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Branchen | Polen | Ernährungswirtschaft, Pharma, Kosmetika

Polens Nahrungsmittelindustrie erschließt neue Exportmärkte

Polnische Nahrungsmittel sind nicht nur in der EU beliebt. Angesichts des Fachkräftemangels und steigender Löhne setzen die Hersteller zunehmend auf Automatisierungen. In der Pharmabranche verringert die eigene Produktion von Wirkstoffen die Importabhängigkeit. Die Nachfrage nach Kosmetika wächst stetig.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

  • Wirtschaftlicher Ausblick (Stand: Mai 2024)

    Nach einem schwachen Jahr 2023 gewinnt Polens Wirtschaft erneut an Schwung. Das liegt nur teilweise an frischen EU-Fördergeldern. Gleichzeitig stellt sich Polens Regierung neu auf.

    Top-Thema: Neue Minister und neue Zuständigkeiten

    Mehrere Minister haben ihr Amt niedergelegt, um bei der Wahl zum Europäischen Parlament anzutreten. Einen Wechsel an der Spitze gab es unter anderem im Wirtschaftsministerium und im Ministerium für Staatsunternehmen. Parallel dazu brachte Polens Parlament ein Gesetz auf den Weg, das die Zuständigkeiten des neu gegründeten Industrieministeriums regelt. Die Behörde wird Fragen rund um fossile Energieträger, Wasserstoff und Kernenergie betreuen. Die erneuerbaren Energien verbleibt im Klimaministerium.

    Zu den größten Erfolgen der seit Mitte Dezember 2023 amtierenden Regierung zählt, dass sie die Freigabe neuer EU-Fördergelder aushandeln konnte - obwohl eine von der Europäischen Kommission geforderte Justizreform weiter aussteht. Anders als die Vorgängerregierung genießt die neue Koalition einen Vertrauensvorschuss. Die Machtverhältnisse in Warschau bleiben kompliziert. Jedes Gesetz muss am Staatspräsidenten vorbei. Er hat ein Veto-Recht und steht, ähnlich wie das Verfassungsgericht und die Zentralbank, der Vorgängerregierung nahe.

    Wirtschaftsentwicklung: Konsum als Wachstumstreiber

    Trotz dieser Gemengelage entwickelt sich die Wirtschaft positiv. Laut der Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission wird Polens Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 um 2,8 Prozent wachsen - fast dreimal so schnell wie der EU-Durchschnitt. Damit endet eine Flaute. Im Jahr 2023 schrammte das Land knapp an einer Rezession vorbei.

    Steigende Löhne und eine sinkende Inflationsrate lassen mehr Geld für den Privatkonsum übrig. Auch neue Sozialleistungen und Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst tragen zum Aufschwung bei. Allerdings treiben die zusätzlichen öffentlichen Ausgaben die Staatsverschuldung in die Höhe.

    Die Investitionen werden 2024 langsamer wachsen als im Vorjahr. Ein Grund dafür ist das Ende einer EU-Förderperiode im Jahr 2023. Öffentliche und private Auftraggeber schlossen eine Reihe von Projekten ab, um noch Zugriff auf verbleibende Gelder zu erhalten. Neue Mittel aus Brüssel sollten ab 2025 einen deutlichen Wachstumsimpuls geben.

    Weil neue EU-Programme gerade erst anlaufen, melden Infrastruktur-Bauunternehmen eine Auftragsdelle. Immerhin erholt sich der Wohnungsbau. Grund sind staatliche Kreditprogramme und gelockerte Auflagen der Finanzaufsichtsbehörde. Eine Herausforderung bleibt der hohe Leitzins.

    EU-Gelder helfen beim Strukturwandel

    Staatliche Wirtschaftsförderagenturen haben EU-finanzierte Ausschreibungen veröffentlicht. Firmen, die ihren Maschinenpark durch energiesparende Anlagen ersetzen, können EU-Zuschüsse beantragen. Im Mai 2024 startete außerdem ein neues Programm des europäischen Wiederaufbaufonds. Es unterstützt Betreiber von Umschlagterminals dabei, ihre Kapazitäten für den Intermodaltransport auszubauen.

    Dank der EU-Gelder dürfen Zulieferer auf neue Aufträge hoffen, beispielsweise in der Bahnindustrie. Der staatliche Schienennetzbetreiber PKP PLK verkündete, man habe dank der EU-Gelder zwischen Februar und Mai 2024 Aufträge im Wert von rund 1,8 Milliarden Euro unterzeichnet.

    Nachrichten wie diese kommen den Unternehmen gerade recht, denn der Produktionsausstoß der Industrie schrumpfte im 1. Quartal 2024. Zu den größten Verlierern gehörten Hersteller von elektrischer Ausrüstung und die energieintensiven Branchen. Der Reifenproduzent Michelin oder der Elektrokonzern ABB schließen Produktionswerke. Polens Industrie befindet sich wegen gestiegener Kosten im Umbruch. Zwischen 2019 und 2023 kletterte allein das Durchschnittsgehalt um 53,3 Prozent.

    Von einer Deindustrialisierung kann jedoch keine Rede sein. Vor allem die Elektromobilität sorgt für neue Investitionen. Ein Volkswagen-Joint Venture baut ein Werk für Batteriekomponenten. Der polnische Batteriehersteller Impact erweitert seine Produktion. Teile der Anlagen kommen vom Technologieriesen Bosch.

