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Branche kompakt | Südkorea | Chemische Industrie

Chemische Industrie mit durchwachsenen Aussichten

Daten für das 1. Halbjahr 2024 und einzelne Wachstumssegmente stimmten Südkoreas Chemiebranche vorsichtig optimistisch. Im Jahr 2025 kommen Impulse vor allem aus zwei Branchen.

Von Katharina Viklenko | Seoul

Ausblick der chemischen Industrie in Südkorea

Bewertung:

 

  • Hohe Auftragsbestände im Schiffbau und Aufschwung in der Elektronikindustrie sorgen teils für Impulse.
  • Nachhaltigkeit gewinnt mit Batterie- und Kunststoffrecycling an Bedeutung.
  • Ausbau der Produktionskapazitäten chinesischer Wettbewerber bremst Preise und Exportchancen südkoreanischer Firmen.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Dezember 2024

  • Markttrends

    Firmen kündigen Projekte bei Batteriechemikalien an. Bewegung gibt es auch bei Recycling und Wasserstoff. In der Petrochemie sind Neuvorhaben seltener als früher.

    Die Chemieindustrie ist ein zentraler Industriezweig der südkoreanischen Wirtschaft mit Schwerpunkten auf Mineralölerzeugnissen und organischen Grundchemikalien. Im Jahr 2023 blieb die Bruttowertschöpfung nahezu auf dem Niveau von 2022 und lag 1,3 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Zuvor war die Wertschöpfung 2022 noch um 3,2 Prozent zurückgegangen. Dabei sanken 2023 die Produktionsmengen zahlreicher chemischer Erzeugnisse. Auch die Fertigung von Mineralölerzeugnissen ging zurück und deren Exportmengen nahmen ab. 

    Rang 9

    belegte Südkorea bei weltweiten Exporten von chemischen Erzeugnissen 2023.

    Im 1. Halbjahr 2024 stiegen die Exportmengen in nahezu allen Untersegmenten, mit Ausnahme anorganischer Chemikalien. Auch die Produktionsmengen legten überwiegend zu, nur Pflanzenschutzmittel und Polyesterfasern verzeichneten deutliche Rückgänge.

    Impulse beim Schiffsbau und Halbleitern

    Für 2025 sind die Aussichten durchwachsen. Die Zentralbank prognostiziert ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent für 2025 und 1,8 Prozent für 2026. Das Thinktank Korea Institute for Industrial Economics and Trade rechnet, dass die Exporte von petrochemischen Erzeugnissen 2025 auf dem Niveau von 2024 bleiben, während die Fertigung um 0,8 Prozent zulegen soll.

    Wachstumstreiber der Branche sind die Halbleiterindustrie, deren Produktion um 11 Prozent steigen dürfte, sowie der Schiffbau: Hohe Auftragsbestände dürften die Nachfrage nach Schiffsfarben ankurbeln. Weniger Impulse werden 2025 von der Automobilindustrie und dem Batteriesegment erwartet.

    Bei Vorprodukten für Batterien investieren südkoreanische Firmen vor allem bei Kathoden- und Anodenmaterialien, Präkursoren, Lithiumhydroxid, Kupferfolie und Separatoren. Insbesondere LG Chem, POSCO Future M, SK Nexilis, Lotte Chemical, EcoPro BM, L&F und Korea Zinc setzen stark auf diese Bereiche. Staatliche Anreize unterstützen die Branche sowohl bei Investitionen als auch in der Forschung und Entwicklung. Ein weiteres Wachstumsfeld ist das Batterierecycling.

    Ausgewählte Investitionsprojekte bei BatteriechemikalienInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/Projekt

    Summe

    ProjektstandAnmerkungen

    Korea Zinc

    >770

    2022 bis 2027

    Absichtserklärung für Batteriechemikalienwerk in Yeosu; 1. Stufe bis 2025 Kapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr; 2. Stufe bis 2027 Kapazitäten für weitere 170.000 Tonnen jährlich

    POSCO Future M *

    300

    2024 bis 2025

    Erweiterung der Produktionskapazität für künstliche Grafitanoden in Pohang auf 36.000 Tonnen per annum

    Lotte Chemical

    159

    2022 bis 2024

    Absichtserklärung für Werk für Hydroxyethylcellulose und Vanadium-Batterieelektrolyte in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla

    POSCO Future M

    k.A.

