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Container terminal, view from a container ship Containerhafen | © GettyImages/Jorg Greuel

Special | Kanada | US-Zollpolitik

Kanada könnte zukünftig mehr Maschinen aus Deutschland einführen

Unter das USMCA-Abkommen fallende Güter sind von Trumps Zollrunden bisher ausgenommen. Dennoch können die neuen US-Zölle in Kanada eine Rezession auslösen.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Seit dem 5. April 2025 erheben die USA einen pauschalen Basiszoll in Höhe von 10 Prozent für Importe. Davon ist Kanada zwar ausgenommen. Allerdings fallen fortan 25 Prozent US-Zoll auf Autos und Autoteilean, die die USA aus Kanada beziehen und die nicht unter das Freihandelsabkommen USMCA fallen; angewendet werde der Zoll auf den Wert jener Komponenten, die nicht in den USA hergestellt werden.

Auch 25 Prozent US-Zoll auf bestimmte Autos und Autoteile

Autos und Autoteile waren zuvor komplett von den Zöllen in Höhe von 25 Prozent ausgenommen, welche die USA bereits am 4. März 2025 auf Waren aus Kanada und Mexiko, die nicht unter das USMCA fallen, eingeführt haben. Diese Ausnahme ist nun passé. Bei Kali sowie Energieressourcen wie Öl und Gas beträgt der US-Zollsatz "nur" 10 Prozent, vermutlich da es den Amerikanern an Substituten fehlt: Kanada ist der wichtigste ausländische Öllieferant der USA. Etwa 60 Prozent der US-Öleinfuhren stammen von dort.

Die Bestimmungen können sich täglich ändern. Den aktuellen Stand finden Sie auf unserer GTAI-Sonderseite Handelspolitik unter Trump.

Die Zölle betreffen nahezu die gesamte Lieferkette, neben dem Energiesektor auch den Maschinenbau, Pharma sowie Lebensmittel bis hin zum Agrarsektor.

Kanada hat im März 2025 als Reaktion zunächst ebenfalls Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Importe eingeführt. Zudem kündigte Ministerpräsident Mark Carney Anfang April Zölle von 25 Prozent auf aus den USA importierte Fahrzeuge an, die nicht unter das USMCA fallen; Autoteile seien indes davon ausgenommen. Die bisher insgesamt verhängten Gegenzölle durch Kanada auf US-Waren summieren sich dadurch auf 60 Milliarden US-Dollar (US$).

Verhandlungsmasse schaffen – vor allem auf Kosten der Nachbarländer

Es ist davon auszugehen, dass Trump vor allem Verhandlungsmasse für die schon geplanten Neuverhandlungen zum USMCA-Freihandelsabkommen aufbauen will. Er hatte den Vertrag in seiner ersten Amtszeit selbst unterzeichnet, nachdem er das vorherige NAFTA-Abkommen aufgekündigt und neu verhandelt hatte.

Das verarbeitende Gewerbe Kanadas ist von den Zöllen am stärksten betroffen. Es macht etwa 9 Prozent des BIP und 70 Prozent des gesamten Außenhandels mit den USA aus. Besonders der Kfz-Sektor ist stark mit dem der USA und Mexikos verflochten. So will zum Beispiel VW seine US-Autowerke künftig mit Batterien "made in Canada" beliefern, wo die Konzerntochter Powerco eine Batteriezellenfabrik plant. Kanadas Regierung hatte das Milliardenprojekt mit hohen Subventionen angelockt und diese nach Verabschiedung des US-Klima- und Energiepakets IRA (Inflation Reduction Act) nochmals aufgestockt.

Industrien mit international stark integrierten Lieferketten betroffen

Die Zölle bringen daher besonders Industrien mit stark integrierten internationalen Lieferketten in Schwierigkeiten. Probleme bekommen auch solche, die nicht ohne weiteres auf Vorleistungen ausweichen können, die im Inland produziert oder zu wettbewerbsfähigen Preisen aus anderen Ländern bezogen werden.

Welche Sektoren träfen US-Zölle besonders hart?

Anfällig sind Industriezweige, die stark in Liefer- und Wertschöpfungsketten zwischen den USA und Kanada eingebunden sind. Nach einer Analyse der Royal Bank of Canada sind das vor allem:

  1. Kfz- und Kfz-Teile-Industrie
  2. Grundchemie
  3. Landtechnik sowie Bau- und Bergbaumaschinen
  4. Herstellung von Erdöl- und Kohleprodukten
  5. Primärmetallindustrie
  6. Luft- und Raumfahrtindustrie
  7. Pharmaindustrie
  8. Kunststoffindustrie

Die Zölle treffen die kanadische Wirtschaft zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich bereits in einer schwierigen Lage befindet. Die Bank of Canada hat die Leitzinsen seit dem Sommer 2024 in mehreren Schritten um 200 Basispunkte gesenkt. Gleichzeitig bestehen in der Industrie weiterhin Überkapazitäten und die Arbeitslosenquote steigt weiter an. Das Pro-Kopf-BIP ist in acht der letzten neun Quartale gesunken, und die Unternehmensinvestitionen stagnieren.

Laut der Royal Bank of Canada (RBC) können die US-Zölle, Gegenmaßnahmen eingerechnet, ein Wirtschaftswachstum in Kanada in den nächsten beiden Jahren zunichtemachen. Es besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft 2025 stagniert und 2026 um bis zu 1,8 Prozent schrumpft. Würden die Zölle die Realwirtschaft nach unten ziehen und die Inflation anheizen, könnte die Zentralbank den eingeschlagenen expansiveren geldpolitischen Kurs aussetzen mit weiteren möglichen Negativfolgen für das Wachstum.

Handelskonflikt dürfte sich auf Kanadas Export und Import negativ auswirken

Außerdem werden Kanadas Exporte in die USA seinem größten Handelspartner durch die US-Zölle weniger wettbewerbsfähig, was zu einem erheblichen Rückgang der Exporte (und Importe) führen dürfte. Kommt es wegen der Zölle zu Verwerfungen auf den Weltmärkten, würde die geringere globale Nachfrage einen Rückgang der Rohstoffpreise auslösen, einschließlich des Ölpreises. Öl ist eines der wichtigsten Exportgüter Kanadas. Das Land könnte daher verstärkt in seine Exportinfrastruktur investieren, um kanadische Ressourcen besser nach Asien und Europa liefern zu können. Insbesondere in den Bereichen Energie und Rohstoffe könnte Kanada anstreben, künftig auch mehr nach Deutschland zu exportieren.

Kanadas Handelsbilanz könnte sich insgesamt verschlechtern. Wegen des geringeren Handelsüberschusses und der schwächeren Terms of Trade dürfte der kanadische Dollar gegenüber dem US-Dollar abwerten, was amerikanische Waren in Kanada zusätzlich verteuern würde. Kanadische Haushalte und Unternehmen dürften dann versuchen, US-Waren durch solche zu ersetzen, die nicht mit Zöllen belegt sind.

Deutsche Produkte könnten womöglich manche Lücke schließen

Daher könnte Kanada künftig mehr deutsche Produkte importieren, darunter Maschinen, die bisher aus den USA kamen: Etwa die Hälfte ihrer Maschinen und Ausrüstungen haben kanadische Unternehmen bisher in den USA eingekauft. Auch bei Kfz-Teilen, elektronischen Geräten und Komponenten oder chemischen Erzeugnissen könnten deutsche Anbieter womöglich künftig entstehende Lücken schließen.

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