    Großprojekte auf dem Prüfstand

    Unternehmen fragen häufiger nach emissionsfreier Energie. Das Klimaministerium will in der zweiten Jahreshälfte 2024 einige Strategiepapiere vorstellen, darunter Ausbauziele für emissionsfreie Energien.

    Neben Offshore-Windkraftanlagen und Solarenergie setzt Polen auf Kernkraft. Das erste staatliche Atomkraftwerk des Landes wird später ans Netz gehen: Laut Industrieministerin Marzena Czarnecka wird der geplante Reaktor ab 2035 Strom bereitstellen, zwei Jahre später als geplant.

    Ein weiteres staatliches Investitionsprojekt muss mit Abstrichen rechnen. Die neue Regierung hält den geplanten Großflughafen CPK für überdimensioniert. Mehrere Prüfverfahren laufen. Die staatliche Projektgesellschaft hat außerdem angekündigt, einige geplante Schienentrassen für Hochgeschwindigkeitszüge zum Flughafen nicht zu bauen. Die erwartbare Auslastung sei zu niedrig.

    Deutsche Perspektive: Polen vor China

    Trotz aller Unwägbarkeiten entwickelt sich der deutsche Export nach Polen stark. Im 1. Quartal 2024 legten die Ausfuhren Deutschlands nach Polen um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Ein Grund mag sein, dass der Pkw-Absatz in Polen wächst. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) zeigt außerdem, dass deutsche Unternehmen ihre Situation in Polen deutlich positiver bewerten als im Vorjahr.

    Polens Export nach Deutschland schrumpfte hingegen zum Jahresauftakt. Laut der Europäischen Kommission wird Polens Handelsbilanzüberschuss 2024 sinken, weil durch die steigenden Konsumausgaben der Import zunimmt.

    Die Statistikbehörde Destatis hat die Handelszahlen für 2023 revidiert. Entgegen früheren Meldungen ist das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Polen 2023 nicht gesunken, sondern gewann erneut hinzu.

    Bemerkenswert ist, dass zwischen Januar und März 2024 mehr Exporte aus Deutschland nach Polen gingen als nach China. Das liegt auch daran, dass deutsche Unternehmen in China verstärkt für den lokalen Markt produzieren.

    Weitere Informationen (zum Beispiel Rechtsinformationen oder Branchenberichte) finden Sie auf unserer Länderseite Polen.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Markttrends Ernährungswirtschaft

    Der weltweit wachsende Bedarf an Nahrungsmitteln bietet polnischen Herstellern neue Exportchancen. Produktion und Investitionen steigen künftig wieder. Ein Exporthit ist Geflügel. 

    Turbulenzen in der Preisentwicklung prägen die polnische Ernährungswirtschaft bereits seit einiger Zeit. Auf kräftige Preissteigerungen folgten Billigimporte von Getreide und anderen Agrargütern aus der Ukraine, die zu Preissenkungen und Bauernprotesten in Europa, darunter in Polen, führten. Da sich die Preise inzwischen wieder stabilisieren, erhebt der polnische Fiskus seit dem 1. April 2024 erneut eine Mehrwertsteuer von 5 Prozent auf Grundnahrungsmittel. Diese war seit dem 1. Februar 2022 auf Grund der Inflation ausgesetzt worden. 

    Die Umsätze mit Nahrungs-, Genussmitteln und Getränken der Inlandshersteller sanken 2023 laut dem Statistischen Hauptamt GUS real leicht. Die Konsumenten sparten angesichts der Inflationsrate, die für Nahrungsmittel und nicht-alkoholische Getränke 2023 mit 15,1 Prozent (2022: +15,4 Prozent) überdurchschnittlich hoch war. Inzwischen lässt der Preisanstieg deutlich nach: Im Februar 2024 waren Nahrungsmittel und nicht-alkoholische Getränke nur noch um 2,7 Prozent teurer als im Februar 2023. Das - gepaart mit steigenden Löhnen - heizt die Kauflaune an. Die Inlandsnachfrage nach Lebensmitteln soll Prognosen zufolge wieder steigen.

    Umsatz der polnischen Produzenten mit Nahrungs-, Genussmitteln und GetränkenIn Milliarden Euro, Veränderung in Prozent
    Kategorie

    2021 1)

    2022 1)

    2023 1)

    Veränderung 2023/2022

    Nahrungsmittel

    61,2

    82,9

    88,9

    7,2

    Getränke

    5,3

    6,3

    7,2

    14,3

    Tabakwaren

    1,9

    2,0

    2,3

    15,0

    1 umgerechnet zum jeweiligen Durchschnittskurs 2021: 1 Euro = 4,5652 Złoty, 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2023: 1 Euro = 4,5420 Złoty.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024

    Neue Absatzmärkte weltweit

    Auch neue Auslandsmärkte kommen hinzu: So öffnen laut der Tageszeitung Rzeczpospolita die Philippinen ihren Markt für Fleisch aus Polen. Ein weiterer Zielmarkt ist Kuba; China soll demnächst Rindfleisch aus Polen einführen. Kolumbien nimmt Äpfel ab, woran sich auch andere lateinamerikanische Länder interessiert zeigen. Polen ist zudem Südkoreas wichtigster Milchlieferant. Die Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR organisiert 2024 polnische Gemeinschaftsstände auf 22 Nahrungsmittelmessen weltweit. 

