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aerial top view container ship Park for import export logistics in pier, thailand, Containerschiff, Pier, Thailand Containerschiff, Thailand | © Getty Images/anucha sirivisansuwan

Special | USA | US-Zollpolitik

Die USA bleiben bei ihrer Zickzackpolitik

Die Vorhersehbarkeit in Sachen US-Handelspolitik tendiert gegen null. Hoffnungen auf einen raschen "Deal" dürften sich als trügerisch darstellen. 

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Einen großen Vorteil hat Donald Trumps Handelspolitik: Es wird nie langweilig. Praktisch täglich werden neue Zölle angekündigt, alte auf Eis gelegt oder Ausnahmenregelungen getroffen. Manchmal wissen seine eigenen Minister nicht, was gerade Stand der Dinge ist. Im Umkehrschluss heißt das: Die Vorhersehbarkeit tendiert gegen null. Die Marktteilnehmer sind stark verunsichert. 

Für die Weltwirtschaft, aber auch für die US-Konjunktur ist ein solches Klima reines Gift. Im Eiltempo passen Analysten die Wachstumsprognosen für die Vereinigten Staaten nach unten an. Klar ist bereits jetzt: Es steht eine harte Landung bevor, auch wenn eine Rezession für das Gesamtjahr 2025 wohl verhindert werden kann. 

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass Donald Trump für wirtschaftliche Argumente durchaus zugänglich ist. Als er am 2. April 2025 die gesamte Welt mit teils hohen reziproken Zöllen überzog, löste er damit einen Kurssturz an den US-Börsen aus, der sich zu einer Finanzkrise auszuweiten drohte. Investoren flohen in Scharen aus US-Staatsanleihen. Daraufhin zog das Weiße Haus die Notbremse und setzte die Zölle für zunächst drei Monate teilweise aus.

Trump hat hoch gepokert und Nerven gezeigt

Trump, der sich gerne als Meisterverhandler darstellt, hatte sein Blatt überreizt. Damit kennen auch die Handelspartner seine Schwachpunkte und Grenzen. Doch Zuverlässigkeit schafft das noch lange nicht. Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es bei der Zickzackpolitik bleibt. Morgan Stanley bewertet im April 2025 die Wahrscheinlichkeit einer Deeskalation mit 5 Prozent.

Update zu den Zusatzzöllen der USA

Die länderspezifischen Zusatzzölle, die ab 9. April 2025 hätten gelten sollen, werden für 90 Tage ausgesetzt. Die zusätzlichen Wertzölle in Höhe von 10 Prozent sind dagegen seit 5. April 2025 in Kraft.

Für China gilt die Aussetzung der länderspezifischen Zusatzzölle nicht.  

Die Bestimmungen können sich täglich ändern. Den aktuellen Stand finden Sie auf unserer GTAI-Sonderseite Handelspolitik unter Trump.

Für einen Deal müssten seine Beamten mit Dutzenden von Ländern entsprechende Verhandlungen führen. Wer den aktuellen Zustand der US-Behörden kennt, weiß: Die Institutionen sind von Entlassungsmaßnahmen der letzten Wochen personell geschwächt und können das enorme Arbeitspensum gar nicht leisten. Damit haben die reziproken Zölle ein gewisses Beharrungsvermögen. 

Folgen für deutsche Unternehmen

Trumps Zölle haben einen weiteren Haken: Anders als in seiner Vorstellungswelt zahlen zunächst die US-Importeure die Abgabe. Diese werden sie, wenn es wenig einheimische Anbieter gibt, weitgehend auf die Endkunden abwälzen. Das ist vor allem bei Konsumwaren der Fall. Aber auch bei vielen Kapitalgütern etwa bei Aluminium oder bestimmten Maschinen besteht eine hohe Importabhängigkeit. Deutsche Exporteure müssen daher nicht damit rechnen, den vollen Zollsatz aus eigener Tasche zu zahlen.

Vorteilhaft aus Sicht deutscher Unternehmen ist, dass Firmen aus China mit höheren Zollsätzen als die EU belegt wurden. Hierbei handelt es sich um eine der wenigen Konstanten von Trumps Handelspolitik: Sein Hauptgegner ist China. Mit dem Reich der Mitte haben die USA schließlich das größte Handelsbilanzdefizit. Die Volksrepublik ist auf dem US-Markt bei Kapitalgütern wie Maschinen ein wichtiger Anbieter, der künftig teilweise wegfallen wird. Deutsche Firmen könnten damit die sich auftuende Lücke schließen.

Die chinesischen Gegenzölle auf US-Importe ermöglichen zugleich neue Absatzchancen im Reich der Mitte selber. Dort könnte die Devise künftig lauten: "Airbus statt Boeing" oder "Siemens statt General Electric". Allerdings dürften chinesische Unternehmen ihre Exportanstrengungen Richtung EU verstärken. Der dann steigende Wettbewerbsdruck wird sich auch dämpfend auf die Inflation auswirken. Somit könnten deutsche Konsumenten von den US-Zöllen profitieren. Die vielen indirekten Folgen von Trumps Handelspolitik lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur erahnen.

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