Firmen kündigen Projekte bei Batteriechemikalien an. Bewegung gibt es auch bei Recycling und Wasserstoff. In der Petrochemie sind Neuvorhaben seltener als früher.
Die Chemieindustrie ist ein zentraler Industriezweig der südkoreanischen Wirtschaft mit Schwerpunkten auf Mineralölerzeugnissen und organischen Grundchemikalien. Im Jahr 2023 blieb die Bruttowertschöpfung nahezu auf dem Niveau von 2022 und lag 1,3 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Zuvor war die Wertschöpfung 2022 noch um 3,2 Prozent zurückgegangen. Dabei sanken 2023 die Produktionsmengen zahlreicher chemischer Erzeugnisse. Auch die Fertigung von Mineralölerzeugnissen ging zurück und deren Exportmengen nahmen ab.
Rang 9
belegte Südkorea bei weltweiten Exporten von chemischen Erzeugnissen 2023.
Im 1. Halbjahr 2024 stiegen die Exportmengen in nahezu allen Untersegmenten, mit Ausnahme anorganischer Chemikalien. Auch die Produktionsmengen legten überwiegend zu, nur Pflanzenschutzmittel und Polyesterfasern verzeichneten deutliche Rückgänge.
Impulse beim Schiffsbau und Halbleitern
Für 2025 sind die Aussichten durchwachsen. Die Zentralbank prognostiziert ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9 Prozent für 2025 und 1,8 Prozent für 2026. Das Thinktank Korea Institute for Industrial Economics and Trade rechnet, dass die Exporte von petrochemischen Erzeugnissen 2025 auf dem Niveau von 2024 bleiben, während die Fertigung um 0,8 Prozent zulegen soll.
Wachstumstreiber der Branche sind die Halbleiterindustrie, deren Produktion um 11 Prozent steigen dürfte, sowie der Schiffbau: Hohe Auftragsbestände dürften die Nachfrage nach Schiffsfarben ankurbeln. Weniger Impulse werden 2025 von der Automobilindustrie und dem Batteriesegment erwartet.
Bei Vorprodukten für Batterien investieren südkoreanische Firmen vor allem bei Kathoden- und Anodenmaterialien, Präkursoren, Lithiumhydroxid, Kupferfolie und Separatoren. Insbesondere LG Chem, POSCO Future M, SK Nexilis, Lotte Chemical, EcoPro BM, L&F und Korea Zinc setzen stark auf diese Bereiche. Staatliche Anreize unterstützen die Branche sowohl bei Investitionen als auch in der Forschung und Entwicklung. Ein weiteres Wachstumsfeld ist das Batterierecycling.
Ausgewählte Investitionsprojekte bei BatteriechemikalienInvestitionssumme in Millionen US-DollarAkteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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Korea Zinc | >770 | 2022 bis 2027 | Absichtserklärung für Batteriechemikalienwerk in Yeosu; 1. Stufe bis 2025 Kapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr; 2. Stufe bis 2027 Kapazitäten für weitere 170.000 Tonnen jährlich |
POSCO Future M * | 300 | 2024 bis 2025 | Erweiterung der Produktionskapazität für künstliche Grafitanoden in Pohang auf 36.000 Tonnen per annum |
Lotte Chemical | 159 | 2022 bis 2024 | Absichtserklärung für Werk für Hydroxyethylcellulose und Vanadium-Batterieelektrolyte in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla |
POSCO Future M | k.A. | 2024 bis 2025 | Bau einer Anlage für NCA-Kathodenmaterial in Gwangyang, Provinz Süd-Jeolla; Jahreskapazität von 52.500 Tonnen |
* ehemals POSCO Chemical, Umbenennung im März 2023.Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest
Erste Großprojekte im Wasserstoffsektor
In Südkorea nehmen Wasserstoffprojekte Fahrt auf. SK E&S und Korea Midland Power erhielten Ende 2022 die Genehmigung für ein Großprojekt zur Produktion von blauem Wasserstoff in Boryeong, Provinz Süd-Chungcheong, mit einer geplanten Kapazität von 250.000 Tonnen pro Jahr. Lotte Chemical gründete mit Air Liquide Ende 2022 das Joint Venture Lotte Air Liquide Energy.
Hyosung Heavy Industries und Linde haben in Ulsan eine Verflüssigungsanlage für Wasserstoff gebaut, die seit 2023 jährlich 13.000 Tonnen produziert. Zudem soll in Yeosu, Provinz Süd-Jeolla, ein Wasserstoff-Cluster entstehen, in dem Linde die Produktion von blauem Wasserstoff übernimmt.
Gleichzeitig fördert Südkorea die Entwicklung relevanter Technologien wie Elektrolyseure oder die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CCUS). Neben grauem, blauem und grünem Wasserstoff ist für Südkorea die Erzeugung von Wasserstoff mit Kernenergie eine Option.
Ausgewählte Investitionsprojekte bei WasserstoffInvestitionssumme in Millionen US-DollarAkteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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Lotte Chemical | 4.600 | Plan bis 2030 | Anlagen für 1,2 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr |
SK E&S und Komipo | 3.900 | 2023 bis 2026 | Anlage für jährlich 250.000 Tonnen blauen Wasserstoff in Boryeong, Provinz Süd-Chungcheong |
Hyundai Engineering | 310 | 11/2022 bis 06/2025 | Werk zur Produktion von Wasserstoff aus Altplaste in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong; Kapazität von 22.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr |
Hyundai Engineering & Construction | k.A. | 2024 bis 5/2025 | Bau von auf Elektrolyse basierender Wasserstoffanlage in Buan, Provinz Nord-Jeolla; geplante Produktion von 1 Tonne Wasserstoff pro Tag |
Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade and Invest
Kunststoffrecycling wird wichtiger
Töchter der großen Firmengruppen Südkoreas steigen in das Kunststoffrecycling ein. SK Innovation, SK Geocentric und LG Chem haben größere Vorhaben angekündigt. Generell investieren SKC, LG Chem, CJ Cheil Jedang und Lotte Chemical in biologisch abbaubare und recycelbare Kunststoffe. SK Geocentric, SK Innovation, LG Chem und Hyundai Oilbank sind aktiv bei der Ölgewinnung aus Kunststoffabfällen (Pyrolyseöl).