    Weitere Investitionen in Kapazitätsausbau absehbar

    Die Nahrungsmittelindustrie muss weiter investieren, um ihre Kapazitäten zu erhöhen und durch Automatisierung und Digitalisierung ihre Effizienz zu steigern. Angesichts steigender Löhne und des Fachkräftemangels ist es notwendig, Kosten zu sparen und für eine reibungslose Produktionstätigkeit zu sorgen. Moderne Verpackungen sollen die Umwelt weniger belasten. All das eröffnet auch deutschen Anbietern von Produktions- und Verpackungsmaschinen Zulieferchancen.

    15 %

    beträgt der Anteil der Ausfuhren von Agrargütern und Nahrungsmitteln an den gesamten polnischen Exporten.

    Polens größte private Nahrungsmittelgruppe Maspex investiert 2024 rund 151 Millionen Euro in Produktionskapazitäten, Logistik und neue Technologien zur Effizienzsteigerung. Sie baut damit ihre Fabriken in Tymbark, Tychy und Oborniki sowie in Rumänien aus. Auch am Firmensitz Wadowice plant sie umfangreiche Investitionen. International Tobacco Polska führt in seiner Fabrik in Tarnowo Podgórne bei Poznań von 2022 bis 2026 ein umfangreiches Investitionsprogramm durch. Der Konzern plant 2024 weitere Automatisierungen seiner Zigarettenproduktion inklusive dem Einsatz von kollaborativen Robotern.

    Nicht nur große, sondern auch Familienunternehmen wollen ihr Angebot vergrößern und verbessern. Ein Beispiel ist die Grupa Mokate, die seit Jahren auf moderne Technologien, innovative Lösungen und neue Produkte setzt, wie Inhaber Adam Mokrysz in der Rzeczpospolita erklärt. Die für ihre Kaffee- und Teeprodukte bekannte Firma stellt außerdem Vorprodukte für die Nahrungsmittelindustrie her und investiert in pflanzliche Alternativen für Fleisch. Sie beliefert bereits über 75 Länder. Rund 75 Prozent ihres Jahresumsatzes von etwa 330 Millionen Euro erwirtschaftet Grupa Mokate im Ausland. Uzdrowisko Busko-Zdrój investiert bis Oktober 2024 rund 6,5 Millionen Euro in das Abfüllen des Mineralwassers Buskowianka. 

    Angesichts der Inflationsrate von 11,4 Prozent sanken 2023 die Investitionen in die Nahrungsmittelproduktion real. Nominal sah es anders aus: Die Aufwendungen von Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten erreichten laut GUS 2,4 Milliarden Euro. Das entsprach auf Złoty-Basis einem nominalen Zuwachs um 3,9 Prozent gegenüber 2022. Die Investitionen in die Getränkeherstellung haben auf 327 Millionen Euro zugelegt (+15 Prozent); in der Tabaksparte mit 200 Millionen Euro sogar um 173,5 Prozent.

    Rund 37 Prozent der kleinen und mittleren Nahrungsmittelunternehmen modernisierten 2023 ihre Ausrüstungen mit Fokus auf Automatisierung. Laut Siemens Financial Services (SFS) haben 35 Prozent 2024 ähnliche Pläne. "Zum Aufschwung tragen sowohl die Erneuerung des Maschinenparks und Automatisierung der Produktion bei als auch Verkaufszuwächse im Inland und die Diversifizierung der Absatzmärkte", sagt der Verkaufsleiter bei SFS, Grzegorz Jarzębski, in der Tageszeitung Puls Biznesu.

    Polnisches Geflügel weltweit gefragt

    Polen ist seit 2014 der größte Produzent von Geflügelfleisch in der EU und hinter Brasilien und USA weltweit auf Platz 3. In seiner Studie zum polnischen Fleischmarkt rechnet PricewaterhouseCoopers (PwC) mit einem jährlichen mengenmäßigen Wachstum der Produktion von durchschnittlich 1,3 Prozent bis 2029. Die größten Abnehmer sind Deutschland und das Vereinigte Königreich. Asien rückt allerdings zunehmend als Absatzmarkt in den Fokus. 

    Bei schokoladehaltigen Süßwaren war Polen mit Exporten von 2,4 Milliarden US$ 2022 der weltweit viertgrößte Exporteur. Hier könnten die derzeit hohen Preise für Kakao die Umsätze begrenzen. Dennoch vergrößert Jutrzenka 2024 seine Fabrik für Süßwaren in Dobre Miasto für 9,3 Millionen Euro. Die Molkereisparte kann gerade in entfernten Ländern mit haltbaren Erzeugnissen wie UHT-Milch und Milchpulver trumpfen. 

