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Branchen | USA | Kunststoff-/Gummimaschinen

Bedarf an Kunststoffmaschinen bleibt hoch

Um ihren Bedarf zu decken, müssen die USA viele Kunststoffmaschinen importieren. Zahlreiche Industrien greifen auf Technologie "made in Germany" zurück.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die US-Nachfrage nach Kunststoffmaschinen wächst stetig. Dafür sorgen riesige staatliche Ausgabenprogramme, die kräftige Konjunktur und ein lebhafter Privatkonsum. Dämpfend wirkt sich hingegen aus, dass der durch die Lieferengpässe der Pandemiejahre bedingte Nachholbedarf abklingt. Hinzu kommen die hohen Finanzierungskosten.

Den US-Markt für Kunststoffmaschinen beziffert IBIS Word für 2023 auf 4,3 Milliarden US-Dollar (US$). Kunststoffverarbeitende Betriebe spielen als Abnehmer in den USA kaum ein Rolle. Der Löwenanteil der Produktion wurde schon vor vielen Jahren in Niedriglohnländer wie Mexiko oder China verlagert. Ein deutscher Möbelhersteller bestätigte im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass es sehr schwierig sei, in den USA einheimische Zulieferer von Kunststoff zu finden. 

Medizintechnik und Automobilbranche wichtigste Kundengruppen

Hauptnachfrager für Kunststoffmaschinen ist laut IBIS World die Medizintechnik. Überall im Land entstehen Kliniken, die entsprechend ausgestattet werden müssen. Die Bauleistungen des Gesundheitssektors stiegen 2023 um nominal 15 Prozent, so das nationale Statistikamt. In den ersten vier Monaten 2024 betrug das Wachstum 12 Prozent. Der leichte Rückgang dürfte vor allem auf das Konto der gesunkenen Inflation gehen.

Die Automobilbranche liegt knapp dahinter auf Rang 2 der wichtigsten Abnehmerbranchen. Der Pkw-Absatz war 2023 noch zweistellig gewachsen. Auch hier machte sich der Nachholeffekt bemerkbar. Für 2024 ist mit einem höheren einstelligen Zuwachs zu rechnen. Die Autohersteller investieren zugleich massiv in neue Fabriken zu Herstellung von Elektroautos und Batterien. Laut Branchenanalysten befinden sich entsprechende Vorhaben im Umfang von rund 100 Milliarden US$ in der Pipeline. 

Für ausländische Anbieter von Kunststoffmaschinen bietet das Geschäft mit der Kraftfahrzeugbranche handfeste Vorteile: Die Autohersteller und ihre Zulieferer sind stark regional konzentriert. Die amerikanischen Konzerne sitzen im Nordosten, die ausländischen im Südosten. Dadurch können die Maschinenbauer ihre Marketing- und After-Sales-Aktivitäten auf diese Regionen fokussieren.

Wachsende Nachfrage für die Bereiche Verpackung und Bau

Im Verpackungssektor zeichnet sich ein langfristiger Aufwärtstrend ab: Der Konsum an Nahrungsmitteln steigt angesichts einer wachsenden Bevölkerung auf absehbare Sicht langsam aber stetig, wie eine Studie des US-Landwirtschaftsministeriums aufzeigt. Für den Pharmabereich erwartet das IQVIA-Institut für die Jahre 2024 bis 2028 einen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von gut 4 Prozent. Im Kosmetik- und Körperpflegemittelbereich gehen Branchenanalysten für den gleichen Zeitraum nur von einem etwa halb so hohen Zuwachs aus.

