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Geber fördern Wasserstoff-Initiativen weltweit
Grüner Wasserstoff als wichtiger Baustein für eine klimaneutrale Zukunft gewinnt an Bedeutung in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Projekte stehen jedoch meist noch am Anfang.
26.04.2024
Von Dorothea Netz | Bonn
In der internationalen Entwicklungszusammenarbeit wird das Potenzial grünen Wasserstoffs viel diskutiert. Für alle Weltregionen gibt es Analysen und erste Strategien für den Hochlauf der grünen Variante des Energieträgers. Die meisten Projekte in Umsetzung finden sich bisher in Industrieländern.
Großes Potenzial und viel Planungsbedarf
Die International Renewable Energy Agency (IRENA) hat viele Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommenslevel als vielversprechende Standorte für die Wasserstoffproduktion identifiziert. Da die Energie für die Elektrolyse bei grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen stammen muss, sind Solar- und Windpotenzial sowie Flächenverfügbarkeit wichtige Faktoren.
In Entwicklungs- und Schwellenländern stehen neben Exportplänen Bestrebungen zur Eigenversorgung und Dekarbonisierung auf der Agenda. Industrieländer unterstützen den Sektor im Rahmen ihrer internationalen Zusammenarbeit aus verschiedenen Gründen. Dazu gehören Klimaschutzziele, die Förderung nachhaltiger Entwicklung sowie die Suche nach Partnern, um künftige Importbedarfe zu decken.
Da es sich um eine Technologie im Pilotstadium handelt, ist der Markt heute noch im Entstehen und von großen Unsicherheiten geprägt - sowohl in technologischer als auch in regulatorischer Hinsicht. Eckpunkte in der Debatte sind Fragen zum Aufbau der Produktion und entsprechender Wertschöpfungsketten sowie verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und Transportoptionen.
Internationale Geber setzen hier an, erstellen Studien, unterstützen Projekte und starten Finanzierungsfazilitäten. Oftmals handelt es sich bei diesen Vorhaben um Teilprojekte größerer Initiativen zum Ausbau erneuerbarer Energien.
Was Geber finanzieren:
Stakeholder-Initiativen
Ausbildungs- und Schulungsinitiativen
Strategieentwicklung
Potenzial- und Machbarkeitsstudien
Analysen zu Wertschöpfungsketten
Entwicklung von Regularien und Standards
Projektvorbereitung und Umsetzung
Infrastrukturausbau
Absicherung von Zahlungsausfällen
In unserer Datenbank finden Sie Informationen zu geplanten Wasserstoff-Projekten und Ausschreibungen.
Ein prominenter Player hierbei ist die Europäische Union. Den Rahmen für EU-Wasserstoffvorhaben in Drittstaatenprogrammen bildet die Konnektivitätsinitiative Global Gateway. Hiermit will die EU Schwellen- und Entwicklungsländern helfen, ihre Infrastruktur nachhaltig auszubauen. Die neu gegründete Europäische Wasserstoffbank soll neben der Finanzierung innereuropäischer Projekte auch zur Sicherstellung von Importen aus Drittstaaten dienen.
Lateinamerika will sich als Global Player positionieren
Die Länder Lateinamerikas und der Karibik bieten großes Potenzial, um sich im Markt für grünen Wasserstoff zu positionieren. Die meisten Länder der Region sind dabei, nationale Wasserstoffstrategien zu formulieren. Die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB) unterstützt die Staaten mit technischer Hilfe sowie mit Zuschüssen und Darlehen. Bisher hat die IDB elf nationale Wasserstoffstrategien in der Region finanziert und technisch unterstützt. Weiterhin bietet sie Beratungsleistungen für die Vorbereitung des Wasserstoffhochlaufs. Die Strategien zielen darauf ab, die Produktion zu starten und neue Anwendungen, insbesondere im Verkehrs- und Industriesektor zu fördern. Länder wie Chile, Uruguay und Kolumbien haben ehrgeizige Pläne, um grünen Wasserstoff und seine Derivate herzustellen und zu exportieren. Argentinien positioniert sich als aufstrebende Exportnation und Panama will Transport- und Logistikzentrum für die neue Technologie werden.
Den ersten größeren Kredit zur Förderung der Wasserstoffproduktion hat die IDB 2023 bewilligt. Mit dem Darlehen in Höhe von 400 Millionen US-Dollar (US$) will die chilenische Regierung technologische Innovationen und Forschung unterstützen sowie die private Finanzierung von neuen Projekten erleichtern. Die Weltbank stellt zusätzliche 150 Millionen US$ bereit. Auch europäische Banken unterstützen Chile. Federführend sind die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie die KfW Entwicklungsbank.
Afrika: Wasserstoffprojekte konzentrieren sich auf wenige Länder
Geplant sind die meisten Projekte in Ägypten, Südafrika, Marokko, Namibia, Mauretanien und Kenia. Diese Länder kombinieren wichtige Voraussetzungen am besten: viel Sonne, viel Wind und große freie Flächen.
Recht aktiv ist die KfW. Sie finanziert Projekte in Tunesien, Marokko, Südafrika und Kenia. In Kenia etwa unterstützt sie die Herstellung von grünem Wasserstoff mit Energie aus dem Geothermiefeld Olkaria. Für dieses Projekt hat die deutsche Firma Fichtner – finanziert von der KfW – kürzlich eine Machbarkeitsstudie durchgeführt.
Die EU unterstützt über die Initiative Global Gateway in Namibia drei Projekte, in Marokko und Südafrika jeweils eins. In Namibia finanziert sie unter anderem den Bau einer Solaranlage, die mit Elektrolyseuren kombiniert wird. In Ägypten unterstützten die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) staatliche und private Wasserstoffprojekte.
Vielfältige Initiativen in Asien
Vorreiter beim Wasserstoffhochlauf sind Südkorea, Japan und China. Auch Indien hat große Pläne. Verschiedene Geber unterstützen das Land bei der Strategieentwicklung. In der Indian Hydrogen Alliance haben sich private und öffentliche Akteure zusammengetan. Für den künftigen Handel mit Wasserstoff und seinen Derivaten hat Indien bereits Vereinbarungen mit mehreren Ländern getroffen. Potenzial wird besonders für die Nutzung im Transport und der Industrie gesehen. In Vietnam und Indonesien unterstützen die EU und weitere Geber Initiativen zum Ausbau erneuerbarer Energien, darunter auch Wasserstoff. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) finanziert viele Projekte, sowohl mit nationalem als auch mit regionalem Fokus.
Diese umfassen unter anderem osteuropäische und zentralasiatische Länder wie Georgien. Die Nähe zu potenziellen Importländern macht den Aufbau von Strukturen besonders interessant. So hat die EU zum Beispiel eine Wasserstoffpartnerschaft mit Kasachstan geschlossen. Auch die EBRD fördert den Wasserstoffhochlauf in der Region.