    Auch für deutsche Anbieter ergeben sich neue Zulieferchancen. Verpackte Ökoprodukte etwa sind gerade unter Großstädtern beliebt. Für Weine und Spirituosen aus Deutschland finden sich Marktlücken, ebenso wie für Süßwaren, Pralinen und andere Lebensmittel. Die deutschen Lieferungen von Agrargütern und Nahrungsmitteln nach Polen im Wert von laut GUS 6,2 Milliarden Euro 2022. Deutsche Firmen produzieren auch in Polen. Bahlsen zum Beispiel hat dort zwei Fabriken.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in PolenInvestitionssumme in Millionen Euro
    Projekt

    Investitionssumme 

    ProjektstandAnmerkungen
    Bau einer Fabrik für Speisesalz, Glogów

    233

    Durchführung, fertig Mitte 2029Kupferkombinat KGHM Polska Miedź
    Bau einer Fabrik für Kaffeeprodukte, Jawor

    142

    Planung, fertig 2030Jacobs Douwe Egberts OPS PL (Niederlande)
    Bau eines Kühllagers, Nowy Modlin

    112

    Durchführung, fertig Sommer 2024Atlas Ward für NewCold (Niederlande) 
    Ausbau der Schokoladenfabrik, Warschau 

    70

    Durchführung, fertig 3. Quartal 2024Firma Wedel (Lotte, Japan)
    Bau einer Fabrik für UHT-Milch, Wysokie Mazowieckie

    61

    Durchführung, fertig 2025Molkereigruppe Mlekovita
    Ausbau einer Fabrik für Babynahrung und Nahrung für medizinische Zwecke, Opole

    50

    Durchführung, fertig 1. Quartal 2025Nutricia (Danone, Frankreich)
    Modernisierung einer Saftfabrik, Zator, Technologiepark Krakau

    43

    DurchführungFirma Tymbark-MWS (Maspex)
    Quelle: Pressemeldungen 2024, Firmenangaben, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Von Beatrice Repetzki | Berlin

  • Branchenstruktur Ernährungswirtschaft

    Einige in- und ausländische Konzerne dominieren die Nahrungs- und Genussmittel- sowie Getränkebranche in Polen. Sie erhöhen ihre Effizienz. Recycelbare Verpackungen sind im Trend.

    Die polnische Nahrungsmittelindustrie verdankt ihre große Bedeutung einigen in- und ausländischen Konzernen und zahlreichen kleineren Unternehmen. Sie muss allerdings ihre Effizienz durch Automatisierungen, Digitalisierung und Energieeinsparungen weiter erhöhen. Moderne Technologien für Produktion und Verpackung sind gefragt, wobei deutsche Maschinen eine starke Position haben. Die Verpackungen selbst müssen verstärkt recycelbar sein. Zu den polnischen Exportschlagern zählen Geflügelfleisch, gefrorenes Obst und Gemüse, darunter Champignons, sowie Apfelsaft und Süßwaren.

    Wenige Großunternehmen dominieren den Markt

    Die führenden Großunternehmen sind meistens auch bedeutende Exporteure wie der Fleischverarbeiter Animex Foods, an dem Smithfield Foods Inc. (USA) mehrheitlich beteiligt ist als Teil der chinesischen WH Group. Das gilt auch für die polnischen Geflügelverarbeiter Superdrób, Cedrób und Indykpol. Den Putenverarbeiter Indykpol will die zur französischen Holding LDC gehörende Gesellschaft Drosed erwerben. An Superdrób beteiligte sich die asiatische Charoen Pokphand Foods (CPF), der neue Markenname lautet LipCo Foods.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in PolenUmsatz 2022 in Millionen Euro
    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 1) 2)

    Grupa Maspex

    verschiedene Nahrungsmittel

    3.044

    Grupa Polmlek

    Molkereiprodukte

    2.096

    Grupa Mlekovita

    Molkereiprodukte

    2.010

    SM Mlekpol

    Molkereiprodukte

                    1.531

    Imperial Tobacco PolskaTabakverarbeitung

    1.207

    Grupa SokołówFleisch und Fleischverarbeitung

    1.137

    Kompania PiwowarskaBierbrauerei (Asahi Beer)

    1.035

    Krajowa Grupa Spożywcza

    Verschiedene Nahrungsmittel

    848

    Grupa Żywiec

    Brauereigruppe (Heineken)

                    824

    Drosed Holding

    Geflügelverarbeitung

    646

    1 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty; 2 Einnahmen aus Verkäufen.Quelle: Tageszeitung Rzeczpospolita 2023

    Zu den wichtigen ausländischen Unternehmen zählen zudem Tochtergesellschaften von Unilever, Bunge, Mars, Nestlé, Coca Cola HBC, PepsiCo, Bahlsen, Danone, Carlsberg, Nord- und Südzucker, GoodMills Group, Lotte Group sowie große Tabakkonzerne. Sie  investieren in der Regel in moderne Technik und achten auf Umwelt- und Sozialstandards. So legt etwa Coca Cola HBC Polska großen Wert auf umweltfreundliche Verpackungen, so Generaldirektorin Ruza Tomić Fontana in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Alle Verpackungen für Konsumenten seien recycelbar, und das Verpackungsgewicht wird weiter verringert. Die Firma Siemens bietet Unternehmen unter anderem der Nahrungsmittelbranche individuelle Lösungen zur Energieeinsparung an.

    Als Gegengewicht zu dem stark vertretenen Unternehmen mit Auslandskapital entstand die Landesnahrungsmittelgruppe KGS (Krajowa Grupa Spożywcza). Sie soll die Strukturen der insgesamt weiterhin stark zersplitterten Branche straffen und die Nahrungsmittelversorgung des Landes sichern. Der KGS gehören 15 führende inländische Unternehmen aus sechs Bereichen an. Im Zentrum steht die Landeszuckergesellschaft (Krajowa Spółka Cukrowa S.A.; KSC). In der Saison 2023/2024 erzeugten die sieben zur KGS gehörenden Zuckerraffinerien insgesamt erstmals über 1 Million Tonnen Zucker aus 7,2 Millionen Zuckerrüben. Der polnische Output von Zucker insgesamt erreichte gleichzeitig 2,34 Millionen Tonnen (Saison 2022/2023: 2,01 Millionen Tonnen). Für diese wachsende Menge steigt auch der Bedarf an Verpackungen.