Konjunktur in den Hauptabnehmerbranchen für KunststoffmaschinenMarktwachstum *)
 kurzfristiglängerfristig
Medizintechnikmittel bis hochmittel
Automobilmittelniedrig bis mittel
Verpackungniedrigniedrig
Tiefbau hochhoch
Hochbaumittel bis hochniedrig bis mittel
Konsumwarenmittelniedrig bis mittel
* kurzfristig: 2024/25, längerfristig: bis 2028/29; niedrig: unter 4 Prozent, mittel: 4 bis 8 Prozent, hoch: über 8 Prozent.Quelle: Recherchen/Prognosen von Germany Trade & Invest 2024

Im Tiefbau ebenfalls ein wichtiger Abnehmer stehen die Zeichen weiter auf Expansion. Zur Jahresmitte 2024 befanden sich laut Behördenangaben dank dem Infrastructure Development and Jobs Act (IIJA) 56.000 Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von 450 Milliarden US$ in der Pipeline. Aufwind herrscht auch in zahlreichen Sparten des gewerblichen Hochbaus. Selbst das Sorgenkind privater Wohnungsbau fasst wieder Fuß.

US-Maschinenbau von Kleinanbietern geprägt

Insgesamt gab es 2024 in den USA laut IBIS World rund 450 Hersteller von Kunststoffmaschinen mit knapp 16.000 Mitarbeitern. Vielfach handelt es sich um sehr kleine Firmen. Sie bieten relativ einfache Produkte für den einheimischen Markt an etwa Maschinen zur Herstellung von Fußbodenbelägen und Plastikrohren für den Baubereich.

Entsprechend gering ist die Konzentrierung. So gibt es lediglich drei größere Anbieter mit einem dreistelligen Millionenumsatz. Nur einer von ihnen Hillebrand (ehemals Milacron) ist amerikanisch. Nummer zwei, Husky, stammt aus Kanada und der Drittplatzierte, BC Extrusion, aus Deutschland. Sie bringen es 2024 laut Prognose von IBIS World auf einen gemeinsamen Marktanteil von gerade einmal 15 Prozent.

US-Kunststoffmaschinenbranche im Überblick2024 *)
Anzahl Unternehmen

453

Anzahl Mitarbeiter

15.833

Umsatz (in Milliarden US$)

4,3

Gewinn (in Millionen US$)

265,4

Gewinnmarge (in Prozent)

6,2

Einfuhren (2023, in Milliarden US$), davon

4,3

  Maschinen

2,2

  Gussformen

2,1

* Prognosen.Quelle: IBIS World 2024; U.S. International Trade Commission 2024

Sehr hohe Importabhängigkeit

Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gibt es in den USA in vielen Sparten keine Anbieter von hochwertigen Kunststoffmaschinen. Das Land hänge stark von Importen ab. Dies bedeutet, dass deutsche Spezialisten auf dem US-Markt vor allem mit anderen ausländischen Mitbewerbern beziehungsweise deren US-Tochtergesellschaften konkurrieren.

Gemäß der U.S. International Trade Commission beliefen sich die Branchenmaschineneinfuhren der Vereinigten Staaten 2023 auf 2,2 Milliarden US$. Hinzu kamen noch einmal Gussformimporte, die sich auf 2,1 Milliarden US$ summierten. Zusammengerechnet entspricht das einer Importquote von weit über 90 Prozent, was die Aussagen des VDMA noch einmal unterstreicht. 

Deutschland führt mit weitem Abstand

Deutschland ist traditionell der größte Lieferant von Kunststoffmaschinen für die Vereinigten Staaten. Die Importe mit dem Gütesiegel "made in Germany" erreichten 2023 (ohne Gussformen) einen Rekordwert von 680 Millionen US$, ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der bisherige Hauptwettbewerber Japan musste dagegen einen Rückgang von 38 Prozent verbuchen.

In den ersten vier Monaten 2024 gaben die Branchenmaschineneinfuhren um 5 Prozent zum Vorjahr nach. Das Minus dürfte im Wesentlichen auf das Auslaufen des Nachholeffektes zurückzuführen sein. Aus den bisherigen Zahlen lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der positiven Lage in den Hauptabnehmerbranchen kein genereller Abwärtstrend ablesen. Vermutlich zeichnet sich aber nach den kräftigen Zuwächsen der Vergangenheit eine Plateau-Bildung ab. 

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