Branchen | USA | Schalt- und Stromverteilungstechnik
US-Bedarf an Schalttechnik wächst ohne Unterbrechung
Die Importe von Schalt- und Stromverteilungstechnik eilen von Rekord zu Rekord. Trumps Energiepolitik dürfte daran nur wenig ändern.
10.02.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Die Nachfrage nach Schalt- und Stromverteilungstechnik in den Vereinigten Staaten bleibt hoch. Vor allem in den großen Abnehmerbranchen, dem Hochbau und der Elektrizitätswirtschaft, stehen die Zeichen weiterhin auf Expansion. Besonders starke Impulse kommen aus dem Bau von Rechenzentren.
Analysten erwarten weiteres Wachstum der Bauwirtschaft
Die landesweit erbrachten Bauleistungen legten 2024 um nominal 6,5 Prozent zu. Das zeigen Zahlen des nationalen Statistikamtes. Laut dem Dodge Construction Outlook stieg der Wert der neu begonnenen Projekte sogar um 8 Prozent. Für 2025 erwarten die Analysten ein Plus von 8,6 Prozent. Die Autoren des "FMI North American Engineering and Construction Industry Overview" sind vorsichtiger. Sie gehen für 2025 von einem Anstieg der erbrachten Bauleistungen von lediglich 2 Prozent aus.
Einig sind sich beide Consultants, dass sich der Wohnungsbau, die mit Abstand größte Sparte innerhalb des Sektors, positiv entwickeln wird. Hier entstehen aber überwiegend Einfamilienhäuser. Die Bauherren fragen zumeist relativ einfache Niedrigspannungstechnik nach, die überwiegend aus sogenannten Niedriglohnländern importiert wird. Der gewerbliche Hochbau generiert hingegen eine starke Nachfrage nach hochwertiger Mittelspannungstechnik.
Fabriken und Rechenzentren generieren hohe Branchennachfrage
Die größte Sparte im gewerblichen Hochbau ist der Fabrikbau. Riesige Konjunkturprogramme wie der Inflation Reduction Act (IRA) und der Chips and Science Act lösten in den USA in den vergangenen Jahren eine Reindustrialisierung aus. Die Bauleistungen des produzierenden Gewerbes haben sich gemäß nationalem Statistikamt zwischen 2020 und 2024 nahezu vervierfacht. Auch für 2025 sehen die beiden Marktforschungsinstitute noch Luft nach oben. Allmählich macht sich aber der statistische Basiseffekt bemerkbar: Die extrem hohen Wachstumsraten lassen sich nicht unendlich lange fortsetzen.
Einen auf absehbare Sicht stark steigenden Bedarf an Schalttechnik entfaltet der Bau von Rechenzentren. Laut FMI legten die Bauleistungen in diesem Bereich alleine 2024 um gut 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Bis 2028 gehen die Consultants nochmals von einer Steigerung um insgesamt über 60 Prozent aus. Die großen Techkonzerne investieren – getrieben durch den Boom der künstlichen Intelligenz (KI) – massiv in neue Kapazitäten.
Die KI hat allerdings einen großen Nachteil: Sie lässt den Strombedarf der Datencenter rapide ansteigen. Laut einer Studie des Electric Power Research Institute dürfte dieser alleine zwischen 2023 und 2030 um 80 Prozent steigen. Bundesstaaten, in denen besonders viele Rechenzentren angesiedelt sind, investieren daher massiv in neue Stromerzeugungs- und Verteilungskapazitäten.
Stromsektor wird kräftig ausgebaut
Dabei hilft der Ende 2021 erlassene Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA). Dieser stellt für den Bau von Kraftwerken und Leitungsnetzen laut Angaben des Weißen Hauses rund 65 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung. Er läuft zwar 2026 aus, wird sich aber noch lange über dieses Datum hinaus bemerkbar machen. Viele Projekte dürften erst Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt werden.