    2024 bis 2025Bau einer Anlage für NCA-Kathodenmaterial in Gwangyang, Provinz Süd-Jeolla; Jahreskapazität von 52.500 Tonnen
    * ehemals POSCO Chemical, Umbenennung im März 2023.Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Erste Großprojekte im Wasserstoffsektor

    In Südkorea nehmen Wasserstoffprojekte Fahrt auf. SK E&S und Korea Midland Power erhielten Ende 2022 die Genehmigung für ein Großprojekt zur Produktion von blauem Wasserstoff in Boryeong, Provinz Süd-Chungcheong, mit einer geplanten Kapazität von 250.000 Tonnen pro Jahr. Lotte Chemical gründete mit Air Liquide Ende 2022 das Joint Venture Lotte Air Liquide Energy. 

    Hyosung Heavy Industries und Linde haben in Ulsan eine Verflüssigungsanlage für Wasserstoff gebaut, die seit 2023 jährlich 13.000 Tonnen produziert. Zudem soll in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla, ein Wasserstoff-Cluster entstehen, in dem Linde die Produktion von blauem Wasserstoff übernimmt.

    Gleichzeitig fördert Südkorea die Entwicklung relevanter Technologien wie Elektrolyseure oder die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCUS). Neben grauem, blauem und grünem Wasserstoff ist für Südkorea die Erzeugung von Wasserstoff mit Kernenergie eine Option.

    Ausgewählte Investitionsprojekte bei WasserstoffInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/Projekt

    Summe

    ProjektstandAnmerkungen

    Lotte Chemical

    4.600

    Plan bis 2030

    Anlagen für 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr

    SK E&S und Komipo

    3.900

    2023 bis 2026

    Anlage für jährlich 250.000 Tonnen blauen Wasserstoff in Boryeong, Provinz Süd-Chungcheong

    Hyundai Engineering

    310

    11/2022 bis 06/2025

    Werk zur Produktion von Wasserstoff aus Altplaste in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong; Kapazität von 22.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr

    Hyundai Engineering & Construction

    k.A.

    2024 bis 5/2025Bau von auf Elektrolyse basierender Wasserstoffanlage in Buan, Provinz Nord-Jeolla; geplante Produktion von 1 Tonne Wasserstoff pro Tag
    Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade and Invest

    Kunststoffrecycling wird wichtiger

    Töchter der großen Firmengruppen Südkoreas steigen in das Kunststoffrecycling ein. SK Innovation, SK Geocentric und LG Chem haben größere Vorhaben angekündigt. Generell investieren SKC, LG Chem, CJ Cheil Jedang und Lotte Chemical in biologisch abbaubare und recycelbare Kunststoffe. SK Geocentric, SK Innovation, LG Chem und Hyundai Oilbank sind aktiv bei der Ölgewinnung aus Kunststoffabfällen (Pyrolyseöl).

    Ausgewählte Investitionsprojekte südkoreanischer Firmen bei KunststoffrecyclingInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/Projekt

    Summe

    ProjektstandAnmerkungen

    SK Innovation

    1.300

    2023 bis 2025

    Cluster für Kunststoffrecycling in Ulsan; Kapazität zur Verarbeitung von circa 250.000 Tonnen Kunststoffabfällen pro Jahr; unter anderem für Polyethylen, Polypropylen und Polyethylenterephthalat

    LG Chem

    240

    2022 bis 2024

    Recyclingwerk für Pyrolyseöl und Werk für Dämmstoff Aerogel in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong

    SK Geocentric

    k.A.