    Produktion ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel, Getränke in Polen 1) 2)
    Produktgruppe

    2022

    2023 3)

    Veränderung 2023/22 4)

    Geflügelfleisch

    3.358

    3.295

    -1,9

    Wurstwaren

    896

    737

    -17,7

    Obst- und Gemüsesäfte (in 1.000 hl)

    13.198

    10.237

    -22,4

    Milch (in 1.000 hl)

    37.211

    34.871

    -6,3

    Käse, reifend

    384

    389

    1,3

    Frischkäse, Quark

    519

    520

    0,2

    Weizenmehl

    2.517

    1.957

    -22,2

    Zucker

    2.146

    3.393

    58,1

    Reiner Wodka (umgerechnet in 100 % Alkohol, in 1.000 hl)

    1.018

    871

    -14,4

    Bier (in 1.000 hl)

    39.764

    35.200

    -11,5

    1 in 1.000 Tonnen, sofern nicht anders angegeben, hl = Hektoliter; 2 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten; 3 Angaben für 2023 sind vorläufig, sie können noch nach oben korrigiert werden; 4 Veränderung in Prozent.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024

    Zur größten Nahrungsmittelgruppe wurde 2022 die inländische Maspex, die ihre Kapazitäten 2024 weiter ausbaut. Ihre Umsätze deutlich erhöhen konnten auch die großen Molkereiunternehmen, die ebenfalls seit Jahren kleinere Konkurrenten übernehmen.

    Polnischer Export von Agrarerzeugnissen und NahrungsmittelnIn Milliarden Euro

    Jahr

    Wert

    2023 *)

    51,8

    2022 

    47,9

    2021

    37,6

    2020

    34,3

    * SchätzungQuelle: Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR 2024

    Im Ausland gefragt dank Preis und Qualität

    Die polnischen Ausfuhren von Agrarerzeugnissen und Nahrungsmitteln weisen seit Jahren einen steigenden Trend auf. Dieser setzt sich auch 2024 fort, zumal das Land neue, entfernte Märkte erschließt. Ein Exporthit ist Geflügelfleisch. Die Nahrungsmittel haben in Bezug auf den Preis und die Qualität international eine starke Wettbewerbsposition. Der Wechselkursvorteil schwindet allerdings derzeit, da der bislang schwache Złoty gegenüber anderen Währungen aufwertet. Der nominale Zuwachs des Exportwertes wird 2024 voraussichtlich abflachen, da sich der Preisauftrieb verlangsamt.   

    Im Jahr 2023 waren die Exporte laut Schätzungen der Landesstelle zur Förderung der Landwirtschaft KOWR um 8,1 Prozent gegenüber 2022 gestiegen (auf Euro-Basis). Sie erreichten einen Rekordwert von 51,8 Milliarden Euro, was bei Importen von 33,2 Milliarden Euro einem beachtlichen Überschuss von 18,6 Milliarden Euro entspricht. Hauptabnehmer sind weiter die anderen EU-Länder mit einem Anteil von 73 Prozent, die polnische Agrargüter und Nahrungsmittel für 38 Milliarden Euro abnahmen. Der Zuwachs von 7 Prozent blieb hier aber unterdurchschnittlich.  

    Exporte nach Deutschland entwickeln sich dynamisch

    Dynamischer entwickelten sich die polnischen Ausfuhren nach Deutschland, die sich um 11 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro erhöhten. Hier belegten Tabakprodukte mit 2,2 Milliarden Euro den ersten Platz gefolgt von Fisch und Fischprodukten mit 1,4 Milliarden Euro, Getreide- und Maiskörnern mit 886 Millionen Euro, Geflügelfleisch mit 881 Millionen Euro, Haustierfutter mit 713 Millionen Euro und anderen. Haustierfutter produziert der US-Konzern Mars in Polen.

    Mit großem Abstand lagen die Niederlande mit 3,2 Milliarden Euro als Abnehmerland auf Platz zwei (+2 Prozent) vor Frankreich mit 3 Milliarden Euro (+4 Prozent). Nicht-EU-Länder gewannen an Gewicht und nahmen Produkte für 13,8 Milliarden Euro ab (+11 Prozent), allen voran das Vereinigte Königreich für 4,2 Milliarden Euro (+14 Prozent). Außerhalb der EU waren besonders Weizen, Milchprodukte und Geflügelfleisch gefragt.

    An den Gesamtexporten 2023 hatten Fleisch, Fleischprodukte und Schlachtvieh mit 9,9 Milliarden Euro den größten Anteil (+1 Prozent). Hier dominierte Geflügelfleisch mit 4,1 Milliarden Euro vor Fleischprodukten mit 2,5 Milliarden Euro. Es folgten Getreidekörner und Produkte daraus mit 7,6 Milliarden Euro (+15 Prozent). Wertmäßig am stärksten stiegen die Ausfuhren von Tabak und Tabakprodukten mit 5,4 Milliarden Euro (+26 Prozent) sowie die von Zucker und Süßwaren mit 3,8 Milliarden Euro (+20 Prozent). 

