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Wirtschaftsumfeld | Brasilien | Wirtschaftsstruktur

Langfristiges Wachstum durch diversifizierte Wirtschaftsstruktur

Ein großer Binnenmarkt mit steigendem Konsum und zahlreiche natürliche Ressourcen machen das Land attraktiv für Investitionen.

Von Dennis Barbosa | São Paulo

Brasilien ist der größte Staat Lateinamerikas und das fünftgrößte Flächenland weltweit. Das Land verfügt über ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial, dank seiner vielseitigen Wirtschaftsstruktur, dem großen Binnenmarkt, der breiten industriellen Basis sowie enormen Bodenschätzen und Naturressourcen. Gemeinsam mit Argentinien, Bolivien, Paraguay und Uruguay bildet Brasilien die Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur.

203,1 Mio.

Personen lebten 2022 im Land.

Quelle: Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE) 2023

2.174 Mrd.

US-Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023.

Quelle: IWF 2024

10.642

US-Dollar machte das BIP pro Kopf damit 2023 laut Schätzung des IWF aus.

Quelle: IWF 2024

Rang 23

belegte das Land 2023 unter den deutschen Exportzielen.

Quelle: Destatis 2024

Rang 104

nimmt das Land im Corruption Perceptions Index 2023 ein (unter 180 Ländern).

Quelle: Transparency International 2024

7 %

betrug die Analphabetenquote im Jahr 2022.

Quelle: IBGE 2023

Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt Brasilien.

SWOT-Analyse Brasilien

S

Stärken Strengths

  • Größter Binnenmarkt in Lateinamerika
  • Reichhaltige und vielfältige natürliche Ressourcen
  • Starke Position in der landwirtschaftlichen Produktion
  • Stabiles und liquides Bankensystem
W

Schwächen Weaknesses

  • Hohe Korruption und ineffiziente Bürokratie erschweren Geschäftstätigkeit
  • Fehlende Planungssicherheit für Investitionen mangels langfristiger Strategien und konsistenter Vorgaben aus der Politik
  • Signifikante Defizite in der Infrastruktur, die wirtschaftliches Wachstum behindern
  • Relativ hohe Steuerlast
O

Chancen Opportunities

  • Gute Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien
  • Geplante umfangreiche Investitionen in die Verbesserung der Infrastruktur
  • Ausgezeichnete Voraussetzungen für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft
  • Privatisierungen und Infrastrukturkonzessionen stimulieren neue private Investitionen
T

Risiken Threats

  • Politische Instabilität durch eine starke gesellschaftliche Polarisierung
  • Soziale Ungleichheit und hohe Kriminalitätsrate beeinträchtigen die Lebensqualität
  • Starke Abhängigkeit von Rohstoffexporten macht die Wirtschaft anfällig
  • Erhebliche negative Folgen des Klimawandels für Umwelt und Wirtschaft

Anhaltendes Wachstum im Dienstleistungssektor

Der Dienstleistungssektor ist der größte Sektor der brasilianischen Wirtschaft. Er steht für zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die weiteren Aussichten für den Wirtschaftszweig sind positiv: Der robuste Arbeitsmarkt, steigende Einkommen, höhere staatliche Transferzahlungen und die Erhöhung des Mindestlohns kurbeln die Nachfrage nach Dienstleistungen an. Für positive Impulse sorgen auch Investitionen in die Digitalisierung wie der Ausbau von 5G-Netzen, der stabile Finanzsektor und die lebendige Start-up-Szene.

Ein Hemmfaktor für den Konsum und die Investitionen sind die hohen Kreditzinsen. Zwar hat die Zentralbank im August 2023 einen Zinssenkungszyklus eingeleitet. Seitdem ist der Leitzins von 13,75 auf 10,5 Prozent gesunken. Im August hat die Nationalbank den Leitzins aber auf 10,75 Prozent angehoben. Es ist damit zu rechnen, dass der Zinssatz für eine längere Zeit auf einem hohen Niveau bleibt, da das Wirtschaftswachstum die Markterwartungen übertroffen hat und Inflationsdruck Besorgnis hervorruft.

Industrie im Wandel: Reindustrialisierung und Nachhaltigkeit als neue Treiber

Brasilien verfügt über eine breite industrielle Basis. Zu den Kernsektoren zählen der Bergbau, die Bauindustrie, die Lebensmittelproduktion, die Metallurgie, die Herstellung von Erdölderivaten und Biokraftstoffen sowie die Chemieindustrie. Allerdings ist der Anteil der Industrie am BIP in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Doch nun hofft Brasilien auf eine grüne Reindustrialisierung dank der günstigen und reichlich vorhandenen Energie aus Wasser-, Wind- und Solarkraft sowie Biomasse. Das Stichwort lautet Powershoring.

