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Branchen | USA | Maschinen- und Anlagenbau

US-Maschinenbau bleibt auf Wachstumskurs

Die großen Ausgabenprogramme und die robuste Konjunktur treiben auf absehbare Sicht den Bedarf an Maschinen. Der Fachkräftemangel führt zu einer Automatisierungswelle.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Im US-Markt für Maschinen stehen die Zeichen langfristig betrachtet auf Wachstum. Jedoch gibt es im 2. Halbjahr 2024 eine gewisse Investitionszurückhaltung angesichts der bevorstehenden Wahlen Anfang November. Diese dürfte sich zum Jahreswechsel 2024/25 allerdings auflösen. Denn die weiteren Konjunkturaussichten bleiben positiv.

Zwar soll sich das Wirtschaftswachstum 2025 auf 1,4 bis 1,7 Prozent abschwächen. Doch die Zinsen dürften weiter sinken, was die Investitionsfähigkeit der Unternehmen stärkt und die private Bautätigkeit anfacht. Die längerfristigen Konjunkturaussichten gehen zudem für den Zeitraum 2026 bis 2028/29 von einer relativ stabilen Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 2 Prozent per annum aus.

Konjunkturpakete fördern Absatz langfristig

Für eine stabile Konjunktur sorgen vor allem die großen Ausgabenprogramme: Der Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA), der Inflation Reduction Act (IRA) sowie der CHIPS and Science Act. Sie pumpen viele Milliarden US-Dollar (US$) in den Wirtschaftskreislauf und werden sich noch bis in die nächste Dekade bemerkbar machen. Diese Ausgabenpolitik führt unter anderem zu einer teilweisen Reindustrialisierung der USA. 

Allein in den Bereichen Solartechnik, Elektromobilität und Halbleiter befinden sich nach Angaben von Branchenverbänden Projekte im Umfang von knapp 500 Milliarden US$ in der Pipeline. Zugleich verlagern auch Industriesparten, die nicht gefördert werden, Teile ihrer Fertigung zurück in die Heimat. Ziel: Die Lieferketten sollen robuster werden.

Die wertmäßigen Bauleistungen des verarbeitenden Gewerbes stiegen zwischen 2021 und 2023 nominal um den Faktor 2,5. In den ersten sieben Monaten 2024 legten sie nochmals um ein Viertel zum Vorjahreszeitraum zu, berichtet das nationale Statistikamt.

Volumen des Maschinenmarktes verdoppelt sich

Laut Global Market Insights soll das US-Marktvolumen für Fertigungstechnologie zwischen 2023 und 2032 von knapp 250 Milliarden auf 600 Milliarden US$ steigen. Der Investitionsboom geht mit einer Automatisierungswelle einher, denn Arbeitskräfte sind in den Vereinigten Staaten knapp. Die Erwerbslosigkeit lag im August 2024 laut dem Arbeitsministerium bei gut 4 Prozent und damit nahe an der "magischen" Grenze der Vollbeschäftigung.

Tatsächlich herrscht ein Fachkräftemangel, der noch stärker ausgeprägt ist als in Deutschland. Er betrifft insbesondere das verarbeitende Gewerbe. Klassische Ingenieurstudiengänge und eine Arbeit im produzierenden Gewerbe seien unter US-Bürgern nicht sehr begehrt, berichtet Tilman H. Bender, Geschäftsführer der Personalvermittlungsagentur TH Bender. Die IT- und die Finanzbranche etwa lockten mit einem besseren Image und höheren Gehältern.

Einfuhren erneut rekordverdächtig

Für ausländische Maschinenbauer ergeben sich aus den genannten Trends und Programmen umfangreiche Geschäftschancen. Daran ändern auch protektionistische Maßnahmen wie lokale Wertschöpfungsanteile für staatlich geförderte Projekte ("local content") wenig. In vielen Maschinenbausparten gibt es einfach zu wenige oder nicht ausreichend qualifizierte einheimische Anbieter. Deshalb müssen die USA mittels Ausnahmegenehmigung auf Importe setzen. 

Laut der U.S. International Trade Commission beliefen sich 2023 die Einfuhren von Maschinen und Anlagen – diese Kategorie ist wesentlich größer als die der reinen Fertigungstechnologie – auf mehr als 300 Milliarden US$. Das kam einer nominalen Steigerung von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gleich. In den ersten sieben Monaten 2024 ergab sich ein Plus von knapp 4 Prozent. Damit zeichnet sich für das Gesamtjahr ein neuer Rekordwert ab. 

Die verschiedenen Sparten entwickeln sich jedoch sehr unterschiedlich. So gingen etwa die Einfuhren von Land- sowie Bau- und Bergbaumaschinen 2024 stark zurück. Die Farmen hatten angesichts steigender Einkommen in den Vorjahren massiv investiert, die Baufirmen im Hinblick auf den Infrastrukturausbau 2021 bis 2023 ebenfalls. Da viele Tiefbauprojekte bereits laufen und die Agrareinkommen sinken, schwächt sich die Nachfrage wieder ab.

Deutsche Anbieter knapp vor asiatischer Konkurrenz

Deutsche Unternehmen stoßen in den USA ziemlich genau in die Lücke, die einheimische Maschinenbauer hinterlassen. Deutsche Firmen könnten deshalb stark von den Konjunkturprogrammen und der steigenden US-Nachfrage nach Fertigungstechnologie profitieren, beobachtet Andrew Adair, Länderexperte beim Maschinenbaufachverband VDMA in Frankfurt am Main.

Die deutschen Lieferungen von Maschinen und Anlagen in die Vereinigten Staaten stiegen 2023 um 19 Prozent auf 37 Milliarden US$. Zwischen Januar und Juli 2024 flachte sich das Wachstum auf rund 1 Prozent ab. Das Geschäft bewegt sich damit aber weiter auf einem sehr hohen Niveau und die USA dürften auch weiter der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für den deutschen Maschinenbau bleiben.

Chinesen technisch besser, laufen aber beim Service hinterher

Chinesische Maschinenbauer haben laut Branchenanalysten in puncto Technik und Qualität zur deutschen Konkurrenz aufgeholt. Dafür haben sie beim Service Nachholbedarf. Viele bauen mit Hochdruck ihr Netz in den USA auf und setzen dabei oft auf die Übernahme von US-Firmen. Die deutschen Branchenunternehmen erweitern ihr Servicenetz hingegen vorzugsweise in Eigenregie, ergab eine Umfrage des VDMA im Sommer 2024.

Weiterer Vorteil für deutsche Maschinenbauer: Technologie aus dem Reich der Mitte ist in den Vereinigten Staaten nicht mehr wohlgelitten, insbesondere wenn sie in öffentlichen Projekten oder der kritischen Infrastruktur zum Einsatz kommt. So ließ Washington im Februar 2024 verlautbaren, an einheimischen Häfen Kräne "made in China" aus Sicherheitsgründen austauschen zu wollen.

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