    Von Beatrice Repetzki | Berlin

  • Pharma

    Polen will mehr pharmazeutische Wirkstoffe selbst produzieren und sich von Medikamentenimporten aus Asien unabhängiger machen. Unternehmen investieren in ihre Kapazitäten.

    Eine bessere Versorgungssicherheit mit Medikamenten ist erklärtes Ziel der polnischen Regierung. Deshalb soll die Inlandsproduktion erhöht und die Importabhängigkeit verringert werden. Die Pharmaunternehmen planen weitere Investitionen in Labors, Produktion, Verpackung und Logistik. Sie wollen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Auslandsmärkten verbessern und ihre Position auf dem Inlandsmarkt stärken. Das eröffnet auch deutschen Anbietern von Investitionsgütern neue Zulieferchancen.

    Die Pharmabranche investiert

    Bereits 2023 stiegen die Investitionen der Pharmabranche laut dem Statistischen Hauptamt GUS nominal auf Złoty-Basis um 35,9 Prozent gegenüber 2022 auf rund 291,3 Millionen Euro (2022: 207,7 Millionen Euro). Zu den großen inländischen Investoren zählt das Unternehmen Polfa Tarchomin aus Warschau. Sein mehrjähriges Investitionsprogramm im Wert von 139 Millionen Euro umfasst Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E), Gebäude, Maschinen und Laborausstattungen, wie der Vorsitzende Jaroslaw Król gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte.

    Im Mittelpunkt steht dabei eine Produktion der ersten inländischen onkologischen Medikamente in kleinen, gebrauchsfertigen Behältnissen. Die Jahresproduktion davon soll 6 Millionen Fertigspritzen und 20 Millionen Vials erreichen. Das Zentrum für die Entwicklung und Produktion Onkologischer Medikamente (Centrum Rozwoju i Produkcji Leków Onkologicznych) will Polfa Tarchomin Ende 2024/Anfang 2025 eröffnen. Außerdem will es seine Investition in neue Wirkstoffe (Active Pharmaceutical Ingredients, API) 2025 abschließen. Ein anderes inländisches Unternehmen, Adamed Pharma, will seinen jährlichen Output von Tabletten auf 4 Milliarden Stück erhöhen.

    Ausländische Konzerne sind in Polen ebenfalls vertreten. So verfügt die schweizerische Sandoz Group in Stryków bei Łódź und in Warschau über Produktionsstätten, die 2023 schätzungsweise insgesamt fast 25 Milliarden Tabletten herstellten. Diese werden laut dem Vorsitzenden von Sandoz Polska, Laurent Renaudie, in über 100 Länder exportiert und auch in Polen abgesetzt. Im Jahr 2024 nimmt Sandoz in seinem großen Werk in Stryków zwei neue, besonders schnelle Verpackungslinien in Betrieb und will den Tablettenausstoß auf 27 Milliarden Stück erhöhen.

    Förderung der Inlandsproduktion von Wirkstoffen

    Polen will wie andere EU-Länder mehr sogenannte aktive pharmazeutische Wirkstoffe (API) selbst herstellen, um seine Abhängigkeit von Lieferungen aus Asien zu verringern. Das Land stellt derzeit rund 100 Wirkstoffe her, wovon die allermeisten jedoch Nischenprodukte sind. Nur etwa fünf davon zählen zu den 200 von der Europäischen Kommission als wichtigste eingestuften API. Das Ministerium für Entwicklung und Technologie MRiT will die Produktion von API in Polen mit Mitteln aus dem Corona-Wiederaufbaufonds KPO der EU unterstützen.

    Die Hasco Gruppe investiert in die Erarbeitung und Synthese von API, wobei ihre Gesellschaft CBR Novasome (CBR = Centrum Badań i Rozwoju, Zentrum für F&E) eine wichtige Rolle spielt. Bei diesem Projekt geht es um die Installation neuer Linien für die API-Synthese. Mit dem Vertrieb von Pharmaprodukten und der Entwicklung von KI-gestützten Modellen zur Vorhersage der Verkaufsentwicklung ist PCF Procefar innerhalb der Hasco Group befasst.

    Polnische ArzneimittelexporteMenge in 1.000 Tonnen, Wert in Milliarden Euro *)
    Jahr

    Menge

    Wert

    2020

    73,1

    2,6

    2021

    68,1

    2,5

    2022

    73,6

    2,7

    2023

    73,3

    3,1

    * umgerechnet zum jeweiligen Jahresdurchschnittskurs 2020: 1 Euro = 4,4430 Złoty, 2021: 1 Euro = 4,5652 Złoty, 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2023: 1 Euro = 4,5420 Złoty.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024

    Deutlicher Importüberhang

    Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit in Polen trägt auch eine Ausfuhrbeschränkung bei. Sollte ein Medikament knapp werden, ist der Export davon nur mit Genehmigung des Hauptpharmainspektors (Główny Inspektor Farmaceutyczny) erlaubt. Etliche Firmen in Polen produzieren auch für den Export, vielfach Generika. In den vergangenen Jahren veränderten sich die polnischen Exporte von Pharmazeutika mengenmäßig jedoch kaum. Dagegen legten die Importe 2022 und 2023 deutlich zu, sodass sie wertmäßig mehr als doppelt so hoch wie die Exporte waren. 