    2022 bis 2025

    Bau einer Kunststoffrecyclinganlage in Ulsan; Kapazität 66.000 Tonnen pro Jahr; Bau einer Anlage zur Weiterbehandlung recycelter Kunststoffe unter Nutzung von Pyrolyseöl

    Quelle: Angaben der Unternehmen und der Provinz Süd-Chungcheong 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    China bremst Südkoreas Petrochemie

    Ein milliardenschweres Großprojekt von S-Oil ist derzeit das bedeutendste Vorhaben in der südkoreanischen Petrochemie. Lotte Chemical will in den kommenden zwei Jahren Investitionen angesichts von Liquiditätsproblemen stark zurückfahren. Der Ausbau der chemischen Kapazitäten in China bremst die Preise und die Investitionslust in Südkorea. China ist der mit Abstand größte Kunde für südkoreanische Ausfuhren von petrochemischen Erzeugnissen. 

    Bei elektronischen Chemikalien will der Stahlhersteller POSCO ab Ende 2025 hochreine Edelgase für Halbleiter, Neon, Xenon und Krypton liefern. Dazu hat es im November 2024 im Joint Venture POSCO Zhongtai Air Solution mit dem chinesischen Unternehmen Zhongtai Cryogenic Technology mit dem Bau einer Anlage in Gwangyang begonnen. Damit kann perspektivisch der Bedarf der heimischen Halbleiterindustrie zu 50 Prozent aus lokaler Produktion gedeckt werden. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine importierte Südkorea neben Gas auch Spezialgase für die Halbleiterindustrie aus Russland und der Ukraine.

    Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie SüdkoreasInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur/Projekt

    Summe

    ProjektstandAnmerkungen

    S-Oil

    7.000

    2023 bis 2026

    Erweiterung der Petrochemieanlagen in Ulsan; unter anderem Ethylen, Polyethylen und Polypropylen

    LG Chem

    2.200

    2021 bis 2028

    Bau von zehn Anlagen in Daesan; darunter bis 2024 zwei Anlagen für jährlich 50.000 Tonnen Polybutylenadipat-terephthalat und für 100.000 Tonnen Polyolefin-Elastomere

    POSCO International

    720

    2023 bis 2026

    Bau eines LNG-Terminals in Gwangyang; Speicher für zusätzlich bis zu 400.000 Kiloliter LNG

    Merck

    600

    2021 bis 2025

    Schwerpunkt auf Chemikalien für Halbleiter und Displays

    POSCO Zhongtai Air Solution

    k.A.

    2024 bis 2025Bau einer Fabrik für hochreine Edelgase in Gwangyang, Provinz Süd-Jeolla
    Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Höhere Fertigung bei Farben und Lacken

    Die Produktion von Farben und Lacken stieg 2023 laut der Korea Paint & Printing Ink Industry Cooperative auf fast 960.000 Kiloliter – ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber 2022. Die größten Zuwächse gab es bei Schiffsfarben (28,6 Prozent) und bei Farben für die Bauindustrie (10,9 Prozent). Geringeres Wachstum verzeichnete mit 1,7 Prozent die Fertigung von Farben für den Maschinenbau und die Metallverarbeitung. Bei Autofarben schlug 2023 hingegen ein Minus von 8,8 Prozent zu Buche; bei Farben für Elektronik ging die Produktion um 8,5 Prozent zurück. In den ersten sechs Monaten 2024 entwickelte sich die Produktionsmenge von Farben und Lacken mit einem Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 430.000 Kiloliter dynamischer. Die größten Zuwächse gab es bei Farben für den Maschinenbau und die Metallverarbeitung sowie für Kfz.

