Auf die japanischen Hersteller entfallen mehr als 95 Prozent der Kfz-Produktion Indonesiens. Jenseits von ihnen suchen Hyundai und Chinas Wuling Nischen im Mittelklassesegment.
Die Automobilindustrie in Indonesien befindet sich fest in japanischer Hand. Mehr als 95 Prozent aller im Land produzierten Kfz stammen von Toyota & Co. Kleine Nischen bedienen Hyundai und das chinesische Wuling. Deutsche Marken bedienen das Luxussegment. Allerdings verkaufen BMW und Mercedes pro Jahr nur wenige Tausend Einheiten, Volkswagen und Audi nur einige Hundert. Volkswagen hatte noch in den 1970er-Jahren zu den dominierenden Automobilmarken im Land gehört.
Fast ein Drittel des indonesischen Automobilverkaufsmarktes entfällt auf Toyota, ein weiteres Drittel auf die Toyota-Tochter Daihatsu und Honda. Auf den nachfolgenden Plätzen rangieren Suzuki und Mitsubishi. Allen anderen Marktteilnehmenden bleiben nur kleine Marktanteile. In der Produktion sind die Anteilsverhältnisse ähnlich verteilt. Allerdings haben Toyota und Daihatsu durch ihr aufstrebendes Exportgeschäft ein noch stärkeres Gewicht.
Spielraum bei Local-Content-Regeln
Die indonesische Automobilindustrie ist fast ausschließlich östlich von Jakarta in der Provinz Westjava angesiedelt. Schwerpunkt ist der Distrikt Karawang. Dort liegen die großen japanischen Produktionsstätten und ihre Zuliefernetzwerke. In dem Distrikt werden auch die höchsten Mindestlöhne im ganzen Land gezahlt. Auch Teile werden dort gefertigt. Denn die indonesische Regierung gibt Anreize für Unternehmen, die Wertschöpfung im Land leisten. Einige japanische Modelle erreichen einen offiziellen Local-Content-Anteil von über 80 Prozent.
Allerdings ist nicht immer transparent, wie der Local Content genau berechnet wird. So haben die beiden im Land produzierten und bisher nur in kleinen Stückzahlen verkauften E-Modelle Hyundai Ioniq 5 und Wuling Air EV offiziell einen Local-Content-Anteil von über 40 Prozent. Und das, obwohl ihre Batterien importiert werden. Tatsächlich dürfte es sich um eine weitgehende CKD-Fertigungen (Completely Knocked-Down) handeln, bei der importierte Bausätze vor Ort montiert werden. Offenbar scheint es bei den formell strengen Local-Content-Regelungen in der Praxis große Verhandlungsspielräume zu geben.
Importe minimieren, Exporte maximieren
Indonesien versucht in der Automobilindustrie, so wie in vielen anderen Industriebranchen, die Importe zu minimieren. Die Importabgaben für Pkw sind hoch. Dadurch ist der Archipel im Vergleich zu den anderen fünf großen Volkswirtschaften der ASEAN ein ausgesprochen keiner Pkw-Importmarkt. Im Jahr 2023 wurden gerade einmal 86.000 Pkw importiert. Und das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Exportiert werden hingegen mehr als 500.000 Pkw. Das entspricht knapp 1.400 Stück pro Tag.
Das Exportgeschäft wurde vor allem durch die Eröffnung des neuen Tiefseehafens Patimban an der Nordküste Westjavas Ende 2020 deutlich erleichtert. Zuvor mussten täglich hunderte Autotransporter von den Produktionsstätten in Westjava mühsam über teils verstopfte Straßen zu Jakartas Hafen Tanjung Priok fahren.
Ein Weg, um die hohen Importabgaben teilweise zu umgehen, ist die CKD-Produktion. Vor allem kleinere Marktteilnehmer wie Mercedes und Volkswagen nutzen sie. Mercedes hat die Pkw-Produktion und das damit verbundene Vertriebsgeschäft Anfang 2023 an das indonesische Branchenunternehmen Indomobil übertragen.
Generell spielen indonesische Partner in Montage und Verkauf für ausländische Automobilproduzenten eine große Rolle. Mit Abstand wichtigster Player ist der Automobilarm des Mischkonzerns ASTRA, auf den mehr als die Hälfte von Automobilproduktion und -verkauf in Indonesien entfallen. ASTRA managt unter anderem das Geschäft von Toyota und Daihatsu.