    Polnische Arzneimittelimporte Menge in 1.000 Tonnen, Wert in Milliarden Euro *)
    Jahr

    Menge

    Wert

    2020

    108,7

    4,8

    2021

    85,1

    4,9

    2022

    110,9

    5,7

    2023

    114,1

    6,4

    * umgerechnet zum jeweiligen Jahresdurchschnittskurs 2020: 1 Euro = 4,4430 Złoty, 2021: 1 Euro = 4,5652 Złoty, 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2023: 1 Euro = 4,5420 Złoty.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2024

    Die Produzentenumsätze mit pharmazeutischen Erzeugnissen im weiteren Sinne weisen angesichts der zunehmenden inländischen Kapazitäten einen steigenden Trend auf. Im Jahr 2023 erhöhten sie sich auf Złoty-Basis laut GUS real um 7,8 Prozent auf 4 Milliarden Euro (2022: 3,35 Milliarden Euro).

     

    Umsätze polnischer Pharma-Produzenten In Millionen Euro, Veränderung in Prozent ¹)
    Pharmazeutischer Bedarf

    2021

    2022

    Veränderung ²)

    Grundsubstanzen 

    128

    151

    21,2

    Arzneien, übrige Produkte

    2.504

    2.903

    19,0

    Insgesamt

    2.632

    3.055

    19,1

    1 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 Euro = 4,5652 Złoty, 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2 nominale Veränderung auf Złoty-Basis in Prozent.Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, Industrieproduktion 2023

    Steigende Preise vergrößern die Umsätze der Apotheken 

    Ein wichtiger Absatzkanal für Arzneimittel sind außer medizinischen Einrichtungen Apotheken. Deren Umsätze weisen auf Grund der durchschnittlichen Preissteigerung pro Packung von 9,9 Prozent 2023 nominal einen zunehmenden Trend auf. Im 1. Quartal 2024 stiegen die Umsätze auch real leicht gegenüber dem 1. Quartal 2023. Eine reale Schrumpfung verzeichneten jedoch weiter die zuvor boomenden Parapharmazeutika, auf die der größte Umsatzanteil der Apotheken entfällt.

    Die Anzahl der Apotheken verringert sich weiter. Sie lag Ende März 2024 nur noch bei 12.565 gegenüber 12.806 Ende März 2023. Die Position individueller Apotheken wurde aber Ende September 2023 gestärkt. Seitdem darf ein Apotheker maximal vier Apotheken betreiben. Bereits bestehende größere Apothekenketten können bestehen bleiben, neue dürfen aber nicht mehr hinzu kommen.

     

    Verkäufe der Apotheken in PolenIn Milliarden Euro¹), Veränderung in Prozent

     

    2022

    2023

    Veränderung 2023/22 ²)

    Preissteigerung ³)

    Insgesamt, darunter

    9,8

    11,1

    9,5

    9.9

       Erstattungsfähige, rezeptpflichtige Arzneien

    2,9

    3,2

    7,7

    3,8

       Rezeptpflichtige Arzneien für Selbstzahler

    2,5

    3,0

    14,3

    10,5

       Rezeptfreie Präparate OTC

    4,3

    4,8

    7,7

    11,6

    1 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2022: 1 Euro = 4,6861 Złoty, 2023: 1 Euro = 4,5420 Złoty; 2 nominale Veränderung auf Złoty-Basis in Prozent; 3 durchschnittliche Preissteigerung pro Packung in Prozent.Quelle: PEX Pharma Sequence, PEX Sp. z o.o., 2024

    Polens gesetzliche Einheitskrankenkasse, der Landesgesundheitsfonds (Narodowy Fundusz Zdrowotny, NFZ) erstattete Patienten 2023 mit 2,53 Milliarden Euro 22,7 Prozent ihrer Ausgaben in Apotheken (auf Złoty-Basis +12,6 Prozent gegenüber 2022: 2,17 Milliarden Euro).

    Von Beatrice Repetzki | Berlin

  • Kosmetika

    Auch dank sinkender Inflation geben Polen wieder mehr Geld für Kosmetika aus. Die Konsumenten und Konsumentinnen wünschen sich zunehmend Nachfüllpackungen. 

    Die abflachende Inflationsrate bei steigenden Löhnen heizt die Privatnachfrage in Polen 2024 wieder an. Davon profitieren auch die Anbieter von Körperpflegemitteln und Kosmetika. Die Sparkassenorganisation PKO BP erwartet in ihrer Analyse für die Jahre 2023 bis 2028 ein nominales Wachstum der Verkäufe von durchschnittlich 5,5 Prozent pro Jahr. Besonders dynamisch entwickelt sich die Nachfrage nach dekorativer Kosmetik. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Körperpflegemittel und Kosmetika sollen von 125 Euro (2023) auf 165 Euro (2028) steigen. 