    Die Produktion von Pflanzenschutzmitteln stieg laut Korea Crop Protection Association 2023 gegenüber 2022 um 9,8 Prozent, darunter bei Insektiziden um 30,4 Prozent und bei Herbiziden um 14 Prozent. Die Fertigung von Fungiziden sank nach dem starken Vorjahr um 4,9 Prozent. Im 1. Halbjahr 2024 ging die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln auf Jahresbasis um fast ein Fünftel zurück. Am größten waren die Rückgänge bei Insektiziden und Herbiziden. Die Herstellung von Düngemitteln fiel 2023 wie schon 2022, legte in den ersten sechs Monaten 2024 aber um 3,4 Prozent zu.

    Von Katharina Viklenko | Seoul

  • Branchenstruktur

    Südkorea verfügt über eine große chemische Industrie mit Fokus auf Raffinerien und organischen Grundchemikalien. Deutsche Anbieter kommen vor allem bei Spezialchemikalien zum Zug.

    Laut Statistics Korea gab es in Südkorea gemäß aktuellsten Angaben für das Jahr 2022 fast 4.100 Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitenden in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Die insgesamt rund 215.000 Beschäftigten produzierten Erzeugnisse im Wert von 194 Milliarden US-Dollar (US$).

    Hohe Produktion bei organischen Chemikalien und Mineralölen

    Wichtige Segmente sind organische Grundchemikalien, Kunststoffe und synthetischer Kautschuk in Primärformen, Pharmazeutika, Kosmetika, Farben und Lacke, Industriegase und Agrarchemikalien. Daneben gab es in Südkorea im Jahr 2022 noch 128 Erdölraffinerien mit 11.300 Mitarbeitern und einem Produktionswert von 155 Milliarden US$. Zugleich gab es circa 5.550 Hersteller von Kunststofferzeugnissen mit 172.000 Mitarbeitenden und einem Produktionswert von knapp 51 Milliarden US$.

    Die meisten Firmen sind klein oder mittelgroß: Mehr als 90 Prozent haben weniger als 100 Beschäftigte. Am anderen Ende gibt es einige sehr große Unternehmen. Marktführer ist LG Chem, das 2023 einen Chemieumsatz von 42 Milliarden US$ erzielte. Damit lag das Unternehmen gemäß der US-Fachzeitschrift C&EN auf Rang 4 der "Chemical & Engineering News Global Top 50".

    Umsätze wichtiger Branchenunternehmen in Südkorea ¹)in Milliarden US-Dollar
    UnternehmenSparte

    2023

    1. Halbjahr 2024

    GS Caltex

    Mineralölerzeugnisse, Benzol, para-Xylol, Propylen, PP

    37,2

    18,1

    LG Chem

    Ethylen, Propylen, ABS, PVC, LDPE, HDPE, PP, Batterien

    42,2

    17,7

    SK Energy

    Mineralölerzeugnisse

    33,3

    16,7

    S-Oil

    Mineralölerzeugnisse, para-Xylol, Benzol

    27,3

    14,0

    HD Hyundai Oilbank 2)

    Mineralölerzeugnisse

    21,5

    11,6

    LOTTE Chemical

    Ethylen, HDPE, PP, ABS, Polycarbonat, TPA, Ethylenglycol

    15,3

    7,6

    SK Geo Centric

    para-Xylol, Ethylen, Benzol, HDPE, L-LDPE, PP

    10,4

    5,0

    Hanwha Solutions

    LDPE, L-LDPE, PVC, TDI

    10,2

     3,7

    Hanwha TotalEnergies Petrochemical 3)

    Ethylen, Propylen, para-Xylol, SM, LDPE, PP

    8,8

    4,3

    Kumho Petrochemical

    Synthetischer Kautschuk, PS, ABS, EPS, PPG

    4,8

    2,6

    1 Umrechnung zum Wechselkurs der Deutschen Bundesbank, 2023: 1 US$ = 1.308 Südkoreanische Won, 1. Halbjahr 2024: 1 US$ =1.352 Won; 2 Umbenennung 2023, ehemals Hyundai Oilbank; 3 ehemals Hanwha Total Petrochemical.Quelle: Korea Petrochemical Industry Association 2024; Angaben der Firmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Weltweit auf Rang 4 bei Ethylen