Zahlreiche Investitionen in der Pipeline
In den kommenden Jahren sind in der indonesischen Automobilindustrie zahlreiche Investitionen geplant. Die größten davon stehen im Zusammenhang mit dem Bau von E-Autos. So hat der chinesische Weltmarktführer BYD den Bau einer Produktionsstätte angekündigt und will darüber hinaus in die Ladeinfrastruktur investieren. Der vietnamesische Hersteller Vinfast will ebenfalls in Indonesien E-Autos fertigen. In der Presse kursieren deutlich unterschiedliche Investitionssummen. Dabei verkündet das indonesische Industrieministerium das ausländische Engagement oft vor den Investoren selbst und tendiert dazu, Maximalsummen zu nennen.
Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in IndonesienVorhaben | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand | Anmerkungen |
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Aufbau einer E-Auto Produktion durch BYD | 1.300 | in Planung | Inklusive Bau einer Ladeinfrastruktur |
Modernisierung bestehender Produktionsstätten durch Mitsubishi Motors | 380 | in Planung | Inklusive möglicher Investition in E-Auto-Produktion |
MG Motor baut Produktionsstätte in Cikarang (Westjava) | 270 | in Planung | In Kooperation mit Chinas Wuling (gehören beide zu SAIC) |
Aufbau einer E-Auto Produktion durch Vietnams VinFast in Bekasi (Westjava) | 200 | in Planung | Inklusive Bau von E-Motorrädern und Batteriefertigung |
Mazda plant Ausbau der Produktion | k.A. | Gespräche mit Industrieministerium | Investitionen für 2024 geplant |
Chinas Chery plant Ausbau der Produktion | k.A. | in Planung | Möglicher Aufbau eines Produktionshubs für ganz ASEAN |
Quelle: Unternehmensangaben, Pressemeldungen 2024
Angesichts der noch geringen E-Auto-Verkaufszahlen in Indonesien und der im Vergleich zu Singapur, Thailand und Malaysia geringen Kaufkraft der indonesischen Konsumenten, dürften die neuen E-Auto-Hersteller im Archipel auch eine regionale Exportproduktion im Auge haben.
Aber auch Hersteller von Verbrennerautos, wie etwa das chinesische MG Motor, planen den Aufbau einer Produktion. Mitsubishi und Mazda investieren Presseberichten zufolge in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Fertigungsstätten. Auch sie signalisieren dadurch den Glauben an einen wachsenden indonesischen Automobilmarkt sowie dauerhaft hohe Importabgaben für Pkw. Möglicherweise erwägen sie ebenfalls den Aufbau einer Exportproduktion.
Steigende Importe von Kfz-Teilen
Die Automobilindustrie gehört zu den wenigen Branchen, in denen Indonesien eine Einbindung in globale Lieferketten hat. Im Jahr 2023 importierte der Archipel Kfz und -Teile für mehr als 11 Milliarden US$. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren. Davon entfallen aber nicht einmal 20 Prozent auf Pkw, dafür jeweils ein Drittel auf Lkw (die vor allem im boomenden Bergbau benötigt werden) sowie Teile und Zubehör. Der größte Anteil von Teilen stammt aus Japan. Zweitwichtigster Lieferant ist Thailand. Von dort dürften hauptsächlich die japanischen Hersteller ihre Fabriken in Westjava beliefern. Drittwichtigster Lieferant ist China.
Deutschland gehört zu den kleineren Lieferanten der indonesischen Automobilindustrie. Vor Ort sind einige deutsche Zulieferer mit kleinen Produktionen vertreten. Indonesiens Importe von in China tätigen deutschen Automobilzulieferern sind kaum zu beziffern.
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Indonesien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) | 2022 | Veränderung zu 2021 | aus Deutschland 2022 |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 563,8 | 12,7 | 4,2 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 4.160,1 | 32,5 | 100,7 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 107,7 | -10,3 | 5,2 |
SITC 713.2 Motoren | 478,1 | 9,6 | 11,0 |
Summe | 5.309,7 | 27,2 | 121,1 |
Quelle: UN-Comtrade
Von Frank Malerius
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Jakarta