    Verkäufe von Körperpflegemitteln und Kosmetika in PolenIn Milliarden Euro
    Produktgruppe

    2023 ¹)

    2028 ²)

    Veränderung ³)

    Körperpflegemittel

    2,5

    3,0

    4,7

    Pflegende Kosmetik für die Haut

    1,4

    1,8

    6,8

    Dekorative Kosmetik

    0,6

    0,8

    7,1

    Parfums, Eau de Toilette 

    0,6

    0,7

    4,5

    Schönheitstechnologien

    0,1

    0,1

    4,3

    Insgesamt

    5,1

    6,4

    5,5

    1 Schätzung; 2 Prognose; 3 jahresdurchschnittliche nominale Steigerung 2023 bis 2028 in Prozent.Quelle: Sparkassenorganisation PKO BP gemäß Statista 2024

     

    Diese Prognose bestätigt die Entwicklung im 1. Quartal 2024. Das Statistische Hauptamt GUS meldet eine reale Steigerung der Verkäufe des Einzelhandels von Pharmazeutika, Kosmetika und orthopädischen Geräten um 6,1 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2023. In dem wirtschaftlich schwachen Jahr 2023 hatten sich diese Umsätze mit 0,7 Prozent nur wenig gegenüber 2022 verändert.

    Nachfüllpackungen sind im Kommen

    Bei den Verpackungen von Körperpflegemitteln und Kosmetika zeichnet sich ein Trend zum Nachfüllen ab. Das ist bei Konsumenten beliebt, die so ihre Ausgaben für die Produkte verringern und die Umwelt schonen können. Laut einer im Auftrag des französischen Konzerns L´Oréal von der Agentur Minds & Roses durchgeführten Analyse nutzten 46 Prozent der befragten polnischen Verbraucher bereits solche Refill-Möglichkeiten, vor allem für Flüssigseife (85 Prozent), Duschgel (56 Prozent) und Shampoo (42 Prozent). Außerdem äußerten 37 Prozent ihr Interesse an Refill-Verpackungen für Parfum.

    L’Oréal beliefert Apotheken und Drogerien in Polen mit immer mehr Produkten in Refill-Verpackungen. Das verringert die verwendete Plastikmenge um 77 Prozent. Auch  andere Markenprodukte sind bereits zum Nachfüllen erhältlich wie von Giorgio Armani, Lancôme, YSL, Prada, Kiehl’s, Vichy oder La Roche-Posay. Pflegende Kosmetikprodukte werden dabei entweder in Nachfüllbeuteln zum Umfüllen in dauerhaft benutzte Behältnisse oder in Einsätzen für zum Beispiel Cremedosen angeboten.      

    Der französische Konzern betreibt eine der größten Fabriken der L´Oréal-Gruppe, die L´Oréal Warsaw Plant, in Kanie bei Warschau. Dort produziert er jährlich rund 360 Millionen Stück Körperpflegemittel und Kosmetika wie Shampoos, Body Milk, Gesichtswasser, Deodorants, Haarfärbemittel und andere.

    Rossmann expandiert weiter

    Der Trend zu Nachfüllpackungen verändert das Aussehen der Waren in Drogeriemärkten, die ein wichtiger Absatzkanal für Körperpflegemittel und Kosmetika sind. Die größte Kette ist die deutsche Rossmann mit 1.787 Filialen in Polen Ende 2023. Sie will 2024 insgesamt über 130 neue Märkte eröffnen und den Onlinehandel weiter ausbauen. Der Umsatz von Rossmann in Polen stieg 2023 auf Złoty-Basis nominal um 17,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro mit einem Nettogewinn von 286 Millionen Euro. 

    Obwohl Eigenmarken im polnischen Einzelhandel zunehmend gefragt sind, lässt Rossmann dort keine Produkte unter Eigenmarken herstellen. "Für uns produzieren polnische Firmen, die sehr schnell auf Markttrends reagieren und auch exklusiv uns Produkte ihrer Marken anbieten. Das sind dann quasi Eigenmarken von Rossmann, die die Entwicklung der polnischen Produzenten stark beschleunigen", erläutert der Vorsitzende der polnischen Gesellschaft Rossmann SDP, Marcin Grabara, gegenüber Rzeczpospolita. Diese Produzenten benötigen weitere Ausrüstungen, darunter Verpackungsmaschinen.

    Der Onlinehandel breitet sich generell weiter aus. Dessen Anteil an den Verkäufen von Körperpflegemitteln und Kosmetika 2023 schätzt PKO BP auf 19 Prozent, 2027 soll er bereits 24 Prozent ausmachen. Diese Entwicklung gibt auch den Ausfuhren zusätzlichen Auftrieb. Der Exportanteil an den Umsätzen der polnischen Hersteller von Körperpflegemitteln und Kosmetika wächst stetig und liegt bereits bei etwas über der Hälfte. 

    Fehlendes Kapital behindert Konsolidierung 

    Die Branchenstruktur ist in Polen im europäischen Vergleich noch stark zersplittert. Notwendig ist daher eine Konsolidierung, die aber weiter auf sich warten lässt. Es fehlt das Kapital dafür. Der Partner bei dem Investment-Fonds Resource Partners, Aleksander Kacprzyk, sieht auch 2024 noch keine Trendwende. Eine Ausnahme bildet die Gesellschaft Bielenda Kosmetyki Naturalne, die mit Unterstützung durch den Investment-Fonds Innova Capital die polnische Torf Corporation erwirbt. An dieser hatte sich 2017 Resource Partners mehrheitlich beteiligt, der seine Anteile nun veräußert. Produkte der Marke Tołpa enthalten auf Torf basierende biologisch aktive Substanzen, sodass Torf Corporation das Portfolio des Kosmetikherstellers gut ergänzt. 

    Von Beatrice Repetzki | Berlin

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