2024 | 2025 | 2026 | 2027 | 2028 | |
---|---|---|---|---|---|
Fabrikbau | 233,2 | 249,3 | 250,2 | 242,0 | 227,0 |
Bau von Datencentern | 27,7 | 33,1 | 37,3 | 41,2 | 44,7 |
Stromwirtschaft | 147,6 | 157,7 | 162,9 | 166,4 | 171,3 |
Der IRA wiederum fördert den Ausbau von regenerativen Energien, insbesondere von Solar- und Windkraft. Da sich diese Anlagen durch eine unregelmäßige Stromerzeugung auszeichnen, führt dies zu einer besonderen Beanspruchung der Verteilungsnetze und erfordert entsprechende Investitionen in Schalt- und Verteilungstechnik.
Trumps Energiepolitik könnte hier mittelfristig für einen Dämpfer sorgen. Er will vor allem den Öl- und Gassektor fördern. Dem Klimawandel und den erneuerbaren Energien steht er skeptisch gegenüber. Er dürfte versuchen, die entsprechenden Förderungen des IRA außer Kraft zu setzen. Doch dazu müsste er eine entsprechende Mehrheit im US-Kongress hinter sich bringen, was zweifelhaft ist. Zudem geben Analysten zu Bedenken, dass die Regenerativen oftmals auch ohne Förderung wettbewerbsfähig seien. Sie erwarten daher, dass Trump deren Ausbau zwar bremsen, aber nicht komplett verhindern kann.
Brancheneinfuhren 2024 bei deutlich über 70 Milliarden US-Dollar
Die USA müssen einen Großteil ihres Bedarfs an Schalt- und Stromverteilungstechnik importieren. Das Gros der Produktion wurde bereits vor vielen Jahren in Niedriglohnländer verlagert. Insgesamt beliefen sich die Brancheneinfuhren (ohne gedruckte Schaltungen) 2023 auf fast 70 Milliarden US$, berichtet die U.S. International Trade Commission. In den ersten elf Monaten 2024 stiegen sie um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, so dass sich im Gesamtjahr ein Rekordergebnis von rund 74 Milliarden US$ eingestellt haben dürfte.
Ein gutes Drittel der Branchenimporte stammen aus Mexiko, wo US-Unternehmen große Fertigungskapazitäten besitzen. Mit deutlichem Abstand folgt China als zweitwichtigstes Lieferland in der Importstatistik. Deutschland lieferte 2024 hochgerechnet für rund 3 Milliarden US$ Schalt- und Stromverteilungstechnik in die USA. Deutsche Firmen besitzen bei Mittelspannungstechnik eine relativ starke Wettbewerbsposition.
Land | Insgesamt, davon | Schalttechnik | Stromverteilungstechnik |
---|---|---|---|
Mexiko | 25,6 | 19,0 | 16,6 |
China | 8,0 | 4,2 | 3,7 |
Kanada | 3,3 | 2,4 | 0,8 |
Deutschland | 3,0 | 2,5 | 0,5 |
Vietnam | 2,6 | 0,8 | 1,8 |
Japan | 2,3 | 1,8 | 0,5 |
Südkorea | 2,1 | 1,3 | 0,8 |
Taiwan | 1,9 | 1,3 | 0,5 |
Italien | 1,1 | 0,9 | 0,1 |
Neue Zölle könnten Geschäft durcheinanderwirbeln
Trumps Handelspolitik könnte das Importgeschäft 2025 ordentlich durcheinanderwirbeln. So hat er einen Zollsatz von 25 Prozent auf kanadische und mexikanische Importe angedroht. Auf US-Einfuhren aus China gilt seit 4. Februar 2025 ein zusätzlicher Strafzoll von 10 Prozent.
Kommen alle Abgaben wie angedroht, werden sich Schalt- und Stromverteilungstechnik in den USA deutlich verteuern, denn die Importeure dürften den Zoll auf ihre Endkunden weiterwälzen. Es wäre utopisch zu glauben, dass die Fertigung – zumindest im nennenswerten Ausmaß – in die USA zurückkehrt. Dagegen sprechen die sehr hohen Löhne und der Fachkräftemangel.