    Südkorea verfügt nach den USA, China und Saudi-Arabien weltweit über die viertgrößten Ethylenkapazitäten. Mit Stand vom Juni 2024 verteilten sich jährlich 12,8 Millionen Tonnen auf neun Unternehmen. Daneben bestehen Kapazitäten von 11 Millionen Tonnen pro Jahr bei Propylen und von 10,8 Millionen Tonnen jährlich bei para-Xylol. Die wichtigsten Betreiber von Erdölraffinerien sind SK Energy, GS Caltex, S-Oil, HD Hyundai Oilbank und SK Incheon Petroleum.

     

    Angebot auch bei Batteriechemikalien, Farben, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln

    Neben den großen Batterieherstellern LG Energy Solution, SK On und Samsung SDI haben sich südkoreanische Zulieferer von Batteriechemikalien etabliert. Größere Produzenten sind EcoPro BM, L&F und POSCO Chemical. Nachdem Branchenunternehmen 2023 Rekordumsätze erzielten, hat sich das Wachstum 2024 aufgrund der global geringeren Nachfrage nach E-Autos verlangsamt.

    Umsätze ausgewählter Hersteller von Batteriechemikalien in Südkorea ¹)In Millionen US-Dollar
    Unternehmen

    2021

    2022

    2023

    1. Halbjahr 2024

    EcoPro BM

    1.297

    4.140

    5.275

    1.317

    L&F

    847

    3.002

    3.551

    881

    POSCO Future M 2)

    743

    1.498

    2.570

    1.017

    1 Umrechnung zum Wechselkurs der Deutschen Bundesbank, 2023: 1 US$ = 1.308 Südkoreanische Won, 1. Halbjahr 2024: 1 US$ =1.352 Won; 2 nur Bereich Batteriematerialien, Umbenennung 2023, ehemals POSCO Chemical.Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Bei Farben verteilten sich die größten Marktanteile im 1. Halbjahr 2024 laut Chokwang Paint auf KCC (35,1 Prozent), Noroo Paint (15,3 Prozent), Samwha Paint (12,2 Prozent), Kangnam Jevisco (7,1 Prozent) und Chokwang Paint (5,3 Prozent). Bei Düngemitteln für die Landwirtschaft lagen die Marktanteile gemäß dem Geschäftsbericht von Chobi 2023 bei 37 Prozent für Namhae Chemical, bei 24 Prozent für Poongnong Fertilizer, bei 13,6 Prozent für Farm Hannong sowie 9 Prozent für Chobi und 8,4 Prozent für Hyeophwa. Bei Pflanzenschutzmitteln dominierte 2023 Farm Hannong laut der südkoreanischen Presse mit 25,5 Prozent, gefolgt von NH Chemical (19,1 Prozent), Kyung Nong (16,2 Prozent), Dongbang Agro (12 Prozent), Hankook Samkong (10,6 Prozent), Syngenta (8,1 Prozent) und Bayer Crop Science (4,6 Prozent).

    Außenhandel mit Chemikalien 2024 rückläufig

    Von Januar bis Oktober 2024 summierten sich südkoreanische Exporte von chemischen Erzeugnissen (SITC-Position 5) auf rund 48 Milliarden US$ – ein Rückgang von 2,3 Prozent. Zugleich importierte Südkorea 17 Prozent weniger.

    Bei Mineralölerzeugnissen und organischen Grundchemikalien ist Südkorea gut aufgestellt. Bei Spezialchemikalien wird nach Einschätzung deutscher Firmenvertreter viel aus Deutschland, China und Japan importiert. Gute Absatzperspektiven für deutsche Produkte gibt es bei Erzeugnissen mit Alleinstellungsmerkmal.

