Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

aerial top view container ship Park for import export logistics in pier, thailand, Containerschiff, Pier, Thailand Containerschiff, Thailand | © Getty Images/anucha sirivisansuwan

Special | USA | US-Zollpolitik

Trump kann sich keinen großen Handelskonflikt leisten

Trumps Zollpläne bergen ein enormes Inflationspotenzial. Die Zeche müssten die einheimischen Verbraucher zahlen. Überdreht er die Schraube, droht den USA eine Abwärtsspirale.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Donald Trump hatte im Wahlkampf massive Zölle angekündigt: 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko, 60 Prozent auf Importe aus China. Für alle anderen Länder drohte er einen Satz von 10 Prozent an. Zwar warf er in seinen ersten Amtstagen mit Dekreten nur so um sich, in der Zollpolitik zeigte er sich aber auffallend zögerlich. 

Erst ordnete er für Anfang Februar 2025 Zölle in Höhe von 25 Prozent auf kanadische und mexikanische Importe an, nur um sie wenige Stunden später für 30 Tage auszusetzen. Er begründete dies damit, dass die beiden Nachbarn Zugeständnisse bei den Grenzkontrollen gemacht hätten. Sein Ziel, mehr Produktion in die USA zu holen, hat Trump damit aber noch nicht erreicht. Gleichzeitig hat er im Zollpoker Nerven gezeigt.

10 Prozent Zoll auf chinesische Waren für die USA verkraftbar 

Zwar hielt er am Zoll auf chinesische Einfuhren fest. Doch der Satz ist mit 10 Prozent so niedrig angesetzt, dass er keine allzu großen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben dürfte. Einen höheren Satz sowie die Inkraftsetzung der 25-Prozent-Zölle auf Kanada und Mexiko kann Trump sich hingegen nicht leisten. Sie würden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die nur schwer zu stoppen wäre. Denn die drei Länder lieferten 2024 Waren im Wert von fast 1,4 Billionen US-Dollar (US$) in die USA, so das Bureau of Economic Analysis. Das entsprach einer Lieferquote von über 40 Prozent.

In manchen Warenkategorien insbesondere bei elektronischen Gütern lag der Anteil noch deutlich darüber. Die Importeure würden, da sind sich die Ökonomen einig, einen Großteil der Zölle auf die Endkonsumenten abwälzen. Dies würde die ohnehin seit Sommer 2024 wieder steigende Inflation mächtig in die Höhe treiben.

Trumps Immigrationspolitik wirkt wie ein Brandbeschleuniger

Trumps restriktive Einwanderungspolitik wirkt da wie ein Brandbeschleuniger, denn sie verknappt das Arbeitskräfteangebot und treibt angesichts der derzeitigen Vollbeschäftigung die Löhne in die Höhe. Überdreht er zugleich die Zollschraube, müsste die Zentralbank Fed die Leitzinsen heraufsetzen, was die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Mitleidenschaft zöge. Zugleich würde die noch junge Erholung des Wohnungsmarktes ein jähes Ende erleben. 

Die Inflation ist in den USA ein hochsensibles Thema, denn sie war im November 2024 wahlentscheidend. Obwohl die Wirtschaft boomte das Bruttoinlandsprodukt stieg 2024 laut Statistikamt um fast 3 Prozent schätzten die meisten Haushalte die ökonomische Lage als schlecht ein. Wenn sich dieses Szenario bei den sogenannten Midterm-Wahlen 2026 wiederholt, dürften die Republikaner ihre Mehrheit in Senat und Kongress verlieren.

US-Autoindustrie würde unter Zöllen extrem leiden

Auch aus Sicht der Unternehmen würde Trump mit Zöllen auf seine Nachbarn für umfangreiche Störungen in den Lieferketten sorgen. In der Kfz-Industrie etwa würden US-Firmen überdurchschnittlich leiden. Ford, General Motor und Stellantis sind im Norden des Landes beheimatet. Sie unterhalten enge Produktionsverbünde mit kanadischen Partnern. Einige Komponenten überschreiten im Laufe ihres Produktionsprozesses mehrmals die Grenze. 

Container terminal, view from a container ship Containerhafen | © GettyImages/Jorg Greuel

06.02.2025 Special | Kanada | US-Zollpolitik
Kanada könnte zukünftig mehr Maschinen aus Deutschland einführen

Trump droht Kanada mit Zöllen. Kommen sie, könnten Industrie und Verbraucher künftig vermehrt auch auf deutsche Produkte ausweichen. Kanada dürfte aber in eine Rezession rutschen.

Die ausländischen Autobauer sitzen hingegen im Süden des Landes. Auch deutsche Unternehmen sind hier angesiedelt. Und sie produzieren nur einen Teil der für den US-Markt bestimmten Modelle vor Ort. Daneben findet Produktion in Mexiko und Deutschland statt. Kämen Zölle auf den Import von fertigen Pkw aus Mexiko und der EU, würden sie an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen.

Deutsche Maschinenbauer können von China-Zöllen profitieren

Einige deutschen Unternehmen könnten sogar von den China-Zöllen profitieren. Das gilt insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau. In den USA konkurrieren deutsche Maschinenbauer nicht so sehr mit einheimischen Firmen, sondern mit Wettbewerbern aus China oder Japan. 

Insgesamt dürften aber die negativen Effekte von Zöllen für deutsche Unternehmen überwiegen, selbst wenn Trump nicht weiter eskaliert. Es herrscht eine lähmende Unsicherheit unter den Managern. Niemand weiß, was in 30 Tagen sein wird. Die Folge: Viele Unternehmen arbeiten mit unterschiedlichen Szenarien, was den Planungsaufwand erhöht und die Investitionsbereitschaft senkt. 

Dass Zölle auf kanadische und mexikanische Einfuhren wie von Trump behauptet zu einer Rückkehr von Produktion und der Schaffung neuer industrieller Arbeitsplätze führen, ist utopisch. Dagegen sprechen nicht nur die sehr hohen Löhne und der Fachkräftemangel. Die Zölle würden zudem den Absatz abwürgen, da sie die Autopreise in die Höhe treiben. In Folge würden die Unternehmen sogar weniger vor Ort investieren. 

Wer kommt als nächster dran? 

Wie es im Handelskonflikt weitergeht, kann niemand voraussagen. Doch dürften Unternehmen ihre Lieferketten weiter diversifizieren. Chinesische Unternehmen haben bereits während Trumps erster Amtsperiode massiv in Vietnam investiert und beliefern von dort aus den US-Markt. Gemessen am US-Handelsbilanzdefizit lag der südostasiatische Staat bereits auf Rang 3 (wenn man die EU nicht als Block betrachtet). Damit könnte er künftig zu einem Ziel von Trumps Zollpolitik werden.

Er könnte auch die EU ins Visier nehmen. Seit seiner Wiederwahl hat sich Trump dazu zwar relativ wenig geäußert, doch das besagt nicht viel – und die EU bereitet sich schon auf einen Handelskonflikt vor.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.