Beschleunigen soll diese Entwicklung das im Januar 2024 gestartete Programm Nova Indústria Brasil. Hierfür stellt die Regierung bis 2026 bis zu 60 Milliarden US-Dollar (US$) bereit. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Industrie durch Investitionen in neue Technologien, Digitalisierung und die Förderung von Forschung und Entwicklung zu steigern.

Allerdings sieht sich die brasilianische Industrie auch zunehmendem Wettbewerbsdruck aus China ausgesetzt. Besonders betroffen sind die Stahlindustrie, die Automobilindustrie sowie der Bereich Maschinen und Ausrüstungen.

Wachstumschancen bei grüner Energie

Der Energiesektor Brasiliens zeigt ein starkes Wachstumspotenzial, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien. Das Land setzt weiter auf Wasserkraft, die über die Hälfte der Energieversorgung ausmacht. Doch der Anteil von Wind- und Solarenergie steigt. Besonders der Ausbau der Solarenergie schreitet schnell voran. Herausforderungen bestehen jedoch in der Modernisierung des Stromnetzes und der Integration erneuerbarer Energiequellen.

Agrarriese mit globaler Reichweite

Brasilien zählt zu den größten Agrarproduzenten und -exporteuren weltweit und spielt eine entscheidende Rolle in der globalen Versorgung mit Lebensmitteln. Das Land ist der weltweit größte Produzent und Exporteur von Kaffee, Orangensaft und Sojabohnen sowie der größte Exporteur von Zucker. Zudem ist es der zweitgrößte Exporteur von Fleisch und Schlachtnebenerzeugnissen.

Dank eines effizienten und modernen Agrarsektors, geprägt von großen Agrarkonzernen und technologisch fortschrittlichen Betrieben, konnte das Ernteaufkommen in den letzten Jahrzehnten erheblich gesteigert werden. Die Landwirtschaft ist auch ein wichtiger Devisenbringer für das Land.

Die Auswirkungen des Klimawandels, wie extreme Wetterereignisse und Veränderungen in den Niederschlagsmustern, stellen langfristige Risiken dar, die bewältigt werden müssen.

 

Bedeutung der Wirtschaftszweige in Brasilien Anteile in Prozent

Sektoren

Anteil am Bruttoinlandsprodukt 2023

Anteil an den Beschäftigten 2023

Landwirtschaft

7,1

3,9

Bergbau

4,2

0,6

Verarbeitendes Gewerbe

15,3

17,2

Energieversorgung, Wasser- und Abfallwirtschaft

2,6

1,2

Baugewerbe

3,5

6,0

Dienstleistungen

67,4

48,6

Quelle: Brasilianisches Statistikamt IBGE 2024

Südosten und Süden sind die treibenden Kräfte

Brasiliens attraktivste Investitionsstandorte befinden sich seit langem im Südosten des Landes, insbesondere in den Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais. Diese Regionen sind das Herzstück der brasilianischen Industrie und bieten eine gut entwickelte Infrastruktur sowie Zugang zu einem großen Markt. Der Süden Brasiliens, mit den Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul, ist ebenfalls ein wichtiges Wirtschaftszentrum.

Südosten und Süden: Wirtschaftsmotoren Brasiliens
Region    Wichtige Sektoren
São Paulo    Finanzdienstleistungen, internationale Unternehmen, Automobilindustrie
Rio de Janeiro    Öl- und Gasindustrie
Minas Gerais    Bergbau, Stahlproduktion
ParanáAgrarwirtschaft, Fleischproduktion
Santa CatarinaFleischproduktion, Metall- und Maschinenbau, Textilindustrie
Rio Grande do SulAgrarwirtschaft, Fleischproduktion, Automobilindustrie

Nordosten Brasiliens wird wichtiger

Die brasilianische Regierung fördert aktiv Investitionen in den weniger entwickelten Norden und Nordosten des Landes. Die natürlichen Bedingungen im Nordosten sind ideal für die Erzeugung von Wind- und Solarenergie. Tagsüber dominiert die Solarenergie, während nachts stärkere Winde wehen und somit die Energieerzeugung ergänzen. Das bietet ein großes Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff – und die Chance für einen Strukturwandel, der die Region attraktiver für Investoren macht.

Eckdaten zu den wichtigsten Regionen Brasiliens

Bundesstaat

Anteil am BIP (2021 in %)

BIP pro Kopf (2021 in US$) *)

Bevölkerung (2022 in Mio.)

São Paulo

30,2

10.807

44,4

Rio de Janeiro

10,5

10.076

16,0 

Minas Gerais

9,5

7.424

20,5

Rio Grande do Sul

6,5

9.396

10,9

Paraná

6,1

8.790 

11,4

* umgerechnet zum durchschnittlichen Jahreswechselkurs 2021: 1 US$ = 5,395 R$.Quelle: IBGE 2023

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