    Deutsche Firmen mit guter Marktposition

    Deutsche Anbieter sind auf dem südkoreanischen Chemiemarkt sehr aktiv. BASF ist über Importe und Produktion breit vertreten und betreibt in Südkorea acht Werke mit dem zentralen Standort in Yeosu. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Aus lokaler Fertigung stammen unter anderem Vorprodukte für Schaumstoffe, Kunststoffe für Automobile, die Bauindustrie und Haushaltsartikel sowie Vitamine. Ein erheblicher Anteil der lokalen Fertigung wird exportiert. BASF betreibt im Land zudem Entwicklungszentren für elektronische Materialien und technische Kunststoffe.

    Merck ist ein wichtiger Lieferant für südkoreanische Display- und Elektronikhersteller mit eigener Produktion vor Ort. Zum Jahreswechsel 2022/2023 übernahm Merck die Chemiesparte der südkoreanischen Firma Mecaro, die Präkursoren für die Dünnschichtdeposition von Halbleitern entwickelt und produziert. In Pyeongtaek ist ein Forschungscenter und eine Produktionsstätte für das chemisch-mechanische Polieren (CMP) von Halbleitern angesiedelt. Im Oktober 2024 eröffnete Merck in Anseong ein Spin-on-dielectric-(SOD) Center zur Forschung an Kernisolatoren, die bei Logik- und Speicherchips verwendet werden. Von 2021 bis 2025 will Merck 600 Millionen Euro in Südkorea in Chemikalien für Halbleiter und Displays investieren. Daneben ist das Unternehmen im Bereich Life Sciences in Südkorea vertreten. Im März 2024 kündigte Merck bis 2026 den Bau eines Produktionszentrums für Biologika in Daejeon für mehr als 300 Millionen Euro an.

    Evonik unterhält im Rahmen des Joint Venture SKC Evonik Peroxide Korea eine Fertigungsstätte zur Herstellung des Bleichmittels Wasserstoffperoxid in Ulsan. Bayer verfügt über eine Produktionsstätte für Pflanzenschutzmittel in Daejeon. Henkel nahm im August 2022 ein Werk für Klebstoffe für die Elektronikindustrie in Songdo in Betrieb. Im Konsumentenbereich ist Henkel unter anderem mit dem Waschmittel Persil stark aufgestellt. Beiersdorf ist neben Kosmetika sowohl im Konsumenten- als auch im Industriebereich mit Klebstoffen der Marke Tesa vor Ort.

    Die Quarzwerke-Gruppe nahm 2021 ein Werk für Hochleistungsfüllstoffe in Dangjin in Betrieb. Heraeus liefert etwa Quarzmaterialien nach Südkorea. Des Weiteren übernahm Heraeus Conamic 2021 den Quarzverarbeiter HS Advanced Materials in Südkorea, der seit Mai 2022 als Heraeus Korea firmiert.

    Von Katharina Viklenko | Seoul

  • Rahmenbedingungen

    Südkorea ist kein einfacher Markt. Chemikalien mit Ursprung in der Europäischen Union können zollfrei eingeführt werden. Oft gelten aber andere Normen und Regeln.

    Seit Juli 2011 findet das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union Anwendung. Chemikalien aus der EU können daher zollfrei nach Südkorea eingeführt werden. Informationen zu Normen und Standards in Südkorea können bei der Korean Agency for Technology and Standards eingeholt werden.

    Licht und Schatten beim Marktzugang

    Die Marktzugangsbedingungen im Land gelten übergreifend in allen Branchen als herausfordernd, die Vorgehensweise lokaler Behörden mitunter als hart. Auch Firmenvertreter bemängeln generell, dass in Südkorea häufig Standards zur Anwendung kommen werden, die in Teilen von den international gebräuchlichen Normen abweichen und nur für den lokalen Markt gelten.

