt Hyundai auf die gestiegene Popularität von Hybridfahrzeugen sowie den günstigen Wechselkurs und damit höhere Exporte zurück. Vor allem die Verkäufe in die USA waren stark. Zugleich erreichte Kia 2024 einen neuen Rekord sowohl bei global verkauften Kfz als auch beim Umsatz mit einem Plus von 7,7 Prozent. Den weltweiten Absatz will Hyundai 2025 nach eigenen Angaben um 0,8 Prozent und Kia um 4,1 Prozent steigern.
Investitionen konzentrieren sich auf Elektromobilität
Laut der Bank of Korea sollen die Anlageinvestitionen der südkoreanischen Automobilindustrie 2025 um 4,6 Prozent wachsen. Die Hyundai Motor Group will mit Hyundai und Kia bis 2026 insgesamt rund 51 Milliarden US$ in Südkorea investieren. Ein großer Teil wird in den Ausbau von Forschungs- und Entwicklungszentren und in die Erweiterung des Angebots an E-Fahrzeugen fließen. Für 2025 hat der Konzern Investitionen von 16,7 Milliarden US$ in Südkorea angekündigt – ein Plus von 19 Prozent gegenüber 2024. Kia hat erst Anfang 2024 den Umbau seines zweiten Werkes in Gwangmyeong zur ausschließlichen Produktion von E-Autos abgeschlossen. Hyundai will bis 2030 einen Anteil an der globalen E-Auto-Produktion von 34 Prozent einnehmen. Dafür baut der Konzern bis 2026 für 1,5 Milliarden US$ in Ulsan eine Fabrik für E-Autos. Es ist das erste neue Hyundai-Werk in Südkorea seit 29 Jahren.
Renault Korea Motors will sein bestehendes Werk in Busan bis 2027 für 523 Millionen US$ ausbauen und den Fokus künftig auf E-Autos und Hybridfahrzeuge legen (Projekt Aurora 1 und 2). Ab Mitte 2025 wird Renault Korea daneben in Auftragsproduktion den Polestar 4 in Südkorea bauen.
Vorhaben | Investition | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Hyundai Motor Group (Hyundai Motor und Kia) | 51.000 | 2024-2026 | Großankündigung über Investitionen in Südkorea, darunter Ausbau von F&E-Zentren und Erweiterung des Angebots an E-Autos |
Hyundai | 1.500 | 2024-2026; Baubeginn: November 2023 | Bau einer Fabrik für E-Autos in Ulsan, Kapazität: 200.000 Autos pro Jahr |
Renault Korea Motors (Projekt Aurora) | 523 (Erhöhung auf 1.100 erwogen) | 2024-2027; Absichtserklärung mit Stadt Busan am 18.03.2024 | Ausbau bestehendes Werk in Busan; Fokus auf E- und Hybridautos; Auftragsproduktion Polestar 4 ab Mitte 2025 |
Daesung Corporation | 81 | Fertigstellung 2026; Absichtserklärung am 21.08.2024 | Werk zur Produktion von Kfz-Teilen in Gyeongju (Provinz Nord-Gyeongsang) |
Hyundai Mobis | 65 | Fertigstellung Ende 2025 | Werk zur Produktion von Kfz-Teilen für E-Autos in Ulsan |
Neue Kfz-Werke entstehen in Südkorea angesichts hoher Löhne in der Branche und der großen Streikbereitschaft der Belegschaft nur in Ausnahmefällen. Der Ausbau der Kapazitäten der südkoreanischen Hersteller erfolgt im Wesentlichen im Ausland, vor allem in den USA, aber auch in Indien.
Zulieferer meist nur mit wenigen Abnehmern
Die Kfz-Zulieferindustrie in Südkorea umfasste 2022 circa 4.700 Firmen. Gemäß Angaben der Korea Auto Industries Cooperative Association (KAICA) belieferten davon 691 Unternehmen die Endhersteller direkt. Im Durchschnitt haben sie jeweils nur zwei Abnehmer, was zu einer hohen Abhängigkeit der Lieferanten führt. Der Umsatz der südkoreanischen Zuliefererindustrie stieg laut KAICA 2023 auf US$-Basis um 12,8 Prozent auf 126 Milliarden US$. Davon wurden 58,6 Milliarden US$ im Geschäft mit Autobauern im Inland, 19,9 Milliarden US$ über Exporte und 4,1 Milliarden US$ im Ersatzteilgeschäft erwirtschaftet. Die übrigen 43,4 Milliarden US$ entfielen auf sonstige Umsätze.
Der mit Abstand größte südkoreanische Kfz-Zulieferer ist das zur Hyundai Motor Group gehörende Unternehmen Hyundai Mobis. Weitere große heimische Zulieferer sind Hyundai Transys, Hanon Systems, Hyundai Wia, HL Mando, SL, Seoyon E-Hwa, Yura Corporation, Hyundai Kefico und Heesung Catalysts. Zu den größten Reifenherstellern in Südkorea gehören Hankook Tire, Kumo Tire und Nexon Tire.
Alle wichtigen internationalen Zulieferer sind in Südkorea präsent und haben mehrere Milliarden US-Dollar im Land investiert. Besonders aktiv sind Zulieferer aus Deutschland, den USA sowie Japan. Dazu zählen Bosch, Continental, Delphi, Denso, Faurecia, Johnson Controls, Magna, Schaeffler, Valeo und ZF, aber auch Brose, ElringKlinger, Mahle, Mann+Hummel und Webasto. BASF hält die Hälfte der Anteile an Heesung Catalysts.
Importe von Kfz-Teilen deutlich geringer als Exporte
Die Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr kräftig auf 10,2 Milliarden US$. Die wichtigsten Lieferländer waren China mit 4,6 Milliarden US$, Mexiko mit 2,1 Milliarden US$ (+23 Prozent), Vietnam mit 1,2 Milliarden US$, Deutschland mit 693 Millionen US$ sowie Japan mit 411 Millionen US$. Lieferungen aus Deutschland nahmen um 4,6 Prozent zu. Gemäß der KIET-Prognose vom November 2024 sollen südkoreanische Importe von Kfz und entsprechenden Teilen 2025 um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen.
Südkoreas Exporte von Kfz-Teilen gemäß Abgrenzung sanken 2024 um 1,6 Prozent auf 23,3 Milliarden US$. Nach Deutschland gingen Lieferungen in Höhe von fast 590 Millionen US$ – ein Plus von 5,2 Prozent.