Ausgewählte Investitionsprojekte südkoreanischer Firmen bei KunststoffrecyclingInvestitionssumme in Millionen US-DollarAkteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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SK Innovation | 1.300 | 2023 bis 2025 | Cluster für Kunststoffrecycling in Ulsan; Kapazität zur Verarbeitung von circa 250.000 Tonnen Kunststoffabfällen pro Jahr; unter anderem für Polyethylen, Polypropylen und Polyethylenterephthalat |
LG Chem | 240 | 2022 bis 2024 | Recyclingwerk für Pyrolyseöl und Werk für Dämmstoff Aerogel in Dangjin, Provinz Süd-Chungcheong |
SK Geocentric | k.A. | 2022 bis 2025 | Bau einer Kunststoffrecyclinganlage in Ulsan; Kapazität 66.000 Tonnen pro Jahr; Bau einer Anlage zur Weiterbehandlung recycelter Kunststoffe unter Nutzung von Pyrolyseöl |
Quelle: Angaben der Unternehmen und der Provinz Süd-Chungcheong 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest
China bremst Südkoreas Petrochemie
Ein milliardenschweres Großprojekt von S-Oil ist derzeit das bedeutendste Vorhaben in der südkoreanischen Petrochemie. Lotte Chemical will in den kommenden zwei Jahren Investitionen angesichts von Liquiditätsproblemen stark zurückfahren. Der Ausbau der chemischen Kapazitäten in China bremst die Preise und die Investitionslust in Südkorea. China ist der mit Abstand größte Kunde für südkoreanische Ausfuhren von petrochemischen Erzeugnissen.
Bei elektronischen Chemikalien will der Stahlhersteller POSCO ab Ende 2025 hochreine Edelgase für Halbleiter, Neon, Xenon und Krypton liefern. Dazu hat es im November 2024 im Joint Venture POSCO Zhongtai Air Solution mit dem chinesischen Unternehmen Zhongtai Cryogenic Technology mit dem Bau einer Anlage in Gwangyang begonnen. Damit kann perspektivisch der Bedarf der heimischen Halbleiterindustrie zu 50 Prozent aus lokaler Produktion gedeckt werden. Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine importierte Südkorea neben Gas auch Spezialgase für die Halbleiterindustrie aus Russland und der Ukraine.
Ausgewählte Investitionsprojekte der chemischen Industrie SüdkoreasInvestitionssumme in Millionen US-DollarAkteur/Projekt | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
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S-Oil | 7.000 | 2023 bis 2026 | Erweiterung der Petrochemieanlagen in Ulsan; unter anderem Ethylen, Polyethylen und Polypropylen |
LG Chem | 2.200 | 2021 bis 2028 | Bau von zehn Anlagen in Daesan; darunter bis 2024 zwei Anlagen für jährlich 50.000 Tonnen Polybutylenadipat-terephthalat und für 100.000 Tonnen Polyolefin-Elastomere |
POSCO International | 720 | 2023 bis 2026 | Bau eines LNG-Terminals in Gwangyang; Speicher für zusätzlich bis zu 400.000 Kiloliter LNG |
Merck | 600 | 2021 bis 2025 | Schwerpunkt auf Chemikalien für Halbleiter und Displays |
POSCO Zhongtai Air Solution | k.A. | 2024 bis 2025 | Bau einer Fabrik für hochreine Edelgase in Gwangyang, Provinz Süd-Jeolla |
Quelle: Angaben der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest
Höhere Fertigung bei Farben und Lacken
Die Produktion von Farben und Lacken stieg 2023 laut der Korea Paint & Printing Ink Industry Cooperative auf fast 960.000 Kiloliter – ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber 2022. Die größten Zuwächse gab es bei Schiffsfarben (28,6 Prozent) und bei Farben für die Bauindustrie (10,9 Prozent). Geringeres Wachstum verzeichnete mit 1,7 Prozent die Fertigung von Farben für den Maschinenbau und die Metallverarbeitung. Bei Autofarben schlug 2023 hingegen ein Minus von 8,8 Prozent zu Buche; bei Farben für Elektronik ging die Produktion um 8,5 Prozent zurück. In den ersten sechs Monaten 2024 entwickelte sich die Produktionsmenge von Farben und Lacken mit einem Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 430.000 Kiloliter dynamischer. Die größten Zuwächse gab es bei Farben für den Maschinenbau und die Metallverarbeitung sowie für Kfz.
Die Produktion von Pflanzenschutzmitteln stieg laut Korea Crop Protection Association 2023 gegenüber 2022 um 9,8 Prozent, darunter bei Insektiziden um 30,4 Prozent und bei Herbiziden um 14 Prozent. Die Fertigung von Fungiziden sank nach dem starken Vorjahr um 4,9 Prozent. Im 1. Halbjahr 2024 ging die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln auf Jahresbasis um fast ein Fünftel zurück. Am größten waren die Rückgänge bei Insektiziden und Herbiziden. Die Herstellung von Düngemitteln fiel 2023 wie schon 2022, legte in den ersten sechs Monaten 2024 aber um 3,4 Prozent zu.
Von Katharina Viklenko
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Seoul