    Die wichtigsten nicht tarifären Handelshemmnisse in Südkorea benennt das jährlich erscheinende White Paper der European Chamber of Commerce in Korea. Aus der deutschen Chemieindustrie kommen jedoch vergleichsweise wenige Klagen zu diesem Thema. Dies könnte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass deutsche Lieferanten von Chemikalien im Gegensatz beispielsweise zur Kfz-Branche nur sehr begrenzt in Konkurrenz zu lokalen Firmen treten. Vielmehr werden häufig Spezialchemikalien "made in Germany" als Vorprodukte für die südkoreanische Hightech-Industrie benötigt, die wiederum bedeutend für das gesamtwirtschaftliche Abschneiden des Landes ist. Zum anderen sind deutsche Chemieunternehmen mit Produktion und vielen Arbeitsplätzen vor Ort vertreten. Dies kann dazu beitragen, dass diese Firmen in der Wahrnehmung südkoreanischer Behörden als lokale Unternehmen eingestuft werden.

    Eine Herausforderung stellt für Lieferanten hingegen der Zugang zu Großfirmen (sogenannten Chaebol) wie Samsung und Hyundai dar. Dies ist allerdings ein branchenübergreifendes Phänomen und gilt auch für lokale Unternehmen. Der Aufwand für das Verfahren K-REACH (auch bekannt als Act on the Registration and Evaluation of Chemicals) in Südkorea gilt als vergleichsweise hoch, obwohl es sich am europäischen Verfahren orientiert.

    Vor dem Hintergrund zahlreicher Industrieunfälle in den vergangenen Jahren – auch in der Chemieindustrie – hat die Regierung 2021 ein neues Gesetz zum Arbeitsschutz beschlossen. Der Severe Accidents Penalties Act gilt seit 2022 für Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern und seit 2024 für Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten. Demnach kann die Verantwortung bei Arbeitsunfällen bis hin zu Geschäftsführern und Anteilseignern betroffener Firmen reichen.

    Ausgewählte gesetzliche Regelungen und Zuständigkeiten für Chemikalien in Südkorea

    Produkt

    Bezeichnung des Gesetzes

    Zuständige Behörde

    Hochdruckgase

    High-Pressure Gas Safety Control Act

    Ministry of Trade, Industry & Energy

    Pestizide

    Pesticide Control Act

    Ministry of Agriculture, Food and Rural Affairs

    Industriechemikalien

    Act on the Registration and Evaluation of Chemicals (K-REACH)

    Ministry of Environment

    Chemikalien

    Chemicals Control Act

    Ministry of Environment

    Persistente organische Schadstoffe

    Persistent Organic Pollutants Control Act

    Ministry of Environment

    Arbeitsschutzbestimmungen

    Occupational Safety and Health Act

    Ministry of Employment and Labor

    Arzneimittel

    Pharmaceutical Affairs Act

    Ministry of Health and Welfare / Ministry of Food and Drug Safety

    Kosmetika

    Cosmetics Act

    Ministry of Food and Drug Safety

    Nahrungsmittelzusätze

    Food Sanitation Act

    Ministry of Food and Drug Safety

    Radioaktive Substanzen

    Nuclear Energy Promotion Act

    Ministry of Science and ICT

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Katharina Viklenko | Seoul

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Korea

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Trade, Industry & Energy

    Industrieministerium

    Ministry of Agriculture, Food and Rural Affairs

    Landwirtschaftsministerium

    Ministry of Environment

    Umweltministerium

    Ministry of Health and Welfare

    Gesundheitsministerium

    Ministry of  Employment and Labor

    Arbeitsministerium

    Ministry of Food and Drug Safety

    Ministerium für Nahrungs- und Arzneimittelsicherheit

    Ministry of Science and ICT

    Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie

    Korean Agency for Technology and Standards

    Informationen zu Normen und Standards

    Market Access Database der Europäischen Union (EU)

    Einfuhrzollsätze für Waren mit Ursprung in der EU

    Korea Chemical Industry Association

    Fachverband

    Korea Chemicals Management Association

    Fachverband

    Korea Specialty Chemical Industry Association

    Fachverband

    Korea Paint & Printing Ink Industry Cooperative

    Fachverband

    Korea Fertilizer Industry Association

    Fachverband

    Korea Crop Protection Association

    Fachverband
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